Samstag - 25.1 - Die Notbremse
Don't forget - it's fiction!
Uuuuund noch ein paar Ortswechsel mit "Hüpfpunkten" ... Interessanterweise passiert das in diesem Kapitel so oft - dass es sich schon wieder ganz normal und richtig anfühlt ...
....................................................................................................................
Am Samstag Morgen gibt es mal wieder eine große Entscheidungsrunde, als Nicola Serrano nach dem Frühstück ins Hotel kommt. Erwartungsvoll sehen ihn alle an, denn es ist offensichtlich, dass er etwas sagen möchte.
„Ich mache es kurz. Das medizinisch Notwendige ist gleichzeitig das psychologisch Kontraproduktivste, was ich tun kann. Wenn du dich weiter gut ausruhst, Jimin, lasse ich dich also auch heute auf die Bühne. Aber ich hole dich sofort da runter, wenn ich das Gefühl habe, dass es zu viel wird. Wenn es sein muss, vor laufenden Kameras und höchst persönlich. Und ich möchte wissen, wie ihr euch vorstellt, wie es weiter gehen soll. Es sind noch fünf Wochen bis London, und SO geht es jedenfalls nicht weiter."
Schweigen. Das Paradoxon, dass Jimin auf die Bühne will und soll, weil ihm das so wohl tut, er sich aber nur dafür erholen kann, wenn er nicht auf die Bühne geht, kann irgendwie keiner lösen.
„Was ist eure nächste Station? Wann fliegt ihr? Und wie stellt ihr euch die medizinische Versorgung dann vor?"
Autsch. Diese Fragen haben wirklich gesessen.
„Moskau. Dienstag. Keine Ahnung."
PD antwortet schonungslos.
„So ein Problem hatten wir noch nie."
Jimin senkt den Kopf.
Nicola schüttelt den Kopf, schließt einen Moment die Augen, lässt zum x.ten Mal die letzten Tage vor seinem inneren Auge Revue passieren und ringt sich endlich zu einem Entschluss durch, während die anderen bange warten, was wohl grade in seinem Kopf vorgeht. Ein Bild taucht in ihm auf: Für Jimin gibt es jetzt nur noch die Wahl zwischen der einen Parkbank oder der anderen. Einfach immer weiter joggen - geht endgültig nicht mehr.
„Jimin, was ist schlimmer: mitzureisen und dann im Hotelzimmer warten zu müssen, während die anderen auf die Bühne gehen und in der Menge baden? Oder eine Station der Tournee ganz auszulassen und hier in Rom - oder wo auch immer - ganz auf dich konzentriert auszuruhen? Ohne die Unterstützung durch die anderen, aber auch, ohne den Stress der anderen in dich aufzunehmen und dich unmittelbar ausgeschlossen zu fühlen?"
Ein Aufseufzen geht durch den Raum. Tae erstarrt. Aber alle anderen nicken. Sie haben es geahnt, und sie spüren, dass es richtig ist. Nun ist es an Jimin zu antworten. Das kann ihm keiner abnehmen.
Sein Kopf ist hoch geflogen, als Nicola angefangen hat zu reden. Dann ist er zusammen geschrumpft auf seinem Stuhl. Ganz leise und erst nach einer Weile ringt er sich zu einer Antwort durch.
"Ich glaube, mitzureisen ist schlimmer. Aber - ich weiß doch gar nicht, wo ich alleine hin soll! Wir waren noch nie..."
Seine Stimme wird immer verzweifelter, schließlich verstummt er. Wieder schweigen alle betroffen.
Doch da kommt plötzlich Leben in Yoongi.
„Aber ich weiß es! Es gibt EINEN Ort in Europa, wo Du nicht alleine bist. Wo du vorbehaltlos willkommen bist und dich ganz bestimmt super erholen kannst. Da wirst du gefüttert und gehätschelt und geliebt, bis es dir zu allen Ohren raus kommt!"
Verwirrt - und dann verblüfft sehen ihn alle an. Ein Ruck geht durch die Gruppe. Natürlich!
„Jetzt müssen sie nur noch Zeit haben!"
Namjoon greift sofort zu seinem Telefon.
.................................................
Ich sitze derweil zu Hause ganz gemütlich am Frühstückstisch mit meiner Familie. Wir reden über alles Mögliche, als plötzlich das Telefon klingelt. Es ist Namjoon. Markus hört erst zu und reicht mir dann den Hörer rüber. Ich gehe ran und höre Namjoon hoffnungsvoll-angespannte Stimme.
