10. Manchmal hasse ich es, der grüne Ninja zu sein
Ich hasste mich. Ich gab mir die gan-
ze Schuld am Tod von ih-
nen. Ich hatte große Angst, dass die Otori auch Onkel Wu ho-
len würden. Keiner war mir eine richtige Hilfe. Außer ei-
ne. ,,Es war nicht deine Schuld", meinte Harumi und sah mich mit-
fühlend an. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie angelä-
chelt. Doch da nun mein Lächeln verloren war, könn-
te ich nur mit den Augen zeigen, dass sie mir sehr half. ,,Ich has-
se es", sagte ich traurig. ,,Was denn?", wollte sie wissen. ,,Dass ich von an-
deren bemitleidet werde. Ich hasse dieses Gefühl", fuhr ich plötz-
lich zornentbrannt fort. ,,Es gibt mir das Gefühl, als wä-
ren wir nur Spielfieguren eines Schachbretts. Als wä-
re mein Bruder der schwarze König, diese Hera seine Köni-
gin. Und ich wäre der weiße König, während Du meine wei-
ße Königin." Ihre Wangen färbten sich rot. ,,Natürlich ist es nur ein Ge-
fühl", beruhigte ich sie. Sie atmete erleichtert auf. Wir wa-
ren an dem See, wo wir das Boot in dem jetzt meine Eltern die sie-
ben Flüsse des Todes überquerten.
Harumi und ich gin-
gen in einen wunderschönen Kirschblütengarten. Wir setz-
ten uns. ,,Argh!", schrie Harumi, stolperte und fiel mit di-
rekt auf mich. Wir krachten auf den Boden. Nun waren unsere Ge-
sichter nur ein paar Millimeter voneinander entfernt. Mei-
ne Wangen färbten sich zartrosa, während ich in diese so bezau-
bernden haselnussfarbenen Augen sah.
,,Weiß Du, im Moment bin ich glü-
cklich, keine Prinzessin mehr zu sein", murmelte Ha-
rumi. ,,Weshalb denn?", fragte ich neugierig. ,,Weil ich dich ha-
be", entgegnete sie. Ich wurde röter.
Sie hatte so schöne Au-
gen. So ein schönes Gesicht. Am liebsten würde ich sie für immer in mei-
nen Armen halten. Nur um mit ihr zusammen zu sein.
Harumi:
Wir gingen in einen traum-
haften Garten voller Kirschblüten.
Lloyd setzte sich auf dem Bo-
den nieder. Ich rutschte aus. ,,Argh!", schrie und fiel auf Lloyd. Wir plum-
psten auf den Boden. Sein Gesicht war kaum Millimeter von mei-
nem entfernt. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Erst jetzt bemer-
te ich, dass er ein Herzförmiges Gesicht hatte, die so passend zu ihm waren. Seine Augen, von dich-
ten schwarzen Wimpern umrahmt.
Auch wenn er nicht mermhr lä-
cheln kann, sah ich die Wärme in seinen Augen. Und noch et-
was anderes: Sehnsucht, Liebe, Zärtlichkeit, Trauer, Selbst-
hass und noch mehr Trauer.
Die hellgrüne, unnatürliche I-
ris seiner Augen war noch heller als je zuvor. Mein Herz ras-
te. Er hatte die Arme um mich geschlungen und sah mich ver-
liebt an. In meinem Bauch war etwas komisches. War das etwa das Ge-
fühl ... verliebt zu sein?! So richtig??
Lloyd:
Ein sanfter Blütenregen fiel auf uns. Dann bemerkte ich, dass ich mei-
ne Arme um Harumis Hüften geschlungen hatte. Ähm. Mit ro-
ten Köpfen standen wir auf. Fühlt es sich so an, jemanden so stark zu lie-
ben? Es war so ein schönes Gefühl. Ich wollte es nicht loslas-
sen. Harumi sah mich mit einem verträumten Blick an. Sie hol-
te eine CD-Player und tat eine CD rein.
,,Also, da wir hier sind könn-
ten wir für die Hochzeit ja tanzen üben", erklährte sie mir. ,,A-
ber", begann ich und brach ab. ,,Was?", fragte sie und hob eine Brau-
e. ,,Ich kann kein Walzer", beendete ich meinen Satz mit hoch-
rotem Kopfe. ,,Das macht nichts. Du musst eine Hand um meine Hü-
fte legen", erwiderte sie. Schüchtern tat ich es. Sie legte eine Hand an mei-
ne Schulter. Wir nahmen uns an den freien Händen. Die Musik er-
hallte. Es war das Lied Harry Hermione von Harry Potter und der Halb-
blutprinz. Harumi zeigte mir die Schritte und wo ich auf kei-
nen Fehler machen durfte. Anfangs war es schwer, aber ich konn-
te es langsam. ,,Hey, Du bist ja ein Naturtalent!", lach-
te sie. Das Lied wiederholte sich. Sie legte ihren Kopf auf mei-
ne Schulter. Ich stützte mich auf ihren Kopf. Doch dann kam ihr Ge-
sicht nöher und näher. Ich spürte das Verlangen nach ihr und leg-
te meine Lippen auf ihre.
