siebzehn. [shawn]
s h a w n
»What a plot twist you were.«
- Unbekannt
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Eliza sah mehr als nur ein wenig fertig aus. Sie wirkte noch blasser als sowieso schon, mit ihren plötzlich aufgetauchten dunklen Augenringen. Auch ihr Haar stand von allen Seiten ab und wirkte ungekämmt. Der Kapuzenpullover und die Jogginghose wirkten auch alles andere als wirklich schick. Kurz gesagt sah sie aus als wäre sie gerade aus dem Bett gekommen. Bevor ich aber noch irgendetwas zu ihr sagen konnte, knallte sie mir die Tür vor der Nase zu. Und ich konnte es ihr noch nicht einmal verwerfen. Ich hatte mich, zum wiederholten Mal, wie ein kompletter Idiot verhalten. Nur diesmal würde eine Wiedergutmachung etwas schwerer sein. »Verdammt Eliza, mach die Tür auf. Bitte«, flehte ich verzweifelnd und hämmerte einmal gegen die Tür. »Siehst du aus wie der Pizzabote? Verschwindest du bitte? Oder bin ich dann wieder egoistisch?«, hörte ich sie sagen, aber letzteres klang eher wie ein gebrochenes Flüstern. Mein Herz wurde schwer und mein schlechtes Gewissen noch größer. »Es tut mir leid. Ich kann verstehen dass du mich nicht sehen willst, aber wir müssen wirklich reden. Du nimmst nicht einen von meinen oder Andrews Anrufen an. Und du hast meine Nummer geblockt.« Obwohl sie hinter der Tür war, hörte ich Eliza laut schnauben. »Denkst du mit einer weiteren Entschuldigung ist die Welt wieder in Ordnung? Ich habe das Gefühl von alles und jeden gehasst zu werden. Sowohl in der Schule als auch im Netz bin ich die Lachnummer.« Ich biss mir auf die Unterlippe, da ich komplett vergessen hatte dass sie noch nicht fertig mit der Schule war. Die Highschool konnte wirklich ein schrecklicher Ort sein. »Und was willst du jetzt machen? Dich verstecken? Je geheimnisvoller die Sache ist, desto mehr Gerüchte werden entstehen. Bitte lass mich rein«, meinte ich und klopfte erneut vorsichtig gegen die Tür. Es vergingen ein paar quallvoll lange Sekunden, bis sie seufzte und mit einem leisen Klicken die Tür öffnete. »Du hast Glück, meine Mutter ist nicht da, seit der Geschichte würde sie dich am liebsten, übrigens genau wie ich, umbringen. Am besten gehen wir in mein Zimmer. Aber ich schwöre, ich kann dich jede Zeit auch wieder rausschmeißen«, drohte Eliza mir als sie vorging und ich ihr folgte. Die Wohnung war nicht besonders groß, aber noch ziemlich neu und ich roch den Geruch von frischen Möbeln. Es war alles ziemlich gemütlich eingerichtet und offen gestaltet. Als wir ihr Zimmer schließlich betraten, fielen mir beim Umschauen ganz verschiedene Dinge auf. Wie zum Beispiel die große Fotowand, die verschiedenen CD's und Alben die überall herumlagen oder das große Bücherregal. Es passte wie die Faust aufs Auge für Eliza. Aber ich entdeckte auch noch etwas anderes was meine Aufmerksamkeit weckte. »Du spielst Keyboard?«, fragte ich überrascht. Sie nickte knapp. »Erinnerst du dich noch als du mich gefragt hast warum ich aufgehört hatte Gitarre zu lernen? Mein Instrument war schon immer mehr das Klavier gewesen.. Wir hatten bis zu unseren Umzug sogar noch eins, aber die Transportkosten wären zu teuer gewesen, also mussten wir es verkaufen. Seitdem habe ich nicht mehr gespielt. Ich finde auf einen Keyboard zu spielen ist einfach nicht dasselbe«, erklärte sie und ihrer Stimme schwank etwas Wehmut mit. »Aber lenk nicht vom Thema ab. Warum bist du hier?« Ich kratzte mich am Kopf. Sie hatte recht, warum war ich hier? Tausendmal war ich im Kopf durchgegangen was ich ihr wie sagen konnte, aber jetzt war mein Kopf leergefegt. Ich bemerkte wie sie ungeduldig wurde und wieder mit den Füßen auf und ab wippte. Also sagte ich es idiotischer Weise gerade heraus.
»Warst du schon einmal auf einen roten Teppich?«
Elizas Augen weiteten sich und sie schaute mich ungläubig an. »Das kannst du doch nicht ernst meinen oder? Ich auf einen roten Teppich?«, lachte sie. Aber als sie merkte das es kein schlechter Witz war, verstummte sie. »Hast du sie noch alle? Was soll das bitte bringen? Ich habe auf meiner alten Schule selbst immer den Homecomingball geschwänzt, weil alle meine Freundinnen ein Date hatten und ich als Einzigste nicht von meinen Traumtypen gefragt wurde. Und du willst mich auf so eine komische Promiveranstaltung mitnehmen? Damit die Medien sich noch mehr über mich lustig machen können oder was?« Ich biss mir auf die Lippe und seufzte. »Beruhig dich erst mal. Ich war noch gar nicht fertig. Aber was für ein Traumtyp?«, fragte ich und zog belustigt die Augenbrauen hoch. Eliza wirkte ertappt, winkte aber dann wütend ab. »Darum gehts doch gar nicht! Ich sag es dir noch einmal: Lenk verdammt nochmal nicht vom eigentlichen Thema ab. Sag mir jetzt besser was du wieder für eine tolle Idee hast, bevor ich dich hier gleich rausschmeiße.« Am liebsten hätte ich wirklich weiter nachgehakt, aber sie hatte Recht. Aber just in dem Moment wo ich den Mund aufmachen wollte, klingelte es an der Tür. Eliza raufte sich die Haare. »Da muss wohl der echte Pizzabote sein. Warte kurz hier während ich mir mein Mittagessen hole. Wehe du fasst hier irgendwas an«, drohte sie bevor sie mit eiligen Schritten das Zimmer verließ. Leider konnte ich mir es wirklich nicht verkneifen und schaute mich weiter herum, obwohl ich eigentlich eher darüber nachdenken wollte wie ich ihr die Situation verständnisvoll klar machte. Aber vor allem die Fotowand an ihrem Bett war einfach zu verführerisch. Die meisten Bilder sahen aus wie mit einer Polaroid Kamera gemacht und waren ganz unterschiedlich. Viele Fotos waren dieselben wie in ihren Social Media Profilen, ich erkannte zum Beispiel das von ihrer Freundin und ihr wo sie Pizza essen oder einige der StrAber ich erkannte auch ältere Fotos. Eliza als niedliches Kleinkind oder als gerade frisch pubertierende 13-Jährige noch mit Zahnspange, Pickeln im Gesicht und einer grün-violetten Brille. Sie war schon immer irgendwie niedlich gewesen. Zu meiner Überraschung sah ich auch schon einige neuer Fotos aus Toronto. Eines ließ mich besonders hinnehalten. Es war ein Bild aus dem Musikladen wo wir uns zum ersten Mal getroffen hatten. Sie hatte es tatsächlich trotz der wahrscheinlich schlechten Erinnerung die sie damit verknüpfte an die Wand gehängt. Lächelnd strich ich mit einer Hand über das Foto. »Hey, ich erinnere mich gesagt zu haben, das du nichts anfassen sollst.« Eliza erschreckte mich so, dass ich zusammenzuckte und augenblicklich einen Schritt nach hinten machte. Scheiße, wollte ich nicht eigentlich überlegen was ich ihr sagen sollte? »Schön das du gefallen an meinen Bildern gefunden hast. Jetzt kannst du mir aber erzählen, warum ich zum Teufel mir dir dahin gehen sollte. Ich will nämlich eigentlich nichts mehr von der Sache oder dir wissen.« Ich musste bei ihren harten Worten schlucken, aber sie hatte recht. Dennoch versuchte ich ihr die Sache zu erklären. »Nächste Woche findet in Toronto eine Art Benefiz-Gala statt. Und ich habe auch eine Einladung bekommen. Allerdings für uns beide.« Ich machte eine kurze Pause und Eliza schnappte nach Luft. Bevor sie was dazu sagen konnte, sprach ich schnell weiter. »Ich zwing dich nicht mit mir dort hinzugehen. Nach dem wohl schlimmsten Date in deinem Leben werden ich dich zu nichts mehr zwingen oder erpressen. Aber es würde vielleicht dein Image aufbessern und vielleicht die Sache...weniger skandalös wirken lassen.« Eliza schaute mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. »Denkst du mit so ein paar netten Worten bekommst du mich gleich zu sowas rum? Nie im Leben.« Ich konnte mit ein Grinsen nicht verkneifen. »Ganz ruhig. Ich bin ja noch nicht fertig. Mein Plan wäre es, so den ganzen Skandel aufzulösen. Zu sagen das wir nur Freunde sind, weil du eigentlich schon vergeben bist und nur deswegen mit mir auf das Date gegangen bist um mir das zu erklären. Oder so.« Auch wenn ich dich eigentlich lieber als meine Freundin mitnehmen würde. Aus ihrem Gesicht verschwand der zweifelnde Blick und sie wirkte ernsthaft interessiert. Ha. »Das klingt gar nicht so.b.unvernünftig. Aber ehrlich gesagt wirklich überzeugt bin ich nicht«, sagte sie schließlich zögernd. »Ich habe gehört Ryan Gosling würde auch kommen...«, fing ich an und Elizas Augen weiteten sich schon wieder, diesmal aber aus einen positiveren Grund. »Okay, ich gehe mit dir auf diese komische Gala. Aber wehe der Plan geht nicht auf. Abgemacht?« - »Abgemacht.« Manchmal mussten kleine Lügen eben sein. Ich war mir nämlich ziemlich sicher das Ryan Gosling nicht eingeladen war.
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