v. wir werden kommen. wir werden euch zerstören und die welt von euch befreien
Die Avengers ziehen sich in einer Rekordschnelle um, sodass wir schon fünf Minuten später auf dem Dach des Avengers Tower stehen, auf dem man eine atemberaubende Sicht auf die Stadt hat.
Fasziniert blicke ich mich um, drehe mich langsam im Kreis und lasse alles auf mich wirken. Oft habe ich mir vorgestellt, nach Midgard zu kommen, vor allem nach den ganzen Geschichten, die Thor mir erzählt hat. Doch jetzt kann ich nicht glauben, dass ich hier bin.
Asgard kann man mit dieser Stadt nicht vergleichen. Keiner der neun Welten kann man mit der Erde vergleichen. Ich zucke zusammen, als sich jemand neben mich stellt und auf die Stadt unter uns sieht, deren Alltagslärm zu uns nach oben dringt.
»Habe ich Euch zu viel versprochen?«, spricht Thor leise zu mir und ich muss lächeln. Der Wind umspielt meine Haare. Ich drehe mich zu dem großgewachsenen Gott um und betrachte ihn von der Seite, bis sein Blick auf meinen trifft.
»Das übertrifft einfach alles«, erwidere ich leise, als Tony uns schon zu sich ruft. Durch die Schönheit der Erde habe ich tatsächlich vergessen, dass wir auf dem Weg zu einer Mission sind.
»Kommt, Lady Celeste«, sagt Thor und lächelt mich an. Ich rolle leicht mit meinen Augen. Auch nach den ganzen Jahren, in denen wir uns kennen, ist er immer noch so förmlich, als würden wir uns erst seit kurzem kennen. Aber so ist Thor eben.
Ich gehe voran und spüre Thor, der dicht hinter mir läuft. Die anderen Avengers haben sich schon in die Flugmaschine gesetzt.
»Ist das wirklich sicher?«, skeptisch mustere ich die Blechschüssel vor mir und treffe dann auf Tonys beleidigten Blick. »Natürlich ist sie sicher!«, brummt er. Ich hebe zweifelnd eine Augenbraue, dann klettere ich in die Maschine und setze mich auf einen freien Platz an der Wand, direkt neben Steve.
Tony habe ich zu verdanken, dass ich eine Art dunklen Kampfanzug bekommen habe, der sich eng an meinen Körper schmiegt. Überall an dem Anzug befinden sich kleine Verstecke, in denen ich Dolche versteckt habe. Denn auch, wenn ich meine Kraft habe, bevorzuge ich Dolche und den Nahkampf mehr.
»Normalerweise ist er nicht so.« Durch den normalen Fluglärm habe ich die leisen Worte des blonden Supersoldatens fast nicht verstanden. Erst als ich meinen Blick von meinen Fingern hebe und in seine blauen Augen schaue, merke ich, dass er mich angesprochen hat.
»Du scheinst ihn schon ziemlich lange kennen«, bemerke ich und er nickt. »Wir sind gemeinsam aufgewachsen und er war für mich da, als ich am Boden war. Jahrelang wurden wir getrennt, bis... Jetzt ist er am Boden und ich will für ihn da sein.«
Einen Moment schweige ich und überlege, was Steve damit meint. Warum er mitten in seinem Satz abgebrochen hat. Doch ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Oder aus Bucky.
»Ich danke dir, für deine Ehrlichkeit«, lächle ich leicht, was er erwidert. Für einen Moment schwiegen wir uns an, als diesmal ich diejenige bin, die die Stille zwischen uns bricht.
»Normalerweise bin ich auch nicht so«, es klingt wie eine Entschuldigung und vielleicht ist das auch eine. Auch wenn ich sie eher an Bucky richten sollte, doch schon während des ganzen Fluges ruhen seine Augen auf mir und er sieht mich an, als würde er überlegen, wie er mich am besten umbringen kann.
»Du prügelst dich nicht mit jedem, den du nicht leiden kannst?« Ein amüsiertes Schmunzeln ziert seine Lippen, was mich meine Augen verdrehen lässt. »Ich weiß ja nicht, was du erwartest, was wir auf Asgard tun, aber normalerweise sind wir ziemlich zivilisiert – nur Bucky, er... Ich weiß nicht, er hat mich gesehen und sein Urteil gefällt«, murmle ich und zucke mit meinen Schultern.
Wieder gleitet mein Blick zu dem Brünetten und als unsere Augen sich kreuzen, dreht er sich demonstrativ weg und wickelt Clint in ein Gespräch. Kaum merklich zucken meine Mundwinkel, dann lehne ich mich zurück und schließe meine Augen. Mein Schädel brummt von den ganzen Eindrücken, die ich in nicht einmal 24 Stunden gesammelt habe. Außerdem spüre ich immer noch den festen Druck um meine Hand.
»Er tut sich schwer mit allem zurechtzufinden. Lass ihm Zeit, er ist wirklich kein übler Kerl«, sagt Steve noch zum Schluss und ich nicke, um ihm zu verdeutlichen, dass ich ihn verstanden habe. Ich spüre, wie das Flugzeug an Höhe verliert und wenige Minuten später geht ein Ruck durch die Maschine, der verkündet, dass wir gelandet sind.
Erst dann öffne ich meine Augen und springe als erste aus dem Flugzeug. »Wo sind wir hier?«, murmle ich leise zu mir selbst. Weit und breit ist nichts zu sehen, außer ödes Land und einer alten Fabrik, die ihre besten Zeiten schon hinter sich hat. Überall klaffen Löcher an der Wand und lassen in die dunkle Fabrik blicken.
»Hier wurden Aktivitäten festgestellt, die wir auf Nemesis zurückführen konnten«, beantwortet Charlotte meine Frage, die eigentlich keine war. Sie war die zweite, die das Flugzeug verlassen hat.
»Ich dachte, ihr wisst noch nichts über Nemesis«, erwidere ich überrascht. »Das wissen wir auch nicht, deswegen sind wir hier.« Auch Tony ist in seiner goldroten Blechbüchse neben mich getreten.
»Kann ich dieses Ding auch mal tragen?«, rutscht es sofort aus mir raus. Iron Man dreht seinen Kopf zu mir und auch wenn ich Tonys Gesicht nicht sehen kann, spüre ich seinen Blick auf mir und weiß genau, wie er mich ansieht.
»Vielleicht, wenn du gegen mich gewinnst«, schlägt er vor. Gerade will ich diesen Deal bestätigen, als Steve einen Schritt nach vorne macht.
»Es gibt zwei Eingänge. Einmal vorne und hinten«, erklärt er und dreht sich um. »Natasha, Clint, Bruce und Charlotte, ihr geht durch den hinteren Eingang.« »Bucky, Tony, Thor, Celeste und ich, wir nutzen den Eingang hier vorne«, teilt er jeden ein.
Jeder Spaß ist von uns abgefallen, als wir in den Gruppen, in die der Captain uns eingeteilt hat, auf die alte Fabrik zu schleichen. Jeder geht in seiner Rolle auf und langsam gehen wir auf die Fabrik zu, die still vor uns liegt, dass es fast schon gruselig ist.
Wer hat uns hier hingeschickt?
Steve hebt seine Hand und sofort bleibt unsere Gruppe stehen. Er nickt Bucky zu, beide bilden die Spitze, während Thor, Tony und ich den Schluss bilden. Wir wissen nicht, was uns da drin erwartet, weswegen wir mit aller Vorsicht umgehen.
Zentimeter für Zentimeter dringen wir in die Fabrik ein, die komplett leer steht. Nur schwach scheint das Licht durch die vielen Löcher an der Wand hinein und spendet uns etwas Helligkeit.
»Da vorne ist etwas«, flüstert Thor und deutet mit seinem Hammer in die Mitte der leeren Fabrik. Tatsächlich trifft ein Strahl direkt auf etwas, das golden schimmert.
Auf der anderen Seite schleicht sich die andere Gruppe der Avengers in die Fabrik, die ebenfalls das goldene Teil gesehen hat. Immer noch mit wachsamen Augen, aber etwas entspannter laufen wir in die Mitte, wo Bruce sich hinkniet.
»Was ist das?«, fragt Thor. Langsam hebt Bruce seinen Blick. In seiner Hand hält er eine goldene Maske, die er intensiv mustert.
»Es stimmt«, murmelt Tony, woraufhin ich ihn nur verwirrt ansehen kann. »Nemesis hat uns hierher geführt, aber warum?«, fragt Charlotte, die direkt neben Tony steht. Der Milliardär hebt seinen Kopf und sieht die Schottin nachdenklich an.
»Wenn selbst der Milliardär sprachlos ist«, brummt Bucky. »Was ist auf der Maske drauf?«, will ich wissen und bahne mir einen Weg durch Bucky und Steve. Ich werfe einen Blick über die Schulter von Tony und lasse meine Augen über die goldene Maske gleiten.
Die Züge der Maske sind eindeutig weiblich. Filigrane Linien geben der Maske eine Struktur, während die Linien nach oben definierter werden und einige Götter zeigen, die wie ein Kranz angeordnet sind.
»Nemesis ist die Göttin des gerechten Zorns und der ausgleichenden Gerechtigkeit, weswegen sie zu der Rachegöttin wurde«, murmle ich leise, während ich die Götter näher betrachte.
»Dann ist doch alles klar, die Götter sind hinter uns her«, versucht Tony zu witzeln, aber keiner verzieht seine Miene.
»Ohne die Menschheit beleidigen zu wollen, kann niemand ihrer Art einen Gott nachahmen. Hast du einmal den Zorn eines Gottes auf dir, dann kann dir niemand mehr helfen«, erwidere ich.
»Also sind es Menschen, die hinter uns her sind?«, fragt Bruce und ich nicke. »Tony hat die halbe Menschheit verärgert, es wäre einfacher, beim Russisch Roulette zu gewinnen«, erwidert Bucky trocken, der die ganze Zeit in der Fabrik umher sieht, als würde er etwas sehen, was die anderen nicht sehen können.
»Wenn ich dich daran erinnern darf, bist du der meistgesuchte Attentäter der Welt«, knurrt Tony aus seinem Anzug und jetzt bin ich diejenige, die Bucky überrascht ansieht. Das ist tatsächlich neu für mich.
»Hört auf!«, zischt Natasha und die beiden Männern hören tatsächlich auf die Frau. Wahrscheinlich weil keiner der beiden besonders Lust hat, den Zorn der Rothaarigen auf sich zu lenken. Da ist ein Winterspaziergang ohne Klamotten gemütlicher.
Ratlos sehen die Avengers sich untereinander an, als alles schwarz wird. »Was zum Teufel!«, höre ich jemanden keuchen, während ich mich im Kreise drehe.
Wie kann das sein? Durch die Löcher in der Wand kommt genug Sonnenlicht hinein, dass man etwas erkennen kann, doch mit einem Mal ist es, als hätte jemand den Lichtschalter ausgeschaltet.
»Celeste, vielleicht wäre es jetzt mal an der Zeit zu zeigen, was du drauf hast«, höre ich eine Stimme, die ich in dem Moment nicht zuordnen kann. Aber schon einen Augenblick später, spüre ich meine Kraft durch meine Adern fließen.
Ein erschöpftes Keuchen entflieht meinen Lippen. Es ist Ewigkeiten her, dass ich meine Kraft benutzt habe – nun wecke ich sie schon ein drittes Mal am selben Tag und so langsam spüre ich, wie sie mir auch meine letzte Kraft raubt.
Dann schweben einige Lichtpartikel vor mir und erhellen die Fabrik. Endlich können wir wieder sehen, doch die Erleichterung darüber bleibt aus.
Vermummte schwarze Gestalten haben sich so um uns versammelt, die wir nicht kommen gehört haben.
»Fuck, was?«, keucht Charlotte, während sie zu ihrer Waffe greift. Ich drehe mich mit meiner letzten Kraft um meine eigene Achse, doch die vermummten Gestalten haben uns umzingelt und wie die Beute, sitzen wir in der Falle.
»Wer seid ihr? Was wollt ihr?« Iron Man hat einen Schritt nach vorne gemacht. Dabei flimmert seine Roboterhand, während auch die anderen Avengers in Angriffsposition stehen. Wir sind eindeutig in der Unterzahl, aber keiner der Avengers – oder ich – würde kampflos aufgeben.
Keiner der schwarzen Gestalten gibt einen Ton von sich. Ihre Masken starren uns einfach an, bewegen sich keinen Millimeter. Weitere Sekunden vergehen, als sich die Maskengestalten auftauchen und jemand mit einer roten Robe und derselben goldenen Maske auf uns zu schreitet.
»Immer das gleiche. Wer seid ihr? Was wollt ihr? Ihr langweilt mich und dennoch ist es schön, endlich eure Bekanntschaft zu machen.« Die Stimme der Person ist so verzerrt, dass man nicht ausmachen kann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Die Robe lässt die Statur der Person auch nur erahnen.
»Ich wünschte, ich könnte das gleiche behaupten, aber ich wurde schon freundlicher empfangen«, antwortet Tony und ich bin mir nicht sicher, ob es so clever ist, wenn wir ausgerechnet den Mann in der bunten Blechbüchse sprechen lassen.
»Deine Spielchen langweilen mich, Tony Stark.« Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten habe, klingt die Stimme unter dem Verzerrer gelangweilt.
»Die Avengers weilen schon zu lange auf der Welt und ziehen sie ins Chaos«, spricht sie weiter. Meine Sicht verschwimmt leicht und ich schwanke leicht, doch ich halte mich auf meinen Beinen.
»Aber keine Angst. Die Zeiten sind vorbei.« Würde die Maske lächeln können, dann würde sie es wahrscheinlich tun. Und es wäre ein grausames Lächeln.
»Ich ziehe meine Maske aus, wenn du das gleiche tust«, versucht Tony, den höchstwahrscheinlich Anführer, zu locken. Eine hässliche Lache dringt aus der Maske heraus und durch den Stimmenverzerrer klingt es noch ekelhafter in den Ohren, dass ich meine Hände auf meine Ohren lege.
Ich spüre, wie mein Körper immer schwächer wird und nach Ruhe lechzt. Das ist der Nachteil an meiner Kraft. Ich habe nie gelernt, sie richtig zu kontrollieren. Ich kann sie durch meinen Körper schicken, sie manifestieren, aber das wirkliche Geheimnis um ihr ist mit meinem Planeten gestorben.
»Dein Humor und Sarkasmus können die Avengers auch nicht vor uns schützen. Wir werden kommen. Wir werden euch zerstören und die Welt von euch befreien. Ich bin deine Nemesis. Dein Untergang.«
Die letzten Worte, eingepackt in einer bittersüßen Drohung, nehme ich nur wie durch Watte wahr. Meine Beine geben unter mir nach. Meine Augen rollen nach hinten, während der Boden mir schnell näherkommt.
Doch bevor ich auf den Boden fallen kann, schlingen sich zwei starke Arme um mich und bewahren mich vor dem freien Fall. Dann wird alles schwarz. Das Letzte, was ich mitbekomme, ist ein Duft, der mich umgibt. Er kommt mir bekannt vor, doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, drifte ich in die Bewusstlosigkeit.
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