Erwachsene
Will lehnte sich an die Wand, seine blonden Locken klebten nass geschwitzt an seiner Stirn.
Jedes Mal, wenn ein bisschen Licht aus den Löchern der Abflüsse über ihnen aufblitzte, glitzerte es.
Sie hörten das laute Platschen von schweren und schnellen Schritten, Hundegebell, geschriene Befehle.
Will sah Percy verzweifelt an, doch der konnte ihm keinen Trost spenden.
"Sie werden ihn finden Percy," flüsterte er und sah sich panisch um. "Sie beide."
Percy wollte ihn beruhigen, aber das er konnte er auch nicht. Vor einer halben Stunde hatten sie Besuch bekommen unten in den dreckigen Rohren.
Die Polizei, gefühlt alle Einheiten.
Noch mehr auf den Straßen.
Vor zehn Minuten hatten sie Leo und Nico verloren. In der Dunkelheit war es schwer zu erkenne wo man hingeht und sie hatten ihre Sachen zurück lassen müssen.
Die Stimmen kamen näher.
Die beiden Flüchtigen sahen sich an, dann rannten sie weiter.
Aber es war aussichtslos. Wenn die Polizei sie nicht fanden, waren es ihre Hunde oder die Erschöpfung.
Sie hatten lange nichts mehr getrunken, nichts gegessen, nicht geschlafen. Alles, was sie jetzt noch auf den Beinen hielt, war die Angst die Adrenalin durch ihre Adern pumpte und ihnen ein bisschen mehr Kraft gab.
Aber nicht mehr lange.
"Wir müssen die Hunde irgendwie von unserer Fährte bringen," meinte Percy außer Atem, die Haut von kaltem Schweiß bedeckt.
"Ich hätte eine Idee," schnaubte Will. "Das geht aber nur, wenn du kein Problem damit hast, ein bisschen Blut und Moral zu lassen."
Percy zögerte, aber er nickte.
"Was machen wir?"
Will sah sich um, es war wieder etwas ruhiger geworden.
"Mach dich dreckig, Reib dich mit dem Wasser und Dreck ein. Dann reiß ein Stück Kleidung ab und mach deine Armbeuge sauber. Und gib mir deine Jacke," befahl er.
Percy gehorchte und ließ sich auf den Boden fallen. Das Wasser stand ihm fast zu den Knöcheln und war eiskalt, und nun, da er darin lag, war ihm eiskalt.
Er zitterte und sah, wie Will dasselbe tat.
Sie beide strichen mit den Händen über die Wände und schabten Schmutz aus Fugen und rieben sich das in die Haare, das Gesicht und unter die Achseln.
"Es kommt in circa einer Minute einer von denen vorbei, ich werde mich verstecken und ihn überwältigen, du stehst einfach nur da und siehst hübsch aus, okay?"
Percy nickte, und Will versteckte sich in dem Rohr ihnen gegenüber.
Der grelle Strahl einer Taschenlampe traf den Dunkelhaarigen im Gesicht und er zuckte zusammen.
Ein Hund bellte und zog freudig an der Leine.
"Stehen bleiben!", schrie eine Stimme und Percy erstarrte. "Hände hoch!"
Er gehorchte, zwei Polizisten mit einem Hund kamen auf ihn zu. Sie kamen näher, bis sie an dem Rohreingang vorbei ging, in dem sich Will versteckt gehalten hatte.
Der Blonde sprang und rammte den ersten Polizisten die Schulter in den Bauch, so, dass sie beide hinfielen.
Etwas silbernes blitzte auf, und der Polizist schrie auf.
Sein Partner richtete vollkommen überrumpelt seine Waffe auf Will, die Hundeleine immer noch in der Hand.
"Lass den Hund los und dein Partner stirbt!", schrie Will, und der Mann erstarrte.
"Ich habe gerade ein Messer in den Oberschenkel deines Partners gerammt, nah genug an an einer wichtigen Arterie. Wenn ich das Messer herausziehe verblutet er, verstanden?"
Er nickte. Der Hund knurrte und bellte und fletschte die Zähne.
"Nehmen sie dich Waffe runter und machen sie, dass der Köter den Mund hält."
Der Polizist gehorchte, er ließ die Waffe sinken und pfiff kurz. Sofort wurde der Hund leise und sah artig zu seinem Herrchen auf.
"Gut so. Jetzt zieh dich aus. Deine Klamotten, und beeil dich. Siehst du meinen Freund da? Gib ihm die Leine."
Percy wurde die Hundeleine in die Hand gedrückt und er sah verwirrt auf den Hund herunter, der ihn fröhlich an hechelte.
Aus Reflex lächelte Percy zurück.
"Sie haben doch bestimmt einen Befehl, der macht, dass ihr Hund nach Hause läuft, oder?", fragte Will, immer noch auf dem ersten Polizisten hocken, der verzweifelt versuchte, das Blut, dass um das Messer herum aus seinem Bein floss wieder in sein Fleisch zu drücken.
"'Nach Haus'", grunzte der Polizist und ließ die Schutzweste auf den Boden fallen.
"Okay, Percy, kannst du kurz meine Position einnehmen?", bat er ihn.
"Äh, ja, klar," antwortete Percy, beugte sich herunter und nahm das Messer in die Hand.
Will stand auf und begann, die Sachen des Polizisten anzuziehen.
"Mein Partner, er braucht einen Arzt," sagte der Polizist und sah ihn flehendlich an.
"Er wird einen bekommen, keine Sorge. Was ist die Nummer eures kleinen Dreiers?" antwortete Will beruhigend lächelnd und nahm das Walkie-Talkie in die Hand.
"45," knurrte der Mann zwischen zusammen gebissen Zähnen hindurch.
"Hey, 45 hier, ich habe einen schwerverletzten Officer. Ich brauche Sanitäter ASAP. Mein Hund ist weg, die Verdächtigen geflüchtet. Sanitäter, sofort," und er legte auf.
"Dreh dich um," befahl er dann und zog die Waffe. "Keine Sorge, ich schlage dich nur bewusstlos.
Zuerst zögerte der Polizist, doch dann drehte er sich um. Will holte aus und schlug zu. Der Mann sackte zusammen.
"Sie sollten gleich hier sein. Percy, in meiner Hosentasche ist noch ein Messer, nimm es, mach deine Armbeuge sauber, schneide dich und tränke einen Fetzen deiner Kleidung in Blut. Binde das dann an den Hund. Schnell."
Percy nahm das Messer aus Wills Tasche, und tat wie ihm geheißen.
Währenddessen meldete Will noch sieben weitere verletzte Officers in verschiedenen Gruppen, damit sie weniger verteilt waren und mehr in den Rohren als auf den Straßen.
Sie hatten dasselbe schon einmal getan, während einer Razzia in Seattle.
Auch wenn dort niemand verletzt wurde.
Percy drückte den Stoff an seinen blutenden Arm und band es dann um das Halsband des Hundes.
"Perfekt. Und jetzt, 'Nach Haus'," befahl Will dem Hund und der lief in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
"Sie werden der Blutspur folgen, wir haben ein paar Minuten Zeit. Los, lass uns nach oben gehen."
Sie liefen weg, Will als Polizist verkleidet und Percy blutig und dreckig. Aus persönlicher Sicht fand Percy, dass er den Kürzeren gezogen hatte.
Sie kletterten aus dem ihnen am nächsten liegendem Gulli und atmeten endlich wieder frische Luft.
Sie grinsten sich an, doch dann hörten sie das Klicken einer Waffe die entsichert wurde.
Percy drehte sich um.
Aus dem Schatten kam eine junge Frau. In schwarz gekleidet wie alle anderen, aber sie trug keinen Helm und auch keine dicken Westen.
Sie war nicht Teil der Polizei.
Als er ihre Augen sah, wusste er, wer sie war.
Annabeths Haare leuchteten silbern im Licht der Straßenlaterne.
Der eine Eulenohrring blitzte.
"Hallo Percy. William Solace, ich verhafte euch beide Ich denke, ihr wisst warum," sie lächelte triumphierend an, und sie war noch wunderschöner als in seiner Erinnerung.
"Annabeth," flüsterte Percy und ging näher auf sie zu.
Ihre grauen Augen musterten ihn kalt, doch Percy konnte sehen, dass sie ein Lächeln unterdrückte.
"Ihr kennt euch?", fragte Will misstrauisch, ein Messer in der Hand.
"Flüchtig," antwortete Annabeth.
Percy ging weiter auf sie zu.
"Ich habe dich vermisst," sagte er sanft und streckte seine Hand nach ihrer Wange aus. Sie zuckte zurück, aber sie erschoss ihn nicht, als er mit den Fingerspitzen über ihre Haus strich.
"Annabeth," hauchte er. So oft hatte er von ihr geträumt, von ihrer Vergangenheit und von ihrer Zukunft. Er hatte kaum an die Zukunft gedacht, immer nur an seine Zukunft mit Annabeth.
"Ich habe dich auch vermisst," sagte sie lächelnd.
Es geschah ganz schnell, eben noch lächelte sie ihn an, dann wurden ihre Augen groß, ihr Mund schnappte nach Luft, sie schrie auf und taumelte nach vorne. Percy fing sie auf, ihre Waffe fiel lautstark auf den Boden.
"Tut mir leid, meine Liebe." knurrte Nico und zog das Messer aus Annabeths Schulter.
"Wir müssen los, schnell. Sie sind gleich da. Ich und Leo haben ein Auto aufgetrieben während ihr im Trimagischen Turnier unterwegs ward."
"Wir können sie hier nicht liegen lassen!", rief Percy.
Will hockte sich neben ihn und maß Annabeths Puls.
"Ich glaube, ich muss ihm hier Recht geben. Du hast das falsche getroffen. Du hast eine Vene getroffen," murmelte Will und fluchte leise.
Nico erstarrte. "Scheiße."
"Wann kommen ihre Kollegen?", fragte Percy und strich Annabeth das Haar aus dem Gesicht.
"In fünf Minuten," sagte sie leise.
Das Blut tropfte auf den Asphalt.
"Solange haben wir nicht. Percy, hilf ihr hoch. Ich weiß, wo wir sie hinbringen können," murmelte Nico.
Will und Percy hoben Annabeth hoch und folgten Nico.
Er führte sie durch zwei kleine Gassen zu einer Straße, wo ein weißer Lieferwagen geparkt war.
Sie rissen die Türen auf und legten Annabeth auf den Boden des Wagens.
"The fuck? Nico warum blutet sie? Und ist sie ein Cop?", frage Leo und sah sich hektisch um.
"Frag weniger, gib Gas. 4218 28th Avenue. Schnell."
Leo trat das Gaspedal durch und sie rasten los.
"Will? Ist alles okay mit dir?", fragte Nico und warf einen Blick in das hintere Teil des Wagens.
"Mir gehts gut, nur etwas dreckig. Etwas schneller bitte. Nico, wohin fahren wir?", versicherte der Blonde seinem Freund und drückte weiter auf Annabeths Wunde.
Er hatte aus seinem T-Shirt einen Verband gebastelt, wenn auch er nur das Innere benutzen konnte, da er und Percy wirklich vollkommen beschmiert waren.
Percy hielt die ganze Fahrt über Annabeths Hand. Er konnte seine Augen gar nicht mehr von ihrem Gesicht abwenden. Sie war blass, verschwitzt, kaum bei Bewusstsein.
Er hielt ihre Hand und versuchte sie dazu zu bewegen, ihre Augen geöffnet zu lassen.
Er hörte nicht zu, was die anderen sagten, er sah nur Annabeth an und ihren einen Ohrring. Nur einer in ihrem linken Ohr.
Percy berührte sein eigenes Ohr, sein Rechtes, wo er denselben Ohrring stecken hatte. Eine kleine Eule.
"Annabeth, bitte bleib bei mir, ja? Ich habe dir so viel zu erzählen," flüsterte er in ihr Ohr und küsste ihre Stirn.
"Komm schon, bitte."
Der Wagen hielt und Percy sah sich verwirrt um. Die Tür wurde aufgerissen und Nico half ihm Annabeth herauszutragen.
"Leo, werd das Auto los und komm dann wieder, ja?", bat ihn der Dunkelhaarige und der Latino nickte und fuhr weiter.
Sie trugen Annabeth auf ein recht großes Haus zu. Als sie näher kamen wurde die Tür aufgerissen und vor ihnen stand eine kleine, dunkelhäutige Frau etwas jünger als Percy.
"Hallo Hazel," begrüßte Nico sie lächelnd. Sie sah ihn für einen Moment ungläubig an, dann umarmte sie ihn. "Nico. Ist das Annabeth?"
"Wir brauchen Verbände, Wasser, und wenn möglich eine Bluttransfusion," antwortete Will und sie trugen die Blondine an den beiden Geschwistern vorbei in das Haus.
"Im Bad, ihre Blutgruppe ist AB. Kommt schnell rein bevor die Bullen euch sehen."
"Danke Hazel," murmelte ihr Bruder und küsste ihre Stirn.
"Es tut mir leid, dass wir dich hier mit rein ziehen."
"Kein Problem, ich war schon lange mittendrin."
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