neunundvierzig. [eliza]
e l i z a
»Why all the switching sides? Where do I draw the line? I guess I'm too naive to read the signs.«
- Camila Cabello „Real Friends"
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Genau in dem Moment, wo Shawn mich auf die Tanzfläche zog, begann „If I ain't got you" von Alicia Keys zu spielen.
Ehe ich mich versah, legte Shawn die Hände auf meine Hüfte und fast schon reflexartig legte ich meine Arme um seinen Hals und wir begannen zu tanzen. Kurz darauf strömten auch andere Paare auf die Tanzfläche. Darunter auch Ava und Liam, genauso wie Sophie und Amber, mit Typen die ich nur flüchtig vom Sehen kannte. Carmen erkannte ich nicht, was ich aber darauf zurückführte, dass ich sie einfach nur nicht unter der Masse der vielen Schülern übersah.
»Hälst du das wirklich für eine gute Idee?«, flüsterte ich belustigt. »Ich glaube, ich hab gerade schon mehr als eine Person gesehen, die ihr Handy gezuckt hat.« Shawn grinste. »Mit dem schönsten Mädchen der Welt zu tanzen? Natürlich.« Ich lachte und rollte die Augen. »Langsam reicht es echt. Du übertreibst maßlos.« Er zog mich noch ein Stück näher an sich heran. »Ich glaube eher, dass du deiner eigenen Schönheit nicht bewusst bist. Oder deiner Wirkung auf mich.« Ich errötete. Langsam fühlte es sich in meinem Bauch nicht mehr wie bloß Schmetterlinge an, sondern als würde dort gerade ein ganzer Zoo durch galoppieren. »Wie soll ich nur ohne dich ab nächsten Mittwoch überleben?« Shawn nahm einer meiner Hand und ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, bevor wir normal im Takt weiter tanzten. »Genieß doch erstmal die Sommerferien und sie es doch mal so: In September bin ich mit Europa durch und dann bin ich nochmal einen Monat in Toronto. Was willst du jetzt eigentlich machen? Es tut mir so leid, dass es mit dem Studieren nicht geklappt hat. Aber du kannst es ja nächstes Semester noch ein mal probieren.« Bei sei einen Worten zuckte ich sofort zusammen. Im September würde ich aber nicht mehr in Kanada sein. Meine Sommerferien waren dementsprechend ziemlich kurz, wenn man beachtete, dass Ende Juli das Semester begann. Im September wäre es mitten drin. Ich musste es Shawn unbedingt erzählen, bekam es aber einfach nicht über die Lippen.
»...obwohl ich der Meinung bin, dass du immer noch das Zeug für eine Gesangskarriere hätte.« Shawn schaute mich lächelnd an und in seinen Blick war so eine Ehrlichkeit, dass ich meinen Blick abwenden musste. So konzentrierte ich mich für einen kurzen Moment lang nicht auf die Musik und stolperte fast.
»Eliza? Alles okay?«, fragte er besorgt. Ich nickte stumm und das Lied endete. »Ich glaube ich muss mal kurz auf Toilette«, nuschelte ich, löste mich von Shawn und verließ die Turnhalle. Ich wusste wie dämlich ich mich verhielt, aber ich brauchte dringend Mal kaltes Wasser im Gesicht, um mich in die Realität zurück zu bringen.
Dich direkt vor der Tür der Toilette stand Carmen und es sah so aus, als würde sie telefonieren.
»Ich hab dir doch gesagt...«, sie redete so leise, dass ich sie kaum verstand. »Ja, ich häng immer noch hier fest...Nein, ich hab immer noch nichts auffälliges.« Bevor ich auch nur mehr vom Gespräch mitbekommen konnte, erkannte Carmen, dass ich direkt vor ihr stand. Schnell legte sie auf und sah mich lächelnd an. »Hast du auch ne Auszeit vom Tanzen gebraucht?« Ich nickte, war aber sichtlich verwirrt. »Nicht wundern, meine Mum hat zufälliger gerade angerufen und gefragt ob alles okay ist«, beantwortete sie meine unausgesprochene Frage. »Bin dann auch wieder drin. Bis gleich.« Immer noch sichtlich verwirrt, betrat ich kopfschüttelnd die Toilette. Sie hatte mich noch nicht einmal zu Wort kommen lassen. Irgendetwas stimmte da nicht. Zum Glück war ich alleine und konnte zum ersten Mal durchatmen. Nachdem ich mir noch einmal vorsichtig ein wenig Wasser im Gesicht verteilt hatte, mir war nämlich zwischenzeitlich aufgefallen, dass ich wohl schlecht mein ganzes Make-Up ruinieren konnte, verließ ich den Raum wieder und prallte augenblicklich mit Shawn zusammen.
»Eliza! Da bist du!« Shawn sah aus, als würde er am liebsten auf irgendetwas einschlagen. »Was ist passiert?«, fragte ich entsetzt.
»Wo ist Carmen? Ich bring sie um.« Ich riss meine Augen auf. »Shawn, komm runter. Noch einmal: Was ist passiert?«
»Erinnerst du dich noch an die Kellnerin, die uns den Champagner gegeben hat?« Ich runzelte die Stirn. »Nein. Ich glaube nicht. Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht mehr an viel von diesem Abend.«
»Es war Carmen. Und ja, ich bin mir hundertprozentig sicher. Weißt du, was das bedeutet?«
Ich riss die Augen auf. »Wie, was, woher? Shawn, du überforderst mich«, stammelte ich. Er sah so aus, als würde es ihm schwierig fallen, sich noch zusammenzureißen. »Eben, als du weg warst, hat Sophie mir erzählt, dass ihre und die Mutter von Carmen bei der selben Agentur arbeiten. Und rate Mal, anscheinend war sie nach Sophies Aussage sogar selbst auf der Gala und hat ihrer Mutter ausgeholfen, weil eine der Kellnerin kurzzeitig ausgefallen ist.« Ich schüttelte den Kopf. Davon wusste ich nichts. Aber ich konnte auch nicht sagen, ob Sophie mir das auch erzählt hatte, es könnte in einen der Momenten passiert sein, in denen ich ihr nicht zugehört hatte. »Shawn, das bedeutet nicht, dass sie die Erpresserin ist-« Er ließ mich nicht einmal ausreden. »Aber es ist so offensichtlich. Und es macht Sinn. Ist dir denn noch nie aufgefallen, dass sie dich in den ersten Nachrichten noch Elizabeth genannt hat und danach plötzlich Eliza?« Ich biss mir auf die Lippe. »Aber die Reporterin hat es doch auch schon vorher auf den Roten Teppich meinen Spitznamen erfahren«, verteidigte ich sie weiter. Die Wahrheit war, dass ich es einfach nicht den Gedanken ertragen konnte, dass Carmen die Erpresserin war. Das mich wieder jemand von meinen Freund verraten hatte. »Außerdem, wir haben keinen einzigen Beweis«, fügte ich hinzu.
»Stimmt, den habt ihr wirklich nicht.«
Plötzlich kam aus den Nichts Carmen zu uns aus der Ecke und ich erschreckte mich fast zu Tode. Ich kam mir vor wie beim Finale eines Filmstreifens.
Wann verstehst du endlich, dass das deine Realität ist, ermahnte ich mich selbst.
»Also gibst du es zu, dass du es warst?«, fragte Shawn. Doch sie verdrehte nur die Augen. »Was heißt hier zugeben? Es ist der dich doch sowieso schon klar.« Mein ganzer Körper spannte sich und ich ballte meine Hände zu Fäusten.
»Warum Carmen? Was habe ich dir getan?« Sie verdrehte die Augen und wirkte ziemlich gelangweilt. Das war nicht mehr die Carmen, die ich kannte.
»Eigentlich war es mehr eine Reihe von lustigen Zufällen. Angefangen damit, dass meine Mum durch Zufall den Job in Toronto bekommen hatte.« Ich schüttelte den Kopf. »Das rechtfertigt aber nicht die Tatdache, dass du uns erpresst hast.« Shawn sah wirklich so aus, als könnte er sich kaum zurückhalten. Carmen zuckte mit den Schultern.
»Stimmt. Aber du hast mir das Herz gebrochen, Shawn. Genauso wie vielen anderen Mädchen auf der Welt. Und dich hat es nicht einmal interessiert.« In ihrer Stimme schwang plötzlich etwas Wehmut mit. Shawn wirkte überfordert.
»Was soll ich denn tun? Mein Leben lang alleine bleiben? Ich liebe meine Fans. Aber ob du es hören willst oder nicht, ich liebe Eliza einfach viel mehr. Denkst du, dass könnten ein paar lächerliche Nachrichten ändern?« Carmen lief rot im Gesicht an. »Ich hab dich wirklich vergöttert, Shawn. Wie konntest du mir das antun?«
Okay, langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Fanliebe hin oder her, dass war wirklich mehrkrank. Oh mein Gott, wie oft musste sie sich wohl zusammenreißen, wenn ich in der Gegenwart meiner Freunde über ihn geschwärmt hatte?
»Wie auch immer. Ihr habt sowieso keine Beweise.«
»Genau genommen, haben sie das schon.« Plötzlich trat Sophie zum Vorschein und winkte mit ihren Handy. »Sorry C, aber ich hab alles auf Video.«
Noch nie hatte ich Sophie so geliebt, wie im diesen Moment. Ich musste zwanghaft den Drang unterdrücken, ihr um die Arme zu fallen und sie zu küssen.
Carmens Gesicht wurde plötzlich kreidebleich. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Ehe nur einer von uns drei überhaupt reagieren konnte, stürmte sie davon. Ich wollte ihr hinterher, aber Shawn hielt mich zurück.
»Nicht«, flüsterte er leise, »es bringt nichts. Wir haben den Beweis und das ist erstmal was zählt.« Ich atmete aus. Er hatte recht. Es brachte nichts, wenn wir beide unsere Wut an ihr ausließen.
»Woah, das war wirklich hollywoodreif«, lachte Sophie plötzlich und wir beide sahen sie für einen kurzen Moment an, bevor ich sie stürmisch umarmte.
»Danke. Danke. Danke.« Sie kicherte. »Dank mir nicht. Schließlich habe ich bei dir eine ähnliche Nummer abgezogen. Ich denke, sie wird aus ihren Fehlern lernen.« Shawn biss sich auf die Lippe. »Ich hoffe. Eliza, willst du sie anzeigen?«
Sofort wurde ich wieder ernst. »Keine Ahnung«, seufzte ich. »Verdient hätte sie es. Aber...« Ich schaute auf Sophie. »Sie litt, wenn auch völlig übertriebene Art, unter einem gebrochenen Herzen. Obwohl das auch nicht ihre Taten begründet. Aber sie war auch meine Freundin gewesen und ich dachte sie zu kennen. Oh mein Gott, sie muss ja ein größeres Computer-Ass als Liam sein.« Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen. »Ehrlich gesagt, will ich darüber gar nicht nachdenken.« Shawn nahm vorsichtig beide meiner Hände von meinen Gesicht runter.
»Das musst du noch gar nicht. Heute ist dein besonderer Abend. Wie wär's, wenn du mir auch noch einen zweiten Tanz schenkst? Oder am besten gleich alle, weil ich nicht ertragen könnte, dich mit einem anderen Jungen zu sehen, weil ich schrecklich eifersüchtig wäre.« Ich kicherte. »Klingt gut.« Sophie quietschte plötzlich so laut, dass wir sie verwirrt ansahen.
»Tut mir leid, aber ihr seid echt einfach zu süß.«
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A / N
Seid ihr überrascht, dass Carmen die Erpresserin ist? Mal abgesehen davon, dass es seit dem letzten Kapitel mehr oder weniger offensichtlich war.
Aber was waren ansonsten davor so eure Vermutungen? Oder wart ihr völlig ahnungslos? :D
Diesmal lege ich euch übrigens das Lied vom Kapitel besonders ans Herz, weil ich von Camila Cabellos neuen Liedern einfach nur begeistert bin. Kann es nicht schon der 12. Januar sein, damit ihr Album endlich rauskommt? Das einzige Album wo ich noch mehr drauf hinfiebere, ist das von Shawn.
- Holunderlimonade
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