83. Kapitel
Am nächsten Morgen klingelt mitten beim Frühstück mein Handy. Mum schaut mich kurz mahnend an; ich weiß genau, wie wenig sie es mag, wenn wir die Handys beim Essen bei uns haben. Sie gehören bei uns nicht an den Esstisch und daher kann ich sie nur entschuldigend ansehen, werfe aber trotzdem einen Blick darauf. Es ist Missi. Gestern habe ich sie nicht mehr erreicht, aber ich hätte im Laufe des Tages auf jeden Fall versucht, sie anzurufen.
„Meine Chefin." gebe ich schnell Bescheid, nehme mein Handy und gehe ins Wohnzimmer. „Tomlinson?" melde ich mich und versuche ruhig zu bleiben. Wie soll ich ihr bitte erklären, dass ich meine Post vergessen habe zu öffnen und deswegen in den Staaten festhänge? Vielleicht weiß sie es schon, es ist gut möglich, dass einer meiner Kollegen es ihr gesagt hat.
„Hallo Mr. Tomlinson, hier ist Miss Tremblay." Ich räuspere mich nervös. „Guten Tag." - „Ich habe gesehen, dass sie versucht haben mich zu erreichen und dank Mr Morgan weiß ich auch weswegen. Sie haben kein Visum mehr?" Danke Trevor. Ich verdrehe die Augen. „Nein, aber ich habe bereits ein neues beantragt und alle notwendigen Unterlagen eingereicht." erkläre ich ihr schnell und hoffe darauf, dass sie Milde walten lässt. Kurz ist sie still und ich spanne mich an. „Mr. Tomlinson. Sie wurden auf die Achte Etage verlegt, weil es dort eine erhebliche Unterbesetzung gab. Dass sie nicht hier sind, macht es nicht wirklich besser." entgegnet sie und ich kann nicht einmal widersprechen.
Seufzend nicke und entschuldige mich erneut. „Ich weiß, es tut mir wirklich leid, ich werde so schnell es geht wieder in London sein und natürlich arbeite ich die Stunden auf." versichere ich ihr. „Das wird nötig sein, denn wie Sie sicherlich schon mitbekommen haben, sorgt die Royale Familie für eine Schlagzeile nach der anderen. Es ist Ihre Aufgabe, sich mit diesen Ereignissen auseinander zu setzen und Sie wissen doch genauso gut wie ich, wie wichtig diese Schlagzeilen sind." gibt sie mir noch einmal zu verstehen Ich fahre mir durch die Haare und versuche ruhig und gefasst zu bleiben, aber wie soll mich diese Ansage denn nicht unter Druck setzen?
„Dann arbeite ich von hier aus." - „Hier bedeutet genau was?" hinterfragt sie direkt. „Ich bin in Portland bei meiner Familie untergekommen, ich kann von hier aus arbeiten, meinen Laptop habe ich bei mir, die Notizen und Artikel werde ich an Mr Morgen übermitteln, natürlich ist es nicht so gut, wie wirklich im Büro in London zu sein, aber -" - „Nein." unterbricht sie mich dann. „Ich finde die Idee gut und es ist vermutlich das beste, was wir gerade tun können. Der Standort in Miami ist noch nicht vollständig fertig, sonst hätte ich Sie solange dorthin versetzt, aber in der Zwischenzeit arbeiten Sie von Zuhause aus. Wenn die Bearbeitung Ihres Visums jedoch länger dauern sollte, als erhofft, werde ich Sie nach Miami versetzen." kündigt sie an.
„Vielen Dank, Miss Tremblay." - „Was? Dachten Sie ich feuere Sie?" Ertappt schweige ich. „Mr Tomlinson, Sie haben in letzter Zeit wirklich gute Arbeit geleistet, ich wäre schon blöd sie einem anderen Magazin zu überlassen." - „Vielen Dank." wiederhole ich trotzdem und meine es wirklich ernst. „Es sei denn, natürlich, Sie lassen jetzt nach." spricht sie trotzdem eine Warnung aus. „Das werde ich nicht! Natürlich nicht!" versichere ich ihr sofort. „Gut." antwortet sie. „Wenn Sie so weiter arbeiten, könnte ich mir überlegen, sie zu befördern." - „Was?!" frage ich überfordert und perplex. Mum kommt ins Wohnzimmer und sieht mich fragend an, aber ich winke nur ab und konzentriere mich wieder auf das Telefonat.
„Sie haben schon jetzt mehr in der Achten geleistet, als ich von ihnen erwartet hatte und wenn Sie nicht nach lassen, habe ich vor, Sie in die Siebte zurück zu versetzen. Sie wären im Prinzip auf einer Stufe wie Mr Morgan." Mit großen Augen starre ich an die Wand und versuche zu realisieren, was hier gerade passiert. Ich hatte gedacht, dass Missi mich vielleicht feuert und jetzt will sie mich befördern? Besser könnte der Tag gar nicht anfangen. Und ich werde auf jeden Fall zurück in die Siebte versetzt, auch wenn es noch eine ganze Weile dauern wird.
„Okay, natürlich. Gerne!" stimme ich sofort zu. „Gut. Mir wurde zugetragen, dass sich die nächste große Story anbahnt. Der Prinz scheint tatsächlich in festen Händen zu sein und mit Harper Anderson auszugehen, ich muss Ihnen wohl kaum erklären, was Sie zu tun haben. Mr Morgen ist dabei, ein Interview mit ihr zu arrangieren, aber noch ist nicht klar, ob ihr Management zustimmt." - „Alles klar, ich setze mich sofort dran." antworte ich und schlucke meinen Stolz herunter. Der ist fehl am Platz. Dann schreibe ich eben über Harry und Harper, es ist mein Job."
„Sehr gut. Ich höre von Ihnen." sagt sie noch und legt dann auf. Ich nehme das Handy vom Ohr und lasse meine Hand sinken. „Und?" fragt Mum mich, als ich zu meiner Familie in den Flur gehe. Sie ziehen sich gerade Schuhe und Jacken an. „Ich kann von hier aus arbeiten, vielleicht aus Miami, wenn es noch länger dauert, bis ich mein Visum habe, aber noch ist dieses Büro nicht fertig." erkläre ich ihnen. „Das klingt doch vernünftig." lächelt Mum und gibt den Zwillingen ihre Schulranzen.
„Bringst du uns wieder?" fragt Doris mich sofort, aber ich schüttle den Kopf „Tut mir leid, ich muss arbeiten. Aber ich hole dich ab, okay?" Sie überlegt kurz, nickt dann aber. „Abgemacht." Ich wünsche allen einen schönen Tag, woraufhin Daisy und Phoebe nur die Augen verdrehen und wende mich dann Mum zu. „Kannst du einkaufen gehen? Der Zettel liegt in der Küche." - Klar." nicke ich und sie streicht mir durch die Haare. „Danke, Schätzchen." Ich winke ab. „Kein Problem."
Dann bin ich alleine im Haus. Ich springe unter die Dusche und ziehe mich an. Im Anschluss schnappe ich mir den Einkaufszettel und mache mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Noch ist es nicht so voll dort und außerdem kann ich mich so richtig auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich wieder Zuhause bin.
Ich schreibe Zayn auf dem Weg, dass ich von hier aus arbeiten kann, bis ich wieder in London bin. Ich würde gerne über alles, aber nicht über Harry und Harper schreiben. Mir bleibt nichts anderes übrig. Bald bin ich wieder in der Siebten und kann das alles vergessen. Ich hoffe nur, dass Harper Anderson nicht zufällig in den USA ist und ich das Interview dann führen muss. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das überstehen würde, noch jedenfalls. Ich atme tief ein und wieder aus. Es ist mein Job, ich muss. Ich wollte mich immer hoch arbeiten und jetzt ist genau das zum greifen nah! Ich habe wirklich Glück, dass Missi so reagiert hat. Aber bin ich glücklich?
Es ist nicht meine Aufgabe glücklich zu sein, nur die Aufgabe zu erledigen und damit erreiche ich doch mein Ziel. Bin ich damit glücklich? Nicht wirklich, nicht so, wie ich gerne wäre. Ohne Harry wäre ich gerade verdammt glücklich. Wieso schaffe ich es nur nicht, meine Arbeit und mein Liebesleben auseinander zu halten? Ich sollte mich viel mehr darüber freuen, was Missi mir gerade eröffnet hat und trotzdem überschattet dieser beschissene Liebeskummer die Freude. Kann ich nicht einfach ohne Liebe glücklich werden? Das muss doch machbar sein. Ich erreiche mein Ziel und trotzdem zieht mein Herz sich dabei zusammen.
Ich werde über Harry und Harper schreiben und ich werde gut sein. Zuhause angekommen packe ich die Einkäufe aus und beschließe dabei, dass ich meine Aufgabe nicht vernachlässige, nur weil dieser Kerl auch in meinem Herzen herumgeistert. Ich möchte diese Beförderung und ich werde mich jetzt nicht davon abbringen lassen, meiner Aufgabe nachzukommen.
Es ist noch nicht Mittag, als ich mich an meinen alten Schreibtisch vor meinen Laptop setze und mir einen Block daneben lege. Ich schalte mein Herz aus, so gut es geht jedenfalls und auch das ist nicht sonderlich zufriedenstellend, aber nach und nach wird es etwas besser. Ich schreibe mir auf, welche Fotos ich haben möchte, die Daten, die Orte und die Aussagen, einiger Zeugen. Außerdem recherchiere ich wohl oder übel nach, welche Vorgeschichte die beiden haben. Es wurde vor einiger Zeit schon spekuliert, ob sie die neue Queen wird, sie kennen sich schon sehr lange.
Ich suche mir noch zwei Bilder raus, die einige Jahre alt sind, ich möchte sie nebeneinander setzen lassen und meinen Artikel damit untermauern. Alles spricht dafür, sie sind wieder zusammen, oder es dauert nicht mehr lange. Immerhin bekommt England so eine Queen. Daran hänge ich meinen ersten Artikel auf. Harper Anderson engagiert sich für sozial Benachteiligte und außerdem hat sie eine Foundation, die sich für Umweltschutz einsetzt. Ich schaue mir einige Interviews an und versuche nicht voreingenommen zu sein. Ich bin mir sicher, sie wäre mir bestimmt nicht unsympathisch; wenn sie Harry nicht daten würde.
Genau das tut sie aber nun einmal. Seufzend fange ich den nächsten Artikel an und diskutiere darin, inwiefern diese Beziehung wirklich ernst sein könnte. Entgegen der Hoffnung, die ich immer noch irgendwie habe, schreibe ich, dass es so scheint, als würde Prinz Harry sein Herz Harper Anderson geschenkt haben und als würde sie diese Gefühle erwidern.
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Was haltet ihr von dem Angebot, Louis zu befördern? Meint ihr, er tut das richtige seiner Aufgabe nachzukommen und seine Gefühle so gut es geht zu ignorieren?
Love L
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