Kapitel 27
Es war nun schon zwei Uhr dreißig in der Nacht und langsam war es das erste Mal heute, dass sich meine Müdigkeit bemerkbar machte. Ich wollte dennoch einfach nicht aufhören, mit Thomas zu reden, denn es fühlte sich einfach zu gut an. Es war so locker zwischen uns und wir konnten uns ganz normal unterhalten, ohne in diesem Moment da noch etwas hineinzuinterpretieren. Ich mochte diese Momente zwischen uns einfach immer so, ich hatte sie schon immer total gemocht und daran würde sich auch nie etwas ändern. Ich hatte mich schon auf mein Bett gelegt, da meine Matratze so weich war und Thomas hatte sich ans andere Ende gelegt. Wir hatten uns so hinlegen müssen, dass wir unsere Hände im Notfall noch einigermaßen benutzen konnten und wir mussten auch das Licht eingeschaltet lassen, damit er meine Lippen lesen konnte oder auch meine Gebärden verstehen konnte, was er im Moment nicht wollte. Der Grundsatz von vorhin, dass ich das nicht machen sollte, galt momentan anscheinend auch noch. Für mich war es mittlerweile auch kein Problem mehr, ich hoffte nur, dass es nicht zu anstrengend für ihn war, da er schließlich langsam auch müde werden musste.
Ich hatte allerdings das Gefühl, dass Thomas viel wacher als ich war, woran das lag wusste ich allerdings nicht. Vielleicht hatte er die letzten Tage länger geschlafen, damit er heute nicht so früh müde sein würde, doch bei mir hatte das nichts geholfen. Und immerhin war es auch schon ziemlich spät. Ich war froh, dass ich nicht schon um 10 Uhr todmüde geworden war, denn dann hätte ich gar nicht diese tolle Zeit genießen können, in der wir beide zusammen Fernsehen geschaut haben. Ich hatte mal wieder ordentlich mit meinen Gefühlen zu kämpfen und mein Herz sagte mir alle paar Sekunden, dass ich mich nur ein Stück nach vorne zu beugen brauchte, um das zu tun, nach dem ich mich so sehr sehnte. Dem zu widerstehen war die reinste Folter. Doch sein Anblick hatte alles wieder wettgemacht und ich hatte das Gefühl, als ob ich mich jede Sekunde aufs Neue in ihn verliebt hätte. Gefühle, die Achterbahn fuhren hoch eintausend.
„Du siehst müde aus, May. Lass uns schlafen, ich will nicht, dass du dich wegen mir quälen musst, um wach zu bleiben." Thomas rutschte schon von meiner Matratze nach unten und machte sich auf den Weg ins Bad, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Er kannte mich wirklich zu gut. Ich konnte jetzt schlecht noch Widerworte einlegen, das würde total komisch herüberkommen und außerdem hatte er ja auch recht, da ich wirklich müde war. Dennoch wollte ich nicht, dass dieser wundervolle Moment einfach zu Ende ging. Ich wusste ja noch nicht einmal, wie lange Thomas noch bleiben würde, wenn wir aufgestanden waren. Wenn er schnell wieder gehen würde, würde ich fast gar nichts mehr von ihm haben und das wollte ich natürlich auch nicht.
In der Zeit, in der er im Bad war, rutschte ich auch von der weichen Matratze herunter und machte mich daran, seine Matratze, die direkt neben meinem Bett war, so gemütlich wie möglich herzurichten. Ich hatte eigentlich am liebsten gehabt, wenn er bei mir in meinem Bett übernachtet hätte, doch da ich nicht wusste, ob ihm in dieser Situation wirklich wohl sein würde, hatte ich ihm diese Matratze aus dem Gästezimmer in mein Zimmer getragen und bezogen. Ich glaubte, auch ich wäre ziemlich am Durchdrehen, wenn er neben mir schlafen würde. Ich wusste ja jetzt schon nicht, wie ich es schaffen sollte, meinen Puls unter Kontrolle zu bekommen, wenn er nur ein paar Meter neben mir auf einer Matratze liegen würde. Wenn ich seinen ruhigen Atem hören würde, wenn er eingeschlafen war. Wenn ich stumm betete, dass wirklich alles zwischen uns wieder gut laufen würde, was ich ja machen konnte, da er mich ja nicht hören konnte.
Ich saß gerade auf seiner Matratze und schüttelte das weiche, himmelblaue Kissen und legte es wieder an die Wand, als ich Thomas' Schritte hörte, die sich an mich anschlichen. Er wusste ja leider nicht, dass er doch etwas leiser sein musste.
Ich wollte mich gerade umdrehen und rufen, dass ich ihn enttarnt hatte, doch in dieser Sekunde schlungen sich schon zwei starke Arme von hinten um meine Taille und in der nächsten Sekunde lag ich mit Thomas, wie in einem Knäuel verstrickt, auf dem Boden. Ich musste kichern, doch innerlich explodierte ich fast. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und es war, wie wenn mein ganzer Körper an ihm festgebunden war, denn ich spürte, wie ich ihm immer näher kam. Ich wollte es so sehr. Es war nicht nur ein Wunsch, es war ein solch großes Bedürfnis, das einfach erfüllt werden musste. Lange würde ich das garantiert nicht mehr aushalten. Mit schnappendem Atem presste ich meine Stirn an seine und blickte in seine braunen Augen, um die Intensität seines Blickes zu spüren, der mir einen Schauder über den Rücken jagte.
„Ich habe ja versprochen, dass ich dir deine Zeit lasse, doch wenn ich jetzt so neben dir liege, sehne ich mich so sehr an unsere Zeit, dass ich es nicht aushalten werde, die ganze Nacht auf einer Matratze neben dir zu liegen. Ich bin ja noch nie geschlafwandelt, doch ich wäre mir nicht sicher, ob mein Körper sich nicht selbständig machen würde und sich neben dich legen würde ..." Ich verstand, was er damit ausdrücken wollte. Und obwohl er seine konkrete Bitte noch nicht ausgesprochen hatte, konnte ich einfach nur ja sagen. Was denn auch sonst? Es wäre die reinste Folter für uns beide, wenn es anders sein würde. Alles in meinem Körper kribbelte, die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wie verrückt umher, als ich seine Hand ergriff und ihn sanft neben mich auf die Matratze auf mein Bett zog.
In dieser Nacht würde ich endlich wieder gut schlafen können.
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