elf. [shawn]
s h a w n
»Take me on a date, I deserve a break.«
- Meghan Trainor "Dear Future Husband"
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Sie sah sogar wunderschön aus, als sie aus dem Auto ausstieg. Ich fragte mich langsam wirklich, ob sie ihrer atemberaubende Präsenz überhaupt bewusst war. Eigentlich war ich der Meinung gewesen, dass sie bei unseren ersten zwei Begegnungen schon hübsch gewesen war, aber wie sie heute aussah toppte alles. Sie ohne Brille zu sehen war zwar ungewohnt, hatte aber auch den riesigen Vorteil ihre Augen besser zu erkennen. Zum wiederholten Male hatte ich mich gefragt, ob sich blau oder grün waren. Und zur Frisur und zum Outfit musste ich erst gar nicht viel sagen. Jedenfalls ließ mich das Kleid bewusst werden, dass sie mehr Kurven hat als gedacht. Der Ausschnitt ließ mich unanständiger Denken als ich wollte. Eliza schien bemerkt zu haben, dass ich sie anstarrte und blieb stehen. »Du bist echt ein kleiner Creep, weißt du das? Wo lang?« Ich lachte leise. »Ich bin kein Creep. Es fällt mir nur schwer die Augen von dir zu lassen, besonders wenn du so angezogen bist. Aber es geht hier lang, komm mit.« Ich ging ein paar Schritte vor und sie folgte mir kurze Zeit später. »Was heißt wenn ich so aussehe? Wie meinst du das?«, rief sie mir von hinten zu, aber ich grinste nur. Ohne mich umdrehen zu müssen, wusste ich das sie gerade wahrscheinlich wieder diese kleinen roten Flecken am Hals bekommen hatte. Ein paar Sekunden später waren wir an der Eingangstür des Restaurants meiner Tante angekommen und es war wie geplant dunkel. Sie räusperte sich. »Sieht so aus, als wäre es schon geschlossen.« Ich grinste und nahm triumphierend den Schlüssel aus der Hosentasche. »Wenn du genau hinschaust, siehst du sogar dass noch Licht in der Küche brennt.« Mit einer einzigen Bewegung führte ich den Schlüssel zum Schloss und schloss die Tür auf. Ich hielt ihr die Tür auf, wofür ich zwar zuerst einen zweifelnden Blick bekam, sie aber trotzdem rein ging. Ich folgte ihr und machte neben mir den Lichtschalter an. Das Restaurant meiner Tante war zwar klein, aber fein. Manchmal hatte ich das Gefühl sie war viel mehr portugiesisch als mein Vater, vor allem wenn man die Einrichtung betrachtete. Alles hatte einen gemütlichen südländischen Flair. Die wenigen Tische waren allesamt leer geräumt, bis auf einem. Bis auf das Geschirr und die zwei Weingläser, stand auch noch eine Kerze und eine rote Rose auf dem Tisch. Tante Ana schien sich mehr Mühe gemacht zu haben als gedacht. »Da seid ihr ja endlich, das Essen ist schon lange fertig. Shawn, ich glaube damit sind wir nun quitt«, begrüßte sie mich mit einem Lächeln im Gesicht und einem Kochtopf in der Hand. Der Geruch von Caldeirada stieg mir in die Nase. Ana war eine kleine, etwas fülligere, aber hübsche Frau in der Mitte der Vierziger. Ihr rundes Gesicht wirkte herzlich, mit dem eher dunkleren Teint, der Stupsnase und den großen braunen Augen. Sie wirkte um einiges weicher als mein Vater.
Eliza schaute verwirrt zwischen ihr und mir hin und her, währendessen Ana den Fischeintopf mit einer Kelle in die Teller füllte. Gerade als ich das Missverständniss aufklären wollte, kam meine Tante mir zuvor. »Du musst das sagenhafte New Zealand Girl sein, nicht? Mein kleiner Shawnie hatte wirklich Glück dich endlich gefunden zu haben. Ihr gibt ein schönes Paar ab.« Elizas Wangen bekamen einen hübschen rosanen Ton und sie wirkte überfordert mit der Situation. »Ich äh, bin nicht -« Ana fing an zu lachen und tätschelte ihr die Schulter. »Nicht so schüchtern. Du musst schon was ganz Besonderes sein, dass er so über dich schwärmt. Weißt du, er hatte keine Freundin mehr seit-« Jetzt wurde es allerdings auch mir zu bunt. »Ich glaube du überforderst sie gerade ein wenig. Eliza, das ist meine Tante Ana. Ana, das ist Eliza. Und wir sind kein Paar. Ich wollte mich nur bei ihr wegen der Sache revanchieren. Ich glaube, du hast da ein wenig viel hinein interpretiert.« Sie lachte und zwinkerte. »Das glaube ich nicht. Aber mal sehen was die Zukunft so bringt. Wenn ihr noch was braucht, ruf mich, ich bin oben.« Damit verabschiedete sie sich winkend. Kaum war sie weg, fing Eliza unwillkürlich an zu lachen. Zum ersten Mal sah ich sie wirklich lachen. Und in meinen Ohren klang es fast wie eine kleine Melodie. Leider war der Moment auch nach kurzer Zeit wieder vorbei. »Alles was du nicht an Charme besitzt, macht deine Tante wieder mit Sympathie weg. Sie ist wirklich goldig. Damit verzeih ich dir auch, dass sie weiß das du mich gefunden hast. Aber bitte erklär mir das hier alles, ich bin immernoch verwirrt.« Ich erklärte ihr dass sie mir noch einen Gefallen geschuldet hatte, weil ich vor knapp zwei Jahren bei ihrer Hochzeit gesungen hatte. Also hatte ich die Idee gehabt, den Ort für das Daten zu nutzen. Der Rest hatte sich ergeben. Am Ende wirkte Eliza recht erstaunt. »Ich wusste wirklich nicht, dass du so einen Aufstand nur für mich veranstaltet.« Täuschte ich mich, oder wirkte sie plötzlich verlegen? Vielleicht war sie doch nicht immer eine Kratzbürste. »Aber jetzt essen wir am besten, bevor die Caldeirada kalt wird.« Sie schaute mich fragend an, aber wir nahmen beide Platz. »Portugiesische Spezialität. Fischeintopf. Schmeckt besser, als es klingt, vertrau mir«, erklärte ich schnell. »Dabei habe ich noch gestern Sushi gegessen«, murmelte sie und brachte mich damit zum Lachen. Missmutig nahm sie ihren Löffel in die Hand und fing an zu essen. Allerdings schmeckte es ihr tatsächlich besser als gedacht. »Bitte lass mich nie wieder an den Kochkünsten deiner Tante zweifeln.« Ich lächelte. »Ich werde dich daran erinnern.« Danach entstand eine kurze peinliche Stille, wo wir beide nur aßen und niemand ein Wort sagte. »Weißt du«, fing sie plötzlich an. »Irgendwie habe ich das Gefühl das wir uns nicht mal ansatzweise kennen. Das Einzige was ich über dich weiß ist das Offensichtliche. Du heißt Shawn Mendes, bist achtzehn und gefeierter Weltstar. Dir liegen tausende Mädchen zu Füßen. Und du verhälst dich beim Flirten wie ein totaler Idiot. Wenn ich schonmal auf diesen erpressten Date bin, will ich den richtigen Shawn sehen. Nicht den hinter der Fassade der Medien.« Esdauerte ein paar Sekunden, bevor ich antwortete. »Dann will ich auch die wirkliche Elizabeth Alistair sehen. Und nicht nur ihre sarkastische Ader. Ich will das du genauso offen zu mir bist, wie ich zu dir. Ich gebe zu das die Sache mit dem Erpressen nicht richtig war und es tut mir leid, aber wenn wir schonmal hier sind, können wir die Zeit auch nutzen.« Sie nickte langsam, aber ich spürte dass sie sich immernoch unwohl fühlte. »Vielleicht können wir so eine Art Frage Antwort Spiele machen. Ich stelle eine Frage, du antwortest und dann wieder andersherum. Immer so weiter.« Sie nickte. »Also schieß los.« Es dauerte nicht lange bis ich eine Frage bereit hatte, aber ich zögerte es absichtlich der Spannung wegen hinaus. »Hund oder Katze?«, fragte ich grinsend, was sie zum Lachen brachte und die Situation auflockerte. »Und ich dachte jetzt kommt was total Krasses.« Ihr Lachen war ansteckend, so stimmte ich schnell ein. »Hey, das ist wichtiger als du denkst«, verteidigte ich mich. »Na gut, definitiv Katze. Ich hatte bis ich 13 war einen schwarzen Kater namens Johnny Depp. Er war mein ein und alles, jedenfalls bis er überfahren wurde«, sagte sie und ihr Gesicht verzog sich ein wenig. »Richtige Antwort. Ich habe eine Allergie gegen Hunde. Aber ernsthaft, Johnny Depp? Hattest du da etwa eine Fluch der Karibik Phase?«
Ich weiß nicht mehr, wie lange wir uns solche belanglose Fragen stellten. Aber es machte trotzdem Spaß. Ich erfuhr soviel neues über sie. Das sie genauso wie ich ein totaler Ed Sheeran Fan war und davon träumte auf eins seiner Konzerte zu gehen, sich vor Hamstern ekelte und immer mit Socken schlief. Oder die Antwort auf die letzte Frage was ihr absolutes Lieblingslied war. »Du hast dir wirklich mit 12 geschworen, dass du nur einen Heiratsantrag zustimmt wenn dein Zukünftiger „Marry Me" von Bruno Mars singt?«, lachte ich. »Was ist daran so witzig? Ich habe mit 12 auf meinem MP3 Player seine Lieder hoch und runter gespielt«, sagte sie gespielt beleidigt. Nachdem wir uns ein wenig beruhigt hatten, starrte ich entsetzt auf die Metalluhr, die an der Wand hing. »Scheiße, es ist schon kurz nach eins. Ich glaube, ich muss dich gleich wieder zurückfahren. Dabei wollte ich dir noch vorher..«, fing ich an, aber brach ab. »Was ist es?«, fragte sie neugierig. »Egal was ist, dafür werden wir noch Zeit haben.« Ich gab ihr das Zeichen zu warten und verließ kurz den eigentlichen Bereich des Restaurants und ging in die Küche, wo ich kurze Zeit später mit einer Gitarre zurück kam. Eliza schaute mich fragend an, als meinen Stuhl etwas seitlich drehte und mich mit der Gitarre hinsetzte. »Ich glaube das New Zealand Girl, sollte als allererstes ihren Song hören.« Ohne auf eine Antwort ihrerseits abzuwarten, begann ich leise zu spielen. Da ich ziemlich sicher war das meine Tante schon schlief und ich sie nicht wecken wollte, war meine Stimme mal etwas lauter als die Akkorde der Gitarre, damit sie dennoch deutlich zu verstehen war. Für einen Moment blendete ich meine Nervösheit aus und versuchte nicht allzu sehr beim Singen auf Eliza zu achten, um nicht von ihr abgelenkt zu werden. Als ich schließlich das Lied beendete und sie um ersten Mal wieder anschaute, wirkte sie wie verzaubert. »Ich glaube, ich habe mich gerade umentschieden. Mein Lieblingslied ist nicht mehr von Bruno Mars.« Ich lächelte verwegen und sie lächelte genauso zurück. Mein Herz machte ein kleinen verräterischen Hüpfer. Danach folgte eine kurze Pause, bis sie weitersprach. »Ich glaube ich habe niemanden mehr wirklich Gitarre spielen sehen, seit dem mein Vater mir versucht hat es mir beizubringen. Sein Traum war es glaube ich schon immer gewesen, ähnlich wie er in seiner Jugend eine Schulband zu gründen oder so. Er meinte immer, sie hätten fast den Durchbruch gehabt«, kicherte sie. »Das heißt du kannst spielen?«, fragte ich. Eliza zuckte mit den Schultern. »Vielleicht noch ein bisschen. Ich habe aufgehört.« Ein kurzes „Warum" lag mir auf den Lippen, aber sie wirkte plötzlich so geknickt, dass ich es mir anders überlegte. »Und wie sieht's mit Singen aus?«, fragte ich stattdessen. »Jedesmal unter der Dusche." witzelte sie. "Ich weiß nicht. Wahrscheinlich singe ich in deinen Augen absolut grauenhaft.«
»Sing mir was vor. Bitte.«
»Vergiss es.«
»Wie schlimm kannst du schon klingen?«
»Sagt der Weltstar, der eine Welttourne hinter sich hat.«
»Kneifst du etwa?«
»Nein.«
»Warum tust du es dann nicht?«
»Du bist echt unmöglich, weißt du das? Dabei habe ich gerade damit angefangen dich halbwegs zu mögen. Gib das blöde Teil her«, ergab sie sich schließlich und ich gab ihr grinsend die Gitarre. »Vielleicht bekomme ich noch gerade so „The A Team", von Ed Sheeran hin. Aber ich weiß nicht ob ich den Text hinbekomme«, murmelte sie gedankenverloren vor sich hin, während sie schon die ersten Akkorde auf der Gitarre spielte. Die ersten Töne klangen ein wenig schief, aber Instrument lernen war wie Fahrrad fahren, hatte man es einmal drauf konnte man es wie immer. Als sie kurze Zeit später den Dreh raus hatte, begann sie leise zu singen. Zuerst kamen die Worte nur zögerlich, aber nach dem ersten paar Strophen wurde sie mutiger und ihre Stimme gewann an Kraft. Aber nachdem zweiten „angels to fly", begann sie mit dem Text unsicher zu werden. Fast schon reflexartig setzte ich mit ein. Zuerst brachte es sie kurz aus der Fassung, setzte darauf aber bald wieder ein. Es schien, als wäre die Zeit für einen kurzen Moment stehen geblieben. Leider nicht lang genug, denn es dauerte nicht lange und das Lied war zu Ende. Eliza wirkte wie durch den Wind. »Ich wusste das du singen kannst von gerade eben, aber das hier war fast wie Magie. Einfach Wow Kompliment. Allein schon dafür das du den Text tausendmal besser konntest als ich«, meinte sie und grinste ein wenig schief. »Das sagt die Richtige. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde du hättest kein Talent. Warum hast du bitteschön aufgehört? Du hast extrem viel Potenzial«, sagte ich und meinte es auch so. Sie war einfach nur fantastisch gewesen. Als Erstes lachte sie, als hätte ich einen Witz gemacht, aber kurze Zeit später bemerkte sie dass ich es wirklich ernst gemeint hatte und ihr stieg wieder diese niedliche Röte ins Gesicht. »Ich hoffe für dich, dass du das nicht nur sagst, um mich rumzukriegen. Aber um die Antwort auf deine Frage zu geben-«, plötzlich stoppte sie abrupt und ihre Augen weiteten sie sich. »Heilige Scheiße.« Ihr Blick ging direkt neben mir vorbei, an die Fenster neben mir. Ohne lange zu überlegen drehte ich mich langsam um. Ich wusste das Kanada für seine langen und tiefen Winter bekannt war, aber der heftige Schneesturm der draußen stürmte, ließ sogar mich erstarren. Ausgeschlossen, bei so einem Wetter kamen wir nicht mehr hier weg. Damit war die gute Stimmung so gut wie weggeblasen.
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