sechsundsechzig. [shawn]
s h a w n
»Tell my heart to lie, but I know deep inside it's true, that I wish I was there with you.«
- Dua Lipa „Homesick"
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»Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday lieber Shawn, Happy Birthday to you«, sang Eliza mir beim Videochatten vor und ich lachte. »Danke. Schöner habe ich es noch nie vorgesungen bekommen.« Sie verdrehte über diese Aussage nur die Augen, lächelte aber. »Also, darf ich jetzt das Geschenk aufmachen?«, fragte ich und schaute auf das bunt eingewickelte, rechteckige Geschenk. »Ja, darfst du. Aber Shawn«, sie machte eine kurze Pause, „sei bitte nicht allzu enttäuscht. Ich weiß, das es nicht mal ansatzweise an das Album oder gar den Flügel herankommt. Aber ich dachte es wäre vielleicht keine schlechte Idee. Es nicht schlimm wenn es dir nicht gefällt. Nur ich habe mich gefragt? was schenkt man einem Menschen, der sich alles was es für Geld gibt kaufen kann?« Ich schüttelte den Kopf. Eliza machte sich wieder einmal viel zu viele Gedanken.
Ich bemerkte, wie sie sich etwas vor der Kamera anspannte, als ich das Geschenkpapier aufriss. Ein relativ großes, in hellbraunen Leder gebundenes Buch kam zum Vorschein. Für einen kurzen Moment war ich irritiert, erst als ich aufschlug, verstand ich, worum es sich handelte.
»Ein Fotoalbum«, murmelte ich leise und fuhr vorsichtig mit den Fingern über die ersten Bilder. Meine Mundwinkel gingen nach oben, als ich als erstes das Foto aus dem Musikladen entdeckte, was eigentlich in ihrem Zimmer hing. Sie musste es wohl gemacht haben, bevor ich sie angesprochen hatte, denn es zeigte mehrere Alben. Auch darunter waren Eminem und Lana Del Rey. Das nächste war wohl ein ausgedrucktes von der Gala, denn es zeigte uns beide Arm in Arm, den Blitzgewitter trotzend. Als ich umblättere, erkannte ich schon die ersten Bilder aus Neuseeland. Auch von Situationen, wo ich gar nicht wusste, dass Eliza die Kamera dabei hatte. Das alles zu machen musste sie unglaublich viel Arbeit gekostet haben, da sie selbst an den freien Flächen neben den Fotos mit Schnörkeln und anderen kleinen aufgemalten Motiven dekoriert hatte.
»Ich wusste es ist eine blöde Idee«, murmelte Eliza und ich richtete wieder den Blick auf meinen Laptop. Ich sah vor dem Bildschirm, wie sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. »Machst du Witze? Es ist toll.« Und das meinte ich auch so. Je länger ich es anguckte, desto mehr bemerkte ich, wie viel Herzblut Eliza reingesteckt haben musste. »Findest du wirklich?«, fragte sie noch einmal und ich lachte. »Wie oft muss ich es denn noch sagen, bevor du mir glaubst?« Darauf sagte sie nichts mehr dazu, aber ich konnte ein zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen erkennen.
»Freust du dich auf die Party nachher? Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute du eingeladen hast«, wechselte sie schließlich das Thema. Ich zuckte mit den Schultern und schloß vorerst vorsichtig das Fotoalbum. Nachher würde ich es mir definitiv nochmal genauer angucken. »Schon«, murmelte ich leise, doch war ich eher wenig überzeugt. Eigentlich hätte hatte ich absolut kein Grund traurig zu sein. Denn eigentlich hatte sich kein Mensch das Recht dazu, sich über eine luxuriöse Geburtstagsparty auf einem Hochhausdach im Amsterdam zu beschweren. Gleich würden meine Eltern mit Aaliyah eintrudeln und am Abend auch ein Haufen anderer Prominenter.
Doch das änderte nichts daran, dass die wichtigste Person immer noch über achtzehntausend Kilometer entfernt war.
»Aber?«, hakte Eliza nach und zog eine Augenbraue nach oben. »Du fehlst.« Sie versuchte es ihrer Miene nicht ansehen zu lassen, aber ich bemerke, wie ihr Lächeln für einen kurzen Moment verrutschte. »Brauchst du nicht. Heute Abend werden ein Dutzend viel hübschere Mädchen auf der Party sein«, versuchte sie zu scherzen, aber ich erkannte an ihren Blick, dass sie nur versuchte alles zu überspielen. »Du wirst deinen Spaß auch garantiert ohne mich haben. Ich hasse Partys sowieso.«
»Mir würde auch einer unserer Fastfoodabende vollkommen reichen«, sagte ich und meinte es auch so. Eine kurze Pause entstand, wo keiner von uns etwas sagte. Wie sollte ich das alles auch noch die restliche Tour aushalten? Und selbst wenn, in der Zukunft würden noch so viele weitere folgen. Plötzlich plagten mich wieder Zweifel, die ich so schnell wie möglich versuchte wieder aus meinen Kopf zu verdrängen.
»Wow, dafür dass heute dein Geburtstag ist, reden wir definitiv über die falschen Themen«, lachte Eliza, aber es klang bitter. »Wenigstens sehen wir uns wieder in vier Wochen.« Sie nickte. »Es tut mir echt leid, aber ich muss Schluss machen. Ich muss noch definitiv duschen, bevor ich zu meiner ersten Vorlesung gehe.« Erschrocken riss ich die Augen auf. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie im Pyjama vor der Kamera saß. »Shit. Hätte ich das gewusst, hätte ich ich das Videochatten später ausgemacht. Bei dir muss es ja gerade sechs Uhr morgens sein.« Eliza winkte ab. »Um deine eigene Geburtstagsparty zu verpassen? Außerdem hast du deine Eltern und Aaliyah auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.« Das stimmte. Vor allem auf meine Schwester freute ich mich ganz besonders. Ich verbrachte viel zu wenig Zeit mit ihr. »Tschüss Shawn, habe noch einen tollen Abend, ja?« Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte Eliza bereits aufgelegt.
Ich log, wenn ich sagen würde, dass ich diesen nicht auch hatte. Es war schön meine Familie wieder zu sehen und auch auf der Party hatte ich anschließend viel Spaß. Aber es war nicht dasselbe ohne Eliza. Es war verrückt, wie sie innerhalb eines halben Jahres so ein wichtiger Teil meines Lebens geworden war.
»Ich hasse dich manchmal dafür, dass du jedes Mal mit jedem Fan ein Bild machen musst. Wir hätten schon vor Stunden hier sein können«, murrte Josiah, als wir am späten Abend zusammen mit den anderen in einer Bar saßen. Nur wenige Tage waren seit meinen Geburtstag vergangen, dennoch befand ich mich schon wieder in New York. Nicht für ein Konzert, da ich mit Europa durch war, sondern für ein wichtiges Fotoshooting. In zwei Tagen würde ich wieder in Kopenhagen auf der Bühne stehen.
»Du bist gemein«, lachte ich. »Ich weiß, dass so viele Fans anstrengend sind und vor allem zeitaufwändig sind, aber ohne sie, wäre ich jetzt nicht da, wo ich jetzt bin.« Geoff verdrehte die Augen. »Du bist manchmal viel zu gutmütig. Deine Nerven würde ich gerne haben.« Gerade als ich dagegen argumentieren wollte, stand plötzlich eine Kellnerin vor unseren Tisch.
»Kann ich etwas für euch tun?«, fragte sie, aber ihr Ton war mürrisch. Sie gab sich nicht mal die Mühe, von ihrem kleinen Blog in der Hand aufzuschauen. Ich blinzelte. Obwohl ich sie noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte, kam sie mir seltsam bekannt vor. Ihre Haar war schwarz, kurz und ging ihr nur bis knapp zum Kinn. Ihre Gesichtszüge wirkten eigentlich recht feminin, mit den vollen Lippen und der Stupsnase, wären da nicht markanten Wangenknochen.
Erst als ich ihre Augen genauer betrachtete, wusste ich, warum sie mir bekannt vorkam. Das Namensschild ihrer Bluse, auf dem mit gekritzelter Schrift „Alistair" draufstand, gab mir die endgültige Gewissheit.
»Victoria?«
Augenblicklich schaute Elizas ältere Schwester vom Blog auf und schenkte mir einen irritieren Blick. »Woher kennst du meinen Namen?« Auch alle anderen am Tisch waren sichtlich verwirrt. »Ähm, ich bin Shawn...« Bevor ich überhaupt weiter reden konnte, riss sie plötzlich ihre Augen auf. »Heilige Scheiße. Du bist der Popstar, den sich meine Schwester gekrallt hat«, sagte sie grinsend und strahlend weiße Zähne kamen zum Vorschein. Jetzt schienen auch die restlichen zu bemerken, was hier vor sich ging. »Du hast wahrscheinlich keine Zeit dich zu uns zu setzen?«, fragte ich sie. »Genau genommen habe ich in einer halben Stunde Feierabend. Also, was kann ich euch bis dahin noch bringen?« Sie lachte und all anderen stimmten mit ein.
Und tatsächlich saß sie wenige Zeit später mit uns am Tisch. »Ehrlich gesagt habe ich mir unsere erste Begegnung ein wenig anders vorgestellt«, scherzte Victoria. »Die Welt ist einfach zu klein. Oder du bist dazu verdammt, jeden aus der Familie Alistair zufällig über den Weg zu laufen.« Mir entging nicht, dass nur Geoff über ihren schlechten Witz lachte. Irgendwas sagte mir bereits jetzt schon, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. »Erwähnt Eliza mich so oft, dass du mich erkannt hast?« Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich hatte sie mir nur auf unseren ersten Date etwas von dir erzählt. Aber ihr habt unglaubliche Ähnlichkeiten im Aussehen. Spätestens dein Namensschild hat dich verraten.« Sie nickte verstehend. Einen kurzen Moment sagte niemand am Tisch etwas und ich nahm einen Schluck aus meinem Getränk. »Schade, dass Eliza nicht hier ist. Sie wollte mich schon so lange besuchen kommen. Auch wenn New York nicht so ihr Traum ist wie meiner, wollte sie die Stadt auch unendlich gerne mal sehen. Außerdem haben wir uns die letzten drei Jahre nicht mehr gesehen.«
»Wieso hat sie das nicht schon getan?« Victoria schaute mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Hallo? Du sprichst mit jemanden, der davon lebt, an drei verschiedenen Orten zu kellnern. Nicht jeder ist durch seine Singerei Multimillionär und kann mal eben so einen Haufen Geld für Flugtickets ausgeben.« Das hitzige Temperament hatten wohl sowohl Eliza als auch sie. Dennoch schämte ich mich für meine naive Aussage. Doch dann machte es plötzlich Klick in meinem Kopf.
»Ich glaube, ich habe da eine Idee.«
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Ich habe eben herausgefunden, dass ich diese Geschichte am 18. März 2017 gestartet habe und am 18. März 2019 auf mein erstes Shawn Mendes Konzert gehe.
Lustige Zufälle gibt's :D
Holunderlimonade xx
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