Kapitel 12
Die Heimfahrt verlief fast so ruhig wie die Hinfahrt. Ich starrte durchgehend aus dem Fenster und versuchte nicht vor Verzweiflung, Angst und Übervorderung loszuheulen.
Nach einer Weile war ich gerade kurz davor einzunicken, schreckte mit einem Mal aber wieder hoch, als ich in der Ferne einen Wolf sah. Ich blinzelte und rieb mir schnell die Augen, aber da war der Wolf schon wieder weg.
Leise seuftzte ich auf. Das war doch alles zum verrückt werden. Wie sollte ich es schaffen irgendein Auserwählter zu sein oder zu was auch immer mich die Prophezeiung bestimmte?
Hoffentlich konnte mir Namjoon helfen, wenigstens meine Mutter zu finden.
Meine Mutter, die ein Werwolf war! Das musste aber eigentlich heißen, das ich auch zum Teil ein Werwolf war. Aber wieso hatte ich davon noch nie etwas gemerkt? Noch nie hatte ich den Drang verspürt, mich in einen pelzigen Wolf zu verwandeln und den Mond anzuheulen.
Obwohl- wenn ich genauer darüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich Vollmond schon immer geliebt hatte und am liebsten die ganze Nacht draußen saß, um ihn zu betrachten. Ich hatte es immer damit erklärt, das der Vollmond einfach etwas beruhigendes an sich hatte. Wenn ich das Ganze jetzt aber anders betrachtete, ergab es natürlich Sinn, dass ich den Vollmond liebte. Es erklärte auch meinen besonders ausgepägten Geruchssinn.
Schon komisch, wie manche Sachen nach 200 Jahren plötzlich Sinn ergaben. Dass mir das vorher einfach nie aufgefallen war. Dass ich mich noch nie verwandelt hatte, ergab eigenentlich auch Sinn.
Schon öfter mal hatte es Einsiedler gegeben, die sich sehr lange nicht verwandelt hatten und sich erst, als sie in Kontakt mit Werwölfen gekommen waren, verwandelt haben. Allerdings, sagte man, sei die erste Verwandlung dann umso schmerzhafter.
Wenn ich so drüber nachdachte, wollte ich mich eigentlich lieber nicht verwandeln. Wer weiß, was für Schmerzen das dann wären?
Nach mehreren Stunden Grübelei, waren wir endlich bei Namjin. Die beidem wohnten in einer kleinen Studentenbude in einer kleinen Wohnung eher am Rande der Stadt. Der Aufzug hatte noch nie funktioniert, weshalb wir hoch liefen.
Nervös klingelte ich an der Tür, das Buch fest umklammert in meinen Armen.
Jin, der einen rosanen flauschigen Bademantel anhatte, machte uns die Tür auf.
''Oh, hallo, ihr zwei. Was verschafft uns denn die Ehre?'' Etwas überrascht begrüßte Jin uns und hielt uns die Tür auf, damit wir eintreten konnten.
''Tut mir leid das wir euch so überfallen, aber wir brauchen unbedingt Namjoons Superhirn.''
''Was ist denn überhaupt los? Ihr wart gestern nicht in der Uni und erreicht haben wir euch auch nicht.'' Jin zog uns erstmal in seine Arme.
''Baby, wer ist denn da? '' hörte man Namjoons Stimme aus dem Schlafzimmer.
''Jimin und Hobi sind da und sie brauchen anscheinend dein Superhirn! So und jetzt erzählt ihr erstmal, was hier los ist.''
Jin zog und in die Küche und platzierte uns auf den Stühlen am Esstisch. Er hätte eindeutig eine gute Eomma sein können.
Namjoon kam in Schlabbersachen zu uns in die Küche und zog Jin erstmal auf seinen Schoß, als er sich hinsetzte.
''So, ihr zwei, dann legt mal los. Was gibts?''
''Also es ist kompliziert", fing ich an zu erklären. "Als erstes Mal, ich habe zwei Mates. Taehyung und Jungkook sind meine Mates und seit wir uns das erste Mal gesehen haben, ging es bei mir Rund. Ich habe komische Träume gehabt, also hat Hobi mich zu seiner Mum geschleppt.
Ihr wisst ja, dass Hobi und ich nur Stiefbrüder sind und auf jeden Fall habe ich dort erfahren, dass ich der Sohn vom Vampirprinzen und der jüngsten Tochter der Werwolfskönigsfamilie bin." Leise seuftzte ich. ''Ich muss jetzt meine Eltern suchen gehen, weil es anscheinend eine Prophezeiung über mich gibt und meine Eltern sie vielleicht gefunden haben. Der einzige Hinweis, den ich habe, befindet sich hier in diesem Buch, aber das einzige was ich gefunden habe, sind Zahlen und ich habe keine Ahnung was sie bedeuten könnten. Da habe ich gedacht, wenn jemand das rausfinden könnte, dann du.''
Ich legt das Buch auf den Tisch und sah Namjoon hoffnungsvoll an. Dieser starrte mich nur fassungslos an.
''Du bist ein doppelter Prinz? Also so richtig Prinz Prinz?''
Leicht nickte ich: ''Davon darf aber nie jemand erfahren. Niemand in den Königsfamilien weiß, das ich existiere und wenn, dann wäre ich nicht mehr sicher."
Etwas geschockt und verwirrt schüttelte Namjoon seinen Kopf. ''Nein- Ja ehm klar natürlich, erzählen wir niemandem davon!"
Jin nickte zustimmend: ''Oh je, mein kleines Baby ist ein Prinz."
''Yaaaa, Hyuuung, nenn mich nicht immer Baby, ansonsten muss ich dich auch Eomma nennen." protestierte ich sofort. Aber Eomma genannt zu werden, gefiel Jin wohl nicht so sehr.
''Wieso bin ich eine Eomma und kein Appa? Ich bin Mann! Ein Mann, keine Frau!"
''Naja Baby ich will ja nichts sagen'', Namjoon versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, ''aber manchmal bist du schon wie eine Eomma. Ich meine du bist ja auch unten im Bett."
''Kim Namjoon, wie kannst du es wagen, mich so zu verraten?'' beleidigt drehte sich Jin auf Namjoons Schoß um. ''Und ihr zwei hört jetzt auf zu lachen!''
Wir wurden von einem grimmigen Jin angefunkelt, was unseren Lachanfall nur noch verschlimmerte, weil er einfach aussah wie eine beleidigte Eomma eben. Jin grummelte nur, während Namjoon entschuldigend Küsse auf seinem Nacken verteilte.
Nachdem wir uns beruhigt hatten, widmete ich mich wieder dem Buch, schlug die Seite mit den Zahlen auf und schob es wieder zu Namjoon. ''Kannst du das lösen?"
Er nahm mir das Buch ab und begutachte die Zahlen ins genauste. ''Ich kann es versuchen. Ich kenne ein paar Möglichkeiten um Sachen zu codieren. Ich brauche aber ein bisschen Zeit. Ich könnt es euch solange gemütlich machen, wenn ihr wollt. Ihr könnt euch auch einen Film oder so anmachen, wenn ihr mögt.
Hobi und ich machten genau das. Jin blieb lieber auf dem Schoß von seinem Freund sitzen und schmiegte sich an ihn. Wir hatten wohl die Kuschelzeit von den beiden unterbrochen.
Der Größere von beiden hatte sich einen Zettel und Stift dazu genommen, sowie sein Handy. Immer wieder schrieb er Sachen auf und strich sie wieder durch. Als ich zwischendurch aber mal wieder rüber schaute, hatte er angefangen im Buch zu blättern und sich immer wieder neue Sachen aufzuschreiben. Jin war mitlerweile auf Namjoons Schoß eingeschlafen, wobei er sich eng an seinen Freund gekuschelt hatte.
Irgendwann, gegen Ende des Films, schmiss der Genius seinen Stift auf den Tisch und hielt das Blatt triumphierend hoch.
''Ich habs! Jimin, ich habe den Standort gefunden!"
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