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• L Y D I A L E E •
"Du hast dich Wochenlang nicht bei mir gemeldet, um dann mit einem Blumenstrauß aufzutauchen? Wo warst du die ganze Zeit? Verdammt, ich habe mir richtige Sorgen um dich gemacht. Ich konnte mich nie bei mir melden. Lydia, wo warst du?"
Entschuldigend drückte ich meiner Freundin den Strauß entgegen, denn sie zornig entgegennahm. Wie sollte ich ihr alles erzählen? Seufzend sah ich sie an, worauf sie schnaubend ihre Arme verschränkte. Sie war wütend, das verstand ich.
"Es tut mir schrecklich leid, Lilly."
"Das sagen alle, wo warst du?" Ich atmete tief aus und fing an wie Wasserfall zu reden. Ich beichte ihr über meine Liebe des Lebens. Über Luke, der nun im Gefängnis war. Über die anderen, die mir weh getan haben. Über meine Ängste, über meine Schmerzen.
Mit großen Augen blickte sie mich an.
"Warte eine Sekunde, ich hole mein Asthma Spray." Überfordert stieß sie sich von dem Rahmen weg, um in innere Wohnung zu gelangen. Entschuldigend sah ich ihr hinterher. "Es tut mir leid, dass ich dich mit allem echt überfordere, aber du wolltest die Wahrheit."
Ich wartete einige Sekunden in ihrem Wohnzimmer, bis sie wieder auftauchte. Mit verschränkten Armen und einem geschockten Ausdruck. Jetzt konnte ich mich auf was gefasst machen.
"Du hast einen Kerl an deiner Seite und hattest bereits Sex mit ihm, ohne es mir zu beichten? Lydia, verdammt."
Empört schüttelte sie ihren Kopf. Verstört sah ich ihr ins Gesicht, bis sie schmunzelte. Doch dann füllten sich ihre Augen mit tränen.
"Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe. Ich wusste doch nicht, was du alles durchstehen musstest. Diese verdammten, verfluchten Basta-" Sie fing an zu weinen.
"Ich habe dich vermisst, Lydia."
"Jetzt umarme mich, verdammt."
• • •
"Er heißt Ethan, Lilly. Und er ist CEO einer Firma. Wie oft muss ich das nun wiederholen?" Sie grinste über beide Ohren. "Du hast dir einen großen Fing geangelt." Geangelt war das falsche Wort. Er hat mich entführt. Ja. Aber das ließ ich aus.
"Wann heiratet ihr?" Ich zuckte mit den Schultern. Heiraten? Und wieso grinste sie so?
Eigentlich lag es bei Ethan. Doch prompt wurde ich rot, wenn ich daran dachte, dass er sich hinknien würde, um mir einen Antrag zu machen. Er würde die Schatulle entgegenhalten. Und der Ring würde wunderschön aussehen. Ich würde weinen, laut Ja schreiben und dann-
"Ich habe Kopfkino verursacht, super."
Kichernd schüttelte ich meinen Kopf und schlürfte an meinem kalten Getränk. Wir hatten uns in ein Café gesetzt und quatschten seelenruhig miteinander. Und davor musste ich sie hierhin schleifen, damit sie nichts Falsches anstellen konnte.
Sie wollte nämlich direkt ins Gefängnis und Luke verprügeln.
"Wenn du möchtest, kannst du heute zu uns kommen." Schlechte Idee, wie kam ich darauf? "Dann kannst du ihn kennenlernen." Sie nickte freudig und trank aus ihrer Cola. "Vor seiner Villa sind einige Wachleute. Er ist ja sehr bekannt und benötigt Schutz, weißt du? Also bitte habe keine Angst, wenn wir da sind."
Und anstatt dass sie Angst hatte, war sie erstaunt.
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"Normalerweise hat mein Mann, Angestellte die kochen. Aber ich wollte das nicht. Er soll nämlich nur mein gekochtes essen. Deswegen koche nur ich für ihn." Während wir zur Haustür schritten, quatschte ich sie voll. Und sie hörte nur mit einem Ohr zu und bestaunte viel lieber die Villa. "Das heißt, du willst mir damit sagen, ich soll dir helfen?"
