⩤9|Akaya|Wiederstand ist das Produkt der Verzweiflung⩥
Müde riss Akaya das Zähne gespickte Maul zu einem Gähnen auf. Mit einem Schlag war sie hellwach und stürmte aus ihrem Bau. Herbstwind schlug ihr entgegen. Der Himmel war von grauen Wolken bedeckt und auf ihrem roten Fell spürte die Füchsin sanften Nieselregen. Sie Blickte sich um. So wie es aussah war schon das ganze Rudel auf den Beinen. Alle drängten sich um Akiras Bau; Sie wollten unbedingt wissen, was gestern bei der Abstimmung raus gekommen ist. Auch Akaya drängte sich aus Neugier dazwischen. Akiras gelbe Augen blitzten aus dem Schatten heraus als Azura, der Beta seinen Kopf in den Bau steckte um nach dem Alpha zu sehen. Die Menge tuschelte. Akaya fragte sich ebenfalls, warum der Alpha so zurückhaltend war.
Nach kurzer Überredung durch Azura kam Akira schließlich aus seinem Bau. Sein Fell war verfilzt und seine Augen glasig. Er ging mit krummen Rücken, den Kopf gesenkt. Er bahnte sich seinen Weg zu dem großen Stein und hievte sich hinauf. Still versammelten sich die Füchse am Fuß des Felsens. „Ich habe diese Nacht nicht geschlafen, die gestrigen Geschehnisse waren zu furchteinflößend... Nachdem... Ihr gegangen seid hat Ursa weitere Schriftrollen geholt... Nichts war darauf zu sehen... Nur graue Farbe...", erklärte der Alpha mit brüchiger Stimme. Akaya riss die Augen auf. Sie redete schneller, als sie nachdenken konnte: „Was sollen wir jetzt tun?" Akira blickte sie kühl an. „Nichts.. Das einzige was bleibt ist, sich einfach zu ergeben und zu sterben..." Erschrocken sogen ein paar Füchse scharf Luft ein. „Bei allem Respekt, Alpha..." Ignis. Ohne Rücksicht rief er von ganz hinten was er davon hielt. „Wir können nicht einfach aufgeben! Orion hätte es nicht so gewollt! Es wäre Verrat gegenüber unseren Vorfahren und Göttern."
Die beiden Füchse lieferten sich ein Duell der Blicke. Verzweifelt wanderten Azuras Augen zwischen seinem Alpha und dem Wächter hin und her. Er war auf Ignis Seite, das konnte Niemand bestreiten, doch würde er seinen Alpha verraten? „Na gut... Wenn Ignis also der Meinung ist...", begann er kalt und ließ seinen leeren Blick über sein Rudel schweifen. „Dass er dieses Rudel besser führen könnte... Nur zu..." Emotionslos trat er zurück und blieb vor dem Fels stehen. „Wer ist noch der Meinung, dass Ignis das Orionrudel führen sollte?" Die Ansammlung tat sich an einer Stelle auf, sodass sich Akira und Ignis gegenüber standen.
„Er ist nicht der selbe..." Akaya zuckte zusammen, als Melu plötzlich neben ihr auftauchte. „Ich musste ihm in den letzten Wochen einen Haufen Arznei geben... Gegen Schmerzen, Schweißausbrüche und plötzliche Wutausbrüche... Ich weiß einfach nicht was mit ihm los ist, aber unter so viel Behandlung durch Kräuter ist er nicht in der Lage zu kämpfen..." Akaya spitzte die Ohren. Stimmt! Selbst wenn der Alpha seinen Posten freiwillig abgibt musste ein Kampf mit dem Anwärter darauf ausgefochten werden... „Ich kann mir auch nicht erklären, was passiert sein könnte, dass er heute plötzlich so ausgelaugt ist...", fuhr die Leserin fort, doch Akaya hörte ihr schon nicht mehr zu. Ihre Aufmerksamkeit war auf den Kampf gerichtet, der gleich beginnen würde. Akira knurrte und Ignis riss das Maul auf. Im selben Moment stürzten die beiden auf einander zu. Erst jetzt fiel der roten Füchsin auf, wie steif Akira sich bewegte. Wie unsauber seine Manöver waren... Eigentlich hätte sie es schon bemerken müsse, als sie auf dem Weg zum Pictorrudel waren.Vielleicht hätte sie es aber auch noch viel früher sehen können.
Ohne, dass Akaya den Kampf richtigwahrgenommen hatte, hatte Ignis Akira auch schon auf den Boden genagelt. Blut rann aus dem Mundwinkel des Noch-Alphas, als er stumpf und gehässig knurrte: „Begrüßt unseren neuen Alpha." Erkenntnis tat sich in Ignis Augen auf. Er hatte registriert, was soeben passiert war. Avemis gesellte sich auf Akayas andere Seite. „Wiederstand ist das Produkt der Verzeiflung. Nur ist es ein fließender Übergang, den man oft nicht bemerkt. So wie Ignis.", sagte Melu zu den Beiden, mit dem Blick auf Ignis ruhend. Sie wandte sich um und murmelte: „Repugnantia est ex desperandum... Wie sie gesagt haben..." Akaya versuchte die Worte zu entziffern, doch je länger sie darüber nachdachte, desto unklarer wurden sie. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ignis und Akira.
Mit gesträubtem Fell stand der weiße Fuchs über seinem ehemaligen Alpha. Akira knurrte keckernd und sein Gegner wich zurück. Zögernd stellte sich Azura zwischen die beiden. Mit unruhig zuckenden Augen verkündete der silberne Fuchs: „Begrüßet unseren neuen..." Sein Blick huschte zu Akira und wieder zu Ignis. „Begrüßt unseren neuen Alpha!" Kein Stolz war in Ignis Augen zu erkennen, nur ein Schleier aus Angst bedeckte seine Miene. Niemand jubelte, sowie niemand verstand, was gerade passiert war.
Es war Mittag. Kleine Grüppchen, die sich über die Geschehnisse austauschten hatten sich gebildet. Akaya saß mit Avemis und Cataracta vor Melus Bau, welche sich von drinnen am Gespräch beteiligte. Avemis meinte, dass Ignis der Posten zustand, Cataracta war anderer Meinung: „Akira verhält sich einfach komisch, aber eigentlich ist er ein guter Alpha... Er ist einfach nicht klar im Kopf, er hat nicht darüber nachgedacht, als er das alles gesagt hat." Ich wollte gerade seine Medikamente absetzen...", mischte sich die Leserin ein. „Verdammt, ich bin am Verzweifeln! So kann er uns nicht führen." „Jetzt ist doch eh Ignis Alpha!", meldete sich Akaya. „Solange kannst du dich ja um Akira kümmern.", fuhr sie fort. Aus Melus Bau kam ein Fauchen. „Er weist doch jede Hilfe ab... Und ich kann auch nicht mit den Göttern reden..." „Wie bitte?", fuhr Cataracta sie an. „Weiß Akira das?!" „Nein...", gab Melu frustriert zu. „Geh zur Mondgrotte.", schlug Celeri, der soeben neben Cataracta aufgetaucht war nüchtern vor.
Die junge Füchsin streckte den Kopf aus ihrem Bau. „Einfach so in der Mondgrotte auftauchen und sagen 'Hallo, hier bin ich, sagt mir, was mit unserem ehemaligen Alpha los ist?'? Das kannst du vergessen. Respekt vor unseren Göttern steht vor den eigenen Bedürfnissen.", fauchte sie Celeri ins Gesicht. Der Fuchs war nicht im Geringsten eingeschüchtert. „Die Götter werden es verstehen.", knurrte er. „Wir werden sofort gehen. Ich begleite dich." Cataracta stellte sich dicht neben ihn. „Ich auch." Melu seufzte und blickte zu dem dunklen Bau, in dem Akira nun schlief. „Okay." Sie verschwand wieder im Bau und kam schnell wieder mit einem kleinen Ledersack heraus. Ein beißender Geruch trat daraus hervor. „Was ist das?", fragte Akaya mit angeekelt krausgezogener Nase. „Eine Opfergabe.", klärte die Leserin auf. „Wenn wir schon unbefugt und von uns aus mit ihnen in Kontakt treten, dann muss wenigstens ein Opfer gebracht werden." Avemis murmelte: „Einleuchtend..." Darauf fügte sie hinzu: „Ich bin auch dabei! Akaya?" „Moment!", unterbrach Melu. „Eigentlich wollte mich nur Celeri begleiten... Cataracta kann auch noch mit, aber vier sind zu viele.", stellte sie klar. Alle vier nickten und die Leserin stand auf, gefolgt von ihrer Garde.
Nachdem die drei bei Ignis waren verschwanden sie durch den Lagerausgang. Avemis schaute ihnen nach. Ein Grinsen stahl sich auf das Gesicht der grauen Füchsin. „Was ist so lustig?", fragte Akaya. Ihre Freundin kicherte. Dann fragte sie: „Hast du es denn noch nicht bemerkt? Das ist doch offensichtlich!" Akaya verstand immer noch nicht. „Was?" „Na ist dir nicht aufgefallen, was da zwischen Cataracta und Celeri ist?", gluckste sie tadelnd. „Mal sehen, wie lange es noch dauert...", fügte sie verschwörerisch hinzu. Akaya machte große Augen. Es war ihr wirklich nicht aufgefallen... Sie waren auf beieinander, aber mehr auch nicht. „Wie auch immer.", frohlockte Avemis und wollte aufstehen. Da hatte Akaya einen Geistesblitz. „Darüber habt ihr beide vor Kurzen geredet! Über Akira!" Avemis versteifte sich kaum merklich. „Nein.", piepste sie. Die andere Füchsin kniff die Augen argwöhnisch zusammen, beließ es aber dabei und stand auf. Mit einem Blick auf die nicht vorhandene Beute schlug sie vor: „Lass uns wieder etwas jagen gehen..." Ihre Freundin nickte hektisch.
Kurz darauf sprinteten die beiden über die weite Heide, einem flüchtenden Hasen hinterher. Mit einem Satz warf sich Avemis auf das braune Tier und erledigte es mit einem Biss ins Genick. Akaya nickte anerkennend. „Den bringen wir nachher zu den Fähen. Bring ihn erstmal zur Quelle.", wies sie die graue an. Während Avemis die erste Beute wegbrachte ging Akaya am Kliff entlang. Das Wasser schlug wie gewöhnlich gegen die sandfarbenen Felsen, doch dazu mischte sich ein beißender, fauliger Gestank mit einer salzigen Note. Mit Vorsicht warf die rote Füchsin einen Blick über die Kante. Ihr Fell stellte sich auf. Die Wellen schleuderten einen geschändeten Körper gegen das Gestein. „Avemis!", rief Akaya keuchend. Nach ein paar Minuten kam die graue Füchsin neben ihr zum stehen und spähte über den Abgrund. Mit Schock geweiteten Augen und ohne ein weiteres Wort kletterte sie gefolgt von Akaya die Felsenwand hinunter. Der Körper gehörte einem Wolf.
Akaya schlug ihre Zähne in das blutige Nackenfell. Die rote Substanz benetzte Akayas Zunge. Es schmeckte bitter und alt und eine leichte Salznote mischte sich hinein. Gemeinsam hievten die beiden Füchsinnen die Leiche hoch auf den Rand der Klippe. Akaya beschnüffelte den nassen Körper. „Lyrarudel.", stellte Avemis fest. Akaya nickte. „Sie heißt Nyx. Sie hat eine Shwester, Feducia." „Woher kennst du sie?", wollte die rote Füchsin wissen. „Sie hat mich als Junges, bevor deine Mutter mit dir zu uns kam aus dem Fluss gerettet... Die Arme...", murmelt ihre Freundin. Akaya wandte den den Kopf. Die Sonne fiel langsam, glitzernd hinter dem Wasser. Sie sagte: „Lass sie uns zu ihrem Rudel bringen..." Damit packte sie die Wölfin am Nackenfell.
Als der Himmel sich tief blau gefärbt hatte waren die beiden bereits auf Höhe der Mondgrotte, als Akaya kurz schwarz vor Augen wurde. Avemis bemerkte es nicht, doch Akaya wurde langsam schwindelig. Nach ein paar weiteren Schritten knickten ihre Beine ein. „Alles gut?", fragt Avemis sie besorgt." „Nein, mir ist furchtbar schwindelig...", antwortete die andere Füchsin. „Geh am besten zurück. Ich erledige das.", schlug ihre Freundin vor. „Sicher?" „Ja, komm, geh zurück." Akaya ließ Nyx los und drehte sich um. Im Schrittempo ging sie durch den dichten finsteren Wald.
Plötzlich bohrte sich etwas in Akayas Pfotenballen. Sie fluchte zischend auf und wollte sich für eine Rast am Bach, der sich durch die ganze Nordebene schlängelte niederlassen. Sie wollte sich auf einen sternenbeschienenen Fels niederlassen, als ein stechender Schmerz ihren Kopf durchzuckte und sie auf dem kalten Gestein zusammenbrach und ihr Kopf auf der Wasseroberfläche aufschlug.
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Soooooo, weiter geht's! :D
Aaaalso:
1. Wärt ihr lieber Wächter oder Leser? Oder doch Jäger oder Alpha?
2. In welchem Rudel wärt ihr am liebsten? (--> Siehe Kapitel "Die Nordebene")
3. Und passend: Welches Rudel mögt ihr am wenigsten?
4. Und wer ist euer Hasscharakter?
5. Was ist eure Meinung zu Akaya?
Dann bis in einer halben Stunde :D
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