Harumi:
Er - er küsste mich! Es war ein un-
beschreibliches Gefühl. Ich roch den. Duft seines Aftershave Lœvre, ei-
nen leichten Minzgeruch und die süße seines Shampoos, der nach Veil-
chen duftete. Es war ein leichter Kuss.
Ich lächelte in den Kuss hi-
nein. Er war so süß. Er beendete ihn wieder und hielt mich lan-
ge in seinen Armen. Mir überkam Angst, ich musste ihm da-
von erzählen. ,,Lloyd?", fragte ich. ,,Ja Rumi?", sagte er. Mein Herz mach-
te einen Aussetzer. Er nannte mich wieder Rumi! Ich sah un-
schlüssig mich um. ,,Du sollst es aber keinem erzählen."
,,Okay", stimm-
te er mir zu.
Lloyd:
,,Ich bin der silberne Ninja", sag-
te Rumi langsam. Ich war einfach nur baff. Sie war was?! Nein, un-
möglich. Ich sank auf dem Boden. Es konnte vielleicht nur ei-
ne Verarsche von Rumi sein. So wie damals mit dem Prinzes-
sinnen-Entführer. Ich hatte mich schon damals so richtig ge-
schämt. ,,Rumi, ich weiß dass Du die Wahrheit sagst, doch ich könn-
te dir nicht alles beibringen", sagte ich.
,,Weshalb nicht?", bohr-
te sie einfach weiter. Nicht neugierig oder enttäuscht. Sondern ein-
fach. ,,Ich will dir nicht so ein Leben aufhalsen, bei dem Du al-
les verlierst, was dir lieb ist", sagte ich kopfschüttelnd. ,,Bitte! Lass mich dei-
ne Schülerin werden!", flehte sie und sah mich mit Trä-
nen. ,,Du bist der Einzige der mir von den Menschen, die mir am Her-
zen waren, am Leben geblieben. Ich will nicht auch dich ver-
lieren." Ich sah in ihre wunderschönen Augen und bemerkte wie mei-
ne Stimme zitterte. ,,Und ich will dich nicht verliern", erwider-
te ich traurig. ,,Lloyd, irgendwie habe ich das Gefühl das Du mir et-
was verschweigst. Denn als Du geschlafwandelt bist, hast Du ge-
sagt: ,Nimm mich statt sie! Töte mich, aber nicht die, die mir am Her-
zen liegen', Weißt Du was es zu bedeuten hat?", fragte sie. Ich schwieg und dachte fieber-
haft nach. Ich konnte ihr nicht von der Tatsache erzählen, dass ich ei-
ne Art Kami, ein Schutzgeist, war.
Außer den knappen Infos von Asa-
gao wusste ich nur, dass Kami das Wort für ,Gott' war. ,,Ich ha-
be dort meine Grandma gesehen. Sie war sehr nett", teil-
te ich ihr mit. Harumi runzelte die Stirn. ,,Ich habe das Ge-
fühl, dass das nicht die ganze Wahrheit ist", murmelte sie. Ich leg-
te meine Stirn auf ihre. ,,Wir sollten vielleicht gehen", flüster-
te ich ihr leise. Harumi nickte, nahm aber meine Hand, als sie merk-
te, dass ich fröstelte. ,,Ihr Drachen müsst es total schwer ha-
ben", sagte sie mitfühlend. ,,Nein. Nur bei Kälte er-
wischt uns immer das KW", entgegnete ich. Auf ihren fragen-
den Blick hin sagte ich: ,,Kältegewimmel." Denn um die-
se Jahreszeit (in Ninjago kam der Winter schon im Okto-
ber), war eine Krankheit bei Halbblüter wie meine Fa-
milie väterlicherseits, die uns sehr schwächte. Gerade ich hat-
te das Pech, denn ich hatte am 21. November Geburtstag. Dem käl-
testen Tag des Jahres. Auf jedenfall wusste ich jetzt, warum ich platin-
blonde Haare habe, obwohl meine Eltern brünett waren. On-
kel Wu war früher dunkelblond gewesen. Auch mein Groß-
vater war dunkelblond gewesen.
