Würdest du mit mir ausgehen?
Das heutige Coverbild ist von perfect._.tsumu (Instagram). Thank you so much <3
~~~
„Taichi?" Leise, kaum lauter als ein Flüstern, drang Hayatos Stimme an sein Ohr. Seufzend drehte er sich um, wusste schon genau, was jetzt kommen würde. Es war nichts Neues, dennoch war es immer wieder etwas eigenartig. Jedes einzelne Mal in den vergangenen zwei Monaten.
„Ja?", fragte er, vorgebend, nicht zu wissen, was jetzt auf ihn zukommen würde. Dabei wusste er es ganz genau, versuchte schon einmal, sich innerlich darauf vorzubereiten.
„Würdest du mit mir ausgehen?"
Irgendwie war es durchaus faszinierend, dass Hayato einfach nicht aufgab. Mittlerweile war sich Taichi nicht einmal mehr sicher, ob er einfach nur nicht aufgeben wollte, oder ob er es schlicht und ergreifend nicht verstand. Doch egal, was es auch war, es war anstrengend, ihn immer wieder aufs neue abzuweisen, oder sich zumindest eine Ausrede einfallen zu lassen, ihn abzuwimmeln. Konnte er denn nicht einfach aufgeben und es gut sein lassen?
„Hayato?"
„Ja?", antwortete er, klang beinahe hoffnungsvoll und sah ihn an. Das Strahlen in seinen Augen machte es Taichi kein Stück leichter, ihn abzuweisen.
„Wirst du jemals aufhören zu fragen?", seufzte er, hatte sich immerhin dazu durchgerungen, ihm heute einmal nicht direkt den Korb zu geben.
„Ja", sagte Hayato und legte ihm vielsagend seine Hand auf die Schulter. „Dann, wenn du endlich zusagst." Das triumphierende Lächeln, das seine Lippen schmückte, entlockte auch Taichi ein leichtes Schmunzeln.
„Dann frag morgen nochmal." Damit war das Gespräch dann auch beendet. Das Gespräch, das sie schon eine ganze Weile führten. Meist in der Umkleide nach dem Training, oder auf dem Weg zum Internatsgebäude. Auch wenn Taichi sein Bestes gab, den Fragen auszuweichen, so schaffte es Hayato doch immer wieder aufs Neue, ihn doch irgendwie abzufangen und zu fragen. Woher er diesen Elan und diese Ausdauer nahm, er wusste es nicht, wollte es auch gar nicht wissen. In gewisser Weise bewunderte er das Durchhaltevermögen des Liberos ja auch, aber da es um ihn selbst ging, schmälerte es diese Bewunderung dann doch etwas.
~
Wieder in seinem Zimmer angekommen, wartete Kenjirou schon auf ihn. Er hätte sich denken können, dass der Kupferblonde mit dem Duschen auf ihn warten würde.
„Wieso gehst du nicht endlich mit ihm aus?" Wie erwartet fragte Kenjirou ihn auch einfach gerade heraus. Im Normalfall schätzte er die direkte Art seines besten Freundes, doch was dieses Thema anging...
„Kenjirou, du weißt ganz genau wieso." Natürlich hatte Kenjirou mitbekommen, dass Hayato ihn nach einem Date fragte. Das gesamte Team hatte es mitbekommen. Wie hätten sie auch nicht? Hayato war nicht gerade dafür bekannt, dezent und unauffällig zu sein.
„Aber das ist doch schon so lange her. Und meinst du nicht, Hayato hätte schon längst aufgegeben, wenn er es nicht ernst meinen würde?"
Mehr als ein zustimmendes Brummen gab er nicht mehr von sich, wandte sich geschlagen ab. Er wusste, dass Kenjirou recht hatte. Das brauchte er ihm nicht zu sagen und vor allem könnte er damit aufhören, dabei noch so überfrech zu grinsen. Dieses selbstgefällige, siegessichere Grinsen störte ihn an der ganzen Sache am meisten, denn es zog seine Laune nur noch weiter in den Keller. Dieses Grinsen, das er seinem besten Freund am liebsten direkt wieder aus dem Gesicht gewischt hätte. Er konnte doch auch nichts dafür. Es war nunmal einfach nicht so einfach. Zumindest nicht für ihn. Er konnte das von damals nicht so leicht vergessen, auch wenn er durchaus wusste, dass Hayato anders war. Tief in seinem Inneren wollte er ja zusagen, er konnte einfach nur nicht. Zu groß war die Angst, doch nur verarscht zu werden.
Er wusste selbst, wie bescheuert das war. Er kannte Hayato jetzt schon eine Weile und um ehrlich zu sein traute er es ihm gar nicht zu, so gemein zu sein. Dennoch zögerte er, dem Wunsch nach einem gemeinsamen Abend nachzugeben. Und er zögerte lange, mittlerweile schon knappe zwei Monate. Unzählige Versuche hatte der Ältere schon unternommen, wie viele genau, das wusste Taichi schon lange nicht mehr.
„Ich verstehe, dass du warten willst, nur warte nicht zu lange. Selbst Hayato wird irgendwann aufgeben." Erschrocken sah er Kenjirou an. Da hatte er doch so sehr an seine eigenen Zweifel gedacht, dass er dabei vollkommen vergessen hatte, dass auch Hayato irgendwann einknicken könnte. Womöglich hatte Kenjirou ja wirklich recht und er sollte es einfach tun; sich selbst in den Allerwertesten treten und zusagen. Gerade als er dachte, Kenjirou hätte alles gesagt, setzte er noch etwas nach: „Ich kenne dich schon eine halbe Ewigkeit und ich würde dir und mir gerne dein Gejammere danach ersparen, okay?"
Ohne noch eine Antwort abzuwarten stand der Kleinere vom Bett auf und griff nach seinen Duschsachen. Stumm tat Taichi es ihm gleich und gemeinsam liefen sie zu den Duschräumen auf dem Flur. War ja zu erwarten gewesen, dass sich Kenjirou einen blöden Spruch nicht verkneifen könnte. Auch, wenn er wieder einmal voll ins Schwarze getroffen hatte. Es war eben einfach Fluch und Segen zugleich, dass sie sich so gut kannten.
„Vielleicht sag ich ihm morgen zu." Seinen Blick hatte er weiterhin nach vorne gerichtet, sah allerdings aus dem Augenwinkel, wie Kenjirous Kopf blitzschnell zu ihm herum gezuckt war und ihn genau musterte.
Es dauerte einen Moment, doch der Kupferblonde sagte doch tatsächlich nichts Freches. „Das ist eine gute Idee. Ich drücke dir die Daumen."
Taichi musste leicht lächeln. Es war durchaus ungewöhnlich, Kenjirou so ruhig zu erleben. Normalerweise hatte er immer einen frechen Spruch auf Lager, wenngleich er jetzt auch gut darauf verzichten konnte. Doch jetzt gerade schien der Kleinere ebenfalls einfach froh zu sein, dass er sich aufrappeln würde.
~
Am nächsten Tag war er doch tatsächlich ein wenig aufgeregt. Nur ein bisschen, aber eben nicht gar nicht. Doch sehr zu seinem Glück musste er auch nicht lange warten. Anscheinend hatte seine doch etwas von den bisherigen abweichende Antwort mit dem frag morgen auch Hayato etwas unruhig werden lassen, denn er fing ihn bereits auf dem Weg zum Morgentraining ab.
„Taichi?", fragte er und es war, als könnte der Angesprochene einen Hauch Aufregung aus der Stimme des Älteren heraushören.
„Ja?", antwortete er, klang dabei unschuldig wie eh und je, musste sich sein Lächeln verkneifen.
„Würdest du mir die Ehre erweisen und am Wochenende mit mir ausgehen?"
Gespielt geschockt sah er ihn an, griff sich mit der Hand ans Herz und blieb stehen. „Was? Ich mit dir ausgehen? Also das kam jetzt aber unerwartet." Fast hätte er es geschafft, ernst zu bleiben. Doch ein Blick in Hayatos geschocktes Gesicht ließ ihn dann doch kichern.
„Du bist so doof, Taichi. Ganz ehrlich." Schmollend schob Hayato die Unterlippe vor und sah demonstrativ zur Seite. Noch immer schmunzelnd pikste Taichi ihm in die Seite, woraufhin auch Hayatos Schmollen einem entsetzten Keuchen und dann einem Lachen wich.
„Ach, ich bin also doof? Und ich dachte du wolltest mit mir ausgehen. Jetzt hätte ich doch glatt zugesagt aber wenn du so-"
„Was? Du sagst zu?" Schneller als er überhaupt seinen Satz hätte beenden können, unterbrach Hayato ihn, sah ihn mit freudestrahlenden Augen an.
Tief atmete Taichi durch, ehe er nickte. Hätte er vorher gewusst, wie Hayato reagieren würde, er hätte es sich womöglich doch noch einmal anders überlegt.
