fünfzig. [eliza]
E l i z a
»She lived with hurricane eyes and he fell in love with the way the waves collapsed onto her cheeks.«
- Christopher Poindexter
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Der Abend ging schnell vorüber. Mittlerweile waren bereits die meisten Schüler schon gegangen, nur noch eine kleinere Menge war noch da. Shawn und ich standen immer noch auf der Tanzfläche, wobei mittlerweile aus den Lautsprechern nur noch, jedenfalls wie ich es bezeichnen würde, „sanftes Gedudel", kam.
»Shawn, meine Beine fallen mir gleich ab«, lachte ich leise. Er zog mich noch ein Stückchen näher zu ihm heran.
»Tun sie das?«, flüsterte er belustigt. Ehe ich meinen Mund zur Antwort überhaupt aufmachen konnte, beugte sich Shawn zu mir herunter und küsste mich.
»Ich will euch wirklich nicht stören, aber Eliza, wir sind jetzt weg. Wollt ihr wirklich nicht noch mit uns etwas essen?« Wie aus dem Nichts, stand plötzlich Sophie mit den Zwillingen und Liam neben uns. Abrupt lösten wir uns voneinander und Shawn schüttelte schon den Kopf, bevor ich überhaupt auch nur zur Antwort ansetzen konnte. »Danke für die Einladung, aber ich entführe Eliza lieber zu mir nach Hause.« Ich verdrehte die Augen. »Du sagst dass so, als hättest du etwas Unanständiges mit mir vor.« Shawn zwinkerte. »Vielleicht habe ich das ja.«
Sophie und die Anderen lachten und ich boxte ihn scherzhaft in den Arm. Bevor wir uns verabschiedeten, umarmte ich alle noch einmal. Als letztes war Sophie dran und sie sah so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
»Ich kann nicht glauben, dass wir uns jetzt nicht mehr jeden Tag sehen. Und bald befinden wir uns in unterschiedlichen Ländern«, schniefte sie. Im Stillen betete ich, dass Shawn sich bei dieser Aussage nichts dachte. Sophies Aussage wirkte zwar etwas übertrieben, wenn man überlegte, dass wir uns noch kein halbes Jahr kannten, aber ich bemerkte auch, dass ich mir ein kleines Tränchen verdrücken musste.
»Das ist noch kein Abschied. Wir sehen uns ja noch was. Aber Sophie, nochmal Danke, wirklich. Ohne dich...« Sie schüttelte den Kopf, bevor ich aussprechen konnte. »Wie gesagt, Dank mir nicht.« Wir lösten uns voneinander. Kurz darauf verließen Sophie, Zwillinge und Liam die Turnhalle. Ich bemerkte, wie Shawn sich neben mich stellte und seinen Arm um meine Hüfte legte.
»Was meinst du Geburtstagskind, sollen wir uns auch auf den Weg machen?«, fragte er mich und ich nickte.
Kurze Zeit später saßen wir in Shawns Auto auf den Weg zu ihm nach Hause.
»Geht Sophie im Ausland auf eine Universität?«, meinte Shawn plötzlich und ich begann vor Nervosität mit meinem Kleiderärmel zu spielen. Eigentlich war jetzt der perfekte Moment, um ihm die Wahrheit zu sagen. Denn Sophie hatte in Wirklichkeit nicht mal vor in Toronto zu studieren.
»Ja. Frankreich.« In dem Moment wo ich diese Lüge ausgesprochen hatte, bereute ich sie bereits und biss mir auf die Zunge.
Shawn runzelte die Stirn. »Eliza, ist alles okay?« Ich war wirklich eine viel zu auffällige Lügnerin. Dennoch versuchte ich es zu überspielen und verdrehte die Augen. »Wie oft willst du mich das noch heute Abend fragen? Mir geht's prima.« Shawn schüttelte den Kopf und wirkte nachdenklich, sagte aber nichts mehr. Ich fühlte mich schlecht und verfluchte mich innerlich selbst.
Doch dann fing er plötzlich an leise zu lachen. »Bevor ich es vergesse, wir sind übrigens morgen bei meinen Eltern eingeladen«, teilte Shawn mir mit.
Ich versuchte zwar zu lächeln, aber innerlich machte der Gedanke mich total nervös. Vor allem wenn ich darüber nachdachte, wie katastrophal meine Eltern auf Shawn reagiert hatten.
»Langsam wird's echt eintönig«, scherzte ich, aber Shawn schien erneut zu bemerken, dass etwas nicht stimmte und schaute mich besorgt an. »Ohne Witz, was ist los?« Ich atmete aus. Jetzt oder nie.
»Nichts, es ist nur...«, fing ich an und begann bereits zu zögern. »Die Sache mit Carmen. Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Wieso war ich unfähig, ihm einfach die Wahrheit zu sagen?
Shawn nickte stumm und presste seine Lippen aufeinander. »Ich weiß, heute Abend ist viel passiert. Aber das ist dein großer Tag, du hast morgen immer noch genug Zeit, dir darüber Gedanken zu machen.« Ich schüttelte den Kopf. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir vor unseren Problemen weglaufen, Shawn«, flüsterte ich leise. Seine Mundwinkel zuckten.
»Tut das nicht jeder?«
Daraufhin sagte keiner von uns beiden mehr etwas und ich fühlte mich noch die ganze Fahrt über schlecht.
Kaum hatte Shawn das Auto geparkt und wir beiden waren ausgestiegen, zog er plötzlich wie aus dem Nichts ein Tuch hervor.
»So und jetzt verbinde ich dir die Augen.« Diesmal musste ich wirklich anfangen zu lachen und meine Laune besserte sich ein wenig. »Ich dachte, das mit der Entführung wäre ein Witz gewesen?«
Shawns einzige Antwort war ein verwegenes Grinsen. »Jetzt im Ernst, was soll das?«, fragte ich irritiert, als er bereits das Tuch über meine Augen legte und es hinterm Kopf festband. »Na was wohl? Ich bring dich zu deinem Geschenk.« Shawn nahm mich an einer Hand und begann mich zu führen. »Ist das echt notwendig? Ich weiß wie dein Haus aussieht.«
»Aber sonst siehst du es sofort und ich will noch vorher dein Gesicht sehen«, sagte er in klang dabei wie ein kleines Kind.
»Shawn, du bist fast genauso schlimm wie Kristan und Tiffany«, lachte ich.
Ich bemerkte, wie er die Tür aufschloss und mich langsam nach drinnen brachte.
Plötzlich blieb Shawn stehen.
»Happy Birthday, Eliza«, flüsterte er leise und nahm mir die Augenbinde ab.
Ich blinzelte. Einmal. Zweimal.
»Shawn, bitte sag, dass das nicht dein Ernst ist.« Ich schlug mir meine Hand vorm Mund und ging näher an den Flügel heran.
»Oh mein Gott, er ist wunderschön«, wisperte ich leise und fuhr vorsichtig über die Tasten. Shawn grinste über beide Ohren. »Ich wusste, dass er dir gefallen würde.«
Ich schüttelte den Kopf. »Shawn, du kannst mir doch nicht einfach so einen Flügel schenken. Weißt du wie viel die kosten?« Dennoch konnte ich denn Drang nicht unterdrücken und fiel ihm die Arme
Er verdrehte die Augen, begann aber mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen. »Ich weiß, wie sehr du es vermisst zu spielen. Da scheitert es nicht am Geld.« Ich biss mir auf die Lippe. »Shawn, das ist trotzdem viel zu viel. Ich weiß nicht mal, ob der überhaupt in unsere Wohnung passt.« Shawn lachte. »Er kann auch hierbleiben. Es ist schließlich dein Flügel. Auch wenn ich nicht hier bin, bist du immer Willkommen.« Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen, als mir etwas bewusst wurde. Bald würde ich gar nicht mehr hier sein. Und in mein Wohnheimzimmer würde ganz bestimmt kein Flügel reinpassen, wenn man mal die ungeheueren Transportkosten ignorierte. Plötzlich war mir schlecht. Und dann tat ich wohl das aller Dümmste, was ich nur tun konnte. Ich brach ihn wie eine Heulsuse in Tränen aus.
»Eliza?« Shawn wirkte erschreckt und völlig überfordert. »Habe ich irgendetwas Falsches gesagt?« Ich schloss die Augen.
»Ich bin die schrecklichste Freundin aller Zeiten.« Er schüttelte den Kopf. »Sag sowas nicht. Ist es wegen den Geschenk? Es ist nicht der Rede wert. Wirklich nicht. Wenn du wüsstest, was gestern Abend-«
»Ich bin an einer Universität in Neuseeland angenommen worden, Shawn«, brachte ich schließlich heraus. »Ende Juli beginnt das Semester.« Shawn schaute mich erstaunt an und seine Lippen formten ein stummes „O".
»Ich weiß, ich hätte es dir früher sagen müssen. Aber ich hab's nicht übers Herz gebracht. Ich meine, es macht alles nur noch komplizierter als sowieso schon. Scheiße, du hast extra einen Flügel gekauft denn ich wahrscheinlich kaum benutzen kann. Und ein „Danke" reicht gar nicht für all das, was du für mich getan hast. Wieso bin ich...«, bevor ich überhaupt fertig aussprechen konnte, küsste mich Shawn plötzlich und ohne Vorwarnung. Und das so leidenschaftlich, dass ich als wir uns wenig später lösten, erstmal tief Luft holen musste.
»Ich freu mich für dich. Das ist toll«, lächelte mich Shawn an. Ich wischte mir die letzte dämliche Träne aus dem Gesicht und schaute ihn irritiert an. »Das ist gar nicht toll. Wir sind noch mehr voneinander entfernt als sowieso schon.« Shawn nahm meine beiden Hände in die Hand. »Eliza, dass ist das was du immer wolltest. Ich will nicht der Grund sein, der dich von deinen Träumen abhält.« Ich wollte dagegen etwas einwenden, aber er ließ mich gar nicht zu Wort kommen.
»Und sag jetzt nicht, dass es anders wäre. Wenn du mich nie getroffen hättest, wäre es wohl ähnlich gelaufen.« Allein die Vorstellung jagte mir einen Schauer über den Rücken. Shawn und ich hätten uns auch so einfach niemals im ganzen Leben begegnen können.
»Außerdem: Ich kann meine Tourpausen auch in Neuseeland verbringen. Du machst dir viel zu viel Kopf.« Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
»Das sagst du so einfach«, grummelte ich, dennoch bemerkte ich, wie ich ein kleines bisschen mehr Hoffnung bekam.
»Außerdem, hast du etwa unsere Abmachung vergessen?«
Und das war der Moment, wo ich wieder begann zu lachen.
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A / N
Zu allererst möchte ich mich entschuldigen, dafür, dass Mittwoch kein Kapitel kam.
Leider hat mich die Schule momentan total im Griff. Ich kann mich vor Arbeiten kaum retten. Irgendwie habe ich dann verschlafen, dass mir die vorgeschriebenen Kapitel ausgegangen sind, haha.
Aber ansonsten, holy shit, wir sind bei Kapitel fünfzig.
F Ü N F Z I G
Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange durchhalte. Habe ich nicht gestern erst das erste Kapitel veröffentlicht? Wie schnell ist 2017 Bitteschön zu Ende gegangen? Die Geschichte hat schon 9 Monate auf dem Buckel.
Leider muss ich euch mitteilen, dass bald der zweite Abschnitt endet und der dritte Teil beginnt. Ich schätze er wird etwas kürzer sein, als die Teile davor. Oh mein Gott, wenn ihr wüsstest, wie viele Lücken ich für den Plot noch ausfüllen muss. Aber wenigstens bin ich mir jetzt hundertprozentig damit sicher, wie die Geschichte enden soll.
Es grüßte sie,
die durch Lernerei schlafgeraubte,
- Holunderlimonade
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