Ich lächelte und strich mir über den Oberarm. Blitzschnell gab ich den Code ein, damit sich die Haustür öffnete. Ich hing meine Jacke auf, während sie wieder alles neugierig bestaunte.
"Wie süß." Sie nahm den Rahmen von der Schublade und betrachtete sich das Bild. Ich lief rot an. Natürlich musste sie sich das ansehen. Auf dem Bild waren ich und Ethan zuzusehen, wie wir uns küssten. "Ihr seid echt süß. Oh und Lydia, du hast auf dem Bild auch so gerötete Wangen. Du bist aber auch niedlich."
"Hör auf mich zu ärgern. Das machst du schon die ganze Zeit."
Lilly grinste nur hinterhältig und sprach mir albern nach. Stöhnend warf ich meine Handtasche in die Ecke und lief in die Küche. Wozu hatte man Freunde?
"Lydia, du weißt doch, ich hab dich lieb. Außerdem darf ich das. Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen, jetzt will ich schon was zulachen haben." Sie traf ebenfalls in die Küche und lächelte. "Davor hast du mich auch immer geärgert." Wir waren komische Freunde. Wir ärgerten uns immer gegenseitig, beleidigten uns dämlich und blieben trotzdem beste Freunde. Einfach, weil wir so waren.
"Ich habs verstanden, Boss. Und jetzt hilf mir."
Mal abgesehen von der Essensschlacht, haben wir dennoch gekocht. Und zwar gut und köstlich.
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"Hey Ethan, ich bin Lilly. Ich bin die beste Freundin von Lydia. Freut mich dich kennenzulernen."
Während mein Freund und meine Freundin quatschten, servierte ich ihnen das Abendessen. Aber ich fand das ganze amüsant. Lilly quatschte ihn voll und ich musste immer wieder lachen.
"Da ich Lydia schon lange kenne, weiß ich viel mehr über sie. Wusstest du, dass sie Diamanten mag?" Hochrot sah ich sie an und schüttelte den Kopf. Verdammt. Warum sprach sie das an? Diese Schlange. "Als wir mal shoppen waren, dann waren wir in meinem Juwelier und-"
"Wenn du nicht sofort den Mund hältst, stecke ich dir Gabel sonst wohin rein." Beschämt, hielt ich die Gabe hoch, während sie mich herausfordernd ansah. Ethan hielt sich raus. Er saß bloß still am Tischende und sah intensiv zu mir. Und verdammt, ich erzitterte unter seinem Blick. Er hatte mir nicht mal einen Kuss gegeben, als er gekommen war.
"Ach, echt? Und wenn nicht?"
"Lilly, ein Wort noch und ich verspreche dir-"
"Jedenfalls waren wir da und sie hat sich sofort in diesen Ring verguckt. Ein echt schöner Dia-"
"Schweig, ich bringe dich gleich um."
"Lass mich ausreden, Lydia. Du wirst mir noch dankbar sein."
"Lilly" Presste ich bereits angestrengt heraus. Am liebsten wäre ich am Erdboden versunken. Ich hätte ihr niemals erzählen sollen, dass ich heiraten wollte. Und, dass ich auch diesen Ring mochte. Ich wusste doch, dass das alles ein schlechter Plan war.
Monoton sah sie mich an. Doch ich wusste, dass sie sich ein Lachen verkniff.
Abrupt sah sie zu Ethan.
"Heirate sie einfach."
Sie zwinkerte mir schelmisch zu. Doch ich sprang mit erhitzen Wangen auf und lief aus dem Esszimmer. Noch schlimmer ging es nicht...
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Ja. Was eine harmonische Freundschaft. Wie ich es liebe. Wie hat euch das Kapitel gefallen? Votet und kommentiert. Ciaoooo❤️
Nightlovellyy.
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