19. Kapitel - Lars
Ich gehe durch den Vorgarten zu unserem Haus und klingele.
Mama macht mir sofort die Tür auf.
"Ah, du bist aber ganz schön früh wieder zurück", bemerke sie.
"Ja, Josephine musste noch wohin", lüge ich.
Sie nickt, vermutlich weiß sie, dass ich lüge.
Ich weiß auch nicht, warum ich lüge. Ich will ihr einfach nichts davon erzählen, dass Josephine und ich uns vorgestern gestritten haben.
Ich habe keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Ich denke mal, dass sie es nicht schlimm finden würde, aber ich will es ihr, wie gesagt, trotzdem nicht erzählen.
Ich ziehe mir die Schuhe an der Garderobe aus.
"Emma sagt die ganze Zeit, dass Josephine und du ein Paar seid. Stimmt das?", fragt sie neugierig.
"Nein, wir sind nur Freunde, also glaube ich. Und wenn wir ein Paar wären, dann hätte ich es dir schon längst erzählt", sage ich und schüttele den Kopf.
Wir schweigen kurz.
"Wieso willst du das denn wissen?", frage ich sie dann.
"Naja", sagt Mama, "Emma hat die ganze Zeit gesagt, dass ihr ein Paar wärt. Außerdem hast du sie während des Frühstücks ständig angeschaut."
Ich kann spüren, wie ich rot werde.
Mama lacht.
"Ach Schatz", sagt sie, einfach so und schließt mich in ihre Arme.
"Kann es sein, dass du ein kleines bisschen in sie verknallt bist?", fragt sie mich.
Ich schaue sie entsetzt und geschockt an.
"Nein!", sage ich.
Sie sieht mich, mit ihrem ganz bestimmten Mama-Blick an.
"Wirklich nicht?", hakt sie nach.
"Nein", erwidere ich wieder.
"Schade", sagt sie, "ihr seht ganz süß zusammen aus"
Ich werde wieder rot.
"Ich geh dann mal los", sage ich.
Sie lächelt. "OK"
Auf der Treppe halte ich noch ganz kurz inne.
"Ich hab dich lieb", sage ich.
"Ich dich auch", sagt Mama.
Ich verschwinde hoch in mein Zimmer, während sie in Richtung Küche geht.
Am Abend, als ich schon im Bett liege und das Buch, welches letztes Jahr zu meinem Geburtstag bekommen habe, lese, kommt Emma, mit ihrem Stoffhund, in mein Zimmer.
"Hey Lars", sagt sie.
"Hey Em, was gibts?", frage ich.
"Weiß ich nicht", murmelt sie und klettert zu mir ins Bett, unter die Decke.
Ich sehe sie fragend an.
"Ich will dich was fragen, Lars", sagt sie.
"Dann raus mit der Sprache", sage ich.
Emma schweigt jedoch weiter.
Ich runzele die Stirn.
"Ist was schlimmes passiert?", frage ich ruhig.
"Nein", sagt Emma alarmiert.
"Warum schweigst du dann?", frage ich.
Wie so oft, verstand ich meine kleine Schwester nicht.
"Seid ihr wirklich kein Paar?", fragt Emma.
"Wer?", frage ich fragend.
"Josephine und du!", sagt sie und sieht mich streng an, sodass ich lachen muss.
"Nein, zum hundertsten Mal. Nein, Emma", sage ich und sehe sie genervt an.
"Aber du willst es doch", sagt Emma.
Ich schweige und Emma sieht mich abwartend an.
Ich weiß nicht, ob ich mit Josephine zusammen sein möchte.
Ich weiß ja nicht mal, ob ich sie auf diese Art und Weise mag oder mögen könnte.
Wenn überhaupt würde sie sich eher einen Arm abhaken!
Ich denke nicht, dass sie mich mag.
Das sie heute hierhergekommen ist, war vermutlich eine reine Höflichkeitsfloskel.
Auch, wenn sie das genauso gut nach den Ferien hätte machen können.
Das war alles reine Höflichkeit.
Sie wurde vermutlich sehr gut erzogen!
"Nein", sage ich, "und sie will auch nicht"
"Das glaube ich dir nicht!", sagt Emma und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Dann glaube es halt eben nicht", gähne ich.
"Du magst sie!", beschließt Emma.
"Emma, ich bin müde. Lass uns das wann anders klären!"
Emma schüttelt allerdings nur den Kopf.
"Du willst dich doch nur herausreden. Und wann anders heißt in diesem Fall nie!", sagt Emma und schaut mich, so böse sie kann, an.
Es gelingt ihr nicht sonderlich gut.
"Emma!", sage ich, "lass uns das Thema, für heute, mal in Ruhe lassen, es möchte auch irgendwann mal schlafen! Außerdem will ich jetzt nicht mehr darüber reden!"
"Aber Lars", beginnt Emma, doch sie unterbreche sie mit einem "Emma!".
"Schon gut", sagt sie trotzig und kuschelt sich an mich.
"Liest du mir jetzt was vor?", bittet sie mich.
"OK, was willst du hören?", frage ich sie, erleichtert, dass wir endlich das Thema gewechselt haben.
"Das Buch, was du da in der Hand hast!", beschließt Emma.
"Das wird dich nicht interessieren", sage ich zu Emma.
"Doch natürlich!", sagt Emma.
Ich seufze und beginne vorzulesen.
"Es war eine Lust, Feuer zu legen"*
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* Das ist ein Ausschnitt aus dem Buch "451°Fahrenheit" von Ray Bradbury.
Das war das letzte Kapitel für diese jeden-Tag-ein-Kapitel-Woche :(
Ich hoffe es hat dir gefallen.
Ich bin ein wenig traurig, denn es hat Spaß gemacht, jeden Tage ein Kapitel hochzuladen.
Ab jetzt gibt es wie immer jeden Sonntag wie immer ein Kapitel, aber ich überlege noch einen Tag dazu zu nehmen, ich muss nur gucken, welcher sich gut dazu eignet.
Noch eine Frage: soll ich so eine jede-Tag-ein-Kapitel-Woche öfters in den Ferien machen?
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