6. Kapitel - Lars
Im Unterricht schiele ich immer wieder zu ihr rüber. Ich bin froh, dass ich sie heute angesprochen, obwohl unsere Konversation nicht so gut gelaufen ist. Mittlerweile konnte ich sogar ihren Namen in Erfahrung bringen. Sie heißt "Josephine". Ein langer und schöner Name und auf irgendeine eine Weise elegant. Allerdings bin ich mir nicht wirklich sicher, ob dieser Name zu ihr passt. Wie immer ist sie ganz fokussiert auf den Unterricht. Ich frage mich, wie sie das macht. Mir ist im Unterricht manchmal so langweilig, dass ich manchmal einschlafen könnte. Das ist mir sogar schonmal im Deutschunterricht passiert, da war ich in der siebten Klasse und wir haben irgendein totlangweiliges Buch gelesen - und dann noch das Vorlesen meiner Klassenkameraden. Ich konnte einfach nicht wach bleiben! Josephine hätte aber weiter zu gehört. Obwohl es zum Sterben war. Unser Biolehrer teilt gerade die Arbeit aus, die sie vor meinem Kommen anscheinend geschrieben haben. Als mein Sitznachbar Alex seine Arbeit bekommt, stöhnt er gequält auf. Ich kann auf seinem Blatt eine leuchtende 5 erkennen. Ich wende meinen Blick ab, um zu Josephine zu gucken. Ich weiß nicht genau, welche Note sie bekommen hat. Man merkt eigentlich immer an der Mimik, welche Note jemand geschrieben hat, doch Josephine hat ihr undurchdringliches Poker Face aufgesetzt. Sie ist wirklich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ich kenne niemanden, der so emotionslos ist wie sie. Aber die Frage ist eigentlich, wieso ist sie so? Aus welchem Grund? Was ist passiert?
In der Pause sehe ich sie wieder mit einem Buch auf ihrer Bank sitzen. Ich gehe zu ihr. Der Wind fährt durch ihre Haare und sie tanzen in der Luft. Ich stehe jetzt direkt vor ihr, trotzdem schaut sie nicht von ihrem Buch auf. "Hey", sage ich, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Jetzt hebt sie den Kopf und schaut mich direkt an. "Was willst du?", fährt sie mich an. "Ich habe keine Freunde hier, da dachte ich, dass wir uns vielleicht unterhalten könnten", sage ich. Sie rollt mit den Augen. Sie hat keine Lust auf mich, aber so schnell gebe ich auf keinen Fall auf - nur über meine Leiche. "Falsch gedacht! Und wenn du Freunde brauchst, such dir welche", erwidert sie schroff. "Ja, genau das versuche ich ja gerade", meinte ich. Sie blinzelt kurz ein wenig überrascht. Die anderen wissen anscheinend keine Konter auf ihre Bemerkungen. Oder sie versuchen erst es gar nicht. Ich schaue sie direkt an. "Also, darf ich mich setzten?", frage ich sie. Sie schaut mich an. "Nein", sagte sie schlicht. Zur ihrer Überraschung setzte ich mich trotzdem neben sie. "Könntest du bitte weggehen?", fragt sie mich, dabei klingt sie ziemlich genervt. "Ich könnte, aber ich mache es nicht", sage ich. Das bringt sie gehörig auf die Palme, sodass ich mir ein Lachen verkneifen muss. "Bitte gehe einfach weg! Das ist meine Bank. Ich sitze immer hier. Und ich habe keine Lust mir, wegen eines Idioten wie dir einen neuen Platz zu suchen, wo man mich in Ruhe lässt", knurrt sie. Ich verschränke die Arme hinter dem Kopf. "Deutschland ist ein freies Land", sage ich. Sie holt tief Luft. "Also, unterhalten wir uns jetzt?", frage ich sie amüsiert. Sie holte wieder tief Luft. "Auf keinen Fall!", sagt sie und stopft ihr Buch in ihren schwarzen Rucksack. Sie will gehen. Sie will sich einen anderen Platz suchen. Sie steht auf und will gerade gehen, doch ich halte sie noch gerade am Handgelenk fest. Sie starrt auf meine Hand, die ihr Handgelenk um fasst. "Lass mich bitte los!", sagt sie mit zusammengebissenen Zähnen und funkelt mich an. "Warum willst du dich nicht mit mir unterhalten?", frage ich sie. Sie weiß nicht, was sie darauf antworten soll. "Ich habe kein Interesse an deinem Leben. Ich habe kein Interesse daran, mir deine unzähligen offenbar so wichtigen Dramen anzuhören. Ich haben kein Interesse sie dann mit dir auszudiskutieren. Dein Leben ist mir egal. Das was du tust ist mir egal. Du bist mir egal! Und ich kann nicht verstehen, warum du nicht verstehen kannst, dass ich nichts mit dir zu tun haben möchte! Du verschwendest meine Zeit! Zum letzten Mal: Ich habe keinerlei Interesse daran mit dir eine Konversation zu führen. Und lass mich verdammt nochmal bitte einfach los!" Nach ihrem Redeschwall, atmet sie nochmal tief durch. Dann dreht sie sich um und geht und lässt mich alleine.
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Denkt ihr, Lars sollte es weiter bei Josephine versuchen? Oder sollte er es vielleicht lieber lassen?
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