„Tina, ich falle gleich mit der Tür ins Haus. Was machst du von übermorgen bis zum Dienstag eine Woche danach?"
Ich bin etwas überrumpelt, gehe in die Küche zum Kalender und stelle fest, dass da für die nächsten zwei Wochen erfreulich wenig drin steht.
„Nichts wichtiges. Wieso?"
„Weil Jimins Körper nicht so kann, wie sein Geist, seine Seele und sein Wille gerne würden. Dr. Serrano möchte jetzt doch die Reißleine ziehen. Kurz: wir überlegen, ob er ein Konzertwochenende auslässt, damit er mal richtig runterkommt. Dafür wollen wir ihn aber nicht nach Moskau mitschleppen, dann schaltet er nämlich doch nicht ab, weil er alle Stimmungen von uns aufnimmt und an den Abenden dann alleine und traurig im Hotel hockt. Wenn er aber alleine ist und nicht mit uns mitkommt, muss er irgendwo sein, wo er sich wohl und willkommen fühlt ... Und da seid ihr uns eingefallen. Falls ihr das wollt ..."
Ich starre das Telefon an. Meine Familie starrt mich an. Da meine Hirnwindungen und sonstigen Sensoren inzwischen wieder von Highspeed zurück auf Normalbetrieb gepolt sind, schalte ich etwas langsam. Aber dann kommt es doch bei mir an. Meine Augen werden glaube ich so groß wie Fußbälle, als ich meine Familie ansehe.
„Habt ihr was dagegen, dass Jimin alleine uns für eine Woche besucht? Der Doc zieht die Notbremse und will ihn da raus haben aus dem 'Zirkus' ..."
Ich sehe sie fragend an. Drei Augenpaare schauen zurück. Simon brunnt nur.
"Nö!"
Maja zeigt mir mit empörter Miene einen Vogel.
„Wieso fragst du überhaupt?!"
Und Markus zuckt grinsend mit den Schultern.
"Immer her damit. Den kriegen wir schon aufgepäppelt!"
Ich gebe dieses klare „O.K." von ganzem Herzen gerne weiter.
......................................................
Da bei Tina der Lautsprecher am Telefon angeschaltet war, hat Namjoon das Gespräch in Deutschland einigermaßen verfolgen können und das Wesentliche verstanden. Erwartungsvoll sehen ihn alle an.
„Danke!"
Er seufzt erleichtert in den Apparat und teilt die Antwort allen mit.
„Jimin, du bist bei Tina und ihrer Familie von ganzem Herzen willkommen. Du musst dich nur dafür entscheiden. Und du weißt: sie werden dich auf Händen tragen und dir jeden Wunsch von den Augen ablesen."
Alle schauen Jimin an. Schnell verbirgt er sein Gesicht hinter den Händen. Nun mischt sich PD ein und wechselt einfach kurz das Thema, damit Jimin aus dem Fokus kommt und einen Moment lang in Ruhe überlegen kann.
"Hm. Das klingt gut. Und ich glaube, ich würde gerne für alle die Zeit in Moskau verkürzen. Erst Mittwoch hin und, wenn es geht, schon am Montag weiter nach Stockholm. Ich habe noch keine Ahnung, was das für den ganzen Visum-Krempel bedeutet, aber dann wären wir noch ein bisschen länger mit dir zusammen, Jimin. Was hältst du davon? Ist das ein Weg für dich?"
Jimin hat sich das alles angehört. Die Müdigkeit, die Trauer, die Sehnsucht - all das spiegelt sich in seinem Gesicht wider. Aber nun mischt sich auch Hoffnung dazu und Erleichterung.
„Ja. Ja, ich glaube, damit kann ich leben. Sie würden mich durch und durch verstehen, egal, wie es mir grade geht. Ich kenne sie, weiß, wie dort alles läuft, weiß, dass ich ihnen keine Last bin. ... Doch, das geht."
Erleichtert atmet Taehyung durch und nimmt Jimin in die Arme. Namjoon greift zum Hörer und wählt wieder.
„Tina? ...Ja. ... Ja, er hat zugestimmt. Es fällt ihm unglaublich schwer. Aber diese Auszeit ist die Bedingung des Arztes dafür, dass er ihn nicht sofort komplett aus dem Verkehr zieht. Er wird heute Abend noch mal auf die Bühne dürfen, noch mehr eingeschränkt. Und dann ist erstmal Pause. ... Wie? ... Nein, dafür muss PD ja erst wieder alles ummodeln. Wir müssen erst mal feststellen, wann wer wie reisen kann.... Ja, genau. Ihr baut schon mal ein Nest, und ich melde mich wieder, sobald hier klar ist, wer was wann und wo.... Ja, ich grüß' alle. 1000 Dank an euch, dass das möglich ist. Ich kann dir nicht sagen, WIE froh und erleichtert ich bin. Bis dann!"
.......................................................
Und so wird unser heimischer Frühstückstisch unverhofft mal wieder zum Planungsort. Wenn es Jimin so schlecht geht, brauchen auch wir einen Arzt, der hier nach dem Rechten sieht. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Die coolen Dr. Serranos, die nicht stumpf nach Schema F reagieren, sind nicht sooo sehr üppig gesäht. Das wird nicht ganz leicht sein. Aber wir werden jedenfalls in dieser Woche alles dafür tun, dass Jimin sich wohlfühlt und sich richtig gut erholt. Das hat ja schon einmal funktioniert. Wenn nun die Ungewissheit wegen Biblis und die Verwirrung wegen PD auch noch weg gefallen sind, dann sollte doch eine ganze Woche einen deutlichen Erholungseffekt erzielen können. Das wäre ja wohl gelacht! Ganz stark bauen wir dabei auf die Meerschweinchen. Tiere sind Seelenschmeichler. Und Jimin liebt unsere kleinen Superwutzen!
.....................................................
In Rom laufen derweil mal wieder die Drähte heiß. Ein paar Stunden später haben die Botschaften von Südkorea und Russland eine Möglichkeit ausgekaspert, wie sich die Reisetermine verändern lassen und so schnell alle Papiere dafür beschafft werden können. Die Flüge und Hotels werden umgebucht. Es ergibt sich, dass am Montag kein Direktflug von Moskau nach Stockholm möglich ist. Aber sie wollen wirklich nicht bis Dienstag in Russland bleiben. Mist!
Plötzlich klatscht sich Jeongguk mit der flachen Hand vor die Stirn.
„Wir sind ja doof! Leute, das ist DIE Chance!!! Wir wollen schon am Montag aus Russland weg. Wir können erst am Dienstag in Stockholm aufschlagen. Also holen wir einfach Jimin in Deutschland ab!"
Sofort gehen alle Gesichter auf, niemand widerspricht. Fieberhaft wirft Guk sich auf die Suchmaschinen. Ja, nach Frankfurt ist ein Flug am Montag möglich.
„Perfekt! Den nehmen wir. Und diesmal wird es ein freiwilliges Exil!"
Fröhlich und anerkennend klopft ihm Hobi auf die Schulter, kommt bei allen Vorfreude auf. Es wird ein Stückchen sein wie nach Hause kommen. Und wirklich jeder von ihnen weiß sofort genau, worauf er sich am meisten freut.
Also buchen sie einen Umweg über Frankfurt am Montag, und nehmen von da aus am Dienstag Jimin gleich mit. Der Staff wird am Dienstag wie geplant direkt nach Stockholm fliegen. Das Hotel in Stockholm muss darum auch nicht umgebucht werden. Dafür wird das B+B bei Tina um die Ecke für eine Nacht belagert. Dr. Serrano kann für seine Praxis eine Vertretung organisieren und wird Jimins Reise zu Tina begleiten. Für ihn und Jimin werden für den Dienstag zwei Plätze in einem Flieger nach Frankfurt ergattert, für Mittwoch war nichts mehr zu kriegen. Kwon wird gefragt, ob er ab und zu eingespannt werden darf.
...............................................
Wir hier in Deutschland machen uns auf die Suche nach einem kooperativen Arzt. Nachdem wir eine Weile hin und her überlegt haben, kommen wir schließlich auf die Nachbarin, die Allgemeinärztin ist. Wenn die mit Dr. Serrano direkt redet, wird sie hoffentlich unseren verrückten Schlingerkurs mitfahren und Jimin bei uns zu Hause betreuen. Hoffentlich macht sie das mit! Und für die Kommunikation zwischen den beiden Ärzten müssen wir nicht lange suchen. Simons Nachhilfelehrerin Sabina ist Halbitalienerin ...
...............................................
In der Suite in Rom sitzen zehn Menschen im Kreis und schauen sich an. Sie sind aufgewacht, haben die bittere Wahrheit akzeptiert. Und nun können sie die Weichen für eine bessere, gesündere, glücklichere Zukunft stellen.
....................................................
11.1.2019 - 5.4.2019 - 23.8.2019
17.11.2019 - 5.4.2020
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro