Nico wird zur Zielscheibe- mal wieder
Nico starrte aus dem Fenster und seufzte genervt, als jemand an der Tür klopfte.
"Nico? Nico, ich habe Essen. Darf ich rein kommen?"
"Nein", knurrte Nico.
Natürlich kam Will trotzdem rein. Was hatte Nico auch erwartet?
"Ich sagte 'nein', Solace ", murrte er.
"Ich hab's gehört.
Schon seit zwei Tagen musste Nico sich hier im Bett langweilen. Und wäre das nicht schon genug, ist da auch dieser nervige Apollo- Sohn, der ihn nicht in Ruhe ließ-
"Was geht, Deathboy?"
Will ging zum Fenster, und öffnete es gut gelaunt. Nico verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Will setzte sich mit dem Tablett auf Nicos Bett. "Hast du gut geschlafen?"
"Könntest du aufhören, mich 'Deathboy' zu nennen?!"
Will lächelte nur. "Also hast du nicht geschlafen."
"Ich hätte sowieso nicht schlafen können ", murmelte Nico. Er schob das Tablett weg.
"Ich habe kein Hunger."
"Trotzdem isst du. Ich habe gesehen, dass du gestern nichts gegessen hast."
"Mir geht's gut, Solace."
Will sah ihn besorgt an. Er wollte Nicos Hand nehmen, doch seine Hand glitt einfach durch Nicos... Will erschrak. "Nico, deine Hand-"
"Ja, ja, hab's gemerkt." Nico wurde rot vor Verlegenheit und Ärger. "Passiert- äh häufiger."
Will starrte ihn an. "Du hast mir das nicht gesagt!"
"Um ehrlich zu sein, habe ich dir noch nichts von mir gesagt- du hast es aus mir raus gequetscht."
"Weil du mir nichts erzählst, Nico. Aber du kannst mir vertrauen."
"Beweise es mir, Solace."
Wills blaue Augen funkelten plötzlich auf, und Nico wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Doch es war zu spät.
"Gib' mir deine Hand, di Angelo."
"Ähh-"
Will packte Nicos Hand.
"So. Und jetzt denke daran, was dir Kummer macht. Ich werde es verschwinden lassen."
"Will, ich bin kein kleines Kind mehr-"
"Dann führe dich nicht wie eines auf, und mach. Es funktioniert wirklich, fast wie Telepathie oder so- ich sehe was du siehst, und du siehst, was ich sehe. Irre, oder?"
"Äh, ich halte nicht mit einem Apollosohn Händchen! Schon gar nicht für ein Telepathie- Dings."
Will seufzte nur.
"Falls es dir aufgefallen ist- dass tust du schon."
"Äh, ja. Könntest du meine Hand wieder loslassen?"
"Wieso- mache ich dich nervös?"
"Ja! Äh, nein. Ich meine..."
"Alles gut. Es ist nur eine Heilmethode."
"Ja? Schade. Ich meine- gut. Äh...."
"Machst du jetzt...? Denke daran, was dich runter macht, und ich helfe dir."
"Will, du kannst ja einiges, aber meine Erinnerungen an den Tartarus sind echt heftig und schlimm. Ich weiß nicht, ob du das verkraften wirst..."
"Ich bin schon mit mehr als dem Tartarus fertig geworden", sagte Will überzeugt.
"Äh- mit was denn?",, fragte Nico überrascht.
"Mit dir, Deathboy."
"Hey!"
Will grinste nur. "Schließ die Augen, Deathboy."
"Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht Deathboy genannt werden will?!"
"Nein. Und jetzt schließ die Augen, mein Engel."
"Engel?! Ernsthaft? Das ist noch schlimmer. Und dann bin ich auch noch DEIN Engel..."
"Je länger du mich nervst, desto schlimmer werden deine Spitznamen, di Angelo."
"Uhm- na gut. Wenn du unbedingt willst. Aber ich habe dich gewarnt."
"Na klar, mein Engel. Wir sind Freunde- und jetzt beweise ich es dir."
Will lächelte ihn aufmunternd an. Nico holte tief Luft, schloss verkrampft die Augen und sofort überfiel ihn die Finsternis. Bilder wirbelten wild durcheinander vor seinem inneren Auge. Erschrocken wollte Nico die Augen öffnen, doch sie waren wie zugeklebt. Er spürte, wie Will seine Hand fester umschloss. Zögernd zwang er sich zur Ruhe. 'Das sind nur blöde Erinnerungen. Los jetzt!' Und er ließ sich kopflos in die Dunkelheit fallen.
Plötzlich sah er Bianca- in dem silbernen Gewand einer Jägerin und mit ihrer alten Skimütze, die ihre Haare umrahmten. Ihre braune Augen funkelten fröhlich. Sie sah glücklich aus- trotzdem, Trauer und Schmerz stiegen in ihm hoch. 'Du hättest nicht gehen müssen. Du hättest mit mir kommen können ', rief er ihr zu. Sie lächelte und hielt ihm was hin- eine Mythomagic- Karte. Es war fast unheimlich. Vorsichtig nahm er sie entgegen und starrte auf den Gott. Er erkannte ihn nicht sofort, aber als er Cupidos Bogen und Pfeil betrachtete, wusste er, wer es war. Hass und Furcht durchfuhr Nico, doch er unterdrückte es tapfer, die Karte auf den Boden zu werfen, und auf sie herumzutrampeln. 'Ich hasse ihn. Warum zeigst du mir das, Bianca?', fragte er angewidert. Doch Bianca war weg, als er aufsah. Stattdessen beugte sich Percy Jackson grinsend über ihn. 'Amerika hat Donuts- und Portugal Furznuts', rief er Nico zu. Seine schwarzen Haare standen wild von Kopf ab, und seine meeresgrünen Augen schienen aufs Wasser zu sehen. Nico starrte Percy nur an. Dann wandte er sich ab. 'Ich bin über dich hinweg- was machst du hier?' ,fragte er ihn zögerlich. Percy verblasste und plötzlich stand Nico einer jungen Frau gegenüber und seine Gefühle überrannten ihn. ' Mutter', flüsterte er. Es war seine Mutter- da war er sich sicher- und ihre Ähnlichkeit mit Bianca war berückend. Sie hatte die gleichen tiefschwarzen Augen wie er, und langes, zimtbraunes Haar und olivenbraune Haut. Sie kam zu ihm geeilt, und küsste seine Stirn; dort wo ihre Lippen seine Haut berührten, prickelte es warm. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. 'Mein Sohn- du bist groß geworden', hauchte sie bewegt. Nico wollte sie berühren, doch er griff durch sie hin durch. Er senkte den Kopf. Die Erkenntnis schlug ihm dumpf in den Magen, obwohl er es schon lange wusste. Er schluckte seine Enttäuschung hinunter. Sie war ein Geist, doch sie schimmerte nicht so wie Bianca. Er wollte was sagen, doch ein Kloß aus Trauer und Sehnsucht steckte ihm im Hals. Als er auf sah, war sie weg- und alles andere auch. Er drehte sich nervös um sich selbst- wo war er? Er kniff die Augen zusammen, dann wusste er es. Er war im Tartarus. Angst stieg in ihm hoch- hier wollte er nicht sein. Nico wollte die Erinnerungen an Tartarus bei Seite schieben. Und komischerweise gelang es ihm. Alles wurde hell- Nico atmete erleichtert auf. War Wills Experiment endlich vorbei? Doch nichts passierte. Dann hörte er Will überrascht aufschreien, und spürte einen seltsamen Druck in seinem Kopf. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Hier lief was gewaltig falsch. Er versuchte wieder seine Augen zu öffnen, doch wie zuvor gelang es ihm nicht. Wieder verlor er sich in einem Sturm aus Erinnerungen, und diesmal waren es nicht seine...
Er sah Will als Dreijährigen lachend über eine Wiese rennen- Nico war sich sicher, dass es Will war. Dieser kleine Junge hatte die gleichen blonden Locken, die gleichen blauen Augen, und die gleiche Aura. Klein- Will wurde von einem Mann verfolgt- es war ein vergnügtes Fangspiel. Nico konnte den Mann Apollo erkennen. Doch Apollo sah garnicht glücklich aus. "Hey, Will, komm' jetzt!", rief Apollo verzweifelt- in seinen goldenen Augen sah Will Sorge aufblitzen. "Mama will, dass du kommst! Sie sucht dich." Apollo sich als Vater vorzustellen, war komisch. Der Kerl sah aus wie 17.
"Will will nicht!", rief Will ausgelassen zurück.
"Bitte, Will! Da draußen sind Monster!", flehte Apollo.
"Monster?"
Neugierig blieb Klein- Will stehen.
"Will will Monster sehen!"
Erleichtert erreichte Apollo seinen Sohn.
"Nein- du wirst in deinen Leben noch viele Monster sehen, das verspreche ich dir", sagte Apollo düster. Er musste es ja wissen, er war der Gott der Weissagungen.
"WILL WILL MONSTER SEHEN."
"Nein. Heute nicht", sagte Apollo streng.
"Ist das ein Monster?"
"Wo?", Apollo drehte sich entsetzt um.
"Hahaha, ich habe dich reingelegt ", lachte Will.
Apollo stöhnte nur. "Das ist nicht witzig. Du verstehst das noch nicht. Aber du bist draußen in Gefahr!"
"Will will Monster sehen"
"William Solace, du gehst jetzt sofort nach Hause. Keine Widerworte, hörst du?"
"Will will...."
"Es ist mir egal, was Will will. Du gehst JETZT nach Hause!"
"Will rennt weg!!"
"W- was? Nein, Will!!"
Aber es war schon zu spät. Will rannte in den Wald. Plötzlich bebte die Erde. Apollo riss die Augen auf. "Nein, nein, nein..."
Donner grollte in der Ferne. Apollo wimmerte. "Dad...!"
Ein Blitz schlug in dem Baum neben Will ein. Der Baum ging in Flammen auf. Apollo schrie, und warf sich in die Flammen. Rauch verdeckte Nico die Sicht. Nico hörte ein trockenes Schluchzen.
Dann sah er Apollo, er hielt Will schützend in den Armen. Will weinte. "Was war das, Papa", wimmerte Will. Apollo rang nach Atem. Nico sah, dass der Sonnengott seine ganze Kraft eingesetzt hatte, damit das Feuer ihm und seinem Sohn nichts anhaben konnte. "Alles gut, Schatz." Apollo zitterte. "Onkel Hades und Opa Zeus haben nur gespielt. Nur ein bisschen gespielt. Alles ist gut. " Will starrte seinen Vater an, und schien ihm nicht zu glauben. "Ich will zu Mama", sagte Will leise. "Ich auch", wimmerte Apollo. Dann holte er tief Luft und bemerkte Wills Blick. "Äh, ich meine, ich bringe dich dort hin." Er warf noch einen ängstlichen Blick zum Himmel, dann nahm er die Beine in die Hand, und zerrte Will in Richtung Haus.
Nico stolperte, als Apollo in aus dem Weg stieß. Weder Will noch er sahen ihn. Nico starrte ihnen hinter her, und versuchte zu verarbeiten, was er gerade miterlebt hatte.
Dann verschwamm alles um Nico, und als er wieder klar sehen konnte, war er wieder auf der Wiese, doch diesmal Mal war Morgen. Will stand alleine auf der Wiese, er war älter, vielleicht acht oder neun und rupfte wütend Blumen aus. Seine Augen waren gerötet, er schien geweint zu haben. Zögernd ging Nico auf ihn zu. Dann sah Nico die vielen Kratzer auf Wills Arm. Nico fragte sich, woher sie stammen. "Ich hasse ihn." Nico sah hoch. "Ihn und die Götter!", fauchte Will tränenerstickt. Nico runzelte die Stirn. Meinte er Apollo? Er sah, wie Will zitterternd vor Zorn in den Himmel starrte. "Ich hasse dich, Zeus! Hörst du mich?" Nico sog bestürzt die Luft ein. Das hätte Will nicht sagen dürfen... Der Donner grollte und goldenes Licht schoss auf Will zu und traf ihn mitten in die Brust. Will taumelte überrascht, Nico sah erleichtert, dass ihm ansonsten nichts geschehen ist. Will sah triumphierend hoch zum Himmel. "Das ist alles, was du kannst, Zeus?", schrie er. Der Himmel schwieg bedrohlich. Will sah fast enttäuscht aus. Dann weiteten sich seine Augen entsetzt. "Nein, nein, bitte nicht! Zeus, es tut mir leid!" Nico musterte Will besorgt; was hat Zeus ihm getan, es so schlimm war. Will nahm sich den Bogen vom Rücken, und spannte vorsichtig ein Pfeil. Nico fragte sich, was der Junge jetzt vorhatte; den Himmel abzuschießen?! Doch Will zielte auf den Baum, wo eine kleine Zielscheibe angelehnt hatte. Nico seufzte sehnsüchtig. Er selbst war extrem schlecht in Bogenschießen, aber Will war schließlich ein Sohn des Apollo- er würde doch sicher treffen. Will fixierte verzweifelt die Scheibe, dann schoss er ab. Zuerst sah es aus, als würde er die schwarze Mitte treffen- doch plötzlich änderte sich die Flugbahn, und der Pfeil traf die Kiefer 10 m hinter der Zielscheibe. Will schluchzte auf. Nun verstand Nico: Zeus hatte Will das Talent zum Bogenschießen genommen.
Will starrte verzweifelt die Zielscheibe an. Nico trat zögernd zu Will, aber dann veränderte sich wieder das Bild, und diesmal standen sie gemeinsam mit Chiron auf den Trainingsplatz von den Apolloleuten. Will war wieder gealtert- Nico schätzte sein Alter auf 11, aber er war immer noch nicht der Will, den Nico kannte. Der Will, den Nico kannte, war gelassen und stets fröhlich und besonnen. Doch den Jungen, den Nico jetzt sah, war jung und unsicher, aber er sah aus wie ein Einzelgänger, wie ein Kämpfer, und nicht wie... ein Heiler. Wills Geschwister übten Bogenschießen , sie schossen auf die Zielscheiben. Die ganze Apollo-Hütte war da. Will beobachtete sie stumm und voller Neid und Eifersucht. Verloren stand er an der Seite des Feldes.
Er tat Nico leid.
Chiron anscheinend auch, denn er trat zu Will. "Will ", sagte Chiron zögerlich," warum versuchst du es nicht auch Mal?"
Will starrte seine Geschwister an.
"Bitte- lassen Sie mich wieder rein. Ich habe kein Talent des Apollo, das ist eben so- zumindest kein nützliches. Ich kann einfach nicht Bogenschießen- das ist so, das konnte ich noch nie ", brachte Will tapfer hervor.
"Natürlich kannst du Bogenschießen." Chiron klang irritiert. "Du bist ein Sohn des Apollo-"
"Ach, lassen Sie mich in Ruhe ", fauchte Will und stürmte vom Platz.
Chiron sah ihm traurig hinter her. Wills Geschwister hörten auf zu schießen, und sahen Chiron fragend an.
"Was ist mit Will?", fragte schließlich Kayla vorsichtig.
Der Zentaur seufzte schwer. Schließlich richtete er seinen Blick zum Himmel und schüttelte seinen Kopf, als könnte er diese Antwort auch nicht geben. "Er wird schon noch seinen Platz im Camp finden. Vorerst lässt ihn in Ruhe. Ich habe das Gefühl, dass Wills Probleme größer sind, als er zugeben will ", sagte er mit belegter Stimme, immer noch unfähig Kayla in die Augen zu sehen.
Kayla nickte verständnisvoll und winkte ihre Geschwister zu sich.
Wieder verschwamm alles, Nico sah die nächsten Monate in Wills Leben im Schnelldurchlauf; wie er in der Krankenstation mithalf, wie er sich hocharbeitete, wie er mit Achtung und Respekt sich selber puschte. Doch er war nicht glücklich- er vermisste seine Mutter und sein Talent zum Bogenschießen. Sein Hass zu Zeus wuchs, doch er zeigte ihn nie mehr offen. Sein Selbstbewusstsein hatte einen kleinen Riss.
Plötzlich wurde das Bild langsamer, wie wenn man in einem Film die Geschwindigkeit runter drehte, und Nico stolperte auf den See von Camp Halfblood zu, und wäre fast hinein gefallen. Will stand am Ufer und betrachtete die Wellen. "Will! Vater ist da, mit den Jägerinnen der Artemis und zwei neuen Halbbluten!", rief jemand hinter ihnen. Will drehte sich nicht um, und starrte stur aufs Wasser. "Wer hat dir gesagt, du sollst mich holen, Kayla?", fragte Will leise. Kayla zögerte, dann seufzte sie. "Chiron. Aber Dad will noch mal persönlich mit dir reden. Bitte komm-" "Nein ", fauchte Will. Kayla sah ihn erstaunt an. "Du solltest froh sein, dass Dad mit dir sprechen will. Für mich hat er sich seid meiner Geburt kaum noch geschert", sagte sie dann, mit einen leichten Unterton von Neid und Sehnsucht. Will sah verzweifelt zum Boden. "Glaube mir, Kayla... dass ist besser so", sagte er, " ... wenn die Götter sich nicht für dich scheren. " Kayla starrte Will mit offenem Mund an. "Du bist so- ." Sie brach ab. "Ich wollte dir nur sagen, wie gut du es hast, aber du bist wohl zu arrogant und selbstverliebt, um es zu sehen. Dad will dich sehen." "Aber Will will nicht", murmelte Will nachdenklich. Kayla schnaubte entgeistert und angeekelt. "Selbstverliebter Höllenhund ", zischte sie, drehte sich um und lief davon. Will seufzte. Dann folgte er ihr langsam. Nico musste Wills Stärke widerwillig bewundern. Nicht jeder, vor allem nicht Nico selbst, blieb so ruhig, wenn er beleidigt wurde. Apollo stand vor einem zerstörten Wagen. Nico sah zu seiner Überraschung Percy und Thalia herausklettern. Aber am komischsten war, sich selber, nur eben viel jünger, und Bianca zu sehen. Nun fiel ihm auch wieder ein, wie er zu Camp Halfblood gekommen ist- Apollo hatte ihn in seinem Sonnenwagen hin gebracht. Nico musterte seine jüngere Version. Damals war er noch verrückt nach Mytho-Magic, fröhlich und anhänglich, braun gebrannt und in Percy verliebt gewesen. Nico kannte keinen Menschen, der sich mehr verändert hatte, als sich selber. Vielleicht Mal abgesehen von Will. Nico vermisste sein früheres Ich ein wenig, aber er wusste, dass er niemals mehr so sein wird.
Nico zwang sich, sich wieder Will zuzuwenden, schließlich sollte er in diesem Experiment Will besser kennen lernen, und nicht über seine Vergangenheit philosophieren. Apollo nickte knapp Chiron zu, dann drehte er sich langsam zu Will hin. Will erwiderte trotzig den Blick. Zuerst schwiegen beide eine lange Weile. Apollo bedeutete Chiron zu gehen. "Du- du bist groß geworden, mein Sohn ", sagte Apollo schließlich, er wirkte etwas unbehaglich."Spielst du immer noch so gerne Fangen?"
Will sah so aus, als wollte er gleich explodieren, aber er zwang sich zur Ruhe. "Damals war ich drei Jahre alt, Vater."
Nico ging auf, dass die 1. Erinnerung mit Apollo, wo er Will gerettet hatte, auch seine letze gewesen sein musste. Dann hatte Apollo Will und Wills Mum alleine zurück gelassen. Plötzlich fand er Apollo ganz schön feige.
Apollo schien Wills Abneigung zu spüren- er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. "Äh- geht es dir gut- ", fing er an, doch Will unterbrach ihn: "Wozu bist du gekommen- um dein Gewissen zu beruhigen? Um auf tollen Dad zu tun? Um mich zu nerven?!"
Apollo sah seinen Sohn bestürzt an. "Will- ich weiß, dass du sauer bist, aber- na ja, ich bin ein Gott. Ich habe dich und deine Mutter verlassen, um euch zu beschützen."
"Toller Schutz", knurrte Will. "Nach dem du gegangen bist, kamen die Monster. Jeden Tag, als ich von der Schule kam, wurde ich angefallen von ihnen, es wurden immer mehr. Und ich entkam immer nur knapp, und dass mit Glück. Ich hatte nichts: keine Waffen, keine Erfahrung- es war schrecklich..."
"Will- bitte höre zu ", flehte Apollo. "Ich habe dich gesegnet, bevor ich gegangen bin, damit du halbwegs sicher bist. Deswegen hast du bis jetzt überlebt."
Will starrte seinen Vater an.
"Und ich habe dir eine Waffe hinterlassen- einen magischen Bogen. Du warst immer schon begeistert vom Bogenschießen gewesen..."
Will zitterte. Apollo sah ihn besorgt an. "Ist was, Will?"
"Als du einfach so gegangen bist, hasste ich die Götter. Vor allem Zeus, weil ich dachte, das du wegen ihm gegangen bist. Eines Tages ging ich zu weit- und na ja... " Will stockte hilflos.
Apollo starrte ihn verständnislos an. Dann riss er weit die Augen auf. "Nein- sag nicht, dass Zeus meinen großartigen Bogen kaputt gemacht...!"
"Das nicht. Aber dafür kann ich ihn nicht benutzen." Will sah seinen Vater verzweifelt an.
Apollo blinzelte.
"Er- er hat mich verflucht. Ich kann nicht mehr Bogenschießen- der Pfeil fliegt immer daneben, es ist wie verhext." Will sah bittend zu seinem Vater hoch. "Kannst du den Fluch nicht rückgängig machen? Du bist doch der Gott des Bogenschießens und überhaupt..."
"Nein." Apollos Antwort war kurz angebunden. "Wenn das wirklich Zeus war, dann darf ich das nicht."
Will starrte auf seine Füße. "Also- werde ich nie wieder Bogenschießen können...?"
Apollo holte gequält Luft. "Hör mal, Will... Du kannst auch andere Sachen gut, wie äh, zum Beispiel- äh..."
"Fangen spielen ", knurrte Will.
"Ja! Du kannst gut Fangen spielen. " Apollo sah erleichtert aus.
"Das hilft mir ja total beim Kampf gegen Monster", sagte Will tonlos.
Er sah weg.
"Oh. Na ja..." Apollo suchte nach Worten. "Du kannst vielleicht auch noch was anderes als Fangen spielen. Vielleicht musizieren oder Kühe hüten..."
"Will kann gut heilen."
Kaylas Stimme ließ die beiden zusammen fahren.
"Will kann gut heilen ", wiederholte Kayla, " er kann es noch besser als ich."
"Das ist schön. Und äh, wer bist du? Seine Freundin? ", fragte Apollo stirn runzelnd.
"Deine Tochter ", antwortete Kayla unverblümt, "die du seit meinem 1. Geburtstag nicht mehr gesehen hast. Mach dir kein schlechtes Gewissen, das bringt mir sowieso nicht mehr. Komm Will- und es tut mir leid, du bist kein selbstsüchtiges Höllenhündchen, dass ist nur dein lieber Vater."
Apollo starrte sie mit offenem Mund an. "Ich..."
" Du erinnerst dich nicht an mich, schon klar. Bin nicht wichtig genug und so. Bist ja ein Gott, und dir sind deine Kinder egal. Schon verstanden. Aber erwarte nicht, dass ich einen Finger rühren würde, um dich zu retten."
Empört sah Apollo sie an. "Wie redest du mit mir und wo von..."
"Es war schön dich kennenzulernen zu dürfen. Ich wünsche dir noch viel Spaß in deinem unsterblichen Leben, und viel Spaß beim Kinder kriegen und sie gleich danach zu vergessen."
Will grinste breit, als er Apollos entrüstetes Gesicht erblickte, und ließ sich von Kayla wegziehen. "Du bist umwerfend, Kayla", sagte er leise, " und du verdienst so viel mehr als Apollo..."
Kayla lächelte wehmütig. "Danke Will. Aber von Selbstmitleid kann nicht mir keinen neuen Vater kaufen."
"Du hast aber ab jetzt einen tollen und treuen Bruder ", sagte Will mit fester Stimme," und ich werde dich nie vergessen."
"Danke, Bruderherz", sagte Kayla gerührt.
Wieder verschwamm alles vor Nico. Er taumelte benommen, und krachte gegen einen Felsen, fiel schmerzhaft auf die Seite und blieb verwirrt und verärgert vorm Stein liegen. Er hörte seine eigene Stimme schreien: "Du hast es mir versprochen!", es sehr komisch war, denn er war sicher, dass er nicht Mal seinen Mund geöffnet hatte. "Nico, bitte, dass war von Anfang an nicht möglich gewesen...!", tönte Percys verzweifelte Stimme, was noch komischer war, weil Percy eigentlich selten verzweifelt war. Nur einmal war er es gewesen, als er Nico von Biancas Tod erzählt hatte- Nico zuckte unwillkürlich zusammen. Er richtete sich unsicher auf, und sah sich selbst- er korrigierte sich, den Vergangenheit- Mytho-Magic-Nico- Skelette aus dem Erdboden herauszuholen. Das Gesicht vom Vergangenheit- Mytho-Magic-Nico war schmerzverzerrt und unnatürlich bleich. "Mach die weg!", schrie er Percy gerade verzweifelt an.
Percy fasste nach seinen Kugelschreiber, doch er war vor Schreck wie versteinert und rührte sich nicht. Der Vergangenheit- Mytho-Magic-Nico hob eine Hand, und die Skelette zerbarsten und glitten zurück in den Riss. Nico hörte jemanden hinter sich aufkeuchen, und wirbelte überrascht herum und wäre fast mit Will zusammen geknallt. Will starrte den Vergangenheit-Mytho-Magic-Nico entsetzt und zugleich fasziniert an. Er verfolgte die Szene mit weit aufgerissenen Augen. Nico sah Will nervös an. Er hatte nicht gewusst, dass noch jemand ihn und Percy gesehen hatte.
"Nico! Bleib' hier!"
Nico fuhr herum. Percy sah dem Vergangenheit-Mytho-Magic-Nico verzweifelt nach und rannte dann wie ein Verrückter hinterher. "Nico!"
Will neben Nico zuckte zusammen. Zögernd ging er aus der Deckung und schien Percy nach laufen zu wollen.
Nico überfiel der Schwindel- alles in seinem Blickfeld verschwamm- schon wieder. Bilder rasten an ihm vorbei; er schien ein paar Jahre zu überspringen.
Will wurde älter, seine Freundschaft zu Kayla wurde stärker, seine Heilkräfte zahlten sich aus. Er lernte, Wunden sich verschließen zu lassen, in dem er mit der Hand darüber strich. Sein Selbstbewusstsein wuchs mit der Zeit, doch er vermisste Nico...
Nicos Gedanken wirbelten durcheinander. Er vermisste Nico?!
Nico taumelte; plötzlich blieb das Bild stehen. Es war Nacht. Er hörte Wills Stimme sagen hören: " Wer ist das...? Sieht aus wie Nico." Nico erschrak. "Nico? Ich habe ihn noch nie gesehen", antwortete Cecil. Nico kniff die Augen zusammen. Er fragte sich, wo er denn jetzt gelandet war. "Ich glaube, er will wieder Schattenreisen!", flüsterte Will panisch," aber das könnte ihn umbringen!" Nico wurde warm ums Herz- Will machte sich Sorgen um ihn! Aber ehrlich gesagt, machte er sich auch Sorgen um sich.
"Nico?", rief Will leise. Nico sah Will vorsichtig aus dem Gebüsch schleichen. Etwas silbernes blitzte auf und Will schnappte nach Luft. "Runter mit dem Ding!", fauchte er nervös. Nun erinnerte Nico sich: sie waren in der Nacht, in der sie Gaia besiegten, also- vor 3 Wochen... "Was- was machst du hier?", fragte Will misstrauisch. "Ich? Was machst du hier??", hörte er jemanden antworten, und Nico musste fast erleichtert lachen: Das war er! Er drehte sich um, und er runzelte ungläubig die Stirn. War er wirklich so verschwitzt gewesen? Hatte er wirklich solche Angst gehabt? Er musste zugeben, dass er jetzt verstand, warum Will ihn damals daran hindern wollte, schattenzureisen. Er war so in Gedanken versunken, dass er mit sich selber zusammen knallte. Also, er knallte gegen seine Vergangenheit. Der Vergangenheit- Nico war vor Will zurück gewichen. Will nahm die Hand von Nico (also, nicht vom richtigen Nico, sondern vom anderen Nico, der aus der Vergangenheit) und sagte:" Meine Hände zittern noch, siehst du?" Will und Nico zuckten beide zusammen, als der Vergangenheit- Nico fauchend seine Hand zurück zog. "Wir haben keine Zeit zu verlieren!"
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig:
Jemand packte fest Nicos Hand und zerrte ihn weg von seiner Vergangenheit und Will. Verwirrte blinzelte Nico ins Sonnenlicht. Sonnenlicht?! Nico war wieder in der Gegenwart angekommen. Neben ihm atmete Will schwer ein und aus, und sah Nico mit seinen weit aufgerissen, blauen Augen an.
"W-will?", fragte Nico verwirrt.
Will keuchte heftig und umfasste Nicos Hand heftiger. "Das ist noch nie passiert", röchelte er tonlos, " noch nie habe ich die Kontrolle verloren, o Götter."
Nico sah Will nervös an. "Es ist doch alles gut, Will. Beruhige dich bitte..."
Nico hatte Angst, dass Will gleich rückwärts vom Bett fallen würde. Will schüttelte verzweifelt den Kopf. "Nein, nein, nein, Nico! Irgendwas ist schrecklich schief gelaufen- ich könnte dich gerade noch abfangen, bevor wir immer in dem Kreis gefangen gewesen wären..." Er sah Nico an, er zitterte heftig. "Ich könnte mir nie verzeihen, wenn dir was passiert wäre..." Er griff verkrampft nach Nicos anderen Hand.
"Will, bitte, nichts wäre geschehen..." Nico wusste nicht, was plötzlich in Will gefahren war. Plötzlich hörten sie ein Klopfen an der Tür.
Will japste nach Luft, und kippte rückwärts vom Bett und zog den perplexen Nico gleich mit sich. Beide landeten hart übereinander auf den Boden. Nico spürte, wie er die Decke, und sein unberührtes Frühstück mit zog.
Nico fühlte plötzlich, wie was kaltes, nasses, seinen Rücken hinunter lief. Er stöhnte; es war der Orangensaft! Der Orangensaft ergoss sich über ihn und Will, und tropfte Will ins Gesicht. Will blinzelte.
Vergeblich versuchte Nico sich aus der Decke zu befreien, aber das war unmöglich.
"Will, da bist du ja- oh."
Nico hörte, wie Schritte zu ihnen kamen, und er atmete erleichtert auf. Gleich würden sie aus der misslichen Lage befreit werden...
"Drew, bist du das?", krächzte Will. Er versuchte Nico von sich runterzuschubsen, aber sie waren hoffnungslos miteinander verknotet.
Drew lachte trocken. "Ich wünsche euch noch viel Spaß", sagte sie.
Nico hörte entsetzt ein Klicken, wie bei einem Fotoapparat- Drew hatte sie doch nicht gerade fotografiert?! "Drew, ich werde dich umbringen. Und dann bringe ich dich noch mal um! Und dann noch ms", drohte Will mit zusammen gebissenen Zähnen.
Wieder dieses widerwärtige Lachen. "Will, Schätzchen, du machst mir richtig Angst- was willst du den schon mir tun? Mir ein Pflaster auf den Mund kleben? Mich heilen?" Sie schnaubte verächtlich. Schritte gingen zur Tür zurück. "Noch viel Spaß beim entwirren ", hörten sie Drew noch säuseln, dann schloss sie leise die Tür.
Will sah ihr hasserfüllt hinter her und stöhnte. "Ich hasse sie ", fauchte er.
"Nicht nur du ", erwiderte Nico, " komm, hilf mir uns zu entwickeln."
Will seufzte. "Ich glaube, ich liege auf beiden Enden ", murmelte er.
Er versuchte aufzustehen, aber Nico zog ihn wieder runter. "Das funktioniert so nicht, Will. Nimm mal deinen Arm von meinem Fuß."
Will hob brav seinen Arm und zog die Decke und das Tablett von ihren Beinen. Nico schob wortlos Wills Bein von seiner Schulter, und stand von der Bettdecke auf. Langsam nahm ihre Aktion Form an. Schweigend und konzentriert befreiten sie sich.
Erleichtert atmete Will auf. "Wir haben es geschafft, Deathboy."
"Schön- und nenn' mich nicht Deathboy."
Eine Weile schwiegen beide. Nico stand verlegen auf, und pflückte ein Butterbrot aus Wills Haaren. "Was für eine Schweinerei", brummte Will, "hättest du dein Frühstück gegessen, wäre es nur halb so schlimm." Nico seufzte zur Antwort nur. Auch Will erhob sich. "Du... Nico, was hast du alles gesehen...?" , fragte er zögernd.
"Äh, dies und das. Eigentlich alles ", gab Nico zu.
Will öffnete den Mund, um was zu sagen. Plötzlich surrte die Luft. Nico drehte sich überrascht um, und blieb wie festgefroren stehen: ein goldener Pfeil raste auf seine Brust zu. Will schrie auf, und stieß Nico beiseite, doch der Pfeil machte einfach einen eleganten Schlenker, und traf Nico glatt ins Unterleib und durchbohrte sein Fleisch. Überrascht kippte Nico um. Zuerst spürte er nur ein warmes ziehen, dann begann sein Bauch zu brennen, und schon bald fand er sich selbst, windend vor tödlichen Schmerzen am Boden vor.
Will kniete sich vor ihm auf den Boden, sein Gesicht war kreidebleich. "A-alles w- wird gut Nico ", murmelte er verzweifelt und umfasste den goldenen Pfeil mit beiden Händen. "Nicht rausziehen ", flehte Nico röchelnd.
Will zögerte, dann ließ er den Pfeil wieder los. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", flüsterte Will verzweifelt. "Hol' Chiron ", flüsterte Nico zurück. "Ich kann dich doch nicht allein lassen, Deathboy!", murmelte Will hilflos. "Mach jetzt, sonst bin ich bald wirklich ein death boy ", fauchte Nico, von Schmerz gepeinigt. Will starrte ihn an. "Nein ", sagte Will entschlossen. "Ich bringe dich zu Chiron." "Solace, du hast sie nicht mehr alle, oder", murmelte Nico schwach.
Will grinste schief. "Nein. Nicht wirklich."
~ Kapitel Ende, 4710 Wörter
Tag: Freitag, der 15.1
Stimmung: 🥳 😴
Wohooo, das 1. Kapitel ist da!!! 🥳🥳🥳🥳🥳 Und es war Solangelo pur. Egal, jeder liebt die beiden. (Wehe, du nicht!! 😳)
Leute, die das lesen- ( wer macht hier wem Hoffnung? xD)
Ich habe ein Kapitel mit über 4700 Wörtern zu schreiben. Also lasst mich feiern. Bitte. Ich brauche das, damit ich Erdkunde schaffe.
Ich hoffe, ihr leidet so sehr beim Lesen, so wie ich beim Schreiben.
NÄMLICH GARNICHT!!! Die Wörter sind quasi aus mir rausgeflossen!! I'm soooooo happy ❤️
Na toll. Jetzt geht's weiter mit Erdkunde bilingual 😩 - was ich übrigens nicht mal auf Deutsch verstehe.
Ich hoffe auf eine Kommentarüberschwemmung. Ich nehme alles: Kritik, Einhornemojis, Lob, idiotisches fangirling, sogar hate. Alles außer eben Erdkunde. Votet, wenn ihr wollt, niemand hat was dagegen 😏
Tschüss sagt
eure Erdkundehasserin und lebendsmüde Autorin Goldi
Übrigens: Alles, was in diesem und nächsten Kapitel passiert, ist unheimlich wichtig für die Geschichte insgesamt.
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