Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

3. Kapitel

Doktor Summer kommt herein. Er ist um die 40 Jahre alt und hat einen relativ sportlichen Körper.
In den roten Haaren kann man graue Strähnen erkennen.
Eigentlich ist er ja ganz nett, eigentlich. Vielleicht würde ich ihn mögen, wenn er kein Therapeut wäre.

"Miss Prince, ich hätte nicht gedacht, sie nochmal zu sehen. Das letzte Treffen war ja nicht wirklich gut.", meint er.

Gut war es wirklich nicht. Es hat damit geendet, dass ich total wütend rausgestürmt bin. Mich aufs Neue gerizt habe und erstmal nicht aus meinem Bett kam.

Wenn Summer auch unbedingt wissen will wie mein Freund war. Wie toll er zu mir war. Warum hat es ihm interessiert?
Wahrscheinlich will er es immer noch wissen, doch wird er darauf keine Antwort bekommen.
Über meinen Eltern kann ich noch halbwegs reden. Bei meinem Bruder und meinem Freund hört es auf.
Sie bedeuten mir einfach zu viel.
So viel, dass es schon weh tut, wenn ich nur an sie denke.

Mein Herz fühlt sich dann so an, als ob es in viele kleine Scherben zerspringen würde. Bis diese einzelnen Scherben wieder zusammen gesetzt sind dauert es Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte.

"Wie geht es Ihnen?", fragt mein Gegenüber.

Statt zu antworten betrachte ich den Raum. Es hat sich nicht viel geändert. Eigentlich gar nichts.
Der gleiche moderne Sessel, auf den ich sitze, steht hier. Die Wände sind immer noch in einem ekelhaften, hellgrünen Ton gestrichen.

Warum grün, frage ich mich. Warum nicht eine schöne Farbe, wie rot oder blau. Wer kommt auf die Idee vier Wände grün zu streichen. Eine Wand hätte ja auch gereicht.

"Ich habe Ihnen eine Frage gestellt."

"Wie soll es mir denn schon gehen? Soll es mir nach einem Monat wieder fantastisch gehen? Soll ich den Schmerz überwunden haben und weiter leben, so wie ich es getan habe, als alles beim Alten war? Soll ich Sie belügen und sagen, dass ich aufgehört habe mich zu ritzen? Soll ich sagen, dass ich mir keine Schuldgefühle mehr mache, sondern der Typ dran schuld ist und nicht ich?", schreie ich ihn wütend an.

Woher kommt den jetzt meine Wut her? Ich fühle mich besser. Ich fühle mich befreiter.

"Und wissen Sie was? Ich hasse es immer Ihre gleichen Fragen zu beantworten. Immer fragen Sie das gleiche. Wie geht es Ihnen heute Miss Prince? Haben Sie mal etwas unternommen? Denken Sie immer noch an Ihren Freund? Plagen Sie immer noch Schuldgefühle? Haben Sie immer noch Alpträume?", äffe ich Doktor Summer nach.

Ich hole erstmal tief Luft und atme diese wieder aus. Doktor Summer schaut mich erleichtert an und murmel etwas von endlich.
Was endlich?

Summer kritzelt etwas auf seinen Notizblock. Warum kritzelt er da etwas drauf? Vielleicht malt er auch nur etwas.

"Was haben Sie den letzten Monat gemacht?", fragt Summer.

Gar nichts. Nein. Ich habe geatmet, gegessen und getrunken. Auf Klo war ich auch. Arbeiten auch. Habe ab und zu geduscht.

"Nichts interessantes. Haben Sie etwas gemacht?"

"Auch nicht.",meint er.

Schweigend sitzen wir nun hier. Keiner weiß was er sagen soll.

Da ich als psychisch labil abgestempelt wurden, bin und von einem Arzt zu einem Psycho Doc geschickt worden und muss die Stunde nicht bezahlen. Ich frage mich, ob der Arzt weiß, dass ich nicht regelmäßig hingehe.
Der Arzt hat bestimmt besseres zu tun, als sich über eine junge Frau Sorgen zu machen.

"Warum haben Sie sich entschieden heute zu kommen?", fragt Summer mich.

Eine sehr gute Frage, wie ich finde.
Eine passende Antwort habe ich nicht. Weil ich es kann, ist glaube ich keine gute Antwort, dennoch sage ich es.

Doktor Summer bricht in Lachen aus. In meinem Gedächtnis war er nicht so locker drauf, eher spießig.

"Meine 13 jährige Tochter sagt das auch immer", lacht er.

Ich verziehe keine Miene. Nur weil seine Tochter es auch sagt, heißt es nicht, dass etwas daran lustig ist.
Mein Lächeln haben viele Menschen lange nicht mehr gesehen. Besser gesagt keiner. Spontan fällt mir keine Situation ein, in der ich Mal gelacht oder gelächelt habe.
Auch nach langen Nachdenken fällt mir nichts ein.

Auf einmal bekomme ich ein Bild vor Augen. Ich sitze mit meinem Bruder und meinem Freund in meinem Bett. Wir gucken zusammen das Schicksal ist ein mieser Verräter. Die beiden lachen mich aus, weil ich weinen musste. Sie haben mich in den Arm genommen und dann gekitzelt bis ich von Lachen weinen musste.
Es war einer der schönsten Tagen in meinem Leben.
Es war eine Woche bevor sie gegangen sind. In diesem Moment hätte ich nicht gedacht, dass es unser letzter Filmeabend gewesen ist.

Immer wieder spielt sich die Szene vor meinen Augen ab. Immer wieder schmerzt mein Herz mehr. Es fühlt sich so an, als ob jemand mein Herz rausreißen würde. Dann mit einem Messer hundert Mal reinsticht und es dann kaputt wieder einsetzt.

Langsam wird die Szene blasser und blasser, bis sie ganz verschwindet. Nun sehe ich wieder die hellgrünen, scheußlichen Wände.

"Claire? Hattest du wieder eine Erinnerung? Was hast du gesehen?", fragt mein Gegenüber neugierig. Aufeinmal duzt er mich.

Es geht ihm nichts an. Überhaupt nichts. Egal ob Psychiater oder nicht. Es sollen meine Erinnerungen bleiben. Es ist das Einzige was mir von ihnen bleibt. Ich habe Angst, dass meine Erinnerungen irgendwann weg sind. Das ich die schönen Momente vergesse. In meinen Leben ist das Einzige, was mir geblieben sind, die Erinnerungen.

Leider auch die Schlechten. Ich habe Erinnerungen in denen ich mich mit meinem Freund streite. Wie ich mich mit meinem Bruder schlage. Das meine Eltern mich anschreien wegen meiner Schulnoten. Doch die schlimmste Erinnerung ist, als die vier vor meinen Augen starben.

Ich saß vor meinen Schatz, nutzlos. Ich konnte nicht helfen. Ich konnte nur dabei zusehen und mein Versprechen ablegen, dass ich mich nicht umbringen werde, egal wie schlimm es mir geht. Jetzt wünsche ich mir, dass ich das Versprechen nie abgegeben hätte. Erst später ist mir eingefallen, dass ich ihn hätte wiederbeleben konnte. Das habe ich sogar in der Schule gelernt.

Meine Eltern waren direkt tot. Für sie konnte ich nichts tun. Ich konnte nur in ihren leeren Augen sehen, die ausdruckslos die Decke anstarrten.

Mein Bruder hingegen kam ins Krankenhaus. Die Ärzte taten so viel wie sie konnten. Am Ende war ich die, die Schuld an seinen tot war. Steve lag im Koma und an Geräten angeschlossen. Ein Arzt hat mich gefragt, was wir machen sollen.
Er meinte, dass es keine große Chance gebe, dass er jemals aufwachen würde. Es gebe auch keine Garantie dafür, dass Steve wie früher gewesen wäre.

Deswegen entschied ich mich für das Abschalten der Geräte. Jetzt hasse ich mich für diese Entscheidung. Was wäre, wenn Steve doch aufgewacht wäre? Vielleicht nicht nach Tagen, Wochen oder Monaten. Vielleicht in einem Jahr. Vielleicht wäre er der Alte gewesen.
Der liebe, gute Bruder, mit dummen Flachwitzen. Der Bruder, der mich zum Lachen gebracht hat. Der Bruder, den ich liebe. Jetzt ist Steve tot und ich bin Schuld.

Ich bin Schuld an ihrem Tod. Von allen vier. Wegen mir sind meine Eltern tot, die Eltern, die mir aus jeden Mist rausgeholfen haben. Die Eltern, die immer nur das Gute für mich wollten.

Wegen mir ist Steve, meinem Zwillingsbruder, mein Ein und Alles tot. Er ist an unseren Geburtstag gestorben.

Wegen mir ist David, mein Freund, der, mit dem ich alt werden wollte, tot.

Wieder und wieder sehe ich das Bild.
Wieder sehe ich wie sie sterben. Ich halte es nicht aus. Mein Herz droht aus meiner Brust zu springen. Meine Lunge ringt nach Atem. Wieder einmal bekomme ich eine Panikattacke. Verdammte Psychotherapie. Doch weiß ich, dass es nicht daran liegt, sondern an mir selbst.

Ich öffne meine Augen. Doktor Summer betrachtet mich sorgenvoll.
Er sieht überfordert aus. Nie hätte ich gedacht, dass jemand wie er überfordert sein kann.
Anscheinend bin ich ein hoffnungsloser Fall.

"Ich muss gehen", verabschiede ich mich.

Mit weichen Knie laufe ich aus dem Zimmer. Meine Hände zittern wie verrückt. Ich habe das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen.

"Halte durch bis zu hause, Claire. Du schaffst das", sage ich zu mir, als ich die Straße überquere.

Es ist ungefähr 19 Uhr als ich Zuhause ankomme. Immer wieder musste ich stehen bleiben um eine Pause zu machen. Fast wäre ich zwischen vielen Menschen umgekippt. Nur gerade so schaffe ich es in meine kleinen Wohnung.

Ein Auto hätte mich fast überfahren. Jemand konnte mich rechtzeitig festhalten. Für einen Moment habe ich gedacht es wäre David gewesen. Einen Moment danach wurde ich besser belehrt.
Es war der junge Mann, der die Cola haben wollte. Ohne etwas zu sagen bin ich sofort, als keine Autos kamen, über die Straße gelaufen.
Der Mann rief mir noch etwas nach, doch bin ich einfach weiter gelaufen.

In meiner kleinen Wohnung weiß ich wie oft nicht, was ich machen soll. Viel zu viel Zeit verbringe ich hier. Oft lese ich Bücher. Meistens doppelt. Um in einem Buch alles verstehen zu können und alles mit zu bekommen, muss man ein Buch mehrere Male lesen. Meiner Meinung nach.

Die Woche war ich so unkonzentriert, dass ich nichts lesen konnte. So schlimm war es noch nie.
Ich habe nur auf der Couch gesessen und die Wand, die rot ist, angestarrt.
Mein kleines Zuhause ist hübsch eingerichtet.

In meinem Schlafzimmer sind die Wände dunkelblau. Ein Bild vom Eiffelturm schmückt es noch dazu.

Das Wohnzimmer ist rot und nicht wirklich eingerichtet. Es gibt nur Bilder von meiner Familie. Die Küche, die gleichzeitig Wohnzimmer ist, besteht nur aus einem Herd, Kühlschrank und Spülbecken.
Ein kleines Badezimmer grenzt an mein Schlafzimmer.
Es ist klein, dennoch gefällt es mir sehr. Der, der vor mir hier gewohnt hat, hat all seine Sachen hier gelassen.

Mein Zimmer bei meiner Familie fand ich dennoch besser. Da war dieses Zuhausegefühl. Hier ist es, als ob du bei einer Freundin schläfst.

Ich habe keine Freunde.
In der Schule war ich immer ein Außenseiter, nur mein Bruder war für mich da.
Ich wurde gehänselt und gemobbt.
Mir war es egal. Meine Familie stand zu mir und alles war gut.
Als ich dann mein letztes Schuljahr angefangen habe, hat das Gehänsel aufgehört. Lag vielleicht auch daran, dass ich mit David zusammen kam.
Als es dann passiert ist, habe ich die Schule abgebrochen. Alleine stand ich auf eigenen Füßen. Mit dem Rest meiner Familie hatte ich nicht wirklich etwas zu tun. Sie waren auf der Beerdigung, aber mehr auch nicht. Keiner hat mir Hilfe angeboten. Ich war alleine in London.

Ohne Geld, ohne alles, nur mit einer riesigen Portion Trauer.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro