fünfundfünfzig. [eliza]
e l i z a
»What screws us up most in life is the picture in our head of how it is supposed to be.«
- Unbekannt
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»Hallo? Ich habe langsam das Gefühl, du findest Glasgow interessanter als mich. Hast du langsam nicht genug Fotos?«, fragte Shawn belustigt, nachdem ich ein weiteres Mal den Auslöser betätigte, um eines der Schiffe im Hafen zu fotografieren. »Ehm, Nein?«, antwortete ich und streckte ihm die Zunge heraus, bevor ich spaßeshalber die Kamera auf ihn richtete. Shawn warf sich gespielt im Pose und ich machte wie ein kleines Mädchen kichernd das Foto. »Das kommt nachher sowas von auf mein Social Media.«
»Das wagst du nicht«, sagte er gespielt beleidigt, legte aber die Hände auf meine Hüfte und zog mich näher zu ihm heran. »Was, wenn doch?«, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Shawn strich einer meiner Haarsträhnen zurück. Gerade als ich dachte er würde mich küssen, klingelte sein Handy.
»Ich hoffe wer auch immer gerade stört, hat einen guten Grund dazu«, grummelte Shawn und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. »Hallo?« Es herrschte einen Moment Stille, in der er nur der Stimme am Telefon zuhörte und ich schweigend daneben kann. Ich bemerkte, wie sich Shawns Stirn immer tiefer in Falten legte. »Aber...ich dachte...Gut, ich hab's verstanden, bin unterwegs.« Er seufzte und steckte das Handy zurück in sein Hosentasche. »Es tut mir leid, anscheinend, hat auch irgendwas ein Termin verschoben. Ich muss jetzt schon los.« Mein Herz sackte in sich zusammen. Wieso wusste ich das sowas passieren würde? Ein kleiner Teil in mir schrie, dass ich das auch wollte und ich ihn überzeugen sollte den Termin einfach platzen sollte. Der andere Teil in mir aber versuchte sich einmal wie eine vernünftig denkende Erwachsene zu verhalten. Denn Shawn war sich nicht mein Babysitter oder verpflichtet dazu sein mit mir Zeit zu verbringen. Schließlich war es immer noch seine Tour und seine Karriere.
»Schon okay, ich komme auch alleine klar. Die Kunstgalerie kann ich auch so besuchen«, sagte ich schulterzuckend und versuchte mit dieser Aussage auch mich selbst zu überzeugen. Shawn biss sich auf die Lippe und ich bemerkte, dass er ein schlechtes Gewissen hatte.
»Außerdem, wir haben noch die ganzen nächsten zwei Wochen, richtig?«, fügte ich hinzu. Shawn nickte, wirkte aber nicht besonders überzeugt. »Richtig.« Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wang und winkte mir noch zum Abschied, während er mit eiligen Schritten sich von mir bereits entfernte.
Und ein kleiner, dummer, egoistischer Teil in mir, wünschte sich, dass er sich nicht so leicht von mir überzeugt hätte und da geblieben wäre.
Zwei Wochen.
Bei der Galerie angekommen, musste ich aber ziemlich schnell feststellen, dass ich es ohne ihn sehr wenig Spaß machte, die verschiedenen Gemälde und Fotos anzusehen. Als ich plötzlich auch noch damit anfing, darüber nachzudenken, wie Shawn sich wohl über die moderne Kunst lustig machen würde, zwang ich mich selber dazu, ihn für ein paar Stunden aus meinen Kopf zu verbannen. Denn diese Gedanken machten mir Angst und mir wurde zunehmend klarer, wie abhängig ich von ihm war.
Ich versuchte mir selbst einzureden nicht so eine Dramaqueen zu sein.
Ich wusste nicht wie lange ich so vor einen einzigen Gemälde stand und in Gedanken versank, aber anscheinend etwas zu lange, denn ich zuckte zusammen, als eine Stimme mich von hinten ansprach.
»Du siehst nicht so aus wie jemand, der Eminem hört.«
Aber vor mir stand nicht Shawn, sondern eine niedliche, rundliche Frau mittleren Alters, mit kurzen braunen Haaren und einer schmalen Brille. Ich schüttelte den Kopf. »Entschuldigung, haben Sie etwas zu mir gesagt?«, fragte ich peinlich berührt nach. Oh mein Gott, ich fing an, komplett den Verstand zu verlieren. Er war knapp eine Stunde weg und ich fing schon an wie eine Verrückte zu halluzinieren.
Die Frau lachte. »Nur ob ich irgendwas für dich tun kann. Du wirkst ein wenig verloren. Sag mal, kennen wir uns? Es kommt mir vor, als hätte ich dich schon einmal gesehen. Bist du öfters hier?« Mit roten Wangen schüttelte ich den Kopf. »Nein, ich denke nicht. Ich bin nicht von hier.« Die vermutliche Verkäuferin lächelte mich breit an. »Dachte ich mir schon. Du klingst leider nicht besonders schottisch, Liebes.«
»Besonders kanadisch auch nicht«, murmelte ich leise, mehr zu mir selbst. »Wie bitte?« Ich riss die Augen auf. »Nichts. Alles in Ordnung.« Sie wirkte verwirrt, hakte aber nicht nach und lächelte weiterhin. »Wenn du doch noch eine Frage zur Ausstellung oder zu den Verkaufspreisen hast, sprich mich gerne an.« Ich nickte stumm und sobald die Frau sich ein paar Schritte von mir entfernt hatte, verließ ich mit eiligen Schritten die Ausstellung. Oh Mann, dass war noch peinlicher gewesen, als jegliche traumatische Middle-School Erfahrung. Ich umklammerte die Kamera in meiner Hand fest, atmete ein paar Mal ein tief ein und versuchte mich zusammenzureißen. Als ich auf meine Uhr schaute, erkannte ich, dass es noch über sechs Stunden bis zum Konzertbeginn waren.
Zuerst wollte ich einfach auch schon früher zurück in die Arena gehen, entschied mich aber dagegen. Ich würde wirken wie eine Klette und Shawn vermutlich nur nerven. Daher entschied ich mich wenigstens noch ein paar Stunden zu bummeln.
Die frische Luft würde mir hoffentlich helfen, auch etwas meinen Kopf zu lüften.
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A / N
Ihr denkt euch bestimmt auch: „Die mit ihren pünktlichen updaten, sie macht es doch sowieso nicht" & ihr habt Recht, ich bin faul wie Scheiße. ^^
Aber ich möchte nochmal Danke sagen. Vor allem in den letzten Tagen kamen extrem viele neue Leser dazu gekommen. Auch wenn ich nicht immer alles beantwortete, bekomme ich immer bei den ganzen Kommentaren ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert! :D [Oder eher ein schmieriges Grinsen]
Die Karnevalfeiernde,
-Holunderlimonade
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