ꕥ late night talks ꕥ
Deep question:
What is holding you back?
——— 𖥸 ———
Liam sah mich mit großen Augen an und begann seinen Kopf zu schütteln. "Was hast du gerade gesagt?", fragte er mich mit gebrochener Stimme und sah mich traurig an. "Hast du mir gerade indirekt mitgeteilt, dass du bald das zeitliche Segnen wirst?"
Ich zuckte mit meinen Schultern. "Was ist schon dabei. Bei dem letzten Arzttermin warst du doch auch dabei... Meine Schmerzen werden wieder schlimmer und-"
"Nein!", unterbrach mich Liam, hob seine Hand und brachte mich mit seinem mahnenden Blick zum Schweigen. "Du hörst jetzt sofort auf so über dich zu sprechen. Ja, deine Schmerzen sind zurück, aber deswegen war Zayn doch jetzt schon auch oft privat hier und tut was er kann. Du ebenso."
"Damit ist es aber nicht getan Liam. Das weißt du", erwiderte ich und verschränkte meine Arme.
"Weißt du eigentlich, wie weh du mir damit tust?", fragte mein bester Freund mich mit belegter Stimme und stand langsam von dem Sofa auf. "Ich..." Langsam schüttelte ich meinen Kopf und seufzte. "Tut mir leid, Liam", entschuldigte ich mich, doch Liam verneinte es und legte seine Hand auf meine schmerzende Schulter.
Jedoch baute er keinen Druck auf, sondern strich mit seinen Fingerspitzen federleicht über den Stoff, der meine Schulter bedeckte. "Dir tut es nicht leid, das sehe ich in deinen Augen. Verarsch jemand anderen Hershel, aber da hast du dir jetzt wirklich den Falschen ausgesucht", erwiderte er und sah mir fest in die Augen.
"Ich mache uns jetzt einen Tee, meinetwegen auch einen starken Kaffee für dich und dann reden wir. In Ruhe."
Leise seufzte ich und sah zur Uhr, welche über der Tür hing. "Niall kommt bald nach Hause."
"Mir egal, dann kann er sich dazusetzen und dir den Lebenswillen aufschwatzen, der Junge redet doch gern so viel."
"Liam", grummelte ich, doch er verneinte es direkt, ließ von mir ab und stampfte in die Küche. Ich schloss meine Augen für einen Moment und atmete tief durch. Hatte ich jetzt Lust auf so ein belehrendes Gespräch? Nein... Hatte ich eine andere Wahl? Er würde mich vermutlich an den Stuhl fesseln, wenn ich versuchen würde abzuhauen.
Ich wusste nicht warum, aber ich gab mich geschlagen und folgte meinem Freund in die Küche. Er war schon dabei einen Kaffee zuzubereiten, weswegen ich mich auf die Bank an der Wand setzte und meine Hände ineinanderverschränkt auf die Tischplatte legte.
"Li", fing ich an, doch er hob seine Hand erneut und schüttelte seinen Kopf. Aus Protest seufzte ich laut und kassierte deshalb einen wütenden Blick von Liam. "Du hast jetzt Sendepause. Ich liebe dich Harry. Das tue ich wirklich. Seitdem wir uns kennen, kann ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen und wenn du dir über den Tod solche Gedanken machst müssen wir sprechen. Vor allem wenn du deswegen niemanden an dich heranlässt."
"So einfach-"
"Doch, es ist ganz simpel." Danach sagte Liam gar nichts mehr und kümmerte sich ausschließlich um unsere Heißgetränke. Er stellte noch die Überreste der Kekse in die Mitte des Tisches und legte für die Tassen zwei Filzuntersetzer auf die Tischplatte.
Erst als Liam Platz genommen hatte sprach er mit einer ernsten Miene weiter.
"Was ist mit Isabelle?", fragte er aus heiterem Himmel und sah mich nachdenklich sein. "Was soll mit ihr sein? Bei ihr ist alles in Ordnung", erwiderte ich verwirrt und schlang meine Finger um die heiße Tasse.
"Würdest du deine Gedanken auch so äußern, wenn sie hier wäre?"
"Natürlich nicht", erwiderte ich direkt und schüttelte meinen Kopf langsam. "Ich würde in ihrer Gegenwart niemals mit solch einem Thema anfangen. Sie hat eine viel zu zarte Seele, als dass ich ihr so etwas anvertrauen kann."
