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☆゚.*・。゚ Flashback ☆゚.*・。゚

Oscar wusste nicht, was schlimmer war- das kalte Wetter oder Henry.

Die zwei Tage nach Sammys Tod fühlten sich wie Ewigkeiten an, ein ewiger Albtraum.

Und ja, zum einem lag das wirklich am Wetter.

Kaum waren Oscar und Henry den Hügel runter zur Stadt gerannt, hatte es angefangen zu regnen.

Dicke, schwere Regentropfen prasselten auf die Jungen ein.

Was gar nichts mit Zeus zu tun hat.

(Ich musste das sagen. Zeus hätte mich sonst eingeäschert.)

In diesen drei Tagen haben es Oscar und Henry gerade mal geschafft in die Hauptstadt Schottlands einzudringen, frierend und halb verhungert.

Oscar wollte es nicht zu geben, aber schon nach dem ersten Tag ohne Essen ging es ihm miserabel. Sein Bauch knurrte und seine Haare hingen ihm fettig ins Gesicht.

Aber das war nicht so schlimm; Henrys Zustand bedrückte Oscar um einiges mehr.

Henry sprach nicht.

Henry ass nicht.

Henry lächelte nicht.

Henry lachte nicht.

Henry reagierte nicht.

Henry schaffte es noch nicht mal Oscar in die Augen zu sehen.

Man darf es nicht missverstehen: auch Oscar trauerte um Sammy. Sehr sogar. Er konnte keine Minute Henry ansehen ohne gleichzeitig an dessen frechen Halbbruder zu denken.

Aber noch mehr trauerte Oscar um Henry. Henry, seinen Freund, den Jungen, den er mehr als alles andere mochte...

Aber der Mensch, mit dem Oscar heute durch die trostlosen Straßen stiefelte, war auf gar keinen Fall Henry.

Henry hätte über die Männer in den Schottenröcken vor ihnen gelacht, er hätte Oscar die Distel gezeigt und die Geschichte dazu erzählt, wie eine so einfache Pflanze zum Symbol von Schottland wurde. Henry hätte ihn auf die Berge im Hintergrund aufmerksam gemacht und hätte dann ausgelassen gegrinst über Oscars entsetzte Miene.

Aber nichts davon tat dieser Henry, der neben Oscar lief und fror.

Henry starrte stumm gerade aus und wich jeglichen Kontakt mit Oscar aus. Er hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und das Gesicht verzogen- wegen dem Wetter oder Sammys Tod, Oscar konnte es nicht genau sagen.

Oscar sog zitterternd die feuchte Luft ein und wünschte sich eine Jacke.

Und das Sammy noch leben würde.

Und das Henry mit ihm reden würde.

Und das Hogwarts nicht so weit entfernt liegen würde.

Keiner der Götter erhörte Oscars Wünsche.

Plötzlich blieb Henry abrupt stehen.

Oscar griff zaghaft nach Henrys Hand. "Henry?" Seine heisere Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Was ist?"

Henry riss sich los und eilte steif weiter.

"Sprich mit mir! ", flehte Oscar. Er holte Henry leicht ein und versperrte ihm den Weg. "Henry... " Oscar sah sich um. "Was... was ist los?"

Henry starrte auf die Schaufensterpuppe von einem Klamottenladen.

Oscars Herz wurde schwer. "Mann Henry..."

Die Schaufensterpuppe hatte schwarze, dichte Locken und stechende grüne Augen, ein perfektes Lächeln...

Genauso wie...

Henry schloss die Augen und wandte sich ab.

Oscar wischte sich verstohlen über seine Augen. Die Ähnlichkeit war wirklich verblüffend... Er wusste nicht, was er sagen sollte. "Henry... wenn du reden willst... über Sammy... ich bin hier..."

"Noch." Henrys dunkle Augen glitzerten verdächtig. "Noch bist du hier. Aber wer weiß, ob du morgen noch bei mir sein wirst." Er blinzelte, von sich selber überrascht. Eine Träne tropfte auf seinen Umhang, den sie von Lina per Eule bekommen hatten.

Oscar nahm den Schmerz in Henrys Stimme wahr, frisch und nackt. Er grub sich tief in Oscars eigenen Kummer und verstärkte diesen, wie eine Mücke, die in eine bereits entzündete Wunde ihres Opfers stach.

Es nervte.

Es juckte.

Es tat weh.

Aber wenigstens sprach Henry.

"Hast du kein Hunger?", platzte es aus Oscar heraus. "Ich meine ja nur."

Henry starrte starr geradeaus. "Nein, ich habe keinen Hunger. Es war aber äußerst clever von Lina, dir Klamotten zu schicken. Absolut notwendig." An seiner vernichtende Tonlage konnte Oscar klar heraus hören, dass er sehr wohl Hunger hatte.

Oscar lächelte sarkastisch. "Ja. Weil man sich zum Geburtstag ja auch Essen schenkt."

"Mir hat noch nie jemand etwas zum Geburtstag geschenkt ", schoss Henry zurück. "Aber Klamotten sind garantiert nichts, was ich mir wünschen würde."

Oscar zupfte beleidigt seinen Kragen zurecht. "Wenigstens schenkt mir jemand etwas."