Laut schreiend fiel er ihm um den Hals, bedankte sich gut hundert Mal, bis er ihn dann, auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin und auch nur sehr widerwillig, losließ. Noch den ganzen weiteren Weg zur Sporthalle war der Ältere total hibbelig. Er hatte wohl wirklich nicht damit gerechnet, dass Taichi zusagen würde. Oder vielleicht auch doch, er hatte ja bei seiner Frage schon etwas aufgeregter geklungen als sonst. Aber die Bestätigung dann auch wirklich zu erhalten schien ihn wohl einfach wirklich zu freuen.
Aus dem Augenwinkel betrachtete Taichi das fröhliche Gehüpfe neben sich, bei dessen Anblick sich ein Lächeln auf seine Lippen schlich. Vielleicht hatte er sich umsonst solche Sorgen gemacht. Mit Sicherheit hatte er sich umsonst gesorgt. So wie Hayato sich freute... Das war ehrlich. Er wirkte froh. Er würde ihn nicht verarschen. Hoffte er zumindest...
~
Pünktlich um 17 Uhr stand Taichi am Samstag hinter seiner Haustür. Na gut, eigentlich stand er schon ganze zehn Minuten hier. Aber wer nahm das denn schon so genau? Und es war ja auch nicht so, als wäre er aufgeregt. Das war er absolut nicht. Seine Hände zitterten leicht, aber auch nur, weil es eben etwas kalt war. Was sollte das denn sonst sein?
Doch auch eine halbe Stunde später wartete er noch immer hinter der Tür, hatte sich in der Zwischenzeit lediglich hingesetzt. Wer wusste denn, was Hayato vorhatte, da wollte er sich nicht schon im Vorfeld die Beine in den Bauch stehen. Er hatte ja schon beinahe damit gerechnet, dass sich Hayato verspäten würde. So töricht war er nun wirklich nicht, dass er ernsthaft glaubte, der Libero würde ihn pünktlich abholen. Dafür kannte er ihn schon zu lange. Zu lange und zu gut.
Doch dass er gar nicht kommen würde? Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
Nach zwei Stunden Warten und einer schier endlosen Zahl an unbeantworteten Anrufen und Nachrichten, die er schon an Hayato geschickt hatte, musste er sich wohl aber damit abfinden, dass er versetzt worden war. Demotiviert schmiss er sich kurzerhand auf die Couch und versuchte, den leicht stechenden Schmerz in seiner Brust zu ignorieren. Den Rest des Abends verbrachte er damit, sich abzulenken und Filme zu schauen, bis seine Mutter nach Hause kam. Zum Glück hatte er ihr nichts von seinen Plänen erzählt. Dann hätte er ihr jetzt alles erklären müssen und die Kraft dazu fehlte ihm gerade beim besten Willen. Und so lange sie nichts davon wusste, konnte sie auch keine Fragen stellen. So könnte er zumindest für die nächsten 24 Stunden so tun, als wäre alles in Ordnung. So als wäre nichts vorgefallen.
~
Das ganze Wochenende über hatte er nichts von Hayato gehört. Kein einziges Wort.
Hätte er sich doch nur nicht von Kenjirou einlullen lassen. Hätte er einfach nicht zugesagt, dann wäre er auch nicht enttäuscht worden. Denn so war er nun einmal. Und das, obwohl er das alles gar nicht erst so nah an sich hatte heranlassen wollen. Doch auch dafür war es jetzt zu spät. Er war auf Hayatos Scherz hereingefallen. Einer der schlechtesten, die er jemals gebracht hatte, nur um das an dieser Stelle einmal zu erwähnen.
Und er war enttäuscht. Das konnte er nicht bestreiten. Enttäuscht von Hayato, dem er eine solche Bosheit beim besten Willen nicht zugetraut hatte. Aber auch von sich, dass er sich überhaupt darauf eingelassen hatte. Es hätte ihm von vornherein klar sein können. Und auch klar sein sollen.
Mit Kenjirou hatte er das ganze gestern Abend, als er wieder zur Schule gekommen war, schon durchgekaut. Auch dieser war entsetzt, hatte ihm aber hoch und heilig versprochen, ihn mit allem zu unterstützen, was er hatte. Wie genau er das anstellen wollte, das wusste Taichi nicht, doch er wusste, dass Kenjirou ihn unterstützte. So wie immer. Oder zumindest meistens, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, ihn wegen irgendetwas aufzuziehen.
~
Zum Morgentraining am Montag kam Hayato zu spät, abgehetzt und außer Atem stolperte er in die Halle und ging sich, nach einer ordentlichen Predigt vom Coach, schnell umziehen. Taichi hatte genau bemerkt, wie ihn der Blick des Liberos verfolgte, die gesamte Zeit über, doch er ignorierte es, so gut es eben ging.
Nach dem Training ging er einfach, ohne sich umzuziehen. Mittlerweile kannte er Hayato gut genug - oder hatte es zumindest bis vor dem Wochenende gedacht - er war sich ganz sicher, dass der Ältere ihn zur Seite gezogen hätte, wenn er auch nur noch eine Sekunde länger in der Umkleide geblieben wäre. Und darauf wollte er dann doch verzichten. Gelogene Ausreden und ausgedachte Schwindeleien? Nur, um ihn davon zu überzeugen, dass das alles nur ein Missverständnis sei? Nein danke, das musste er sich dann doch wirklich nicht anhören.
~
Tatsächlich schaffte er es ganze zwei Tage, Hayato erfolgreich auszuweichen.
Ein paar Mal hatte Kenjirou ihm geholfen und hatte sich Hayato in den Weg gestellt, oder einer der anderes Jungs hatte mit dem Libero geredet, sodass er sich hatte aus der Umkleide stehlen können. Die Hilfe von den übrigen Teammitgliedern kam wohl eher unbewusst, dennoch war er dankbar dafür.
Doch auch er wusste, dass er Hayato nicht ewig aus dem Weg gehen könnte. Und dieses ewig endete am Mittwoch. Nachmittags nach dem Training lief Hayato ihm nach. Taichi sah noch, wie sich Kenjirou in Hayatos Weg stellte, doch dann bog er hinter die Sporthalle ab und entzog sich damit dem Blickfeld der anderen. Dass seine Annahme, der Setter hätte Hayato aufhalten können, falsch war, merkte er bereits wenige Sekunden später, als besagter Libero keuchend um die Ecke gerannt kam, ihn etwas unsanft an der Schulter packte und gegen die Hallenwand drückte.
Keuchend rang der Kleinere nach Luft, doch der Griff um seine Schulter lockerte sich kein bisschen, egal wie sehr Taichi auch versuchte, sich daraus zu befreien.
„Hör mir zu. Bitte, gib mir nur drei Minuten." Er spürte, dass Hayato ihn ansah, vermied es allerdings, diesen Blick zu erwidern. Nicht, dass er beim Anblick der braunen Augen doch noch einknicken würde.
„Du hast eine", antwortete er forsch und endlich ließ Hayato auch seine Schulter los. Doch noch blieb er still.
„50 Sekunden..." Skeptisch sah er auf den Libero herab, wartete darauf, dass er zu seiner Erklärung ansetzte.
„Ah ... oh ... ähm ...", stammelte Hayato, wandte den Blick ab. Dieses Gestotter war noch schlimmer, als wenn er einfach gar nichts sagen würde.
„30 Sek-"
„Ich wollte dich nicht sitzen lassen. Wirklich nicht", platzte es aus Hayato heraus. Nun sah er ihn auch wieder an.
„Hast du aber", entgegnete er ungestüm. Er konnte Hayatos Mimik nicht deuten, sah ihn dennoch gespannt an, als er weitersprach.
„Ich weiß. Und ich weiß auch, dass ich das nicht wiedergutmachen kann." Jetzt wurde Hayato ruhiger, klang beinahe wehmütig und sammelte sich kurz, bevor er weitersprach. „Eine Erklärung hast du trotzdem verdient."
Schnaubend sah Taichi ihn an. Die Minute war um, er hatte seinen Teil der Abmachung gehalten und Hayato eine Minute gegeben, alles zu erklären. Eigentlich könnte er jetzt gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Dennoch blieb er nach einem kurzen Zögern, hoffte inständig, diese Entscheidung nicht zu bereuen. Gedanklich biss er sich auf die Lippen und schluckte jeden dummen Spruch herunter, der ihm gerade auf der Zunge lag und den Moment der Ehrlichkeit, der sich da gerade zwischen ihnen anbahnte, zerstört hätte. Ein bisschen war er ja doch auch gespannt, was sich Hayato Fabelhaftes ausgedacht hatte, um ihn davon zu überzeugen, dass es keine Absicht gewesen war.
„Ich hab mein Handy im Zimmer liegen gelassen. Also hier an der Schule", begann Hayato seine Erklärung. Okay, den Teil glaubte Taichi ihm sogar. So oft, wie der Libero allgemein schon herumlief und sein Handy suchte, war es doch beinahe glaubwürdig, dass es er wirklich hier vergessen hatte. Das würde zumindest erklären, wieso er nicht rangegangen war, als er angerufen hatte. Und auch, warum er nicht auf die Nachrichten geantwortet hatte, geschweige denn Bescheid gegeben hätte.
„Und am Samstagmittag hat meine Oma plötzlich bei uns zu Hause angerufen, dass es Opa nicht gut geht. Meine Mum ist nicht da, das weißt du ja und ich wollte nach den beiden sehen. Wir sind dann mit Opa zum Arzt und der hat uns ins Krankenhaus überwiesen. Oma fährt nicht mehr und Opa konnte ja nicht, also hab ich die beiden gefahren. Und dann..."
Die Geschichte, die Hayato ihm da gerade auftischte war so absurd, dass Taichi ernsthaft daran zu zweifeln begann, dass er sie sich nur ausgedacht hatte. Geschweige denn nur ausgedacht hatte, um ihn davon zu überzeugen, dass das alles nur ein Missverständnis war. Dafür hätte sich der Libero bestimmt etwas anderes einfallen lassen.
Nachdem Hayatos Erzählungen wohl nicht zu enden schienen, unterbrach er ihn vorsichtig: „Und das ist alles wirklich passiert? Du verarschst mich hier nicht?"
Geschockt sah Hayato ihn an. Er war noch nie ein guter Schauspieler gewesen, dieser Schreck, der ihm ins Gesicht geschrieben stand, war echt. Dafür brauchte Taichi keine weitere Erklärung. Er glaubte ihm. Gerade, als Hayato etwas antworten wollte, unterbrach er ihn abermals.
„Ist schon okay, ich glaube dir." Deutlich sah er, wie sich die Züge und auch die allgemeine Ausstrahlung des Liberos etwas entspannte.
„Aber-", setzte Hayato an, doch verstummte auf einen warnenden Blick Taichis hin wieder.
„Lass es besser, bevor ich es mir anders überlege."
„Danke", flüsterte Hayato und lächelte. Ein Lächeln, das Taichi zögerlich erwiderte.
„Aber glaub mir, das ist die zweite und letzte Chance. Wenn du mich noch ein einziges Mal sitzen lässt, dann wars das." Drohend hob er einen Finger und sah, wie Hayato schwer schluckte. Immerhin nahm er ihn und seine Drohung ernst.
Einen Moment wurde es still zwischen ihnen, bevor Hayato sich räusperte. „Taichi?", fragte er, seine Stimme zitterte leicht.
Tief atmete der Angesprochene durch, ehe er ruhig antwortete: „Ja?"
„Würdest du am Wochenende mit mir ausgehen?" Hayato schien sich wieder gefangen zu haben, klang nun deutlich ruhiger als noch Sekunden zuvor.
Mit funkelnde braune Augen starrte er ihn an. Augen, die es ihm unmöglich machten, abzulehnen. Langsam nickte Taichi, ließ sich von dem breiten Lächeln, das sich aufgrund seiner Antwort auf Hayatos Gesicht stahl, anstecken.
~~~
Zu diesem Zeitpunkt wusste Taichi noch nicht, dass das sein letztes erstes Date sein würde. Eines der allerschönsten noch dazu.
Wenn sie heute so daran zurück dachten, mussten sie doch lachen. Und alle beide waren sie froh, dass es dieser Zwischenfall nicht geschafft hatte, sie auseinander zu bringen. Oder besser gesagt, sie davon abzuhalten, überhaupt erst zusammenzukommen. Keine einzige Sekunde verging, in der Taichi es auch nur einen Hauch bereute, Hayato diese zweite Chance gegeben zu haben.
Solche Ereignisse, die ein verlegtes oder gar verlorenes Handy beinhalteten, die gab es noch häufiger, doch keines davon endete so dramatisch, wie das erste. Das einzige, was Taichi ein wenig bedauerte, war, dass er Hayato so lange hatte warten lassen.
Doch jedes Mal, wenn er das ansprach - und das hatte er in der Vergangenheit bereits oft getan - wank Hayato direkt ab.
Für dich hätte ich ewig gewartet. Das war stets seine Antwort. Die Antwort, die es jedes Mal aufs Neue schaffte, Taichi zum Lächeln zu bringen. Er war froh, dass Hayato nicht aufgegeben hatte. Nicht vorzustellen, was er alles verpasst hätte.
Doch darüber durfte er nicht nachdenken. Brauchte er auch nicht, denn es war ja nicht so gekommen.
Sie hatten sich, waren zusammen und das alles nur dank Hayato.
Weil er es schon von Anfang an gewusst hatte.
Und weil er nicht aufgegeben hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro