17. Dezember
An diesem Samstagmorgen wacht Gwyn nicht in ihrem Bett, sondern auf dem harten Boden im Wohnzimmer auf. Als sie langsam die Augen öffnet, schaut sie in drei grinsende Gesichter. Ihre Freundinnen scheinen noch Restalkohol in sich zu haben, denn sie benehmen sich ziemlich albern. Caspar und Nieves scheinen noch in Allerseelenruhe zu schlafen, denn aus der Richtung von Nieves und dem Gästezimmer ist nichts zu hören. Alles still. Die Freundinnen beschließen, ein großes Frühstück aufzutischen. Donatella stellt sich an den Herd und kocht für alle Spiegeleier. Die anderen beiden bereiten einen Obstsalat vor und Gwyn selbst backt die Brötchen. Gleich darauf, als sie die Brötchen in den Ofen geschoben hat, zieht sie sich in ihr Zimmer zurück und schaut in das Album, in welchem sich die Elfen befinden. Sie blättert zum heutigen Tag um und sieht einen Elfen, der ein kleines Schildchen neben sich stehen hat. Vor ihm liegen zwei aufgebrochene Eierschalen, in denen Überraschungseier drinnen sind.
"Tada. Magic" steht auf dem Schildchen. Sie schaut, ob sie noch Überraschungseier in ihrer Süßigkeitenschublade hat, denn sie liebt diese Dinger viel zu sehr. Sie hat keine. Das heißt, sie muss noch schnell unten zum Kiosk laufen, um welche zu kaufen. Sie kann schließlich nichts anderes nehmen, es müssen die Eier sein.
"Habt ihr die Schalen schon weggeworfen?" , fragt sie ihre Freundinnen, schon außer Atem.
"Nein, warum?" , fragt Fiamma.
"Bewahrt bitte vier Seiten, also gegenüber liegende Seiten für mich auf. Danke" , sagt sie und ist schon aus der Tür.
"Wo will sie denn hin?" , fragt da Caspar, der scheinbar aufgewacht ist und nun in die Küche kommt. Er setzt sich an den Tresen und lässt sich einen Kaffee bringen.
"Keine Ahnung, ist ist einfach ohne Verabschiedung losgerannt" , gibt Tindra wieder. Kurz darauf erscheint Gwyn wieder in der Tür, mit zwei Überraschungseiern in der Hand.
"Darf ich eins essen?" , fragt Donatella.
"Von denen hier nicht. Aber ich habe euch allen eins mitgebracht" , sagt sie und verteilt die Überraschungseier in der Runde. Sie gibt Caspar, Fiamma, Tindra und Donatella eines.
"Aber erst essen, wenn wir mit dem Frühstück fertig sind. Davor noch nicht" , erklärt sie. Dann richtet sie den Elfen an, stellt ihn auf den Tisch und das Essen ist kurz darauf auch fertig. Sie setzten sich alle an den Tisch, als Nieves auch gerade aus ihrem Zimmer kommt und sich zu Ihnen setzt. Sie ist völlig begeistert von dem Elfen.
"Darf ich eins abhaben?" , fragt sie den kleinen Elfen.
"Ja, ich darf" , sagt sie kurz darauf grinsend zu Caspar. "Aber erst nach dem Frühstück essen" , sagt er.
"Dein Mund ist voller Schokolade" , stellt Nieves fest. "Hast du deins etwa vor dem Frühstück gegessen?" , fragt sie den alten Mann.
"Nein" , sagt er schnell und wischt sich den Mund mit der Hand ab. An dieser klebt nun Schokolade und Gwyn reicht ihm eine Servierte.
"Aber ich darf das schon, denn ich bin schon groß"
"Ich bin auch schon groß" , beschwert sich Nieves. Nun füllt Donatella ihr ein Brötchen mit einem Spiegelei auf und sie ist erst einmal abgelenkt. Sie frühstücken im Großen Rahmen und genießen es alle sehr. Nach dem Frühstück darf Nieves ihr Überraschungsei essen.
"Meint ihr, ich kann beim dritten Date schon mein Kind mitbringen?" , fragt sie. "Es ist ziemlich früh, oder?" , fragt sie.
"Irgendwie schon. Aber seit ihr nicht schon zusammen? Er muss es jetzt langsam mal erfahren, wenn das mit euch beiden so weitergehen soll. Ich freue mich total für euch, aber ich habe auch ein wenig Angst um meine beiden kleinen" , gibt Donatella zu.
"Wie läuft es denn eigentlich bei euren Jungs?" , fragt Gwyn nun ihre Freundinnen. Caspar und Gwyn sind inzwischen im Wohnzimmer und spielen mit der Carrererbahn.
"Sehr gut. Aubin und ich haben es getan" , kichert Donatella und erzählt mit allen Details. Gwyn macht es einfach nur traurig, denn es erinnert sie immer an die Nacht, in der Nieves entstanden ist. Sie würde gerne an diesen Punkt in ihrem Leben zurückkehren, denn dann hätte sie noch ganze drei Jahre mit ihrem Freund. Drei Jahre sind eine verdammt kurze Zeit und sie würde alles dafür tun, diese noch einmal zu erleben. Sie würde alles dafür geben, ihn nur einen Moment, noch ein letztes Mal zu sehen. Sie hat nach ihm nie wieder mit jemand anderem geschlafen und hat verdammt viel Angst davor. Sie will all das gar nicht von ihren Freundinnen wissen und sie will es auch mit niemandem teilen. Es ist ihre Sache. Die anderen beiden unterhalten sich eine ganze Weile mit ihrer Freundin und wie weit sie schon mit den Jungs gegangen sind. Gwyn und Chandler haben sich erst einmal geküsst. Irgendwie wirkt es lächerlich im Gegensatz zu den anderen, aber sie ist sich noch nicht einmal sicher, ob sie einen zweiten Kuss aushält. Sie schaut auf die Uhr und weiß nur eines. Sie hatte ihm versprochen, ihm am Samstag zu treffen. In einer Stunde.
"Verdammt. Leute, ich mache das nur sehr ungerne, aber ich muss euch leider rausschmeißen. Ich habe in einer Stunde eine Verabredung" , erklärt sie den Menschen, die immer noch ihr Zuhause unsicher machen. Die drei Freundinnen verabschieden sich sofort und Caspar und Nieves gehen gemeinsam. Caspar hat noch ein Cafe, in welchem er auch Kinderbetreuung anbietet. Dort würden sie nun hingehen.
"Ich hole sie nachher ab, okay?" , fragt sie den alten Mann noch, bevor auch die beiden sich verabschieden. Sie gibt Nieves noch einen Kuss auf den Kopf, bevor die beiden aus der Haustür gehen und sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit duschen geht und sich fertig macht. Als sie nach einer halben Stunde fertig ist, schaut sie nach draußen und es fallen dicke Schneeflocken vom Himmel.
"Ist das ein Zeichen?", flüstert sie in den Himmel hinein. Sie kann es kaum glauben, wie magisch sich dies anfühlt. Sie hat das Gefühl, dass ihr Freund diese Flocken geschickt hat. Vielleicht, um zu sagen, dass es okay ist. Dass sie glücklich sein soll. Sie würde Vesco niemals vergessen, er würde immer ein Stück in ihrem Herzen einnehmen.
Sie treffen sich im kleinen Park der Stadt und er hat einen Schokololli für sie.
"Okay, wow. Du bist perfekt" , sagt sie und grinst ihn an. Sie packt den Schokoladenlolli sofort aus und isst ihn. Die beiden gehen im Park spazieren und bewundern die Schneeflocken. Die beiden gehen auf die große Wiese, nachdem genug Schnee gefallen ist und Gwyn rollt eine riesige Kugel zusammen, genauso wie Chandler.
"Wer die größere Kugel hat, okay?" , fragt er.
"Was bekommt der Gewinner?" , fragt sie herausfordernd.
"Der andere gibt einen heißen Kakao aus? Auf dem Weihnachtsmarkt?" , fragt er.
"Lieber Schmalzgebäck" , antwortet sie.
"Deal" , sagt er und die beiden stellen einen Timer, damit sie eine vorgegebene Zeit haben. Die beiden fangen am gleichen Ort an und rennen mit ihren kleinen Kugeln quer über die Wiese. Als der Timer klingelt, rollen die beiden ihre inzwischen wirklich groß gewordenen Kugeln zum Startpunkt zurück und vergleichen. Tatsächlich ist Chandlers Kugel einen Ticken größer und damit muss er sofort prahlen. Die beiden bauen den gemeinsamen Schneemann zu Ende. Chandlers Kugel ist der untere Teil, Gwyns der Bauch und sie bauen noch gemeinsam einen Kopf. Als eine Frau vorbei kommt, die gerade einkaufen war, gibt sie ihnen tatsächlich eine Mohrrübe. Sie drückt sie Ihnen einfach in die Hand.
"Man muss sein inneres Kind immer in sich behalten" , sagt sie den beiden lächelnd. Danach verschwindet sie wieder. Gwyn findet einen Ersatzknopf in ihrer Tasche und Chandler schaut dann auch in seiner Jackentasche, sodass die beiden die Augen zusammen haben. Kleine Steinchen sammeln sie für den Mund und zwei Stöcker finden sie auf der Wiese. Chandler holt seine Kamera heraus und schießt ein Foto von Gwyn und dem Schneemann. Danach fragt er einen Passanten, ob er ein Foto von den beiden mit dem Schneemann schießen könnte. Natürlich willigt dieser ein.
"Kann ich die Fotos sehen?" , fragt Gwyn ihn.
