Kapitel 19
Heute war irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung in der Carlton und da Daphne und Emmett immer Hilfe gebrauchen konnten, hatte ich mich bereiterklärt, ihnen zu helfen. Schließlich waren Freunde für so etwas da.
An sich war die Aufgabe für den heutigen Tag ziemlich leicht zu bewältigen, doch ich hatte ein Problem damit, dass alle Leute von der Carlton da sein würden. Und das hatte zur Folge, dass Thomas sicherlich auch dort sein würde und Bay wahrscheinlich auch. Die beiden waren ja jetzt immer zusammen, ob sie zusammen waren oder eher siamesische Zwillinge, wusste ich nicht und ehrlich gesagt, wollte ich es auch gar nicht wirklich wissen. Ich würde genug damit zu tun haben, den Leuten die Produkte auf unserem Tisch schmackhaft zu machen und sie davon zu überzeugen, dass das Geld auch wirklich gespendet werden würde, da dürfte ich eigentlich auch gar keine Zeit haben, um an Thomas zu denken oder mich mit ihm zu beschäftigen.
Tja, so wie ich mich kannte, würde ich wahrscheinlich doch wieder irgendwie einen Weg finden, wie ich es doch schaffen würde und dann würde ich wieder total hinuntergezogen werden und der Tag wäre dann gelaufen. Das wäre das beste Ziel, Sarkasmus ließ grüßen.
Ich stand nun hier seit zwei Stunden am Stand und es lief wirklich gut. Da Thomas und Bay entweder noch nicht aufgetaucht waren oder sich gekonnt von mir fernhielten, schaffte ich es sogar, mein Gehirn nicht nur mit Sachen, die sich mit Thomas beschäftigten, vollzustopfen. Man konnte sagen, dass ich ganz stolz auf mich war, dass ich dabei war, dazuzulernen. Manche Tage waren wirklich gut, um sein Selbstvertrauen zu stärken. Ich hatte Daphne gerade gefragt, ob sie für ein paar Minuten meinen Tisch mit übernehmen konnte, da ich mal dringend auf die Toilette musste. Emmett wäre im Notfall auch noch da, falls Daphne überfordert sein sollte.
Als ich allerdings gerade die Toilette wieder verlassen wollte, wurde ich an der Schulter festgehalten und gegen die weiße Tür gedrückt. Ich sah die schwarzen Haare und wusste sofort, wer es war. Wer denn auch sonst. Außer Bay würde niemand auf die Idee kommen, mich hier her zu verfolgen und mich dann wie einen Verbrecher an die Wand zu drücken. Sie hatte sie wohl nicht mehr wirklich alle.
„Was hast du mit Thomas gemacht? Hast du ihn einer Gehirnwäsche unterzogen? Bist du, Emmett, oder seid ihr beide so krank, dass ihr erst uns beiden fremdgeht und dann auch noch plant, dass Thomas mit der Zeit total komisch reagiert und ich ihn nicht mehr wiedererkenne?" Sie sah mich mit großen Augen an, ihr Blick schien mich fast zu durchbohren und ich konnte den Hass erkennen, wie verletzt sie war und ich konnte auch die Eifersucht sehen. Weil ich ja angeblich was mit ihrem Freund am Laufen hatte, da lachten ja die Hühner. Ich wusste jetzt auch mal wieder nicht, was ich zu meiner Verteidigung vorbringen sollte, da ich genauso wie schon die ganze Zeit, einfach nichts verbrochen hatte. Selbst die plausibelste Erklärung würde sie mir nicht abkaufen.
„Bay, wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich habe nichts mit Emmett. Ich bin auch mit Daphne befreundet, sagt dann auch jeder, dass er etwas mit ihr hat oder womöglich bin ich ja auch lesbisch und bin Thomas mit Daphne fremdgegangen. Ich kann es dir noch tausende Male sagen und auch in vielen verschiedenen Sprachen, doch es wird sich nichts an dem ändern, was ich getan habe. Ich weiß nicht, was Thomas macht, er ignoriert mich ja und blockt alles ab, also wäre es sehr freundlich, wenn du mir mitteilen könntest, was ich denn schon wieder Schlimmes verbrochen habe. Weißt du was, Bay: Emmett hat es zwar nicht getan, doch wenn du dich so verhältst, wie du es gerade tust, dann würde es mich nicht wundern."
Der hatte gesessen. Ich würde mich nicht wundern, wenn Bay gleich eine Schlägerei anzetteln würde und mich an meinen Haaren zu Boden schleifen würde. Doch sie hatte es verdient, sie benahm sich gerade wie die letzte Bitch. Und ich wusste noch immer nicht, was jetzt mit Thomas war.
„Ich erkenne die Warheit, May! Thomas zweifelt immer wieder daran, ob das wirklich stimmt, dass du ihn betrogen hast und er war immer schon kurz davor, dass er wieder mit dir sprechen wollte, doch das habe ich ihm schön ausgeredet! Das soll er gefälligst lassen! Mit solch einer Verräterin kann er nicht reden! Du würdest es doch ständig wieder tun, du Flittchen!" Das ging mir jetzt aber eindeutig zu weit. Ich holte aus und gab Bay eine schallende Ohrfeige, genau in der Sekunde, in der die Tür aufgerissen wurde und Thomas die Mädchentoilette betrat.
Er sah, was ich Bay antat, doch in der ersten Sekunde zögerte er dennoch, ihr zu Hilfe zu kommen und starrte mich nur entgeistert an, dann half er ihr, da sie nach hinten zu kippen drohte. Was für eine Dramaqueen. Ich konnte es nicht fassen!
„Schau, was ihr schon alles geschafft hat! Ich lasse mich von deiner neuen Freundin als Flittchen beleidigen und muss mich für alles rechtfertigen, was ich nicht getan habe! Weißt du was, Thomas, ich habe Freunde, ich habe Menschen, die mir etwas bedeuten und ich habe besseres zu tun, als mir jeden Tag von euch beiden so eine gequirlte Scheiße vorwerfen zu lassen! Wenn ihr es glaubt, von mir aus! Aber Thomas, glaube dann nicht, dass dun irgendwann in ein paar Monaten wieder angekrochen kommen kannst, wenn du etwas von mir brauchst. Das bin ich leid!"
Ich drehte mich um und ging, während ich meine Fassade aufrecht erhielt. Doch schon in der Sekunde, in der ich um die Ecke bog, brach ich in Tränen aus.
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