"Du weißt, dass sie sich ebenfalls Sorgen macht?"
Überrascht sah ich ihn an und schluckte. "W-Wie bitte?", murmelte ich und sah meinen besten Freund ungläubig an. "Woher weißt du das? Hast du... Hast du mit ihr gesprochen?"
Liam schüttelte seinen Kopf, trank vorsichtig einen Schluck von seinem Tee und gab noch etwas Milch in die Tasse. "Vor ein paar Wochen hat sie mich etwas gefragt... Sie wollte meine Meinung zu einem bestimmten Thema wissen."
"Sprich nicht so in Rätseln, sondern sag mir einfach was Sache ist", knurrte ich nicht gerade begeistert. Ich hatte schon so gut wie keine Lust über das Thema zu sprechen, da musste er es doch nicht auch noch absichtlich so in die Länge ziehen. Doch ich kannte Liam, er wollte nur das ich irgendwann einknickte und ich mir anschließend alles sorgfältig anhörte.
"Isabelle hat mich gefragt, ob ich es schade finde, dass du niemanden an deiner Seite hast."
Ich schnaufte und trank einen Schluck meines schwarzen Kaffees. "Wir drehen uns ein bisschen im Kreis. Ich weiß doch schon das du darüber sprechen willst und Isabelle jetzt damit einzubeziehen macht es nicht besser."
"Du bist so ein sturer Esel, Harold."
"Nenn mich nicht Harold", knurrte ich und verzog mein Gesicht. Liam grinste nur vor sich hin und griff nach einem der Kekse, biss beherzt hinein und suchte meinen Blick. "Harry, ich weiß, mich hat der Tod auch schon sehr beschäftigt. Mehr als ich selbst zugeben möchte, aber dein Satz hat mich wirklich aus der Bahn geworfen."
"Toll."
Liam atmete tief durch, aß den Keks auf und rieb sich die Finger aneinander, um die Krümel und Schokoladenflecken loszuwerden. "Mal eine andere Frage..." Ich rollte mit meinen Augen und widmete mich dem Kaffee, welcher noch zur Hälfte meine Tasse füllte.
"Ich habe mal eine Frage", grätschte ich ihm dazwischen. "Was erhoffst du dir von dem Gespräch? Das ich meine Wünsche und Hoffnung äußere? Das ich dir sage, wie gerne ich mich mehr bewegen möchte? Das ich wieder einige Fähigkeiten erlange, welche ich schon längst nicht mehr besitze? Das ich mehr machen möchte, als im Garten zu arbeiten, hin und wieder mit Isabelle ins Schwimmbad zu gehen?"
Liam fing an zu grinsen und leckte sich über die Lippe. "Da haben wir's ja."
Verwirrt sah ich ihn an, bis ich es selbst merkte.
"Scheiße."
"Du hast also doch nicht aufgegeben." Ich grummelte, verfestigte meinen Griff um die Tasse und sah zur Seite. "Harry, daran kann man arbeiten." - "Dazu fehlt mir die Kraft."
"Auch das kann man ändern."
"Liam", fing ich an, doch ich hätte mir denken können, dass es hoffnungslos war. "Ich meine es ernst. An all den Dingen kann man arbeiten. Wir schaffen das schon, da bin ich mir sicher. Sieh dir Ashton an. Der Sack hat es nach seinem Unfall auch wieder auf die Beine geschafft und macht seinen Mann jetzt komplett wahnsinnig. Jetzt ist nämlich Luke derjenige, welcher nicht mehr hinterherkommt."
"Wie stellst du dir das denn bitte vor?", fragte ich und verabschiedete mich von dem Gedanken, weiter gegen Liam zu arbeiten. Das hatte alles keinen Sinn. Wenn sich dieser Hund was in den Kopf gesetzt hatte klappte es meistens. Bei anderen zumindest, für ihn und sein Leben...
Das bekam er irgendwie nicht auf die Reihe.
"He... Nicht abschweifen", murmelte er und schnippte mir vor dem Gesicht. Doch ich schüttelte leicht meinen Kopf und gähnte. "Ich kann nicht mehr Liam", ließ ich ihn wissen und rieb mir mit nun zittrigen Fingern meine Augen. Meine Brille hatte ich auch oben im Bad vergessen... Oder... Ja doch im Bad.
"Ich weiß, du hast auch schon ganz kleine Augen, aber ich möchte nicht, dass du ins Bett gehst, wenn noch so ein paar unausgesprochene Sachen zwischen uns stehen. Du sollst ruhig schlafen können und dir nicht noch in den Träumen den Kopf zerbrechen."
Überrascht blinzelte ich meinen besten Freund an. "Hast du wieder so einen Ratgeber, die beim Arzt ausliegen, gelesen?" Liam verzog seinen Mund zu einer Schnute. "Du weißt, dass ich die Zeitschriften nur deinetwegen lese." Ich nickte leicht und seufzte. Liam tat viel zu viel für mich. Selbst wenn es nur um diese schwachsinnigen Magazine ging, gab er sich zu viel Mühe.
"Also, wo waren wir stehengeblieben?", fragte ich stattdessen. "Du wolltest wissen, wie ich mir das alles vorstelle", erwiderte er auf meine Frage und legte seine Hand auf meine. Ich nickte langsam. "Und wie stellst du dir das alles vor?"
"Denkst du für mich über eine bestimmte Frage nach?"
Mein Kopf platzte doch schon beinahe... Was soll ich denn jetzt noch mit einer weiteren - anscheinend sehr wichtigen - Frage anfangen.
"Was hält dich auf es einfach zu versuchen?"
"Hatten wir da nicht schon drüber gesprochen?", fragte ich ihn verwirrt und neigte meinen Kopf leicht zur Seite. "Nein, ich kann mir nur meinen Teil nur denken und deine Argumente vorhin, dass du ja einiges nicht mehr kannst, um dir einen Partner an deiner Seite vorzustellen oder dass du deiner Meinung nach zu wenig Kraft hast, andere Dinge anzugehen, reicht mir nicht und ganz ehrlich? Das war nur heiße Luft."
Ich fuhr mir grummelnd durch die Haare und kratzte mich im Nacken. "Was mich aufhält?" Mir fielen dazu nur meine vorherigen Antworten ein, weswegen ich nichts auf Liams Worte erwiderte.
"Du musst mir nicht antworten", sprach Liam nach mehreren Minuten und nach dem ich meine Tasse geleert hatte. "Denk einfach in Ruhe darüber nach. Bitte. Ich kann die Frage auch noch weiter ausführen."
Da ich ihn eh nicht davon abhalten konnte nickte ich leicht und stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab.
"Was hält dich davon ab deinem zukünftigen Partner die Entscheidung, ob er mit dir ein Leben teilen möchte, zu überlassen? Warum willst du es nicht einmal versuchen? Was ist, wenn du jemanden kennenlernst, dem all das nichts ausmacht?"
"Wem sowas nichts ausmacht? Li, bei aller Liebe, aber ich-"
"Ja?", hakte er direkt nach und sah mich interessiert an. "Wo soll ich so jemanden kennenlernen?"
"An Orten, an denen du es nicht für möglich hältst."
Bei seinen Worten blinzelte ich und räusperte mich. Was war das denn jetzt für ein kitschiger Firlefanz? Allerdings ließ Liam nicht locker, sprach darüber wie viel Wahrheit in diesem Satz doch steckte und als Niall sich eine Stunde später dazusetze wurde es nur noch schlimmer.
Irgendwann, nach mehreren Tassen Kaffee, Unmengen an Keksen, welche Niall aus seinem Geheimversteck geholt hatte, zog ich mich zurück, traute mich gar nicht auf die Uhr zu sehen und kuschelte mich nach einem Besuch im Bad ins Bett. 'An Orten, an denen ich es nicht für möglich halte'...
Was für ein Schwachsinn.
— 1700 —
Harry hat ja mal sehr tolle Argumente... Störrischer alter Mann, welcher sich Sorgen über Dinge macht, die man mit etwas Willenskraft beheben könnte _(:3 」∠)_
Welche Orte kommen euch bei Liams letzten Satz in den Sinn?
Ich muss mich einfach nochmal bei euch bedanken. Ihr werdet ja immer gesprächiger, dabei war der vorherige Teil gerade einmal das erste Kapitel... Ich bin wirklich überwältigt ♥️
Danke für euer Interesse an diesem Buch
ଘ(੭ˊᵕˋ)੭* ੈ✩‧₊˚
anna xx
21/07/2021
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