Henry lachte zornig. "Weil Geschenke ja doch so wichtig sind. Aber hier. Hier hast du dein Geschenk zurück." Er riss sich den edlen Umhang vom Leibe und drückte ihn Oscar in die Arme. "Ich brauche nicht viel um glücklich zu sein."

Der Regen durchnässte sein durchlöchertes Karohemd und Oscar konnte die Rippen vom Sohn des Hermes stark heraus stechen sehen. Henrys schlanker Oberkörper verkrampfte sich- er unterdrückte mit aller Kraft ein Zittern.

"Und jetzt bist du glücklich?", fragte Oscar spöttisch. Er schubste seinen Freund in eine tiefe Pfütze. "Du kommst mir nicht gerade glücklich vor, Lupin."

Henry ballte seine Fäuste und zwang sich zu einem verkniffenen Lächeln. "Ohne dich wäre ich auf jeden Fall glücklicher."

Aua, dachte der Sohn des Apollo. Laut sagte er: "Schön."

Henrys Augen waren verdächtig feucht. "Schön!" Sein Mund verzerrte sich wütend. "Behalte deine Geschenke."

"Neidisch?"

Oscar bereute es, überhaupt mit dem Streit angefangen zu haben.

Bevor er etwas besänftigendes sagen konnte, drehte Henry sich gekränkt um und stakste davon.

"Henry... warte-"

Henry blieb nicht stehen. Im Gegenteil, er wurde schneller.

Oscar folgte ihm frustriert; er hatte keine Ahnung, was Henry jetzt schon wieder vorhatte.

Henry steuerte den Supermarkt an. Als er den Eingang erreichte, drehte er sich kopfschüttelnd zu Oscar um. "Habe ich dir schon mal gesagt, dass du ein hoffnungsloser Fall bist? Warum folgst du mir?"

"Ja. Und naja, weiß ich nicht. Vielleicht, weil ich das eben nicht so meinte."

"Aha." Henry verschränkte seine Arme vor seiner Brust, um sich zu wärmen. "Toll."

Oscar trat näher an ihn heran und legte ihm den nun auch nassen Umhang um die Schultern. "Ach komm. Wir haben keine Zeit, um beleidigt zu sein."

"Darf ich nicht trauern?" Henry funkelte ihn wütend an. "Du tust so, als hätte es Sammy Lupin nie gegeben. Als ob er ein Fremder gewesen wäre." Er stockte. Wasser lief ihm das Kinn runter, Oscar konnte nicht sehen, ob es Tränen oder Regen war. "Ich kann das nicht, Oscar. Ich kann nicht so tun, als ob mein Bruder nicht existieren würde."

Oscar wollte sagen, dass es Sammy jetzt auch nicht mehr half zu trauern und das Henrys Bruder nun sehr wohl nicht mehr existierte.

Aber das waren eindeutig Tränen, die Henrys Wangen runter flossen und seine Augen röteten.

Oscar trat einen Schritt vor und zog Henry in eine peinliche Umarmung. "Ach, Henry..." Henry schniefte leise und legte seinen nassen Kopf auf Oscars Schulter. Oscar formte ein leises und verwirrtes "Oh" mit seinen Lippen. "Ähhh..." Hitze stieg in ihm auf. "Ähh. Was wollte ich noch mal sagen?"

"Gar nichts ", murmelte Henry gedämpft. Er sah zu Oscar auf und lächelte schief. "Hast du eine eingebaute Heizung oder warum bist du so warm?"

Danke Dad für die eingebaute Heizung.

"Ähh... das fühlt sich für dich nur so an, weil dir so kalt ist." Oscar klopfte Henry unbeholfen auf den Rücken. "Oder so ähnlich."

"Oder so ähnlich. Aha."

Oscar musste lächeln.

Eine Weile standen sie so da, halb in einer Umarmung, halb wie zwei tiefgefrorene und zutiefst peinlich berührte Fischstäbchen.

Schließlich löste Oscar sich verlegen von Henry. "Und was willst du überhaupt im Geschäft?"

Henry zuckte mit den Schultern. "Meintest du nicht, dass du Hunger hast?"

"Ich habe kein Muggelgeld mehr, Henry."

Henry überlegte. "Dann muss ich das wohl anders machen." Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, ging er an der Leuchtschrift vorbei und winkte Oscar ins Geschäft.

Oscar stieß ein belustigtes Schnauben aus, folgte Henry aber.

Es war nicht viel wärmer als draußen. Muggel hasteten an den Jungen vorbei und stürmten gestresst zur Kasse und fluchten, weil sie noch was vergessen hatten oder die Tasche zu klein war.

Henry drängelte sich an mehreren, älteren Damen vorbei und schubste seelenruhig einen hageren Studenten ins Kaffeeregal. "Entschuldigen Sie bitte. Ich habe sie nicht gesehen."

Oscar wartete, bis der Typ sich wütend aufgerappelt hatte, und sah sich nach Henry um.

Er konnte Henry nirgendwo sehen, aber er musste einfach nur die Spur der verärgerten Menschen folgen.

"Dieser Rüpel-"

"Meinen Sie den braunhaarigen?", erkundigte Oscar sich höflich.

"Ja, du Witzbold. Und jetzt hilf mir auf."

"Es tut mir leid, Mz. Aber ich habe wirklich viel zu tun."

Oscar eilte weiter, bis er eine neue aufgebrachte Stimme hörte.

"... die Jugend von heute, also echt..."

"Stimmt ", pflichtete Oscar bei. "Dieser Typ ist ein echter Rowdy. Äh, ist er ungefähr so alt wie ich gewesen? Ja? Danke. Nein, ich kann ihnen wirklich nicht aufhelfen. Einen schönen Tag noch."

Und so ging's durchs ganze Geschäft, bis zur Klamottenabteilung.

Henry stand vor einem Regal Dosen und stopfte rücksichtslos Bohnen und Mais-Büchsen in eine Decke ein.

"Ähm, Henry..."

"Ich habe alles im Griff, Oscar."

"Hör mal, da vorne gibt es Plastiktüten-"

"Ja. Ich habe sie auch gesehen. Magst du lieber grüne oder rote Bohnen?"

"Henry..."

"Also die weißen."

"Henry!"

"Jaa?"

"Hast du überhaupt Geld?!"

"Ah. Ich wusste, dass ich etwas vergessen habe."

"HENRY!!"

"War nur ein Spaß. Spargel oder rote Beete?"

Oscar schüttelte verwirrt seinen Kopf. "Ist doch egal. Was möchtest du denn?"

Henry blinzelte. "W-wie meinst du das?" Er lächelte nervös.

"Ähm... na, rote Beete oder Spargel?"

Henry zog verunsichert den Kopf ein. "Äh..."

Oscar brauchte eine Weile, um zu verstehen was Henry so verwirrte.

Dann wurde ihm klar, dass Henry in seiner Kindheit eher wenig zu bestimmen hatte und das seine Meinung im Haushalt fast nie gefragt gewesen war.

Irgendwie machte Oscar das wütend.

Henry starrte stumm auf die rote Beete, unfähig Oscar in die Augen zu sehen. Seine Hände zitterten verkrampft. "Vielleicht... vielleicht nehmen wir beides?"

"Henry." Oscar hockte sich vor seinem Freund hin. "Es ist doch nicht deine Schuld, das mit deinem Vater. Ich bin mir sicher, er hat dich geliebt."

Und in diesem Moment erinnerte sich Oscar unpassender Weise an seine erste Begegnung mit Henry- als Henry ihm genau das versichert hatte... das Oscar nicht unerwünscht war und seine Mutter ihn lieben würde. Galt das gleiche nicht auch für Henry?

Und Oscar begriff... Henry brauchte einfach ab und zu jemanden, der ihm das sagte.

Dass er nicht unerwünscht oder überflüssig war.

Oscars Mund wurde trocken vor Mitleid. Wie verkehrt die Welt doch war.

Er griff nach Henrys Hand. "Hey. Alles ist gut, okay?"

Henry holte tief Luft. "Ich weiß ", antwortete er schließlich und lächelte verzweifelt. "Alles gut."

"Wirklich?", hakte Oscar hartnäckig nach. "Alles?"

Henrys Blick wurde hart. "Ja. Klar." Er stand auf und ging zur Kasse.

Oscar sah ihm beunruhigt nach. Er wusste nicht viel über die griechische Mythologie, aber Hermes war ein Gott des Olymp, so wie sein Vater Apollo.

Oscar strengte sich an. Hermes war der Götterbote und der Gott der Jugend. Und...

Der Diebe und der Täuschung.

Da wurde Oscar klar, was Henry vor hatte.

Henry trat selbstbewusst zur Kasse. In seinen Armen lag die ausgebeulte Decke mit ihren Einkäufen.

Oscar stieß die Leute aus dem Weg um zu Henry gelangen. "Henry! Nein!"

"Könnt ihr nicht aufpassen?", jammerte der Student. "Das mit dem „im Kaffe baden" ist doch nur eine doofe Redewendung..."

Oscar erreichte Henry und packte ihn an den Armen. "Lass das."

Henry riss sich von ihm los. "Was?!"

Oscar sah ihm tief in die Augen. "Du bist ein ehrlicher Mensch, Henry. Ein sehr verzweifelter, aber ehrlicher Mensch. Du bist kein Dieb."

Die Verkäuferin sah Oscar aus glasigen Augen an. "Alles-abgesprochen. Die-erworbenen-Einkäufe-gehen-alle-auf-die-Rechnung-von-Salvaid-Lupin." Ihr altmodisches Kleid legte sich in Falten als sie sich bewegte. "Er-wird-eine-Rechnung-erhalten."

Henry nickte. "Und sobald ich und dieser Junge aus dem Geschäft sind, rufen Sie diese Nummer an." Er reichte ein Papierfetzen über den Tisch. "Sollte etwas nicht stimmen, oder Sie werden von irgendjemanden gestört, fallen sie automatisch in Ohnmacht, okay?"

Die junge Frau lachte monton. "Das-ist-total-abgefahren." Bei jeder Silbe nickte sie heftig, als ob ihr Gegenüber begriffsstutzig wäre. "Verstanden-Sir."

Henry packte Oscar und zerrte ihn aus dem Geschäft.

Diesmal kam ihnen niemand in den Weg.

Draußen fragte Henry: "Was hast du eben gemeint?"

"Ach nichts ", murmelte Oscar matt. "Alles gut."

"Gut." Henry drückte Oscar die Decke mit der Diebesware in den Arm. "Und jetzt hau ab. Geh auf den direkten Weg nach Hogwarts. Mein Stiefvater wird jeden Moment kommen und mich umbringen."

Oscar starrte Henry sprachlos an.

"Geh!" Das unermüdliche Feuer in Henrys Augen war erloschen und statt dessen konnte Oscar pure Angst herauslesen. "Bitte." Er warf Oscar noch einen verzweifelten Blick zu. Dann huschte er über die Straße.

"Was zum- NEIN!" Oscar ließ Henrys Diebesgut fallen und jagte dem Sohn des Hermes hinterher. "Henry!"

Henry hatte das alles geplant.

Oscar wusste es, sobald er die Straße verlassen hatte und sich einen Weg durchs Gestrüpp bannte. Kaum lichtete sich die Hecke, lief Oscar geradewegs gegen eine Eiche hinein. Oscar fluchte und konnte gerade noch einen braunen Haarschopf verschwinden sehen.

"HENRY!"

Oscar rieb sich seine schmerzende Stirn und versuchte zu erkennen, was über ihm aufragte.

Henry lief auf eine Art Steg zu, der über das Tal gespannt war.

(Solche Gebilde nennt man Brücken. Merkt euch das.)

Oscar rappelte sich auf und kämpfte sich weiter. Er hatte keine Ahnung, was Henry hier vor hatte.

Höhe. Eine Person. Hoffnungslos.

Warum hörte sich das wie die perfekten Bedingungen für Selbstmord an?

Oscar erreichte mit klopfenden Herzen die Brücke.

Henry war stehen geblieben. Er starrte wütend zu Oscar hinüber. "Was willst du hier?" Er strich mit seiner Hand abwesend über das schwarze Holz.

Oscar beobachtete gebannt, wie Henry immer weiter zum Ende der Brücke zurück ging, rückwärts und unwissend. "Henry... "

"Was?!" Der Sohn des Hermes ging nervös paar Schritte von Oscar zurück. "Bitte Oscar. Du musst nach Hogwarts."

Oscar schüttelte hartnäckig seinen Kopf. "Henry... hinter dir-"

Henry wich noch einen Schritt zurück. "Bitte. Geh."

"Henry- die Brücke!!"

"Was für eine- WAAAAH!"

Henry kippte rückwärts über das Geländer. Oscar trat gleichzeitig einen verzweifelt Schritt nach vorne und packte im letzten Moment Henrys Handgelenk. Henry keuchte auf, als sein Handgelenk gefährlich knackte. "Ahhh...."

Oscar nahm all seine Kraft zusammen und versuchte Henry zu sich zuziehen und stürzte fast runter. Gemeinsam hingen sie kopfüber von der Brücke.

Kalter Wind fegte über die schwarze Brücke und das alte Holz begann zu knarzen.

Henrys Augen weiteten sich grauenerfüllt. "Oscar... lass los... bitte..."

Oscar presste seine Lippen fest aufeinander. "Niemals."

Langsam, aber sicher rutschte Oscar über das glitschige Holz. Splitter bohrten sich in seinen Bauch, Henrys Gewicht zog Oscar weiter, in den Abgrund rein.

"Wir werden beide fallen ", flüsterte Henry. "Lass mich los... du kannst mich nicht hochziehen..."

Oscar versuchte sich zurück zu lehnen und Henry hochzuziehen, aber es gelang ihm nicht. Henry war zu schwer, das Holz zu morsch...

Henry machte einen letzten Versuch. Er schwang sich hin und her. Oscar stöhnte. Henry erreichte mit seinem Fuß das Geländer.

Oscar konnte nicht umhin ein bewunderndes "Wow" raus zu pressen. Seine Arme fühlten sich an wie zu lang gekochte Spaghetti.

Henry verrenkte sich komisch um sich mit seinen Beinen hochzudrücken. Doch er rutschte ab.

Und schon waren sie wieder da wo sie eben waren.

"Es hat keinen Sinn mehr ", murmelte Henry leise. Er sah hoch zu Oscar. "Sag Jimmy... es tut mir leid." "Nein... du wirst nicht fallen ", fauchte Oscar. "Du wirst mit mir nach Hogwarts gehen. Wir werden Lina und Will wieder sehen. Du wirst glücklich sein. Ich-" "Nein ", unterbrach Henry ihn. "Du gehst allein nach Hogwarts. Diesen Sturz werde ich nicht überleben, Oscar."

Henrys Lächeln brachte Oscar völlig aus der Fassung. "NEIN!"

Henry starrte runter. "Das sind mehr als zehn Meter. Mache dir keine Mühe, Oscar. Entweder stürze ich alleine, oder wir fallen zusammen. Und ich will nicht dein Leben beenden. Lass mich los!"

"Nein ", protestierte Oscar tränenerstickt. Er beugte sich tiefer zu seiner Liebe hinunter. "Ich kann dich nicht gehen lassen. Dann fallen wir eben zusammen."

"NEIN!" Henry starrte ihn entgeistert an. "Das wagst du nicht."

Dann tat er was, was sein Schicksal besiegelte. Er zog sich an Oscar hoch und schaffte es sich am Balken hoch zu stemmen. Oscar sah ihn an und sie tauschten einen langen Blick. Es war hoffnungslos.

Henry rückte näher an Oscar Gesicht heran. "Oscar. Du bist mein bester Freund." Schweiß lief ihm die Stirn hinunter. Er ließ Oscars Hand los und hielt sich an dessen Schultern fest. Oscar blinzelte überrascht. Henrys Gesicht war kaum zwei Zentimeter von seinem entfernt.

So nah und gleichzeitig unerreichbar.

Henrys Atem strich über Oscars Lippen. "Es gibt keine Person, die ich in diesen Moment lieber bei mir gehabt hätte." Er lächelte schief. "Tschüss."

Und bevor Oscar etwas tun konnte, packte Henry mit einer Hand Oscars Gesicht und küsste ihn auf die Stirn. "Wir sehen uns im Himmel."

Und er ließ Oscar los.

"NEIN!" Oscars Schrei hallte durch das Tal. Er horchte mit abgehaltenen Atem.

Ein dumpfer Aufprall.

"Henry?"

Oscars Herz wurde schwer, als niemand antwortete.

Nein.

Oscar taumelte von der Tiefe weg und sank auf den Holz zusammen. Bodenloses Entsetzen schnürrte ihm die Luft ab.

"Henry, Henry, Henry ", hörte er sich selbst wispern. "Nein, nein, nein..."

Henry konnte nicht tot sein. Das konnte nicht wahr sein.

Henry... Oscar wollte am liebsten hinter her springen. Ohne Henry wollte er nicht leben... Henry, Henry, Henry.

Oscar schrie seine Trauer und Schmerz aus sich hinaus. Er rief sich nochmal Henrys sanfte Stimme zurück, diese wunderschönen kupferfarbenen Augen, dieses kecke Grinsen... Tränen liefen ihm lautlos übers Gesicht und verschwammen seine Sicht. "Oh Henry..." Oscar heulte auf vor Schmerz.

Seine Stimme kratzte an der kalten Luft und seine Brust schmerzte wegen seinem Gefühlen, die drohten sein Herz zu zerplatzen.

Henry.

Er schloss seine Augen.

Henry.

Oscar konnte sich nicht mehr beherrschen.

Wir sehen uns im Himmel wieder.

Alles was von Oscars Herz übrig gewesen war, wurde zu einem kalten Stein zusammen gepresst.

Er musste Henry noch einmal sehen. Es würde ihn vollkommen zerstören für Henry ein Grab graben zu müssen, doch Oscar konnte seinen Freund nicht da liegen lassen.

Oscar wischte sich die Tränen weg und erhob sich wackelig. Seine Beine drohten unter ihren Gewicht zusammen zu brechen.

Oscar wankte über die Brücke, jeder Schritt hallte durch seinen Kopf und erinnerte ihn an das grässliche Geräusch mit dem Henry sein Leben beendet hatte.

Das ist ein Traum. Ein Albtraum.

Henry... der Junge, der Oscar Suppe gebracht hat. Der Junge, mit dem er Zaubersprüche geübt hatte. Der Junge, der ihm immer ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnte. Der Junge, der mit Oscar den Sonnenaufgang betrachtet hatte. Der Junge, den Oscar liebte. Er war tot.

Oscar holte zitternd Luft.

Noch weiß ich es nicht. Vielleicht hat er überlebt.

Aber die letzte Hoffnung wurde ihm genommen, als er die Brücke über sich ragen sah. Es waren mehr als zehn Meter, es war unmöglich dass Henry das überlebt hatte.

Oscar sah sich nach Henrys Körper um.

Das Gras vor Oscar zitterte. Oscar vergass das Atmen, als ein schokoladenfarbener Schopf zwischen den Mageritten auftauchte.

"HENRY!" Oscar rannte zu ihm und warf ihn um. "Du Idiot..." Oscar konnte seine Erleichterung und Wut kaum verbergen. "Ich dachte, du wärst tot!" Er schluchzte auf und vergrub sein Gesicht in Henrys Schulter. "Oh Götter..."

Henry starrte Oscar unverwandt an. Schließlich brachte er ein "Ich lebe ja noch" heraus.

"Ja, du Arsch. Und ich dachte, dass du tot wärst!" Oscar nahm Henrys Gesicht zwischen seinen Händen. "Du- du... oh Henry. Wie hast du es geschafft?!"

Henry schüttelte den Kopf. "Ich habe mich irgendwie in das weiche Gras gelenkt."

Oscar lachte ungläubig. "Das waren zehn Meter, Henry..." "Nicht, wo ich gefallen bin." Henry deutete hoch zur Brücke. "Hier sind es nur sieben oder fünf." Seine Stimme zitterte." Ich bin auf meine Füße gefallen."

Oscar ließ ihn los und hätte beinahe aufgeschrien.

Henrys Bein war komplett verdreht und zeigte hoch in die Luft.

Henry folgte Oscars Blick und riss die Augen auf. "Das muss höllisch weh tun ", sagte Oscar erschaudernd.

"Ich fühle nichts ", sagte Henry langsam. Oscar sah zu ihm hoch und konnte die wachsende Panik in Henrys Augen sehen. "Es tut mir nicht weh..."

Bevor Oscar etwas sagen konnte, stand Henry auf. Oscar beobachtete ihn besorgt. "Und? Tut's weh?"

Henry stützte sich vorsichtig auf sein rechtes Bein. Es knickte weg. Henry kippte überrascht zurück ins Gras. "Was-"

Die Erkenntniss schlug in Oscar ein wie ein Pfeil. "Henry ", sagte Oscar langsam, "drehe den Kopf bitte weg."

Henry biss sich auf die Lippe, gehorchte aber.

Oscar holte sein Messer raus. Seine Hände bebten und er musste sich zu Ruhe zwingen. Oscar schnitt Henrys Hose am rechten Bein an der Seite auf und zerriss sie.

Henry fuhr herum. "Was machst du da?!" Oscar sah ihm nicht die Augen. "Vertrau mir, okay?" Henry schnaubte und wandte sich wieder ab.

Der Sohn des Apollo packte die schmale Waffe fester und stach ohne Umschweife in Henrys Wade ein.

Henry reagierte nicht. "Was machst du?", fragte er neugierig.

Oscar wurde mulmig zumute. "Fühlst du es nicht?" Er drehte das Messer um. Blut rann über Henrys bleiche Haut. "Und jetzt? Tut es weh?"

Henry runzelte die Stirn. "Was soll mir denn weh tun?" "Dein Bein ", erwiderte Oscar mit bebender Stimme. Er bohrte das Metall tiefer in Henrys Fleisch. "Fühlst du was?"

"Nein." In Oscars Innern verkrampfte sich etwas voller böser Vorahnung. Er zog das blutige Messer aus Henrys Bein und hieb es in eine andere Stelle hinein, direkt unter Henrys Knie. "Und... jetzt?"

Henry zupfte nervös am Gras. "Nein." Oscar piekste zaghaft in Henrys nackten Oberschenkel. Henry zuckte zusammen. "Aua."

Oscar zog das Messer sofort zurück. "Tut mir leid." Er strich vorsichtig mit prickelnden Fingern über die blutende Stelle.

Henry sog scharf die Luft ein und schob Oscar von sich.

Offenbar war Oscar ihm ein wenig zu nah getreten. Der wurde prompt rot und wich hastig zurück. "Oh, ähm... sorry...? Du darfst jetzt hinsehen."

"Äh... Schon gut." Henry setzte sich auf und sah mit großen Augen sein zerschnittenes Bein an. "Oh Gott."

Oscar begriff zu spät. Henrys Blick wanderte weiter runter zu seiner Wade. Er würgte und sein Kopf kippte leblos nach hinten.

Oscar fluchte. Er hatte ganz vergessen, dass Henry seit Sammys Tod sehr empfindlich auf Blut reagierte.

Aber seine schrecklichen Vorahnungen haben sich bestätigt. Henrys Bein war gelähmt. Er würde nie wieder gerade stehen können, vielleicht brauchte er sogar einen Rollstuhl.

Oscar starrte auf seinen Freund hinab und wachte über Henrys Atem, der die Grashalme um ihn herum kräuseln ließ.

Henry wusste nicht, dass er ein Sohn des Hermes war, ein Halbgott. Und vor allem wusste er nicht, dass Oscar ein Sohn des Apollo war.

Haben sich unsere Dads verstanden?

Oscar strich ihm gedankenverloren eine Strähne aus dem Gesicht. Er wünschte, er würde wirklich nur Freundschaft für Henry empfinden. Warum musste alles so kompliziert sein?

Oscar starrte auf Henrys unbewegliches Bein. Gab es keine bessere Lösung?

Plötzlich fiel ihm etwas ein.

Wann immer du göttliche Hilfe brauchst, ich bin da.

Nun müsste Apollo beweisen, was er wirklich drauf hatte.

Oscar würde nicht zulassen, dass sein Freund unglücklich durch sein Leben humpelte.

Er zog seine Karte aus seiner Tasche. Was er damit anfangen sollte, hatte er nie ganz verstanden. Aber jetzt wusste er es. "Dad... du hast mir versprochen immer für mich dazu sein. Und jetzt brauche ich deine Hilfe." Oscar kam sich ziemlich bescheuert vor, redete aber ungerührt weiter. "Das ist mein Freund. Ich... ich liebe ihn." Sein Mund wurde trocken. "Ohne ihn, kann ich nicht mehr leben. Deshalb bitte ich dich, Apollo... mache sein Bein wieder gesund."

Die Luft begann zu flimmern. Oscar fasste verzweifelt Henrys Hand. Vor Oscars Augen begann sich seine Umgebung aufzulösen. Die Bäume und der Boden zerschmolzen zu einem ungesunden Grauton, die Wiese verschwand ganz.

Ängstlich stand Oscar auf. Alles begann sich zu drehen...

Oscars Sicht wurde unscharf; als er wieder klar sehen konnte, stand eine Gestalt vor ihm.

Apollo schüttelte missbilligend seinen Kopf. "Sohn." Keine rührselige Begrüßung, kein Lächeln. "Du verschwendest deine Wünsche."

Oscarr starrte den Siebzehnjährigen an. Die goldenen Haare hatte er definitiv von ihm geerbt. Apollos Augen funkelten golden im schwachen Licht, die Miene ziemlich kalt für einen Sonnengott. Oscar fragte sich, was er falsch gemacht hatte.

Er kniete vor seinem Vater nieder. "Apollo." Der Sonnengott musterte seinen Sohn. Als er sich bewegte, versprühte er Funken über Oscars Gesicht. Sie waren nicht besonders heiß, aber Oscar wäre es lieber gewesen, Apollo hätte ihm ins Gesicht geschlagen.

Oscar senkte beschämt den Kopf. Er wusste selber nicht, warum. Er hatte nichts verbrochen. Apollo trat von einem Fuß auf den anderen. "Du hast keine Ahnung, wie wertvoll diese Karte ist." Seine Stimme war weich und leicht, aber seine goldenen Augen durchbohrten Oscars dunkelblaue. "Und ich kann keine Wünsche an einen Sohn von Hermes verschwenden."

Oscar hob ruckartig seinen Kopf. "Verschwenden?!" Wut durchströmte ihn. "Dad, er ist mein bester Freund!" Apollos Blick wanderte unheilvoll über Oscars Gesicht, hoch zu seiner Stirn, wo Henry ihn geküsst hatte. "Freund, so so. Aber du musst wissen... jeder Wunsch hat seinen Preis."

"Wie meinst du das?" Oscar stand auf. "Du hast gesagt, dass du mir jeden Wunsch erfüllen würdest, unabhängig davon wofür."

Der Sonnengott runzelte die Stirn. "Habe ich das? Na ja, dann vergiss es." Sein weißer Chiton flatterte im Wind. "Dein Weg hat eine gefährliche Biegung angenommen, Oscar."

Ein fremdartiges Klingeln ertönte. Apollo seufzte und holte etwas rechteckiges aus seinem Gewand. "Ruf mich später zurück ", sprach er zum Stein. "Corona wird schon nicht so schlimm sein. Was? Tote? Ach, diese Sterbliche sterben viel zu schnell. Was? Nein. Ich führe ein wichtiges Gespräch mit einen meiner Söhne- äh... wie heißt du noch mal? Ach ja, Oscar Mazuru. Was? Sorry, ich habe eine schlechte Verbindung... " Apollo fauchte verärgert. "Ich hasse die 30er... schlechtes Netz und schlechte Musik." Er tippte ärgerlich auf dem Ding herum und grunzte frustriert. "Dieser Idiot hat aufgelegt. Wie auch immer... wo waren wir, Mosca?"

"Oscar ", korrigierte Oscar irritiert. "Ich glaube, du wolltest gerade erklären, warum du Henry nicht helfen willst."

Sein Vater legte angestrengt die Stirn in Falten. "Henry. Dieser verfluchte Hermessohn?"

"Was? Verflucht?!", fragte Oscar entsetzt.

"Naja... sein Vater ist auf seine Ex sauer... oder auf den Freund der Ex? Oder auf den Sohn seiner Ex und ihren neuen Mann? Hat Hermes den nicht verbluten lassen?" Apollo zupfte nachdenklich an seiner göttlichen Unterlippe. "Egal. Nicht so wichtig. Ich helfe dir, Bro."

"Bro?", fragte Oscar verzweifelt. "Was heißt dass denn schon wieder?"

Der Gott seufzte theatralisch. "Du tust mir echt leid. Du kannst nicht einfach in die Zukunft sehen, oder? Egal. Wenn du aufwachst, wird schon alles gut sein."

Oscar fragte nicht nach, da Apollo ja anscheinend in die Zukunft sehen konnte. "Äh... okay. Und wenn du in die Zukunft sehen kannst... was wird aus mir und Henry...?"

"Haha... also doch mehr als Freunde?" Apollo grinste. "Aber gut... hm..." Er tippte nachdenklich an seinen Kopf. Sein Grinsen verblasste. "Oh. Hm. Macht es dir viel aus, wenn ich dir sage, dass Henry- ähhh, wie formuliere ich das jetzt am besten..."

"Ja??" Oscar versuchte die Miene seines Vaters zu deuten. "Was ist mit mir und Henry?"

"Hm. Es wäre toller Stoff für ein neues Drama von Shakespeare. Muss ihm mal eine E-Mail zum Thema schicken." Apollo kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Der lebt doch hoffentlich noch, oder?"

"Ich glaube, William Shakespeare ist schon tot." "Was?! Schade. Okay, mein Sohn. Mache dir keine Sorgen um dich und um Lenry... irgendwie wird's schon klappen." Apollo klopfte Oscar beifällig auf die Schulter. "Du packst das, Sohn. Hoffen wir, dass Gaia noch paar Jahrhunderte schlafen wird."

Oscar war zu verwirrt um zu antworten. Die Stimmungen seines Vaters änderten sich schneller als die Farbe eines Chamäleons.

Apollos Grinsen brannte sich in Oscars Gehirn ein. Es war das hochmütige Lächeln eines Siegers; noch etwas, was Oscar und sein Vater nicht miteinander teilten.

"Tschüss, Mosca."

Oscar wollte protestieren, doch schon wurde alles schwarz um ihn.

Grelles Licht durchbrach die Finsternis. Der Sohn des Apollo blinzelte und riss ungläubig die Augen auf, als ein kräftiger, roter Himmel ihm entgegen leuchtete. Kälte sickerte in Oscars eingeschlafene Beine, die schon unangenehm juckten.

"Wo... wie- hä...?"

Oscar sah sich verwirrt um.

Er lag immer noch unter der geheimnisvollen schwarzen Brücke, aber dem Himmel nach zu urteilen, war es schon viel später.

Vor allem war es kälter.

Oscar erhob sich benommen und ließ seinen Blick über die malerische Wiese gleiten und stutzte, als er etwas goldenes aufblitzen sah.

