
Kapitel 3
Als Meghan und Ryan wieder auf dem Revier angekommen waren, gingen sie sofort zum Whiteboard. Ihre Kollegen und der Captain waren bereits drumherum versammelt. "Da sind Sie ja endlich. Dann können wir jetzt ja aufschreiben, was wir bisher alles wissen", sagte Mr. Henderson und warf den beiden einen auffordernden Blick zu. Daraufhin holte Ryan seinen Notizblock aus seiner Jackentasche und las sich noch einmal kurz alle seine Notizen durch.
"Veronica Callahan, Bürgermeisterin von Millbrook, wurde am 18.01.2020 zwischen zwei und vier Uhr früh ermordet. Um 22:00 Uhr verließ sie das Rathaus und ging nach Hause. Ihre Haushälterin Rosalie White kam pünktlich um 08:00 Uhr am Tatort an und bereitete das Frühstück vor. Als Mrs. Callahan noch immer nicht kam und auch keine Geräusche verursachte, ging Mrs. White nachsehen. Sie fand die tote Bürgermeisterin erstochen in ihrem Bett vor und rief sogleich die Polizei", zählte Ryan dann noch einmal alles auf, was sie bisher wussten.
Meghan schrieb es auf das Whiteboard und hängte Bilder vom Tatort und der Leiche dazu. Ihre Kollegen Detective Bone und Detective McLogan hörten aufmerksam zu. "Wir gehen dann auch nochmal beim Tatort nachsehen. Wir konnten leider nicht früher. Wir mussten uns noch um einen anderen Fall kümmern", erklärte Jeanine McLogan und Benjamin Bone nickte bestätigend.
Der Captain sah zu ihnen und nickte kurz. "Die Gerichtsmedizinerinnen müssten sich sicher auch bald bei uns melden", meinte er und sah kurz zum Telefon, welches auf seinem Schreibtisch stand. Dann schaute er wieder zurück zu seinen Detectives.
Jeanine McLogan spielte mit einer ihrer rostroten Haarsträhnen zwischen ihren schlanken Fingern herum, das tat sie immer, wenn sie nachdachte. "Jemand könnte beim Rathaus vorbeischauen. Vielleicht ist Mayor Callahan ja doch schon früher gegangen oder hat sich noch mit jemandem verabredet", schlug sie dann vor.
"Der Muskelprotz und ich müssen ja noch beim Tatort vorbeischauen, weshalb ihr das übernehmen solltet", fügte sie hinzu. Mit Muskelprotz meinte sie Benjamin. Er war wirklich sehr muskulös, daher passte der Spitzname perfekt zu ihm. Meghan und Ryan wechselten einen Blick und nickten dann zustimmend. Auch der Captain nickte.
Meghan nahm einen Notizblock und einen Bleistift von ihrem Schreibtisch. Es war verwunderlich, dass sie das überhaupt in dem ganzen Chaos gefunden hatte, aber immerhin musste Ryan jetzt doch nicht mehr alles, was sie erfuhren, aufschreiben.
Dann gingen die zwei Partner zum Polizeiwagen. Sie stiegen ein und Ryan fuhr sie zum Rathaus. Als sie ausgestiegen waren, betrachtete Meghan das Gebäude. Das Rathaus war ein älteres und eher unscheinbares Backsteingebäude. Die große Rathausuhr zeigte 13:15 Uhr.
Meghans Magen knurrte und sie sah zu Ryan. "Ich brauch' echt was zu essen. Ich wollte gerade frühstücken, da hat Reynolds angerufen", murmelte sie und er nickte. "Ich hab' auch echt Hunger...", meinte ihr Partner und die Beiden betraten hungrig das Rathaus.
Drinnen standen eine kleine blonde Frau und ein muskulöser braungebrannter Mann und unterhielten sich aufgeregt über irgendetwas. Meghan und Ryan gingen auf sie zu und zeigten ihre Dienstmarken. "NYPD. Guten Tag. Wir sind Detective Doyle und Detective Wilson", fing Meghan an zu sprechen und musterte die beiden interessiert. "Ich bin Laura Fraser", sagte die Frau. "Und ich José Escobar", stellte der Mann sich ebenfalls vor.
"Wir sind wegen Mayor Callahan hier", erklärte Ryan. "Kennen Sie sie persönlich? Arbeiten Sie auch hier im Rathaus?", fragte er und die Beiden nickten. "Ja, ich bin hier Hausmeister", meinte José. "Und ich bin die Sekretärin von Mrs. Callahan. Worum geht es denn? Sie ist nicht da, falls Sie sie suchen", erklärte Laura.
Meghan nickte leicht. "Ja, das wissen wir. Mayor Callahan... wurde ermordet", berichtete sie so vorsichtig wie möglich. Laura und José sahen sie beide geschockt an. "Was?!", fragten sie wie aus einem Munde. Ryan nickte kurz und beobachtete die Reaktion der beiden. "A-aber...! W-wie...? W-wann...?", stammelte Laura sprachlos und fasste sich an die Brust. Veronica Callahan war nicht nur ihre Chefin sondern auch ihre Freundin gewesen.
José schluckte und traute noch immer seinen Ohren nicht. "Heute Nacht. Sie wurde erstochen", berichtete Ryan. "Oh mein Gott!", keuchte Laura und wurde ganz blass. Schon allein bei der Vorstellung kam ihr die Galle hoch. Sie war sehr empfindlich gegenüber Brutalität und hatte nun ein ziemliches Kopfkino.
"Wir hätten einige Fragen, aber vielleicht sollten wir uns erst einmal hinsetzen", meinte Meghan und sah zwischen den Anwesenden hin und her. José nickte. "Lassen Sie uns in den Sitzungssaal gehen", schlug er vor und stützte Miss Fraser, welche so aussah, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Die Detectives folgten ihnen und sahen sich auf dem Weg etwas um. Das Rathaus war wirklich groß und hatte viele Gänge und Türen. Es war leicht, sich hier zu verirren.
Im Zimmer angekommen, half der Hausmeister der Sekretärin, sich auf einen Stuhl zu setzen. "Haben Sie hier vielleicht auch zufällig etwas zu essen und zu trinken?", erkundigte sich Ryan. José nickte. "Ja. Gleich um die Ecke sind ein Kaffeeautomat und ein Snackautomat." "Gut. Ich hole uns etwas. Das ist jetzt also unser Mittagessen und Frühstück zusammen", sagte Ryan zu Meghan und grinste dabei schief. Sie nickte seufzend. "Das ist eben der Nachteil am Leben als Detective", erwiderte sie daraufhin.
Dann verschwand ihr Partner und kam nach guten zehn Minuten wieder zurück. Er hielt zwei Becher Kaffee und zwei Schokoriegel in der Hand. "Das hat ja ganz schön lange gedauert! Und mehr als zwei Schokoriegel hast du nicht gefunden?", beschwerte Meghan sich. Mitlerweile saßen auch sie und Andrew.
Ryan Wilson sah sie entschuldigend an und reichte ihr einen der Becher sowie einen Riegel. "Tut mir leid. Es gab nichts anderes. Wären dir Kaugummis lieber gewesen? Ich denke nicht." Er setzte sich neben sie. Meghan seufzte kurz. "Ja, da hast du wohl recht. Danke", brummte sie und trank einen Schluck von dem Kaffee, den er ihr gab. "Immerhin ist er warm", bemerkte sie etwas besänftigt. Ryan lachte kurz und biss von seinem Schokoriegel ab.
Mitlerweile hatte sich Laura wieder etwas beruhigt, auch wenn ihr ein paar Tränen gekommen waren. José hatte ihr angeboten, das Fenster zu öffnen, damit ihr weniger übel wäre, doch sie hatte seinen gut gemeinten Vorschlag abgelehnt.
Als die Detectives fertig mit essen waren, fragte Meghan: "Wo sind wir nochmal stehen geblieben?" Nach kurzem Überlegen sprach sie auch schon weiter: "Achja genau. Wann haben Sie Mayor Callahan zum letzten Mal gesehen?" "Sie ist gestern nicht zur Arbeit erschienen... Das letzte Mal habe ich sie vorgestern gesehen...", erklärte Laura leise.
"Hm... Das ist seltsam. Uns wurde gesagt, dass sie gestern wie immer zur Arbeit gegangen ist", meinte Ryan und machte ein nachdenkliches Gesicht. "Nein, sie war nicht da", bestätigte José die Aussage von Laura. Der Detective notierte sich etwas. "Als Sie sie das letzte Mal gesehen haben... wie wirkte sie da auf Sie?", erkundigte sich Meghan weiter und sah abwechselnd zwischen José und Laura hin und her. Die Rathausangestellten überlegten einen Augenblick. "Also ich fand, dass sie sich ganz normal benommen hat", meinte José schließlich. Laura wollte schon zustimmen, als ihr allerdings doch noch etwas einfiel.
"Es ist jemand in ihr Büro eingebrochen! Deswegen war sie ganz durch den Wind!", rief Laura aus und nickte, um ihre Worte zu bekräftigen.
Ryan sah überrascht von seinem Notizblock auf. "Was?", fragte er ungläubig. Normalerweise hätte Meghan jetzt "Das heißt 'Wie bitte?' " gesagt, sie hatte immer Spaß dabei, ihn damit zu ärgern, doch sie war zu überrascht von dem soeben Gehörten.
Auch José sah Laura nun fassungslos an. "Wieso um alles in der Welt weiß ich nichts davon?!", fragte er. "Warum haben Sie das nicht der Polizei gemeldet?", wollte auch Ryan wissen. "Das ist eine sehr wichtige Information!"
"Tatsächlich?", fragte Laura und beantwortete die Fragen der Männer einfach nicht. Meghan nickte. "Allerdings. Der Einbrecher und der Mörder sind möglicherweise ein und die selbe Person. Wir würden uns gerne das Büro etwas genauer ansehen", sagte sie.
"Ähm... Naja... Wir haben sofort wieder alles an seinen Platz zurückgestellt und alle Spuren beseitigt", erklärte Laura etwas kleinlaut und verlegen. "Wieso haben Sie das getan?!", wollte Ryan wütend wissen. "Das ist doch wohl nicht zu fassen! Das hätte eine wichtige Spur sein können!"
Laura senkte ihren Blick auf ihre in ihrem Schoß zusammengefalteten Hände. "Mrs. Callahan wollte es so. Sie hat mir ausdrücklich verboten, die Polizei anzurufen", gab sie mit leiser Stimme zu. Meghan runzelte ihre Stirn und notierte sich einiges auf ihrem Block. Bisher hatte sie noch gar nichts dazugesagt, aber räusperte sich nun doch.
"Das wird wirklich immer seltsamer... Irgendetwas scheint sie zu verbergen gehabt zu haben. Wo ist sie da nur hineingerutscht?", murmelte die Polizistin mehr zu sich selbst, als zu den anderen dreien. Auch Ryan grübelte im Stillen über diese Frage, doch ihm wollte einfach keine Antwort darauf einfallen.
José Escobar schüttelte langsam seinen Kopf. Das war alles so surreal. Die Bürgermeisterin war tot und schien in irgendetwas verwickelt gewesen zu sein. Als er heute Morgen aufgestanden war, hätte er sich das niemals auch nur im Entferntesten vorstellen können.
"Haben Sie zwei sonst noch etwas Wichtiges für uns? Dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um damit rauszurücken", sagte Meghan und sah die Angestellten mit ihren grünen Augen direkt an. Ihr Blick schien sie förmlich zu durchleuchten. Den Blick hatte sie vom Captain gelernt. Darüber war sie jetzt wirklich dankbar, denn Laura und José schienen zu verstehen, dass es Meghan nicht verborgen bleiben würde, ob sie die Wahrheit sagten oder sie belogen.
"Phoebe! Sie ist wirklich ein problematischer Teenager! Sie bereitet Mrs. Callahan nur Schwierigkeiten! Ständig muss sie ihretwegen in die Schule und mit dem Direktor sprechen!", fiel es Laura ein und Ryan schrieb dies auf. Er hatte jedoch mit einer spannenderen Information gerechnet. "Das wissen wir bereits, doch jetzt können wir uns sicher sein, dass es auch stimmt", sagte er.
Meghan steckte ihren Notizblock wieder ein und nickte Miss Fraser und Mr. Escobar zu. "Vielen Dank für das Gespräch. Bleiben Sie erreichbar. Wir werden uns bei Ihnen melden", meinte sie und lächelte leicht. Die Detectives verabschiedeten sich und verließen dann das Rathaus.
"Oh man... Was hat das wohl alles zu bedeuten?", wunderte sich Ryan und Meghan konnte daraufhin nur mit ihren Schultern zucken. "Ich wünschte, ich könnte dir diese Frage beantworten", murmelte sie und die beiden stiegen in den Streifenwagen.
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