"Es ist eine analoge Kamera. Bei denen kann man die Ergebnisse erst sehen, wenn der Film voll ist und ich sie entwickelt habe" , erklärt er.
"Du machst das selber?" , fragt sie.
"Ja" , sagt er stolz.
"Okay, das ist cool"
"Danke. Ich mache das schon immer als Hobby und irgendwann hab ich angefangen ein paar Shootings für Geld zu machen. Damit lässt sich ab und zu mal ein Taschengeld verdienen. Ist ein zusätzlicher Pluspunkt zu dem Hobby, welches ich sowieso gerne ausübe", erklärt er. "Kannst du mich irgendwann auch mal fotografieren?" , fragt sie schüchtern.
"Bestimmt. Und bei mir musst du auch nichts bezahlen. Schönheiten, wie dich, fotografiere ich gerne umsonst." , grinst er. Sie wird schon wieder rot.
"Bin ich etwa nicht die einzige?" , fragts sie gespielt empört.
"Ich habe mindestens drei an meiner Angel, wenn nicht sogar mehr" , antwortet er scherzend zurück. Die beiden machen noch jede Menge Späße und reden eine ganze Weile über Fotografie und ihre Hobbys.
Irgendwann, als sie gerade redet, ist er einfach verschwunden. Sie schaut sich um, doch er ist verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Sie kann ihn nirgends entdecken. Nicht hinter sich, nicht vor sich und auch seitlich nirgends. Auf einmal trifft sie ein harter Schneeball. Sie schaut sich um, doch kann ihn auch jetzt nicht lokalisieren. Sie schaut in die Richtung, aus der sie glaubt, der Ball gekommen sei und auf einmal trifft sie noch ein Ball. Inzwischen sind seit Stunden solche Unmengen vom Himmel gefallen, dass sie daraus schön Bälle formen können.
"Das kriegst du zurück" , ruft sie und verschanzt sich hinter dem nächsten Baum. Dort formt sie erst einmal gefühlt tausend Schneebälle, bevor sie sich zum Angriff bereit macht. Er steht inzwischen mitten auf der Wiese, sodass sie ihn gut sehen kann.
"Versuchs doch" , sagt er und zappelt wild herum. Sie muss unglaublich anfangen zu lachen, denn es sieht zum Schreien aus, wie er Arme und Beine von seinem Körper streckt und immer von rechts nach links von einem Bein aufs andere hüpft. Und dann, in dem Moment, als er am wenigsten damit rechnet, wirft sie den ersten Ball und trifft ihn am Kopf. Er hat eine Mütze auf, aber es läuft ihm trotzdem eiskalt den Rücken hinunter, was man an seinem Tanz bemerkt. Diesen unaufmerksamen Moment nutzt sie aus und wirft noch weitere Schneebälle. Allesamt treffen. Auch, als er wieder zu Sinnen gekommen ist und sie ansieht, trifft sie.
"Wie gut kannst du bitte zielen?" , fragt er ungläubig.
"Willst du damit sagen, dass Mädchen nicht zielen können?" , fragt sie.
"Nein! Aber du bist unglaublich zielsicher. Ich hätte nicht alle getroffen!"
"Tja, Jungs sind eben nicht immer besser, als Mädels" , sagt sie und streckt ihm die Zunge aus. Der Treffer versenkt sie direkt in der unteren Region und er sinkt zusammen.
"Ouh" , gibt er nur von sich und irgendwie muss sie beginnen, loszulachen, bevor sie zu ihm geht und fragt, ob alles okay ist. Als sie bei ihm angekommen ist, zieht er sie zu sich auf den Boden und wälzt sie im Schnee. Auf einmal liegt er halb auf ihr und küsst sie. Sie kann kaum atmen, weil ihr Herz Purzelbäume schlägt. Das kommt irgendwie unerwartet. Vor allem, weil er letztes Mal gefragt hat. Nun kommt das aus aller Kanone geschossen. Sind die beiden nun schon zusammen oder nicht, denn seine Freundin darf man so küssen, oder? Sie genießt es, doch im gleichen Moment triggert dieser Kuss Erinnerungen in ihr und sie beginnt, zu weinen. Ihr laufen einzelne Tränen übers Gesicht, als er sie küsst. Er bemerkt es tatsächlich ziemlich schnell und lässt von ihr ab.
"Was ist los?" , fragt er.
"Tut mir Leid" , schluchzt sie.
"Es tut mir Leid" , sagt er. "Was habe ich , habe ich etwas getan, was du nicht wolltest?" , fragt er überfordert und ist inzwischen schon von ihr abgerückt, sodass sie sich befreien kann.
"Nein, ich wollte das, aber.." , sagt sie, doch bekommt nichts heraus.
"Tut mir Leid" , sagt sie.
"Küsse ich so schlecht?" , versucht er die Situation mit einem Scherz aufzulockern, doch als auch das nicht funktioniert, nimmer sie erst einmal einfach nur schweigend in den Arm.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro