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9. Kapitel




Voller plötzlich neugefundener Energie, spurtete ich aus dem Aufzug, der mich für meinen Geschmack noch viel schneller hätte fahren können. Hastig sah ich mich um, doch ein schneller Blick verriet mir, dass Sophia nicht an der Rezeption anzutreffen war. Für einen kurzen Moment runzelte ich sorgenvoll meine Stirn, doch dann hörte ich sie aus der genau entgegengesetzten Richtung auch schon euphorisch lachen und richtete umgehend meine volle Aufmerksamkeit dorthin. Sophia stand bei Frank am Eingang des Hotels, ebenso wie ein paar Gäste, die es sich wohl trotz der frühen Uhrzeit nicht nehmen lassen wollten, selbst nachzusehen, ob der wieder funktionierende Strom und die Rückkehr der Wärme in den Zimmern bedeutete, dass diese vermeintliche Tortur ein Ende hatte.

„Hannah!", rief Sophia laut durch die Lobby, sobald sie mich hatte kommen hören.

Ich legte mir umgehend unauffällig einen Finger an die Lippen, konnte mir aber ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen, als ich zwei meiner Lieblingsmenschen in diesem Hotel vor mir sah. Ich schaute mich kurz um, doch niemand schien richtig auf Sophia geachtet zu haben, denn die wenigen Gäste, die sich gerade in unserem unmittelbaren Umfeld befanden, hatten nur Augen für die Veränderungen vor unserem Haupteingang.

„Guten Morgen, ihr beiden", grüßte ich freundlich. „Ich habe dich lange nicht so strahlen gesehen, Frank. Ich deute das als ein gutes Zeichen?", fragte ich an unseren Portier gewandt, der sich basierend auf meiner Anmerkung sofort kerzengerade aufstellte und mich doch tatsächlich etwas zum Kichern brachte. Frank war in der Tat von der ganz alten Schule.

„Der Schnee ist in der Nacht ein gutes weiteres Stück geschmolzen, Miss Adair", verkündete Frank in einem professionellen Tonfall, konnte mich aber nicht über seine unterdrückte Freude darüber hinwegtäuschen.

„Bisher sind zwar die öffentlichen Verkehrsmittel nach wie vor lahmgelegt und auch Autos fahren bisher nur wenige, aber wir können zumindest endlich mal wieder das Hotel verlassen!", sprudelte es nur so aus Sophia heraus, die so aussah, als ob sie am liebsten gerade in die Hände klatschen würde.

„Das nenne ich mal gute Neuigkeiten, nach diesem ganzen Schlamassel", erwiderte ich nun meinerseits grinsend, verschränkte die Arme vor der Brust und lenkte meinen Blick zusammen mit Frank und Sophia nach draußen und ließ die Neuigkeit darüber, dass diese Situation nun bald vollends ein Ende haben würde, erst einmal sacken. „Sophia, kannst du dich darum kümmern, dass die Gäste und Angestellten darüber in Kenntnis gesetzt werden?", bat ich sie, woraufhin sie sofort nickte. „Liam wird dir dabei helfen, er sollte bald hier sein", fuhr ich fort und spielte damit darauf an, dass ich ihm bereits eine Nachricht gesendet hatte, dass er nun wieder ins Hotel kommt. Liam wohnte glücklicherweise nur wenige Blocks von hier. Irgendwie konnte er sich das leisten, was vermutlich viel mit dem guten Gehalt seiner Frau zu tun hatte, die als Designerin arbeitete.

„Alles klar, kein Problem", bestätigte Sophia erneut und musterte mich neugierig. Sie wollte wohl wissen, was ich in der Zwischenzeit tun würde.

„Ich werde dann mal Benedict bescheid geben, damit wir...", begann ich zu sprechen, ohne nochmal darüber nachzudenken, bis ich spürte, wie mir das Blut in den Adern gefror und abrupt stoppte.

„Was?", fragte Sophia verwirrt blinzelnd und sah mich aus so großen Augen an, wie ich sie noch nie an ihr gesehen hatte.

Ich räusperte mich verhalten.

„Hast du das auch gerade gehört, Frank?", wandte sich Sophia an den älteren Mann neben uns, doch der schüttelte nur mir gehorsam den Kopf, auch wenn ich ihm genau ansah, dass es auch an seinen Mundwinkeln nagte.

„Ich weiß nicht, was Sie meinen."

„Mr. Cumberbatch besteht darauf, dass er mich beim Einkauf begleitet", fuhr ich eilig dazwischen und so neutral wie nur irgend möglich, sammelte mich kurz und blickte Sophia dann wieder fest in die Augen.

Einige Sekunden verstrichen, ehe sich ein scheinbar wissendes Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete. Ich schüttelte fassungslos schnaubend den Kopf und rammte mir die Hände in die Hüften.

„Kein Wort. Ich warne dich, Sophia", stieß ich zwischen fest zusammengebissenen Zähne hervor, denn zugegebenermaßen nervte es mich enorm, dass sie so reagierte, auch wenn ich selbst nicht genau wusste wieso.

„Schon gut", erwiderte sie und unterdrückte leicht ersichtlich nur sehr halbherzig ihr immer wieder aufkeimendes Grinsen. „Geh du doch mit Benedict einkaufen und wir erledigen den Rest", sagte sie und betonte dabei Benedicts Namen provokativ. Ich rollte lediglich mit den Augen, drehte mich schleunigst um und ging mechanisch zurück zum Aufzug.

So etwas Erniedrigendes war mir in meiner gesamten beruflichen Laufbahn noch nie passiert. Ich hatte mich nicht nur vor meinen Kollegen blamiert, indem ich den Mann, mit dem ich mir für mehrere Nächte ein Hotelzimmer geteilt hatte, beim Vorname genannt hatte und somit suggerierte, dass wir mittlerweile weit mehr waren, als nur Gast und Hotelier, oh nein. Ich hatte bei der Erwähnung seines Vornamens umgehend wieder diese Bilder im Kopf, die mich heiß und kalt gleichzeitig fühlen ließen. Benedicts gänzlich nackter Oberkörper, der noch leicht von der morgendlichen Dusche geschimmert hatte. Während meiner gesamten eigenen Dusche hatte ich ihn immer wieder vor meinem inneren Auge, wie er dort im Badezimmer gestanden hatte. Vermutlich hätte ich eher kalt duschen sollen, als warm, doch das heiße Wasser hatte auf meiner Haut wahre Wunder bewirkt. Ich sollte nicht so über Benedict denken. Es war falsch und absolut unangebracht, doch es war einfach schon viel zu lange her, dass ich einen Mann in dieser Form vor mir gesehen hatte – und Benedict war, wie ich leider zugeben musste, ein äußerst attraktiver Mann. Ich wusste nicht, wieso diese wenigen Sekunden dazu geführt hatten, dass ich ihn plötzlich mit gänzlich anderen Augen wahrnahm, als ich sollte. Benedict hatte ja recht, ich hatte ihn schon einmal so gesehen, doch dabei hatte mich wohl der hohe Adrenalinpegel in meinem Körper gänzlich davon abgelenkt, dass ich das gesehen hatte. Irgendetwas hatte sich seit diesem Morgen geändert, doch ich wollte und konnte nicht näher darüber nachdenken. Ich schob meine seltsamen Hirngespinste schlicht darauf, dass es schon viel zu lange her war, dass ich einem Mann so nahegekommen war.

„Hannah", begrüßte Benedict mich freundlich, sobald er mir wieder einmal die Tür zur Suite geöffnet hatte und seinem Gesichtsausdruck nach zu folge wohl nicht damit gerechnet hatte, mich so schnell wiederzusehen. Ich versuchte erneut mit aller Kraft, meine grenzwertigen Gedanken so gut ich konnte beiseite zu schieben.

„Wenn du willst, können wir jetzt los. Zumindest kommen wir schon wieder aus dem Hotel. Die Straßen sind nach wie vor gespenstisch leer und die U-Bahnen stehen ebenfalls noch, aber immerhin...", begann ich langsam und ruhig zu sprechen, weil ich meiner eigenen Stimme nicht sonderlich über den Weg traute. Sowas von armselig.

„Sehr gerne", sagte Benedict begeistert und wenn ich nicht die nach all der Zeit immer noch stärker ausgeprägten Schatten unter seinen blau-grünen Augen wahrnehmen würde, hätte ich ihm fast abgekauft, dass es ihm gut ging. „Ich werde mich noch eben umziehen", verkündete er weiter und begann schon auf seinem Weg in sein Schlafzimmer, sein Jeanshemd aufzuknöpfen, welches er aktuell trug.

Wenn er bloß wüsste, was so eine kleine Nebensache in meiner ohnehin schon aufgewühlten Gefühlswelt anrichtete... Ich musste diese Gedanken unbedingt wieder los werden. Auf der Stelle. Am liebsten hätte ich ihn vertröstet und gesagt, dass er mich doch nicht begleiten konnte, doch das Problem war: Ich hatte mich so an seine Gegenwart gewöhnt, dass ich das überhaupt nicht wollte. Ich musste mich eben zusammenreißen, das würde schon irgendwie gehen.

*

Das Gefühl, das erste Mal seit Tagen endlich wieder das Hotel verlassen zu können und es tatsächlich zu tun, überwältigte mich. Ein verstohlener Seitenblick zu dem Mann neben mir zeigte, dass es ihm ebenfalls so ging. Der kühl gehende Wind durchströmte meinen dicken Mantel und drang bis auf meine nackte Haut vor. Ich fröstelte, doch nicht, weil es zu kalt war, sondern weil ich dieses schwer zu beschreibende Gefühl der Freiheit vermisst hatte.

„Wo lang?", wollte Benedict mit einer etwas belegten Stimme von mir wissen und ich riss mich schlussendlich von meiner Starre los und blickte wieder unmittelbar zu ihm.

Benedict hatte dieses Mal eine navy-grüne Winterjacke an, welche er mit dunkelblauen, verwaschenen Jeans und hellbraunen Stiefeln kombiniert hatte. Ein grauer Schal zierte seinen Hals und nebelartiger Atem drang aus seiner Nase, während er mich abwartend musterte. Es lag etwas in seinem Blick, was ich nicht genau deuten konnte. Vielleicht war es einfach so etwas wie Dankbarkeit.

„Normalerweise beziehen wir unsere Einkäufe von einem nahegelegenen Markt, aber das ist angesichts der aktuellen Situation natürlich nicht möglich", erklärte ich. „Komm, hier entlang. Wir gehen zum nächst gelegenen Großhandelsunternehmen, dort gibt es bestimmt noch Vorräte. Wir werden nicht mehr so viele Lebensmittel brauchen, bis diese ganze Krise Geschichte ist. Zumindest hoffe ich das."

Ich begann zu laufen und hörte wenige Sekunden später, dass Benedict mir folgte. Es waren nur wenige Menschen auf den Straßen, doch Benedict zog trotzdem jedes Mal, wenn jemand an uns vorbei ging, ein kleines Stückchen weiter den Kopf ein, um nicht erkannt zu werden. Schweigend liefen wir nebeneinander her und lauschten dem unter unseren Schuhen knirschenden Schnee, durch den wir uns teilweise doch noch etwas kämpfen mussten, um überhaupt voranzukommen. An einer Stelle hatte Benedict mir sogar die Hand gereicht, damit ich nicht ausrutschte, weil der Schneeberg immer noch ziemlich hoch gewesen war. Trotz der Handschuhe an meinen Händen, kribbelte meine Hand.

„Also", begann ich schließlich, nachdem wir schon ein paar Blocks vorangekommen waren. „Wann reist du eigentlich wieder ab? Soweit ich mich erinnere, wärst du schon vor zwei Tagen wieder geflogen. Zumindest hattest du bis dorthin gebucht", fragte ich Benedict und hoffte innständig, dass ihm das nun nicht zu abrupt erschien.

„Willst du mich etwa los werden, Hannah Adair?", scherzte Benedict und ich sah das leichte Glühen in seinen Augen, was mir gleichzeitig deutlich machte, dass er diese Frage nicht ernst meinte. „Wenn ich alles erledigt habe. Ich wusste ursprünglich schon nicht, wie lange ich hier brauchen werde", beantwortete er schließlich meine Frage, sah dabei aber stur geradeaus.

Ich nickte abwesend, auch wenn ich nicht wusste, ob er das überhaupt gesehen hatte. Diese emotionale Nähe zwischen uns, die sich basierend auf unseren intensiven Gesprächen entwickelt hatte, war nun viel mehr zu etwas gänzlich anderem geworden.

Für den Rest des Weges hatten wir auch weiterhin geschwiegen, doch es war keine unangenehme Stille zwischen uns. Wir genossen es beide, endlich mal wieder rauszukommen und während Benedict, der unmittelbar neben mir lief, seine Hände in seinen Jackentaschen vergraben hatte, wärmte ich meine, indem ich sie immer wieder aneinander rieb und hineinpustete.

*

Der Großhandel war zu meiner großen Überraschung nicht so sehr besucht, wie ich es mir vorgestellt hatte, allerdings würden die Scharen an Menschen nicht mehr lange auf sich warten lassen, sobald es sich herumsprach, dass das Schlimmste überstanden war. Aus diesem Grund beeilte ich mich, der Angestellten an der Kasse meinen Managerausweis zu zeigen und ihr eine Liste mit Dingen zu geben, die ich für unser Haus brauchte. Während ich ihr meine Liste diktierte und darauf hoffte, dass sie auch tatsächlich alles schnell genug mitschrieb, was ich mir gerade aus meiner gedanklich säuberlich aufgestellten Einkaufsliste herauszog, bemerkte ich immer wieder ihren seitlichen Blick. Sie schrieb zwar unbeirrt weiter, doch es wurde immer auffälliger. Ich hörte auf zu sprechen und starrte sie herausfordernd an, bis sie stockte und wieder zu mir sah, anstatt auf einen fixen Punkt hinter mir. Ich unterdrückte ein leises Fluchen, als ich bemerkte, wie offensichtliche Erkenntnis über ihr Gesicht huschte und ihre Augen hin und her huschten.

„Ist das nicht...", flüsterte sie und machte eine unauffällige Geste, die mich wohl dazu bringen sollte, mich umzudrehen, doch ich rührte mich nicht.

„Hören Sie", begann ich und spähte beiläufig auf ihr Namensschild. „Amber", fuhr ich leise fort. „Bitte sagen Sie einfach nichts, okay? Er will gerade wirklich nicht gestört werden und...", sagte ich in einem strengen, aber freundlichen Tonfall und lächelte dabei, weil ich innständig hoffte, dass Amber Benedict in Ruhe lassen würde, doch der Mann selbst kam mir zuvor.

„Ist schon okay", sagte eine tiefe Stimme hinter mir, die mich automatisch herumfahren ließ.

Plötzlich stand er wieder so nah neben mir, dass ich meine Hand nur etwas ausstrecken müsste, um ihn zu berühren. Ich versteifte mich und versuchte irgendwie, den Frosch aus meinem Hals zu bekommen.

„Benedict, ich will dich wirklich nicht nerven", begann Amber vor mir zu brabbeln und obwohl ich sie nicht mehr ansah, war es nicht schwer zu merken, wie nervös sie auf einmal war. Irritiert zog ich meine Augenbrauen zusammen, als sie ihn unmittelbar mit seinem Vornamen ansprach, was ihn aber in keinster Weise zu kümmern schien.

„Du nervst mich nicht, Amber", entgegnete Benedict in seiner mir ebenfalls bekannten charmanten Manier und lächelte dabei, während er sie intensiv ansah. „Möchtest du ein Foto?", wollte er schließlich von ihr wissen, nachdem Amber wohl in eine Art Schockstarre verfallen war und ihre Zunge verschluckt hatte. Benedict war so unfassbar geduldig und liebevoll. Sie nickte auf seine Frage hin jedoch hektisch, fischte ihr Handy hervor, welches Benedict sofort ergriff und dann weiter an mich reichte. Auch mir schenkte er sein warmes Lächeln, auch wenn mir der müde Ausdruck in seinen Augen nicht entging. „Würdest du das übernehmen, Hannah?"

Mechanisch nahm ich das Smartphone entgegen und schaute unschlüssig auf meine Hände, in denen das Gerät lag. Als ich das nächste Mal aufsah, hatte sich Benedict bereits eng neben die dümmlich strahlende Amber gestellt und den Arm um ihre Taille geschlungen. Amber machte auf mich den Eindruck, als ob sie jede Sekunde umkippen könnte, doch schlussendlich wagte sie es doch und erwiderte Benedicts Geste, indem sie ihre Arme sowohl um seinen Rücken, als auch um seinen Bauch schlang. Benedict schien das überhaupt nicht zu interessieren, denn er lächelte auch weiterhin und blickte abwartend zu mir. Es war ein eigenartiges Gefühl, diese scheinbar innige Szenerie vor mir in mich aufzunehmen. Den Mann vor mir nach außen hin so vertraut mit dieser jungen Frau zu sehen. Es war wirklich seltsam, auf diese Art mit Benedicts Ruhm in Kontakt zu kommen.

„Hannah?", fragte Benedict mit leicht schräg gelegtem Kopf und durchbrach damit mein peinliches Starren.

„Oh, äh, ja. Lächeln", stammelte ich und ärgerte mich unheimlich über mein dummes Verhalten, wobei ich beiläufig ein Foto schoss und dann Amber ihr Handy zurückgab. „Ich brauche die Dinge so schnell wie möglich. Bitte kümmern Sie sich um eine zeitnahe Lieferung", erklärte ich ihr nochmals möglichst neutral und versuchte damit ohne Umschweife wieder auf den Grund zurückzukommen, wegen dem wir eigentlich hier waren. Amber nickte abwesend und ich konnte mir nur schwer ein äußerst genervtes Seufzen unterdrücken.

Benedict war wieder näher zu mir getreten, allerdings hatte er es sich nicht nehmen lassen, sie nochmals kurz an sich zu drücken und in seine Arme zu schließen, wobei Amber so rot wie eine Tomate geworden war.

*

Den Weg zurück zum Hotel schwiegen wir erneut, doch dieses Mal wusste ich einfach nicht, was ich sagen sollte. In solch einem Fall war es meist besser, wenn ich einfach meine Klappe hielt. Benedict lief dieses Mal zumindest meiner Auffassung nach noch einmal ein ganzes Stück näher neben mir, was ich aber geflissentlich versuchte auszublenden, bis der Mann neben mir sich plötzlich räusperte und mich federleicht am Oberarm berührte. Erstarrt blieb ich leicht versetzt vor Benedict stehen.

„Hannah", hauchte Benedict sanft über seine Lippen, was mich umgehend alarmierte. Der Eingang zum Hotel war bereits in Sichtweite und dennoch drehte ich mich langsam zu ihm um und traf unmittelbar auf seine leuchtenden, wenn auch müden Augen. Sein Blick war so intensiv, dass ich erst einmal schwer schlucken musste.

„Benedict", erwiderte ich und wollte es wie eine Frage klingen lassen, doch daraus wurde viel mehr eine verunsicherte Feststellung.

„Ich habe mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt", murmelte Benedict, wobei seine Augen zu keiner Zeit die meinen verließen. Der plötzliche Ernst in seinen Zügen, gepaart mit all der ehrlichen Dankbarkeit und Güte, brachten mich aus dem Konzept.

„Wofür?", wollte ich irritiert durch sein Verhalten wissen, auch wenn ich natürlich wusste, wovon er sprach.

„Für alles. Dafür, dass du mir zugehört hast, obwohl wir uns kaum kennen. Dafür, dass ich dir vertrauen kann und dafür, dass ich mich, seit ich dich kennenlernen durfte, nicht mehr ganz so... leer fühle", erklärte er sich und verstummte dann, entließ mich aber für keinen noch so kleinen Augenblick aus seinem intensiven Blickkontakt. Erst jetzt bemerkte ich richtig, wie nahe er gerade eigentlich vor mir stand. So nah, dass ich zum wiederholten Male seinen warmen Atem in meinem Gesicht spüren konnte und eine intensive Gänsehaut über meinen gesamten Körper wanderte. „Also, Hannah", redete er kurz darauf weiter und erwartete offenbar keine Reaktion von mir auf das Gesagte. „Ich wollte dich noch etwas fragen. Viel mehr, um etwas bitten."

„Ja?", presste ich mühevoll hervor und konzentrierte mich auf das immer lauter werdende Rauschen in meinen Ohren.

„Würdest du mich morgen Vormittag in die Bronx begleiten? Ich muss nochmal dorthin und würde dir gerne etwas zeigen", meinte er kryptisch und obwohl ich nach wie vor nicht wusste, was er ganz zu anfangs seines Aufenthaltes in unserem Hotel dort getrieben hatte, stimmte ich ohne nachzudenken zu.

„Wenn du das wirklich möchtest, dann gerne, Benedict. Vorausgesetzt, dass die Bahnen bis dahin wieder fahren. Ich denke nach diesem ganzen Schlamassel habe ich mir einen freien Tag sowieso erst einmal verdient. Mein Kollege kann jetzt ja wieder übernehmen."

Benedict nickte langsam und lächelte. Ich wurde dennoch den Eindruck nicht los, dass hinter dieser Aufforderung ihn zu begleiten, noch viel mehr steckte und es ihn durchaus Überwindung gekostet haben musste, mich das zu fragen.

„Wirst du nochmal bei mir schlafen?"

Diese Frage kam so abrupt und unerwartet, dass ich kurz zögerte, ehe ich antwortete.

„Äh... ich schätze, dass die Bahnen morgen wieder fahren werden. Bis dahin komme ich leider nicht in meine Wohnung, das wäre zu Fuß viel zu weit", sinnierte ich laut, besann mich dann aber eines Besseren. „Es sei denn natürlich, dir ist das nicht recht, dass ich..."

„Nein, Hannah. Es würde mich sehr freuen, wenn du noch eine Nacht bei mir bleibst. Ein letztes Mal", unterbrach er mich sofort, wobei sein Lächeln kaum merklich etwas abbrach und sich ein wehleidiger, ja fast schon trauriger Ausdruck auf seine Züge stahl.

Ich ignorierte den Fakt, wie er sich ausgedrückt hatte oder die Tatsache, dass all das so unfassbar intim klang und das obwohl wir uns erst seit wenigen Tagen kannten und ich nur wenig über ihn wusste. Denn wenn ich aktiv darüber nachgedacht hätte, hätte ich mit Sicherheit anders geantwortet.

„Dann bleibe ich gerne noch etwas bei dir, Benedict", erwiderte ich nun ebenfalls vorsichtig lächelnd.

Benedicts Befangenheit war von einer auf die nächste Sekunde verschwunden und ehe ich es mich versah, beugte er sich etwas zu mir nach unten, überbrückte den minimalistischen Abstand zwischen uns und legte seine samtenen Lippen auf meine Wange, ehe er sich einfach an mir vorbeidrückte und den Weg zum Hotel fortsetzte.

Mein armes Herz hämmerte in seiner absoluten Höchstform gegen meinen Brustkorb, als ich ihm nun vollends verwirrt, verunsichert und wild blinzelnd mit meinen Augen Löcher in den Rücken bohrte und er sich immer weiter und weiter von mir entfernte. Eilig riss ich mich davon los und stolperte weiter vorwärts. Das Gefühl von Benedicts glühenden Lippen immer noch auf meiner Haut.

*

Hui, na da ist die arme Hannah aber ganz schön überrumpelt worden ;)

Was sagt ihr zu dieser Wendung und Benedicts Plänen?

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