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☆゚.*・。゚Flashback ☆゚.*・。゚

Wir reisen zurück in die Vergangenheit.

Schließe die Augen und stelle dir vor...

☆゚.*・。 1958. ☆゚.*・。゚

Ein unsicheres Jahr für die Zauberer und Zauberinnen.

Doch das reicht nicht, und dort liegt nicht unser einsames Ziel:

Über Felder und Länder, über Täler und Berge, über Meere und Flüsse, bis wir endlich in Schottland landen.

Ein hübsches Land: karge Landschaften, tiefe Seen und beeindruckende Natur.

Aber wir müssen weiter.

Wir kommen an der wohl unter Muggeln bekanntesten Schule für Hexerei und Zauberei an, Hogwarts.

Das Zuhause von 1700 Schülern und Schülerinnen.

Aber wir schauen nun mal genauer hin; wir suchen den 3. Jahrgang.

230 Schüler aus allen Häusern, begabte junge Hexen und Zauberer, warten ungeduldig auf ihre Chance, ihre Zukunft.

Und einer von ihnen ist der stolze Gründer der eisernen Bände.

Oscar sah frustriert durch den vollen Speisesaal und strich sich durch sein struppiges blondes Haar.

Ein Gryffindor sah mit schmalen Augen zu ihm hinüber.

Hastig drehte sich der Slytherin um.

Was sollte das denn?! , fragte er sich selber.

Oscar sah zögernd zu den anderen Slytherins. Erleichtert sah er eine Lücke zwischen-

Gary Davis legte ganz beiläufig seinen Fuß auf den freien Platz neben ihm und lächelte Oscar fies an. Oscar tat so, als hätte er es nicht gesehen, aber Wut kochte in ihm auf. Er nahm mit gesenkten Kopf seinen Teller und schlich zur andere Hälfte des Tisches.

Aber wie verhext- kein freier Platz.

Oscars Lippen pressten sich zusammen.

"Hast du 'nen Problem, Schlammblut?"

Das Blut schoss in Oscars Gesicht. "Ich-"

Arvin Nalk spuckte ihm ins Gesicht. Zwei Hände von hinten drückten Oscar gegen den Stuhl von Halenur. Ein eiserner Arm drückte auf Oscars Luftröhre.

Oscar keuchte auf.

Das Mädchen sah Oscar mit großen Augen an.

Hilf mir.

Sie wandte den Kopf ab, als wäre Oscar unsichtbar.

Oscar umfasste fester seinen Zauberstab. Er richtete ihn zitterternd nach hinten...

Ein Schrei gellte durch die Halle. Er wurde losgelassen.

"Idiot!"

Jetzt bin ich wenigstens kein Schlammblut mehr.

Oscar drehte sich vorsichtig um. Aus Garys Nasenhöhle ragte Oscars Zauberstab.

Urgh.

Gary riss ihn aus seinem Gesicht. Blut spritzte aus seinem Nasenloch und seine grün-silberne Krawatte bekam rostroten Flecken.

Gary war wie erstarrt und tastete verstört sein Gesicht ab.

Oscar nutzte den Moment, riss ihm den blutigen Stab aus der Hand und hastete aus der Halle.

Er hörte Schüler schreien, die er aus dem Weg stieß. Ein Glas klirrte. Alle versteinerten in ihrer jetzigen Position und verstummten.

Ohne sich umzudrehen, wusste Oscar: Dumbledore war aufgestanden.

Glühender Hass fuhr durch Oscars Körper, als sich sein Schulleiter räusperte. "Oscar?"

Wie in Trance drehte Oscar sich langsam um und sah trotzig hoch zu Dumbledore. "Professor."

Dumbledore lächelte sein merkwürdiges Dumbledore-Lächeln. Sein silberner Bart glänzte im schwummrigen Licht. "Kannst du mir Garys Nasenloch erklären?"

Oscar sah zögernd zu Gary. Garys Gesicht verzerrte sich zu einer schadenfrohen Grimasse.

Oscar holte tief Luft. "Ich fände es komisch, wenn Davis keine Nasenlöcher hätte, Professor. Jedes Schwein hat mindestens zwei Nasenlöcher."

Mehrere Umstehende schnappten nach Luft.

Dumbledore aber legte nur sanft den Kopf schief und musterte Oscar nachdenklich. "Aber drei Nasenlöcher?"

"D-drei?"

Oscar sah hastig zu Gary und erschrak.

Auf Garys Nasenrücken schälte sich ein tiefes, schwarzes Loch.

War ich das?

Aber dann bemerkte er Arvin Nalk, der hastig seinen Stab hinter den Rücken verschwinden ließ.

Wut grollte in Oscar auf.

Ein Trick.

"Ich beschlagnahme deinen Zauberstab, Oscar." Dumbledores Stimme wurde hart. "Nächsten Mittwoch bekommst du ihn wieder, wenn du dich bis dahin bei Gary entschuldigt hast."

Oscar wollte aufschreien vor Ungerechtigkeit. Das war nicht fair...

Sah Dumbledore denn nicht, dass das nur ein einfaches Trugbild war?

Arvins Augen durchbohrten Oscars Rücken. Eine unausgesprochene Warnung lag in der Luft.

Oscar ließ sich nichts anmerken.

Professor Slughorn warf Oscar einen verächtlichen Blick zu. "Der Junge ist in meinem Haus. Sollte ich ihm nicht lieber eine Strafe erteilen, Albus?" Seine strähnigen, rotblonde Haare waren noch verfilzt von Oscars Haarwuchsmittel, was er in Zaubertränke anmischen musste.

Dumbledore hob lächelnd eine Augenbraue hoch. "Aber Horace. Oscar wird das Strafe genug sein."

Slughorn strich mit seinen fettigen Wurstfingern über seinen Schnurrbart. Oscar hatte das plötzliche Bedürfnis, den Bart abzuschneiden. "Aber Albus... eine Woche ist wenig."

Die Lehrer stritten sich, wer Oscar eine Strafe geben durfte.

Wie schön.

Dumbledore runzelte die Stirn. "In einer Woche kann man viel lernen. Und ich möchte Oscars Strafe persönlich verrichten."

Slughorn kniff die Augen zusammen, gab aber widerwillig klein bei.

"Wie soll ich ohne Zauberstab am Unterricht teilnehmen?", warf Oscar ein. Er sah flehend hoch zu Dumbledore. "Hören Sie, Gary hat mich-"

Dumbledore schnitt ihm das Wort ab. "Oscar. Ein wahrer Zauberer sieht seine Taten und Fehler ein." Er senkte die Stimme, sodass nur noch die ganz vorne, an den Hufflepuff und Gryffindor Tischen ihn verstehen konnten. "Ich wollte dir ein neues Zuhause geben." Seine blassblauen Augen ruhten auf Oscars Popel+Blut- verschmierten Stab. "Aber seit du ihn Hogwarts angekommen bist, machst du nur Ärger."

Nein. Seit ich in Hogwarts angekommen bin, werde ich wegen meinen Eltern gehänselt. Hogwarts ist für mich ein Gefängnis und kein Zuhause.

Dumbledore sah ihn bedauernd an. "Bis jetzt habe ich ein Auge wegen deiner Mutter zugedrückt. Aber wenn du dich nicht als Schüler eignest... muss ich dich wohl zu einer Pflegefamilie geben. Denke darüber nach."

Oscars Beine drohten unter ihm nachzugeben. Genauso gut hätte Dumbledore seinen goldenen Kelch über Oscars Kopf ausschütten können. Oscar senkte gedemütigt den Kopf und wagte es nicht, jemanden anzusehen.

Eine Pflegefamilie.

Noch mehr Leute, die ihn wie ein unerwünschtes Weihnachtsgeschenk betrachten würden.

Er fühlte sich verletzt, dass Dumbledore so vertrauliche Informationen einfach an die halbe Schule weiter gab. Als ob er ein Tier wäre und man offen über Oscars Mutter reden konnte. Oscar spürte mehrere Blicke in seinem Nacken.

Die Halle war merkwürdig still. Alle sahen zwischen dem Schulleiter und Oscar hin und her. Oscar hörte ein paar murmeln.

"Seine Mutter..."

"Er wird aus Hogwarts geworfen? Verdient, nach dem was er Davis angetan hat..."

"Ist er nicht muggelstämmig?"

"Was ist mit seinem Vater?"

Oscar vergrub die Hände in seine Taschen und wollte alles sein nur nicht hier.

Dumbledore seufzte. "Jetzt- verschwinde aus meinen Augen. Aber lasse den Stab hier."

Oscar riss den Kopf hoch und schleuderte seinen Stab vor Dumbledores Füßen.

Es wurde mucksmäuschenstill. Dumbledore sah Oscar aus hochgezogenen Augenbrauen an.

Oscar drehte sich stumm um und hastete durch die Halle. Er hatte den ungefährlichen Weg gewählt- zwischen Ravenclaw und Hufflepuff vorbei und diesmal stellte sich keiner ihn im den Weg.

Am Hufflepuff-Tisch erntete er mitleidige Blicke; am Ravenclaw-Tisch nur paar gerunzelte Stirne und missbilligendes Schweigen.

Oscar war fast an der Tür- da drückte ihm jemand ein Tablet in den Magen.

Heiße Hühnersuppe ergoss sich über seine dürren Beine.

Oscar fuhr herum; Gary sah ihn gespielt besorgt an. "Ist dein Höschen nass? Muss ich Mami holen?"

Oscar packte das Tablet mit beiden Händen. Seine Hände zitterten vor unterdrückter Wut und Hass.

Irgendwann werde ich es euch allen zeigen. Irgendwann wirst du bereuen auch nur mich berührt zu haben, Gary Davis.

Aber Oscar fühlte zwei hellblaue Augen, die ihn von hinten Löcher in den Umhang starrten.

Oscar reichte Gary kühl das Tablet und stolzierte so anmutig, wie es eben nur ging, mit nassen Hosen und grüner Krawatte, weiter zur rettenden Tür. Aber das Gekicher tat trotzdem weh.

Oscar ging steifbeinig weiter und ignorierte tapfer jedes Feixen und Grinsen.

Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.

Oscar ballte verstohlen eine Faust in der Tasche.

Dann wird es euch leid tun.

Er drehte sich noch einmal hoffnungslos zum Lehrertisch um.

Haben sie Garys Racheaktion gesehen?

Doch, was für ein Wunder- alle taten so, als wäre nichts passiert und assen mit gedämpften Stimmen weiter.

Nur dieser merkwürdige Gryffindor hatte stumm seinen Blick auf Oscar geheftet.

Ein Schauder rannte über Oscars Rücken.

Er huschte leise aus der Halle.

Kaum war er die nervtötende Blicke los, knurrte Oscars Magen.

Er hatte nichts gegessen.

Oscar hockte sich auf die Treppe und lauschte das Geklapper von Besteck und vollen Tellern. Seine Hose triefte.

Oscar war kurz in Versuchung das auszuquetschen und zu trinken. Aber sein Stolz hinderte ihn daran weiter ans Essen zu denken.

Oscars Blick wanderte gerade weiter zur Küche, da wurde die Eisentür der Großen Halle aufgestoßen. "Mazuru?"

Es war die Stimme eines Jungens.

Oscar zuckte zusammen und kletterte paar Stufen höher. Kaum hat er das getan, wusste er wie dumm es war.

Oscar war kein kleines Kind mehr. Es war dämlich sich zu verstecken.

Warum war nicht einfach sofort zu den Schlafsälen gegangen?

"Ich weiß das du hier bist, Oscar."

Ich weiß auch, dass ich hier bin. Ich weiß sogar, dass du auch hier bist. Wir sollten beide einen Nobelpreis dafür bekommen.

Die Stufe unter Oscar knarzte. Oscar hielt den Atem an.

Schweigen.

"Warum versteckst du dich? Ich tue dir nichts."

Schritte.

Oscar fluchte leise und hechtete höher.

Aber sein Umhang hatte was anderes vor.

Der schwarze Stoff verfing sich um das verzinkte Geländer.

Oscar bemerkte es leider zu spät und fiel die Länge nach, mit der Nase voran, hin. Er keuchte auf vor Schmerz; sein Bein war komisch unter ihm verdreht.

Oscar schaffte es sich zwei Stufen weiter hoch zu hieven. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen. Er stützte sich an der Wand und flehte, dass der Verfolger einfach aufgab und umdrehte.

Aber niemand schien Oscars Gebete zu erhören.

Ein großer Schatten beugte sich über Oscar. "Ein Slytherin, der weint." Die Stimme klang nicht böse oder gemein, nur ernsthaft überrascht. "Interessant. Ich dachte, diese falsche Schlangen besäßen keine Gefühle."

Oscar blitzte ihn wütend an. "Ein Gryffindor, der sich um andere kümmert. Ich dachte, die scheren sich nicht um Verlierer."

Eine Hand zischte runter.

Oscar dachte, die sei für sein Ohr gedacht, aber der Unbekannte hielt ihm nur auffordernd die Hand hin, wie um ihm hochzuhelfen. "Verstehst wohl keinen Spaß?"

"Nicht wirklich."

"Woher hast du erkannt, dass ich Gryffindor bin?"

"Du redest so, als ob du zu Publikum sprechen würdest. So hochgestochen."

Der andere schwieg und sagte dann: "Das könnte ich auch von dir behaupten."

Endlich konnte Oscar das Gesicht erkennen. Zwei kupferfarbene Augen leuchteten wachsam zu Oscar runter, die nussfarbene Haare umrahmten ein hübsches Jungengesicht.

Zu Oscars Überraschung hielt der Junge ein Tablet mit Suppe in der Hand. "Wo willst du denn damit hin? Wie hast du es überhaupt geschafft das Essen raus zu schmuggeln?"

Der Junge lachte leise. "Das Essen ist für dich. Ich wette, du hast nichts gegessen. Und das mit den rausschmuggeln... Ich falle doch nicht auf."

Oscar fragte sich, was daran witzig war. Vielleicht spielte er ja auf Garys demolierte Nase an. "Wie heißt du?", fragte Oscar. "Ich heiße Oscar. Aber das weißt du ja sicher." Er dachte verbittert an Dumbledores Predigt zurück.

Der Junge legte den Kopf schief. "Ich heiße Henry. Henry Lupin."

Oscar musterte noch mal die wohlgeschnittene Nase, die geschwungenen Augenbrauen, die paar Sommersprossen, im blassen Gesicht...

Aber er konnte sich beim besten Willen nicht an einen Henry Lupin erinnern. "Sind deine Eltern Muggel?" Er versuchte nicht hoffnungsvoll klingen.

Henry ignorierte die Frage und hockte sich neben Oscar hin. Die Suppe schwankte bedenklich, aber Henry balancierte das Gewicht im letzten Moment aus. "Hast du Hunger?"

Oscars Magen heulte wie ein verhungernder Wolf. "Ein bisschen."

Henry stellte das Tablet vorsichtig auf der Treppe ab und schob es scheu zu Oscar hinüber.

Oscar zögerte.

Er vertraute diesem komischen Henry nicht.

Warum riskierte er es von Dumbledore erwischt zu werden, nur um einen fremden Slytherin Suppe zu bringen?

"Warum bist du mir gefolgt?"

"Warum bist DU weggelaufen?" Henry funkelte ihn herausfordernd an. "Ich wollte dir nur Suppe bringen."

"Aber warum? Warum bringst du mir Suppe?"

"Weil du Hunger haben musstest."

"Woher willst du das wissen?"

"Du hast eben zugegeben, dass zu Hunger hast."

"Ja, eben... Aber davor wusstest du das doch nicht."

"Jetzt weiß ich es ja."

Oscar raufte sich die Haare. "Aber du kennst mich noch nicht mal!"

"Jetzt schon."

"Tust du nicht! Zumindest kenne ich dich nicht-"

"Darf ich vorstellen? Henry Lupin, Drittklässler in Hogwarts." Henry deutete eine Verbeugung an. "Meine Lieblingsfächer sind Zaubertränke und Verwandlung. Ich habe einen jüngeren Bruder namens Sammy. Und ich durchbohre nicht die Nasen von anderen Menschen." Er lächelte Oscar an.

"Normalerweise mache ich das auch nicht ", gab Oscar zurück. "Und ich hasse Verwandlung."

"Weil Dumbledore es unterrichtet?"

Oscar zuckte zusammen. "Nein. Vielleicht. Irgendwie schon. Ja."

Henry zog ein Augenbraue hoch, erwiderte aber nichts darauf. Er tippte Oscars Nase mit dem Löffel an. "Isst du jetzt?"

Oscar sah ihn irritiert an. "Möchtest du mich stressen?"

Henry sah nervös runter. "Naja... die Zeit wird knapp. Und die Suppe kalt."

Oscar nahm Henry den Löffel aus der Hand und begann hastig zu essen.

Henry ließ die Beine baumeln und beobachtete Oscar aufmerksam.

Der hörte auf zu essen und starrte herausfordernd zurück.

Ein Grinsen schlich sich auf Henrys Lippen.

Paar Sekunden betrachteten die beiden Jungen einander eingehend.

Kann ich dir trauen?

Die Frage lag in der Luft.

Oscar brach peinlich berührt den Blickwechsel ab und konzentrierte sich wieder aufs Essen.

Er spürte Henrys verwirrten Blick. Oscars Wangen verfärbten sich rosa vor Verlegenheit. Oh Mann...

Die Suppe war lauwarm, schmeckte aber einwandfrei.

Oscar fragte sich, ob Henry auch schon was gegessen hatte. Der Gryffindor musste ihn die ganze Zeit beobachtet haben.

Wider Willen ärgerte Oscar sich über Henry. Warum hatte er ihm nicht geholfen, als Gary Oscar bedroht hatte?

"Dumbledore hat gesagt, dass du ins Pflegeheim musst, wenn du dich nicht lernst, einzufügen."

Oscar fasste den Löffel fester. "Ich weiß."

Er klang vermutlich ziemlich angriffslustig, denn Henry rutschte unbehaglich von ihm weg. "Aber warum wirst du dann nicht Zuhause unterrichtet, wenn du nicht mit anderen umgehen kannst?"

Oscar hob den Blick. Er war kurz davor seinen Teller über Henrys Kopf zu stülpen. "Warum müssen Kinder zu Pflegefamilien?"

Henry erstarrte. "Ich-"

"Weil sie nicht zu ihrer richtigen Familie können ", fuhr Oscar eisig fort. "Weil niemand sie haben will. Weil sie traumatisiert oder krank sind. Weil ihre richtige Eltern sich nicht um sie kümmern können." Er musterte Henry angewidert. "Weil sie unerwünscht sind."

Oscar erwartete, dass Henry leise "Oh" sagen würde und betreten weg sehen würde. So wie alle anderen bisher.

Aber Henry packte Oscars Arme und schüttelte ihn kräftig durch. "Du bist nicht unerwünscht! Auch nicht krank oder traumatisiert! Du hast eine Mutter- das hat Dumbledore gesagt. Und wenn sie nicht für dich da sein kann- sie liebt dich trotzdem! Hast du mich gehört?"

Oscar war zu sehr damit beschäftigt seinen Mageninhalt dort hin zu halten, wo er hingehörte.

"Hast du mich gehört?", wiederholte Henry fast verzweifelt. Seine kupferfarbene Augen waren weit aufgerissen und bohrten sich eindringlich in Oscars dunkelblaue, als ob sie ihn durchleuchten wollten. "Du bist nicht unerwünscht. Hogwarts ist dein und mein Zuhause."

Oscar brachte nur ein Nicken zustande.

Erst jetzt bemerkte Henry, dass er Oscar durch gerüttelt hatte. "Oh." Er ließ Oscar los. "Tut mir leid."

Um Oscar drehte sich alles und das nicht nur wegen dem Schütteln. "Was hast du gerade gesagt? Das mit meiner Mutter."

"Sie liebt dich ", sagte Henry langsam, als spräche er mit einem kleinen Kind.

Oscar dachte an seine Mutter.

Sehnsucht und Schmerz stiegen prompt in ihm auf. Ihre wunderschönen flachsblonden Haare, ihre fröhliche braune Augen, das rote Kleid, die sonnengebräunte Haut, der süße Himbeergeruch...Sie war schön gewesen.

Ihre letzte Begegnung war aber ganz anders gewesen.

Das runde Gesicht war verblichen, das ehemals weiche Haar grau und sie war mit Schläuchen verbunden gewesen. Oscar hatte sofort gemerkt, dass was nicht stimmte.

Die Krankenschwester war viel zu besorgt, das Zimmer zu kalt.

Ihre Stimme war erschöpft und schwach, gewesen. Oscar. Es ist schlimmer geworden.

Oscar war wie gelähmt gewesen, unfähig den Blick von ihr abzuwenden. Schlimmer? Wann kommst du wieder nach Hause?

Nie. Ihre Lächeln war maskenhaft, das Gesicht blutleer. Es tut mir so leid, mein Spatz.

Nein!, hatte Oscar geschrien. Du wirst wieder gesund!

In seiner Wut hatte er wild um sich geschlagen. Die Schwester hat ihn rausgeschickt und getadelt.

Er solle sich beruhigen und seiner Mutter ein schönes Bild malen, was sie in ihrem Zimmer aufhängen könnte.

Oscar hatte sich losgerissen und war weggelaufen. Er hätte sich fast verirrt. Ein Mann mit einem Bart half ihm zum Ausgang.

Wie betäubt hatte er auf der Treppe des Krankenhauses gesessen, sauer auf sich, seine Mutter und auf die Krankenschwester.

Da flatterte plötzlich ein Zettel in seinen Schoß.

Mister Oscar Mazuru

6773 Hermannstraße

Treppe vorm Krankenhaus

"Oscar...!"

Heiße Tränen liefen ihm lautlos übers Gesicht. Oscar blinzelte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er angefangen hatte zu weinen.

Henry sah ihn bestürzt an. "Ich... das... Oscar..." Er gestikulierte hilflos mit den Armen. "Deine Mutter... das- es..."

"Schon gut ", murmelte Oscar verlegen und wischte sich verärgert über die Augen. "Tut mir leid. Ich wollte nicht anfangen zu heulen."

"Mann! MIR tut es leid!" Der Gryffindore nahm zaghaft die Hand des Slytherin. "Ich wollte nicht neugierig sein. Wenn du nicht darüber reden willst... okay, es ist verdammt nochmal okay! Dann musst du das auch nicht. Wahrscheinlich habe ich dich ziemlich bedrängt..." Er seufzte. "Ach, Oscar. Ich bin so dumm..."

Oscar wollte schon was scharfes erwidern, aber da ergriff Henry auch noch seine andere Hand. "Verzeihst du mir?"

"Ja. Wenn du mich SOFORT loslässt." Oscars Wangen brannten unangenehm. "Jetzt."

Bitte.

Henry blinzelte und ließ Oscars Hände fallen. Unbehagen lag in seinem Blick. "Tut mir leid."

"Schon gut." Oscar sah weg und rieb sich sein Handgelenk.

Eine peinliche Pause entstand.

Oscar griff wieder nach seinem Löffel und schaufelte weiter die kalte Suppe in seinen Mund. Seine Haut prickelte unangenehm wo Henry sie angefasst hatte.

Henry schwieg beharrlich und beobachtete gebannt die Tür der Halle. Sein dunkles Haar fiel ihm ins Gesicht und überschattete das blasse Gesicht. Im schwachen Licht erkannte man kaum noch seine Augenfarbe. Erst jetzt sah Oscar die tiefen Augenringe des Jungen. Schlief er nachts nicht?

Langsam wandte Henry sich wieder Oscar zu. "Oscar?"

Oscar widmete sich hastig wieder seinem Essen. "Ja?"

"Hast du schon jemanden so richtig angelogen?" Henrys Stimme bebte.

Oscar runzelte die Stirn. "Naja... wie meinst du das genau? Ich habe schon mal gelogen... vielleicht öfters, als das ich tun sollte..."

Henry schnippte ungeduldig mit den Fingern. "Ich meine keine Notlüge. So sehr, dass der andere dich dafür hassen würde?"

Oscar bekam einen Kloß im Hals. "Ich... Warum fragst du?"

Henry sah ihn tief in die Augen. "Hast du?" Seine Lippen pressten sich erwartungsvoll zusammen.

Oscar kniff die Augen zusammen. "Warum?", wiederholte er.

Henry legte die Augen nieder. "Ach. Nur so."

Oscar vermutete, dass viel mehr hinter dem "Ach. Nur so." stand.

Aber was? Hatte Henry schonmal jemanden schlimm angelogen? Oder wurde er es selbst angelogen oder verraten?

Oscar grübelte ein wenig. Dann sagte er leise: "Nein. Ich habe nie jemanden mit meinen Lügen verletzt."

Henry sah stumm die Treppe runter. Oscars Antwort schien ihn nicht sonderlich zufrieden gestellt haben oder im Gegenteil, ihn verärgert haben.

Aber warum?

Dieser Junge war schlimmer als...

... als Oscar selbst?

"Dann tu es auch nie.", sagte Henry verbittert. "Jemanden zu täuschen, kann schnell zu... zu..." Er suchte verzweifelt nach Worten; vermutlich jene, die nichts über sein eigenes Leben verrieten. "... was schlimmeren heranwachsen. Je mehr du lügst..." Henry würgte. "Okay. Du weißt schon, was ich meine."

Nein, weiß ich eben nicht, du Holzkopf. Soll ich etwa Gedanken lesen?

"Du meinst, je mehr du lügst, desto mehr musst du nachher erklären? Oder, du musst dann immer mehr lügen?"

Henrys Hände zitterten. "Ja." Er klang so müde, so traurig... aber auf eine komische Weise auch entschlossen. Vermutlich kratzte Oscar mit seinen Worten an einer alten Wunde. "Es lohnt sich nicht."

Oscar wusste nicht, ob er damit die Lügen meinte, oder Oscars Versuche mehr aus ihm raus zu quetschen. Aber er ließ sich davon nicht beirren. "Ah okay. Und du- hast du schon mal jemanden angelogen?"

Henry presste die Lippen zusammen. "Ja."

"Und du bereust es also? Und kannst der Person nicht die Wahrheit sagen, weil sie sonst dich hassen würde?" Oscar war über sich selbst überrascht. Normalerweise hätte er Henry einfach in Ruhe gelassen, aber heute hatte er sich irgendwie dazu entschlossen, alles aus Henry raus zu holen.

Henry fuhr mit dem Finger über das Geländer und seufzte. "Ja. Und es tut mir leid, okay? Aber er wird mir nie verzeihen..." Er unterbrach sich selber. "Hör mal, ich möchte nicht darüber reden."

Oscar wollte ihn darauf hinweisen, dass er das Thema schließlich selbst angeschnitten hatte. Aber er hatte das Gefühl, dass das Henry nicht sonderlich helfen würde. Henry lächelte schief. "Deine Suppe."

Oscar sah verwirrt zu seinem Schoß, doch da war es schon geschehen; die kalte Flüssigkeit ergoss sich über die Beine des Slytherin. "Nein!"

Henry nahm dem wütenden Oscar behutsam das Tablet ab und half ihm auf.

Ihre Blicke trafen sich.

Oscar wollte vor Verlegenheit am liebsten sterben. Jetzt war es heute schon das zweite Mal, dass er nass geworden war.

Henry legte Oscar mitfühlend eine Hand auf die Schulter. "Peinlich."

"Danke, das habe ich auch gerade festgestellt ", gab Oscar genervt zurück. Er sah an sich hinunter. Die Karottenreste klebten an seinen Schuhen, die Nudeln im Schoß. "Ich muss mich umziehen."

Henry nickte beifällig. "Guter Plan."

"Und äh, du kannst mich jetzt loslassen."

Henry zog hastig seine Hand zurück. "Äh, richtig. Bis... "

"... ich nochmal Suppe und eine Verfolgungsjagd brauche ", volllendete Oscar spöttisch.

Henry lächelte.

Und es war das Schönste, was Oscar je gesehen hatte.

Kaum hatte Oscar das gedacht, hätte er sich für diesen Gedanken am liebsten geschlagen.

Er verfasste ein kurzes Gebet nach oben.

Doofes Ding von Gehirn. Warum muss ich rot werden?! Amen.

Henry öffnete hilflos die Arme und zog Oscar in eine unsichere Umarmung. "Bis dann." Er drehte sich um und stieg langsam die knarzenden Treppenstufen hinunter.

Oscar starrte ihm mit gemischten Gefühlen und einem viel zu schnell hämmernden Herzen nach.


Das war ihre letzte Begegnung für ein ganzes Jahr.

Ich kann nicht sagen, wer wem aus dem Weg ging.

Aber wenn Henry in die Große Halle kam, verschwand Oscar hastig. Wenn Oscar im Flur zufällig auf Henry traf, tat Henry so, als ob er mit jemandem eine angeregte Unterhaltung führen würde.

Das verletzte und enttäuschte Gesicht des jeweils anderen bemerkten sie nie.

Unterricht gemeinsam hatten sie eher selten; und wenn, dann saßen sie weit weg voneinander.

Oscar schaffte es übrigens das Schuljahr zu beenden ohne noch jemandes Nase zu durchbohren. Anscheinend hatten seine Mitschüler nun erkannt, dass es mit Oscar nicht zu spaßen war. Vielleicht half auch ein gewisser Gryffindore nach, dessen Name ihr euch an dieser Stelle vielleicht denken könnt.

Aber nach einem langen Jahr trafen sich ihre Wege wieder...


Ein Ball.

Oscar kickte wütend gegen die Zimmertür des Schlafsaals.

Was hat sich Dumbledore dabei gedacht?

Oscar hatte schon genug Sorgen. Und jetzt musste er auch noch ein Mädchen suchen, was mit ihm auf den bekloppten Ball ging.

Er wollte nicht wie der letzte Trottel dort ankommen; ohne Partner, alleine.

Er legte sich schon mal paar Worte zurecht: Hey, Leute! Ups, mussten wir in Begleitung kommen? Ich habe das wohl irgendwie überlesen. UPS. Das ist aber ärgerlich. Dann muss ich ja alleine tanzen...

Niemals würde Slughorn ihm das abkaufen.

Da rannte jemand mit voller Wucht gegen ihn.

"Huch, tut mir leid..."

Oscar drehte sich um. Vor ihm stand ein rundliches Mädchen mit orange gefärbten Rasterlocken, der Faltenrock zerknittert. Ihre schwarzen Augen huschten nervös zu Oscars Füßen. Die grünsilberne Krawatte war mit orangen Kürbissaft bespritzt.

Oscar erkannte Halenur wieder, das Mädchen, was in Verwandlung neben ihm saß. Sie war nicht attraktiv, oder hübsch, aber besser als niemand. Und sie war vor allem nett. Er setzte ein freundliches Lächeln auf. "Halenur. Möchtest du mit mir auf den Ball?"

Halenur trat unbehaglich einen Fuß auf den anderen. "Naja... ich gehe schon mit Gary. Tut mir leid, Oscar..."

Die Enttäuschung schlug Oscar schwer in den Magen. "Oh. Okay. Schon gut..."

Warum geht man freiwillig mit dem schrecklichsten Jungen der Schule aus?

Halenur lächelte. "Aber danke der Nachfrage." Sie winkte ungeschickt und lief dann hastig um die Ecke. "Wir sehen uns in Verwandlung! ", rief sie noch.

Oscar stieß ein trotziges Fauchen aus, was vielleicht bedrohlich geklungen hätte, wenn es nicht zugleich so verzweifelt gewesen war.

Bald würde Verwandlung anfangen. Er hatte noch vielleicht eine halbe Stunde. Oscar hasste Verwandlung. Er tigerte ein paar Minuten ruhelos durch den leeren Gang; dann beschloss er, sich schon mal auf den Weg quer durchs Schulgebäude zu machen.

An sich mochte Oscar die Schule. Er spürte die tiefe Kraft und Energie, die an jeder Wand haftete. Die verschlungenen Muster veränderten sich, wenn man kurz Mal nicht hinschaute. Oscar wollte manchmal einfach nur stehen bleiben und mit den Gemälden plaudern, oder manchmal auch einfach auf der Treppe sitzen bleiben und die bunt verzierten Wände bestaunen.

Aber es war für Oscar wie alle Schulen eine Schule; kein Zuhause.

Aber trotzdem.... Es war so, als ob jede Wand Magie, Magie, Magie! flüstern würde, wenn Oscar sie berührte. Wenn man zu lange im Flur blieb, sickerte langsam der Lebenswille aus einem. Oder umgekehrt.

Es war... ja, wie verhext.

Oscar war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er gar nicht merkte, wo er eigentlich hin lief. Aber als er verwirrt den Kopf hob, war es schon zu spät: er ist mitten in einen Stau von ungeduldigen Ravenclaw Schülern geraten.

"Platz da!"

"Ich komme zu spät zu Verteidigung gegen dunkle Künste!"

"Hat jemand Chiara gesehen? Sie muss Nachsitzen bei-"

"Marian, darf ich dich zum Ball einladen?"

"Robin..."

"Aus dem Weg!"

Oscar presste sich hastig an die Wand um nicht von ihnen erdrückt zu werden.

Hatte ich schon erwähnt, dass Ravenclaws sehr ungeduldig sein können, wenn es um Unterricht geht?

Einer packte Oscar einfach und schubste ihn die Treppe wieder hoch. "Aus dem Weg, Freundchen! Ich möchte zu dem Wahrsager Sturm!"

Oscar blieb leicht irritiert stehen. "'Wahrsager Sturm'?!"

"Ich meinte natürlich Turm. Ich hasse Autokorrektur. Bis dann- äh, dingsdabums!"

Oscar drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um und machte sich schon mal dazu bereit den anderen, viel längeren Weg zu Verwandlung zu nehmen.

Da kam eine Welle Gryffindors die Treppe runter.

Und unter ihnen war auch Mr. Verfolgungsjagd+Suppe...

Oscar drehte sich verzweifelt um und wollte den Ravenclaws folgen, aber die hatten immer noch einen dichten Knubbel gebildet, und ließen sich gegenseitig nicht durch.

Oscar lehnte sich an der Wand und machte den Gryffindors Platz. "Ihr könnt- ähm... da durch. Wenn die-" er deutete verlegen auf die Ravenclaws. " - weg sind."

Stille.

Die Gryffindors sahen von Oscars Gesicht zu seiner silbergrünen Krawatte und musterten zum Schluss ungläubig das grüne Slytherin- Wappen.

Sie warfen einander entsetzte "Ein Slytherin, der nett ist?"-Blicke zu.

"Vielleicht ist er krank ", flüsterte ein Erstklässler.

"Es ist eine Falle ", murmelte ein Älterer. "Die Treppe ist sicher mit Gift eingeschmiert."

Oscar schluckte und lächelte dann honigsüß. "Ihr Idioten."

Die Gryffindors atmeten auf und hasteten ziemlich erleichtert an dem grinsenden Oscar vorbei.

Nur einer blieb stehen.

Oscars Grinsen verblasste.

Henry räusperte sich. "Hallo."


- Ausschnitt aus „Die eisernen Bände" -

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