,,Ich muss nochmal zu Nya ge-
hen, um ihr bei ihrer Schläppe zu helfen", meinte Ha-
rumi und ließ mich alleine. Mit klopfenden Her-
zen stand ich da. Die Musik spielte zuende. Wieso hab ich sie ge-
küsst?, fragte ich mich mit hochrotem Kopf. Ich antwortete mir in Ge-
danken: Weil Du sie so gerne in deinen Armen haben wolltest. Es war als wür-
den plötzlich zwei kleine Gestalten auf meinen Schultern auftau-
chen. Teufel-Lloyd und Engel-Lloyd. ,,Du hast immer noch Gefühle für. Und jetzt sind sie stär-
ker", sagte Engel. Teufel-Lloyd aber raunte skeptisch: ,,Traust Du ihr wir-
klich?" Engel-Lloyd gab ihm ei-
ne schallende Ohrfeige. ,,Du Idiot! Sebstverständlich ver-
traut er ihr!", und schüttel-
te ihn, als wäre er eine Forelle.
,,Vielleicht solltet ihr mal mich nicht ablenken", unterbrach ich die bei-
den und schubste sie sanft, a-
ber bestimmt von den Schultern. Die zwei verpufften. Langsam ging ich über den Garten. Er sah ein bis-
chen aus wie der vom Kandi-
scha-Gebirge tief in Tibet. Ich hatte dort die meiste Zeit der Ferien verbracht.
Als aber dann eines schicksals-
haften Tages das geschah, was ich meinen Freunden, ja selbst mei-
nen Eltern erzählen konnte. Ich wollte es nicht. Ich konnte es nicht. Alles, was ich damals verloren hat-
te. Meine kleine Schwester. Ich schüttelte den Kopf. Ich soll-
nicht mehr daran denken. Ich konnte nicht an Rue denken. Es war mei-
ne Schuld und jetzt ist es wieder, dachte ich. Ich war mir si-
cher, dass jemand von den Otori umgebracht hatte. Viel-
leicht sogar Asterope selbst. Vor dem Haus wurde mir schwin-
delig. Schnell nahm ich eine Tablette. In letzter Zeit hatte ich starke Kreis-
laufprobleme. Mein Handy klingelte.
Seuf-
zend sah ich aufs Display. Es war Sensei Wu. ,,Lloyd, heute wird die Ver-
wandtschaft von deiner Mutter kommen. Du musst heu-
te hier sein", sagte mein Onkel ohne irgendwelchen Umsch-
schweife. ,,Ich kann heute aber nicht", sagte ich gereizt. Na toll erst Ny-
a, jetzt Wu. Denken die etwa das ich nicht zutun hätte? ,,Und wa-
rum nicht? Weshalb willst Du nicht kommen?", Onkel Wus Stim-
me klang mehr als streng. Sie hatte einen leicht bedroh-
lichen Unterton. ,,Heute heiraten Jay und Nya. Und da Kai nach Am-
sterdem muss, soll ich der Trauzeuge sein", erklährte ich sto-
ckend. ,,Und da ist dir das mehr als wichtig, als die Fami-
lie? Schämen solltest Du dich!", schnaubte er wü-
tend. Da sah ich rot. ,,Du solltest dich schämen. Du, der noch vor ein-
paar Stunden mit mir wegen Mutter und Vater geheult hast", zisch-
te ich und krallte meine Hand in die Hosentasche. Stille ent-
stand. ,,Du bist der arroganten Seite von Garmadon viel ähn-
licher, als ich dachte. Wärest Du nicht mein Neffe würde ich dich tö-
ten." Ich legte auf. Wut stieg in mir und schnürrte meine Keh-
le zu. Ich blockierte Wu. Ich spürte ein
Kribbeln, das so mäch-
tig war, dass ich mich gegen einen Baum lehnen musste. Um mei-
ne Haut begannen sich Schuppen zu bilden, mein Hals be-
gann sich anzuspannen, sodass es wehtat. Mein Gesicht wur-
de schmaler und länger. Auch dort bildeten sich kleine Schup-
pen an meinen Wangen. Was geschieht nur mit mir?, dachte ich er-
schrocken. Meine Finger wurden länger und die Nägel wur-
den sehr spitz, bis sie wie Krallen aussahen. Alles brann-
te wie Feuer und tat weh. Ich schloss die Augen und über-
ließ mich dem Schmerz. Ich landete auf dem Boden. Gerade als ich auf-
stehen wollte, sah ich einen Drachenschwanz über mei-
ner Schnauze. Warte, habe ich gerade Schnauze gesagt?! Ich hiev-
te mich hoch und ging zum See. Auf der Wasserspiegelung erwar-
tete mich der Schock: ein majestätischer Fujin-Dra-
che stand dort. Er hatte gold-grüne Schuppen, einen langen Kör-
per, einen langen schwarzen Kopfkamm und leuchtend hellgrü-
ne Augen mit länglichen Pupillen.