Und da lag Henry.

Vorsichtig tänzelte Oscar um Henrys Kopf herum um einen besseren Blick auf Henrys Bein zu bekommen.

Und was er da sah... naja, es begeisterte ihn nicht wirklich.

"APOLLO! WAS SOLL DAS DENN?!"

Oscar starrte entsetzt auf das Gold was nun anstatt der Haut aufglomm.

Was, wenn Apollo Henrys Bein durch Gold ersetzt hat?

Oscar hockte sich neben Henrys Beinen und zog vorsichtig das Metall vom verletzten Fuß.

Zu seiner Erleichterung ließ sich das Gold ganz einfach abziehen, wie ein Schuh.

Und darunter...

Oscar schüttelte sich. Apollo hatte einfach den Fuß bis zum Knie abgeschnitten und mit Haut abgerundet...

Henrys Augenlider flatterten.

Oscar schob hastig den Goldenen Fuß wieder zurück, wo er hingehörte und setzte sich gerade hin.

Henry schlug seine Augen auf und blinzelte verwirrt. "Wo- was... Oscar...?"

"Ich bin hier." Oscar nahm zaghaft Henrys Hand. "Und das mit deinem Fuß... naja..."

Henrys Blick wanderte langsam hinunter zu seinen Beinen. "Oh Gott ", murmelte er.

Oscar ließ Henrys Hand fallen. "Ich weiß. Das war nicht meine Idee..."

Henry schüttelte fassungslos den Kopf. "Nicht deine Idee?" Er fuchtelte verzweifelt mit seinen Armen. "Was hast du gemacht?!"

Oscar seufzte. "Versuche mal aufzustehen." Er hielt ihm eine Hand hin.

Der Gryffindore ergriff sie zögernd und stand auf. Er taumelte unsicher über die weißen Mageritten und Gänseblümchen und stolperte über einen Maulwurfshügel.

Oscar beobachtete ihn besorgt. "Henry..." Er lief ihm hinter her und breitete hilflos beide Arme aus.

Henry drehte sich um. Sein Mund verzerrte sich wütend. "Ich möchte nicht- ahhhh..."

Oscar packte Henry im letzten Moment, bevor der Sohn des Hermes in die Brennessel fallen konnte.

Zusammen wankten sie über die Wiese, bis Oscars Beine sich verknoteten und er rückwärts hinfiel und Henry mit sich riss.

Henry stieß ein unzufriedenes Brummeln aus und ließ sich in Oscars Arme sinken. Oscars Herz verkrampfte sich bei Henrys unglückliche Miene. "Ich möchte nicht von jemandem abhängig sein, Oscar ", flüsterte Henry ihm ins Ohr. Er schob Oscar von sich. "Verstehst du?"

"Henry ", fuhr Oscar ihn scharf an. "Du wirst nie wieder richtig gehen können. Entweder strengst du dich jetzt an, oder du wirst scheitern." Er stockte, überrascht von sich selbst. "Ich will dir helfen, hörst du?"

Henrys kalter Blick brach in Oscars Augen ein wie Sonnenlicht in Teichwasser. "Nein, ich höre nicht." Er holte tief Luft. "Ach bitte. Spätestens nach paar Wochen hättest du es satt mir zu helfen, Oscar." Seine Lippen kräuselten sich spöttisch. "Oder?"

Sein gefühlsloser Ton ließ alle Hoffnung in Oscar verdampfen. "Ich werde dich nie satt haben, Henry."

Henry schwieg. Dann blinzelte er ungläubig. "Echt...?"

Er wird nie wissen, was ich für ihn empfinde.

Oscars Atem wurde hektischer. "Du- ich muss dir was sagen... ich- ich... " Er umfasste Henrys Hand fester. "Ich..."

Henry starrte beklommen auf ihre verschlungenen Hände. "Ja?"

Oscar sah ihm tief in die Augen. "Eben. Als du runter gefallen bist." Er rückte näher an Henry heran. "Da... da..."

"Ja?" Henry biss sich auf seine Lippen.

"Ich habe gedacht, ich hätte dich verloren. Aber richtig. Für immer." All seine Verzweifelung und Angst floss in seine Stimme und ließ sie brüchig klingen. "Mach das nie wieder. Ich will nie wieder Angst haben, dich verlieren zu müssen. Pass auf dich auf, Henry. Bitte."

Henry legte behutsam Oscars Gesicht zwischen seinen Händen. Nach langem Schweigen sagte er schließlich leise: "Du, Oscar?"

"Ja?" Oscars Herz schlug schneller.

Henrys Augen leuchteten. "Du weißt nicht wie viel du mir bedeutest." Er strich Oscar eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich möchte dich auch nicht verlieren. Schon gar nicht nach Sammy."

Oscar lächelte schwach. "Wow. Am besten passen wir wohl dann beide auf uns auf, oder?"

Henrys Lächeln wurde breiter. "Ja. Klingt nach einem Plan."

Noch lange saßen sie so da und beobachteten die vorbeiziehenden Wolken.

Und noch bevor die Sonne hinter der Brücke verschwand, fiel Henrys Kopf auf Oscars Schulter und sein leises Schnarchen verscheuchte die Albträume, die auf Oscar warteten.

Oscar schlief mit einem Grinsen ein.

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