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• L Y D I A L E E •
Ich hielt mich fest am Regenschirm und hielt ihn stabil über meinen Kopf, um meinen Kopf nicht nass zu bekommen. Immerhin saß ich heute eine halbe Stunde vor dem Spiegel, um mir eine vernünftige Friseur zu machen.
Und der Wind vereinfachte es mir überhaupt nicht, den Regenschirm gerade über meinen Kopf zu halten.
Rennend versuchte ich endlich nach Hause zu kommen. Wenigstens hielten sich keine weiteren Passanten, um die Uhrzeit hier auf.
Als der Regen kräftiger begann zu prasseln, stellte ich mich letztendlich unter einen großen Baum. Kein einziger Tropfen tropfte hindurch.
Es war inzwischen Mittwoch und vor Freitag, besagten Tag, hatte ich fürchterliche Angst. Ich hatte gründlich überlegt. Ich könnte einfach nicht auftauchen, aber er wollte mich abholen.
Ich könnte zu Lilly und bei ihr übernachten, wenn das klappen würde, könnte ich doch Ethan fragen...
Wieso kam mir immer dieser Mann in den Sinn?
Er hat mir immerhin geholfen, er hat Luke weh getan, was ich nicht mehr schlimm finde. Er war da- Er macht mir fürchterliche Angst und Punkt.
Als der Regen sich ein wenig beruhigte, beschloss ich weiterzugehen. Immerhin hatte ich noch einen Weg vor mir. Ich sollte mir echt einen Führerschein anschaffen, mit dem Bus noch Taxi wäre es ungünstig.
Jeden Tag Tickets für die Busfahrt zu machen ist unnormal teuer und das gilt auch für das Taxi.
Da gehe ich lieber zu Fuß und nehme die frische Luft ein.
Plötzlich ertönte mein Klingelton, schnell griff ich zu meiner Handtasche und zückte mein Handy heraus. Unbekannte Nummer.
Ich nahm dran und klemmte das Handy fest zwischen meine Schulter und meinem Ohr.
"Hallo?", fragte ich und aus dem Handy konnte man nur Regen prasseln hören und eine Stimme.
"Hallo, wer ist da?", wieder ertönte diese Stimme.
Das ist doch meine Stimme...
Ruckartig drehte ich mich um und schrie auf. Ich ließ mein Regenschirm samt mein Handy fallen.
Ich konnte nur sein warmherziges Lachen hören, weswegen sich mein Herz erwärmte. Ich stellte mich aufrecht und funkelte ihn wütend an.
"Verfolgst du mich seit neuestem?". Stalking und Beobachtung sind gruselig, wenn es der Fall ist, habe ich einen Pfefferspray.
Lachend bückte er sich und hob denn knall pinken Regenschirm auf und mein Handy.
Beides übergab mir und lehnte sich an dem Baum ab.
"Muss ich", wieder erschien dieses Grinsen von ihm, was ich gerne vom seinem Gesicht weg befördern würde. Doch kann ich nicht.
Ich zog meine Augenbrauen hoch und griff unauffällig in meine Tasche, um den Pfefferspray fest in meiner Hand haben zu können.
"Eben nicht, ich bin nicht auf dich angewiesen". Trotzig drehte ich mich um und beschloss diesen Kerl zu ignorieren. Wieso muss er auch unbedingt hier sein?
Augenblicklich erinnerte ich mich an letztens. Er hat mich auf die Wange geküsst. Ich konnte seine warmen Lippen intensiv auf meiner kalten Wange spüren.
Wie ich die weiteren zehn Minuten nur versteinert am Bürgersteig stand und versuchte mein Herzschlag zu normalisieren, um meine Gedanken wieder zu sortieren.
Wie er nach mir griff und seine Lippen auf mich legte, es spürte sich so liebevoll an, besser als es Luke es getan hat. Mehr mit Liebe und bedacht. Ich könnte es nicht erklären...
"Soll ich dich Nachhause fahren bevor du dich erkältest?". Ich muss einfach nachgeben, danke Ethan.
"Ja, bitte", ich senkte meinen Blick und schulterte meine Handtasche. Schloss mein Regenschirm und hielt in fest in der linken Hand.
Der Regen hatte bereits aufgehört, als Ethan gekommen war. Als hätte er den Regen verursacht. Als hätte er einen Hebel runtergedrückt und den Regen prasseln lassen und ihn wie auf Knopfdruck ausgeschaltet hat.
"W-ieso, wieso machst du das eigentlich?".
Ich sah zu ihm und lehnte mich ebenfalls neben ihn gegen den schönen Kastanienbaum.
"Muss es immer eine Erklärung noch Antwort geben?".
Ich lächelte und schüttelte meinen Kopf. Nein das muss es manchmal nicht, auch nicht jetzt.
Er stellte sich vor mich und lächelte liebevoll. "Komm, mein Auto steht hier in der Nähe".
• • •
Angekommen saßen wir schweigend auf den Sitzen wie die Fahrt hindurch, doch die Stille war angenehm und jeder ging seinen Gedanken durch den Kopf, jeder dachte anders.
Seufzend lehnte ich mich gegen den Sitz und drehte mein Gesicht zu ihm um. Er sah so schön aus.
"Ethan...", auch er drehte sein Gesicht zu mir um. In seinen Augen schimmerte etwas Liebevolles. Ich könnte glatt schmelzen an seinem Anblick.
"Ich würde dich gerne zum Essen einladen. Ich weiß es ist schon spät, aber möchtest du? Ich meine, hättest du Zeit?". Sanft lächelte ich ihn an.
Er schien zu überlegen, das hieß wohl Nein.
Wie kommst du überhaupt auf so ein dummes Angebot? Er ist nur freundlich, weil er nicht will das ich in der Nacht von irgendwelchen Männern vergewaltigt werde.
Ich senkte beschämend meinen Kopf.
"Okay, wir sehen uns, danke fürs Fahren und allem anderen!". Lächelnd stieg ich aus, aber plötzlich ertönte auf der anderen Seite ein Knallen der Tür. Ethan stieg aus und kam auf mich zu.
"Ich hab doch immer Zeit, für dich", flüsterte er mir ins Ohr. Verlegen senkte ich meinen Blick und ging schon Mal in Richtung Wohnung.
Er mir hinterher, als er die Treppen im Flur sah, riss er die Augen auf.
"Keine Sorge, man kann mit dem Aufzug fahren". Er lächelte ebenfalls und wir stellten uns vor die geschlossenen Türen. Ich drückte auf den Knopf und wartete.
"Du wohnst doch alleine, oder?", ich sah in seine Augen und konnte etwas Glänzendes sehen, als bräuchte er etwas dringend. Etwas Verlangendes.
Die Türen öffneten sich und wir stiegen ein. Drückte auf die achte Etage und schon schlossen sich die Türen.
"Nein", ich biss mir in die Zunge um nicht direkt loslachen zu müssen.
"Wer wohnt denn bei dir?", knurrte er fragend.
"Goldy, mein Goldfisch".
Daraufhin drückte mich Ethan hart gegen die Aufzugs wand und packte meine Handgelenke, die er über meinen Kopf festhielt. Erschrocken keuchte ich auf.
"Lustig".
Er besaß nicht mal einen kleinen Funken Humor?
Während der Aufzug weiter hochfuhr, kam er meinen Lippen immer näher. Leicht streifte er meine Wange und verfestigte den Griff, um meine Handgelenke, worauf ich aufkeuchte.
Sein Atem peitschte mir gegen die Lippen und ich war, wie schon immer gelähmt.
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♚N I G H T L O V E L L Y Y♚
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