Ich ... Ich bin ein Drache ge-
worden! Langsam tapste ich staunend pber dieses Gesche-
hen und musterte mein Spiegelbild.
Aber ein Problem stell-
te diese unfassbare Erscheinung in den Schatten: Wie um al-
les in der Welt soll ich denn wieder ein Mensch werden? Ich ging kopf-
zerbrechend hin und her. Mystaké hatte doch mal irgend-
etwas darüber vor vier Jahren fallen gelassen.
Mystaké verdeckte ihr Gesicht und danach sah ihr Ge-
sicht aus wie das von - Sensei Wu. ,,Sie sind eine Oni", keuch-
te ich und klammerte mich an der Tischkante. ,,Richtig. Als der ers-
te Spinjitzumeister, dein Großvater Ninjago erschuff, versuch-
te ein Trupp von Oni, darunter auch ich, Mu zu überzeugen, uns anzu-
schließen. Natürlich weigerte er sich. Und als wir wieder in die O-
mega-Dimension gehen wollte, verliebte ich mich in die-
se Welt und blieb", sagte sie lächelnd. ,,A-
ber seit wann sind sie schon hier?", fragte Nya verwirrt. Ich ant-
wortete statt Mystaké: ,,Am Anfang der Legende."
,,Wie ich sehe, bist Du sehr auf-
merksam, Sensei Garmadon", meinte sie lachend. ,,Jedoch, wenn ich halb O-
ni, halb Drache bin, wieso hab ich es in den letzten Jahren nie ge-
schafft mich zu Verwandeln?", wag-
te ich es, sie zu fragen. ,,Aber Du tust das doch schon seit Jahren", erwider-
te Mystaké. ,,Vom frechen Jungen, zum legendären grünen Nin-
ja. Doch Du musst noch eine Verwandlung überste-
hen", fügte sie hinzu. ,,Welche?", wollte ich wissen. ,,Ich kann dir nur ei-
nes sagen: Anrodia inseris", meinte sie und zeigte auf meine Hän-
de. Sie waren leicht grünlich.
Ich wusste, was ich tuen musste.
,,Anrodia Inseris", murmel-
te ich und verwandelte mich wieder zurück. Ich war irgend-
wie sehr müde. Ich ging ins Haus und zog mich an. Auf dem Tisch lag ei-
be Dose Haargel. Ich hatte Kai um eine Dose erbettelt. Ich zog noch die Hand-
schuhe aus und nahm etwas Pomade raus. Dann nahm ich einen Kamm.
Mit Mühe schaff-
te ich es, mein Haar nach hinten zu kämmen. Ich sah etwas zu er-
wachsen aus. Ich zog wieder die Handschuhe an und ging, ein-
gemummelt in meinem Mantel,
raus. Die Hochzeit fand im Opern
haus statt. Nya hatte ein hellgraues Brautkleid an und eine hell-
blaue Schleppe. Draußen war es sehr laut. ,,Wollen wir?", frag-
te ich und gab ihr meine Hand. ,,Gerne", erwiderte sie fröh-
lich. Die Türen wurden geöffnet und wir gingen den Gang ent-
lang. Jay war in einem dunkelblauen Smoking gekleidet. Ei-
ne weiße Rose steckte in seinem Knopfloch. ,,Danke", sag-
te er und nahm seine Braut in den Arm.
Ich setzte mich zu Rumi und schau-
te zu. Es war schön, wie Nya zu Mrs. Walker wurde. Die Musik er-
klang und alle lachten und tanzten. Rumi und ich wur-
den in die Mitte geschubst. Als Harry Hermione erklang. Alle Au-
gen, auch die des Brautpaares, richteten sich auf uns. Sie leg-
te ihren Kopf auf meine Schulter während ich ihre Wange be-
rührte und unsere Gesichter näher kamen ...
,,Weißt Du was?", sagte ich plötzlich traurig. ,,Was?", nuschel-
te sie, mit dem Gesicht in meiner Schulter gekuschelt. ,,Ich ha-
be damals gedacht, dass mein Schicksal mir nur gutes brin-
gen würde. Aber jetzt ist mir eins klargeworden: Manchmal has-
se ich es, der grüne Ninja zu sein."
So, das war jetzt das erste mal bisschen Lloyrumi. Ich hof-
fe, euch gefällt das Kapitel.
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