⩤1|Akaya|Götterschutz⩥
„Akaya, Akaya! Erzähl uns etwas!" Kleine Fuchswelpen wuselten um die junge Wächterin herum. Akaya blinzelte verschlafen und streckte sich. „Ich hab euch doch schon alles was ich erlebt habe erzählt...", murmelte die Füchsin und rieb sich mit einer Pfote über die Augen. „Ich muss sowieso gleich zu meinem Wächterdienst.", sagte sie mit einem Blick gen Himmel. „Och menno...", murmelte Flosa, eine der Welpen enttäuscht und scharrte mit einer Pfote den Boden auf. Akaya leckte ihrer kleinen Schwester liebevoll über die Ohren. „Später, okay?"
Die rote Füchsin eilte zu den anderen Wächtern. Ignis, der älteste Wächter knurrte: „Du bist spät..." „Ich weiß, entschuldige...", entschuldigte sich Akaya. „Gerade jetzt müssen wir die goldene Quelle gut bewachen! Wo sich die Jäger herum treiben..." Die Jäger... Schon seit einigen Monden trieben sich in der Nordebene Wesen herum, die nachts die Füchse töteten. Doch nicht nur die Füchse waren davon betroffen; Auch die Schakal- und Wolfsrudel hatten Mitglieder verloren... Akaya schüttelte sich bei dem Gedanken an die Biester. Aber egal wie oft die Kundschafter es versuchten, niemand hatte bisher einen Jäger gesehen.
Die Wächter, die für heute eingeteilt waren trabten gemächlich zur goldenen Quelle. Die Nachtschicht wartete bereits auf sie. „Da seid ihr ja!", rief Akayas Freundin Avemis. Sie stupste Akaya mit der Schnauze an und zwinkerte ihr zu. Die rote Füchsin begrüßte sie ebenfalls und tappte weiter zur Quelle. Wie immer war sie von dem Anblick überwältigt; Sie bestand aus einem kleinen, sandfarbenen Steinberg und von der Spitze sprudelte das Wasser hervor. Das Sonnenlicht ließ es golden glitzern, was der Quelle ihren Namen verlieh. Doch die Quelle war nicht einfach nur schön anzusehen, sie war der Ort, an dem die Leser der Fuchsrudel Verbindung mit ihrer Göttin, Vulpis aufnahmen, und die Alphas ihre Kraft empfingen.
Die Wächter behüteten die Heiligenstätte der Füchse, da viele Tiere das kostbare Wasser stehlen wollten. Jedoch war die Kraft der Quelle begrenzt und erneuert wurde sie nur alle fünfzig Monde. Ohne die Kraft konnten die Füchse nicht mit Vulpis kommunizieren, und die Rudel würden extrem geschwächt werden.
Jetzt saß Akaya mit den anderen Wächtern vor der Quelle und wartete darauf, dass etwas passierte. „Was glaubt ihr, was es mit den Jägern auf sich hat?", fragte Draco. „Es ist dein erster Wächterdienst, aber du solltest wissen, dass währenddessen Stillschweigen bewahrt wird!", zischte Ignis. Draco schluckte verlegen und hielt fortan den Mund. Plötzlich wurde das Plätschern hinter den Füchsen lauter. Akaya drehte sich fauchend um. Statt eines Sammlers aber sprudelte das Wasser mit nur noch mehr Druck aus der Quelle. Die Wächtergarde stand nur wie erstarrt da, während das blubbernde Wasser langsam zu einem Körper formte. Langes, seidiges Fell fiel an ihm hinab, und ein langer, felliger Schweif legte sich auf den sandigen Boden.
„Vulpis!", keuchte Ignis und warf sich auf den Boden. Die anderen taten es ihm nach. „Orion-Rudel..." Die Fuchsgöttin neigte höflich den Kopf. „Warum bist du hier?", fragte Ignis respektvoll. „Ich habe eine Botschaft für euer Rudel: Der Götterrat hat den Beschluss gefasst, dass wir einem Fuchs, einem Schakal und einem Wolf unseren vollen Schutz geben. Jedoch geschieht das unter Bedingungen. Der Schutz darf nicht missbraucht werden. Die Auserwählten werden damit gesegnet, um das Rätsel um die plötzlichen Morde an jeglichen Tieren zu lüften. Um den Segen kämpft ihr, wenn der Mond am höchsten steht. Jedes Rudel wählt seinen Vertreter und schickt ihn zur Himmelsgrotte." Ignis nickte förmlich. „Ich danke euch. Überbringt eurem Alpha die Botschaft. Ich behüte so lange die Quelle." „So sei es.", erwiderte der alte Wächter und wandte sich um. „Kommt.", wies er Akaya, Draco, Cataracta und Celeri an. Die vier folgten ihm.
Beim Lager der Orions angekommen erwartete sie schon der ihr Alpha, Akira. „Man hat euch schon von weitem gehört...", brummte er. „Warum seid ihr nicht bei euer Wache?" Ignis stand selbstbewusst vor seinem Alpha. „Alpha. Vulpis hat mit uns gesprochen. Wenn der Mond am höchsten ist sollen sich die Vertreter der Rudel, zuvor vom Alpha erwählt, in der Himmelsgrotte zusammen finden. Dort werden sie um den Segen der Götter kämpfen. Jeweils ein Fuchs, ein Schakal und ein Wolf erhalten ihren Segen. Sie erhalten den Schutz, um heraus zu finden, was es mit den Jägern auf sich hat." Er verneigte sich und trat einen Schritt zurück. „So ist das...", murmelte Akira. „Ich werde mich mit meinem Beta beraten... Ihr geht zurück zur Quelle." Ignis nickte und drehte sich um. Mit einem Schwanzschnippen bedeutete er der restlichen Garde ihm zu folgen.
Mit langen, geschmeidigen Sprüngen flogen die Füchse über die Heide. Akaya und Draco kamen als erstes bei der Quelle an. Dort lag Vulpis mit ordentlich überschlagenen Pfoten und geschlossenen Augen auf der Spitze. Das Wasser sprudelte um sie herum, besser gesagt bestand sie daraus. Die Füchse verneigten sich als sie ankamen und die Göttin blinzelte freundlich. Sie erhob sich auf die Pfoten und sprach: „Habt ihr die Nachricht überbracht?" Ignis nickte ehrfürchtig. „Ich danke euch." Vulpis Augen leuchteten auf und sie wurde mit einem Wasserstrudel umhüllt, der dicke Tropfen auf die Rudelfüchse schleuderte. Der Strudel wurde immer kleiner, bis schließlich nur noch ein paar Tropfen in den Strom der Quelle plätscherten.
Celeri schüttelte den feuchten Kopf. Sie stupste Akaya mit der Pfote an. „Was schaust du denn so komisch?" Die Füchsin schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung...", log sie. Eigentlich fühlte sie sich als Vulpis verschwunden war seltsam erleichtert. Wahrscheinlich war ihre Präsenz einfach zu stark. Akaya schüttelte sich und erhob sich auf die Pfoten. „Ich gehe etwas jagen.", verkündete sie und tappte um den kleinen Steinberg herum. Erst hüpfte sie mehrere Meter durch die Heide und blickte kurz über ihre Schulter. Die goldene Quelle war noch zu sehen, also beschloss die Füchsin noch etwas weiter zu gehen. Ihre Ohren zuckten als sie ein raschelndes Geräusch wahrnahm. Sie duckte sich und kniff die Augen zusammen. Durch die trockenen Heidegräser war ein Birkhuhn zu erspähen. Der Vogel zog sich gequält über den Boden und Akaya konnte auch den Grund für sein Leiden sehen... Eine Seite des Beutetiers war nahezu komplett zerfetzt. Das Tier tat der jungen Füchsin leid. Sie konnte es mit einem Biss erledigen. Die Gräser streiften ihren Pelz als sie gelassen hindurch striff. Das Huhn begann panisch mit seinem übrig gebliebenen Flügel zu flattern. Akaya warf sich auf das schutzlose Tier und erlöste es mit einem Biss in sein Genick.
Akaya konnte noch ein weiteres Birkhuhn erbeuten und drei Hasen -alle unverletzt. Sie brauchte vier Gänge um die ganze Beute zur Quelle zu bringen. Im Anschluss verspeisten die fünf Füchse ihr Mahl. Akaya leckte sich über die Lefzen nachdem sie die Hälfte des verletzten Huhns gegessen hatten. „Igens!", Cataracta. Ignis wandte den Kopf. „Das ist die andere Garde." Alle fünf Füchse standen auf und liefen auf die anderen Wächter zu. „Habt ihr uns auch was übergelassen?", keckerte Igens, der Gardenleiter der Mittagsschicht, als er an seinem Bruder Ignis vorbei lugte. „Natürlich!", antwortete dieser belustigt und leckte seinem Bruder über das Gesicht. Die fünf wurden abgelöst und spazierten gemütlich zurück zum Lager.
Schon auf dem Weg dorthin begann sich Übelkeit in Akaya aus zu breiten und sie musste an einem Bach anhalten um gierig etwas Wasser in die Kehle zu bekommen. Sie wollte gerade den anderen nach eilen als ihr schwarz vor Augen wurde. Nach einem Moment kam sie wieder zu sich, doch ihr Kopf schmerzte höllisch.
Durch das Lager torkelte die Füchsin nur so und brach schließlich in ihrem Nest zusammen. Sie atmete schwer und ihre Augenlieder flackerten. Ihre Zunge hing aus ihrem trockenen Maul und ihr kurzes Fell war schweißnass. Sie keuchte als ihr Magen sich verkrampfte, dann dämmerte sie mit den Gedanken, dass das Birkhuhn wohl schlecht war in einen unruhigen Schlaf.
„Akaya?" Die Füchsin erkannte Melus Stimme. Die schwarze mit den roten Zeichnungen war die Leserin des Rudels und immer auf die Gesundheit des Rudels bedacht. „Akaya!" Nun gab sie der schlafenden Füchsin einen kräftigen Stupser mit der Vorderpfote. Diese rollte sich ärgerlich schnaufend von der Seite auf den Bauch und bedeckte das Gesicht mit den Pfoten. „Akaya! Akira will unseren Stellvertreter wählen." Stöhnend und mit schmerzenden Gelenken stemmte sie sich hoch. „Aber wenn es dir nicht gut geht kann ich dich entschuldigen...", murmelte sie mit einem besorgten Blick auf die rote Füchsin. „Nein, nein, alles gut...", gähnte diese und ging Melu hinterher. Außerhalb ihres Baus musste Akaya gegen das Sonnenlicht blinzeln, welches ihr in den Augen brannte.
In der Mitte des Lagers hatte Akira schon das ganze Orionrudel zu Füßen des Felsens, auf dem er immer zu seinen Füchsen sprach zusammen getrommelt. Mit einem Jaulen ließ der Alpha sein Rudel verstummen. Sein schwarz weiß gezeichnetes Fell wehte im lauen Nachmittagswind, als er seine Stimme erhob. „Heute hat Ignis Wächtergarde mir eine Botschaft von Vulpis überbracht." Ein Raunen ging durch die Fuchsmenge. „Der Götterrat gewährt einem Fuchs, einem Schakal..." Akira machte eine Pause. „Und einem Wolf seinen vollen Schutz gewähren. Aus jedem Rudel wird ein Mitglied von ihrem Alpha erwählt, der gegen die anderen beiden seiner Art im Kampf um den Göttersegen antritt. Wenn der Mond am höchsten steht wird der Kampf ausgetragen. Dafür finden sich die Auserwählten in der Himmelsgrotte zusammen."
Jeder ahnte wen Akira wählen würde. „Ignis, unser ältester und erfahrenster Wächter wird von mir gewählt, um das Orionrudel zu vertreten." Die Menge machte Platz um den Wächter durch zu lassen. Seine schwarzen Ohren zuckten als der Alpha von dem Felsen sprang um sich vor Ignis zu verneigen. Der weiße Fuchs ging ebenfalls in die Knie. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Alpha.", raunte er respektvoll. „Das bezweifle ich nicht, Ignis." Die Versammlung löste sich gemächlich auf und einige Füchse beglückwünschten Ignis.
Akaya ging zurück in ihren Bau und blinzelte durch den Eingang auf die Lagerlichtung. Die anderen wuselten umher, doch Akaya wollte einfach nur schlafen. Ihr Körper war schlapp und langsam kam auch die Übelkeit zurück. Sie riss ihr von kleinen spitzen Zähnen bespicktes Maul zu einem Gähnen auf und rollte sich in ihrem warmen Nest zusammen.
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(1651 Wörter) Ich hoffe es löst sich nicht allzu holprig und es gefällt euch :3
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