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7. Kapitel


Obwohl ich so früh aufgewacht war, war ich spät dran. Ich hatte die Uhrzeit gänzlich aus den Augen verloren und beeilte mich daher, schleunigst meine Arbeitskleidung wieder anzuziehen und mich zügig im kleineren Badezimmer frisch zu machen. Bis auf mein hektisches Treiben war es wieder absolut still in der Premiere Suite geworden. Benedict musste immer noch schlafen und offenkundig hatte er die Erholung auch bitter nötig. Anstatt mich also zu verabschieden, machte ich mein übergangsmäßiges Bett und schlich mich dann leise aus dem Zimmer. Ich wusste nicht, ob ich noch eine weitere Nacht hier übernachten würde. Das würde sich wohl basierend auf dem Wetter und Benedicts Wohlwollen entscheiden.

Ich sprach mit Frank, der aufgrund der aktuellen Situation ausnahmsweise mal drinnen stand und kritisch die Schneemassen beäugte, die über Nacht nur noch höher geworden waren. Mittlerweile sah ich nur noch einen schmalen Streifen vom grauen Himmel und es sah nicht so aus, als ob es in nächster Zeit aufhören würde zu schneien. Die Wetterlage blieb auch laut Wetterbericht in den nächsten Stunden unverändert und die vorausschauende Vorhersage spendete ebenfalls wenig Hoffnung.

Außerdem telefonierte ich kurz mit Liam. Der Glückliche hatte es noch rechtzeitig aus dem Hotel geschafft und verbrachte nun unverhofft viel Zeit zu Hause, auch wenn er äußert besorgt am Telefon klang und mir versicherte, dass er viel lieber gerade bei uns wäre, um zu helfen, auch wenn wir in dieser Situation nur wenig tun konnten.

In der angrenzenden Lobby saßen einige Gäste um den Kamin herum verteilt und genossen die Wärme, die das sanft brodelnde Feuer schenkte. Zum Glück hatten wir wenigstens noch genug Holz vorrätig. Im Empfangsbereich war es mittlerweile merklich kühl und es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis es richtig eisig hier drinnen sein würde. Die alten Gebäude in New York, zu eben jenen auch dieses gehörte, waren schlecht isoliert. Ich betete, dass die Heizung bald wieder funktionieren würde, denn wenn nicht, würden meine jetzt schon kalten Füße wohl das kleinste Problem darstellen. Abgesehen von der Tatsache, dass unser Nahrungsmittelvorrat für einen solchen Fall auch nur begrenzt aufgestockt war.

Der Empfangsbereich war wie ausgestorben. So leer hatte ich diesen Teil des Hotels noch nie erlebt. Während Jackson gelangweilt am Lift wartete, hatten Sophia und ich zwar auch deutlich weniger zu tun, allerdings beschäftigten wir uns größtenteils nur mit Beschwerden von Gästen, die sich anscheinend von uns wünschten, dass wir eine Wettermaschine besaßen. Viel mehr konnten wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht tun, was mich einerseits zwar freute, da es zur Abwechselung mal etwas ruhiger wurde, aber auf der anderen Seite mir zu viel Spielraum zum Grübeln gab.

Mir entgingen nicht die neugierigen Blicke, die Sophia mir immer wieder verstohlen von der Seite her zuwarf, doch ich war nicht bereit mit ihr über Benedict zu sprechen. Das war es nämlich, worüber sie nachdachte, so viel stand fest. Sollte sie ruhig für einen kurzen Augenblick glauben, dass ich sauer auf sie war, weil sie ihm davon berichtet hatte, dass ich letzte Nacht nicht hatte schlafen können.

Obwohl sie so nett war und mich nicht gezielt nach ihm fragte, wanderten meine Gedanken ganz automatisch zurück zu ihm, während ich unschlüssig die aktuelle Wetterkarte auf meinem Computerbildschirm begutachtete. Er hatte mir nicht erzählt, was er damit gemeint hatte, dass er diesen Jeff vermeintlich im Stich gelassen hatte. Ich war wie versteinert an seinem Bett gesessen und hatte nicht gewusst, wie ich auf seine Aussage reagierte sollte. Wie sich allerdings herausgestellt hatte, war Benedict gar nicht gänzlich bei sich gewesen, auch wenn das mein Eindruck gewesen war. Wenige Augenblicke später war er wieder eingeschlafen und ich hatte mich auf leisen Sohlen wieder ins Wohnzimmer zurückgezogen. Seit diesem Moment hatte ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Vermutlich konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass er mir von Jeff erzählt hatte, wenn ich ihn jetzt darauf ansprechen würde. Wie sollte ich mit alle dem nun umgehen? Vermutlich hatte Benedict nicht einmal beabsichtigt, dass ich davon wusste.

Sophia meinte am frühen Nachmittag zu mir, dass ich mich doch lieber noch etwas hinlegen sollte, weil ich so müde auf sie wirkte und es sowieso nichts mehr zu tun gab in diesem Augenblick. Zunächst weigerte ich mich, doch nachdem sie mir versicherte, dass sie mich sofort anrufen würde, wenn etwas passieren sollte, gab ich schlussendlich doch nach. Sie hatte kein Wort über Benedict verloren und dafür war ich ihr dankbar.

Auch Jackson schwieg bezüglich dieses Themas, auch wenn ich ihm ansah, dass sein Kopf voll mit Fragen war, denn offensichtlich wusste auch er mehr, als er es eigentlich sollte. Ich hätte niemals zustimmen sollen, die Nacht bei Benedict in der Suite zu verbringen, aber nun war es bereits zu spät. Stattdessen erzählte Jackson mir davon, wie er gestern seinen Feierabend mit Doreen verbrachte hatte, was mich doch etwas zum Schmunzeln brachte, nachdem ich das Leuchten in seinen Augen bemerkte, wenn er über sie sprach. Wenigstens schien er etwas Positives aus diesem ganzen Schlamassel ziehen zu können.

Vor der Tür der Premiere Suite angekommen, beschleunigte sich völlig aus dem Nichts mein Puls. Ich war nervös, auch wenn ich selbst nicht so genau wusste, weshalb eigentlich. Ich hatte nichts Falsches getan und dennoch befürchtete ich, dass Benedict sich doch noch an den Zwischenfall erinnern konnte und möglicherweise wütend auf mich war. Vielleicht hatte sein Angebot hier zu schlafen auch nur für eine Nacht gegolten. Wieso war ich überhaupt wieder hierhergekommen? Ich musste mir wohl eingestehen, dass der größte Aspekt dabei meine neu geweckte Neugierde darstellte und auch die Sorge um Benedict. Ich wusste wie es war, wenn man niemanden zum Reden hatte und alle Schlachten mit sich selbst in einem einsamen, leeren Raum ausfechten musste. Vielleicht war es einfach meine düstere Vergangenheit, die mich hier vor seine Tür getrieben hatte und mich dazu brachte, zögerlich zu klopfen und zu hoffen, dass er mir öffnen würde.

Für ein paar quälend lange Sekunden bangte ich und war bereits der Annahme, dass Benedict womöglich schon wieder schlief, doch dann ging die Tür auf. Zunächst wirkten seine Züge fest und angespannt, doch als er erkannte, dass ich es war, die geklopft hatte, schien er erneut deutlich erleichtert zu sein. Mittlerweile zierte ein leichter Dreitagebart sein Kinn und seine Wangen. Er trug wieder sein weißes Shirt von gestern und eine dazu passende graue Jogginghose. Ich hörte aus dem Innern der Suite leise den Fernseher laufen und bekam schnell den Eindruck, dass er den Tag bisher nur vor dem Gerät verbracht hatte.

„Hannah", begrüßte er mich knapp und mit leicht belegter Stimme, was ich nicht hundertprozentig zuordnen konnte.

„Hallo Benedict", erwiderte ich formlos und lächelte ihn freundlich an, was ich wohl nicht nur deshalb tat, um ihm zu versichern, dass von meiner Seite aus alles in Ordnung war, sondern auch, um mich selbst etwas zu beruhigen. „Ich hoffe ich störe gerade nicht."

„Nein, natürlich tust du das nicht. Bitte, komm doch rein", sagte er kopfschüttelnd und bat mich wie schon am letzten Abend in seine Suite hinein, so als ob wir alte Freunde wären. Erst als ich über diesen Vergleich nachdachte fiel mir auf, dass er mich geduzt hatte. „Hast du heute früher Feierabend machen können?", fragte er beiläufig, während er den Fernseher leiser schaltete und duzte mich zum wiederholten Mal – es war also Absicht.

„Ja, es war... nicht wirklich viel zu tun heute. Es kommt ja niemand rein oder raus", antwortete ich unschlüssig darüber, was ich nun von seinem Verhalten halten sollte, auch wenn es mich mittlerweile eigentlich nicht mehr störte, dass die Linie zwischen Privatem und Geschäftlichen immer mehr verschwamm oder besser gesagt nicht einmal mehr vorhanden war. „Es scheint so, als ob das auch erstmal so bleibt", meinte ich, wobei Benedict verstehend, wenn auch mit einem abwesenden Blick nickte. „Ich... wollte fragen, ob es für... Sie in Ordnung wäre, wenn ich noch eine Nacht hierbleibe", fragte ich vorsichtig und war mir gleichermaßen unschlüssig, wie ich ihn nun adressieren sollte, entschied mich aber sicherheitshalber doch nochmals für die formelle Anrede.

„Selbstverständlich. Mein Angebot war nicht nur auf eine Nacht beschränkt, allerdings muss ich dich zuvor um etwas bitten", entgegnete er und musterte mich aufmerksam, wobei seine Hände lässig in seinen Hosentaschen ruhten.

„Natürlich."

„Können wir dieses ganze formelle Getue ab sofort sein lassen? Jemand, der mich in diesem Stadium erlebt hat, sollte mich auch duzen", erklärte er mir und lehnte sich mit seiner rechten Schulter an die Wand. Ein trauriges, beschämtes Lächeln huschte über seine Lippen. Er erinnerte sich also.

„Okay", bestätigte ich nickend und ohne zu zögern, was mich eigentlich mehr beschäftigen sollte, als es das tat. Mehr sagte ich dazu nicht, denn ich wollte ihm keinesfalls das Gefühl geben, dass er sich mir gegenüber erklären musste.

„Möchtest du vielleicht einen Film mit mir zusammen ansehen?", wollte er nach einem kurzen Augenblick der Stille von mir wissen, was mich doch etwas überraschte.

„Hast du nicht noch zu tun? Lernen für eine deiner Rollen?"

„Eigentlich schon, aber danach steht mir gerade einfach nicht der Kopf", meinte Benedict schulterzuckend und stieß sich dann von der Wand ab, um in die kleine Küchennische zu gehen. „Außerdem möchte ich nicht, dass du dich langweilen musst, wenn du schon hier mit mir festsitzt", sagte er, während er Wasser aufsetzte, um sich wohl einen Tee zuzubereiten.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal gelangweilt habe. Für diese Form der Empfindung habe ich in der Regel überhaupt keine Zeit", gestand ich und musste lachen – einfach so. Es war erstaunlich, wie zwanglos sich all das auf einmal für mich anfühlte. Ich war selbst von mir überrascht. Benedict überraschte mich mit der Art, wie er mich unbewusst beeinflusste. Es fühlte sich gut und richtig an.

„Mir ist dieses Gefühl ebenfalls fremd", meinte er lächelnd und hielt mir, als er sich wieder zu mir umdrehte, eine dampfende Tasse entgegen.

„Danke", murmelte ich und nahm den Earl Grey entgegen, den er auch für mich zubereitet hatte, und schlang sofort meine Hände gierig um die warme Tasse.

„Also, worauf hast du Lust?", fragte Benedict, ging zu einem der Sessel im Wohnzimmer und ließ sich seufzend fallen. Ich nahm auf dem Sessel ihm gegenüber Platz und nahm einen ersten, vorsichtigen Schluck meines Getränks.

„Ich weiß nicht... Vielleicht etwas wo du mitspielst? Ich muss gestehen, dass ich bisher nur irgendwann einmal eine Folge Sherlock gesehen habe und das ist schon ewig her", schlug ich vor und lächelte Benedict entschuldigend an.

„Ich denke das reicht, mehr musst du von mir eigentlich nicht gesehen haben", scherzte er, auch wenn das Lächeln, was er mir schenkte, erneut nicht seine Augen erreichte. Vermutlich war ihm das unangenehm, sich selbst auf dem Fernseher zu sehen.

Schlussendlich hatte Benedict einfach den Fernseher eingeschaltet und wir schauten eine Komödie, die gerade lief, auch wenn sie schon angefangen hatte. Schweigend waren unsere Blicke auf den großen Flachbildschirm geheftet, während wir beide die Wärme des Tees genossen. Heute war es auf jeden Fall schon merklich kälter in der Suite und es fröstelte mich etwas. Ich hatte mir wohl noch nie so sehr einen dicken Pullover und eine kuschelige Decke herbeigewünscht, wie in diesem exakten Augenblick. Ich trug nach wie vor meine Arbeitskleidung, die nicht sonderlich viel Wärme schenkte und zudem wirklich unbequem war, wenn man einfach nur entspannen wollte.

So, als ob Benedict meine Gedanken gelesen hatte, stand er auf und kam wenige Augenblicke später mit einer dicken Decke zurück, welche ich als Zudecke für sein eigenes Bett erkannte. Ich bedanke mich überschwänglich bei ihm und mümmelte mich umgehend in die riesige Decke ein und fühlte mich gleich um ein Vielfaches wohler, als die aufkeimende Wärme meinen Körper einlullte.

„Ist dir nicht kalt?", fragte ich Benedict, nachdem er sich wieder zu mir gesetzt hatte und unschwer zu erkennen desinteressiert weiter auf den Bildschirm starrte. Mir war natürlich nicht entgangen, dass ihn der Film nur halbwegs interessierte, was aber vermutlich nicht mit dem Film an sich zu tun hatte.

Benedict schüttelte lediglich verneinend seinen Kopf und seufzte. Ich ließ das einfach so im Raum stehen und wollte ihn nicht weiter ablenken, obwohl ihm der Film nicht zuzusagen schien. Schließlich war es Benedict, der unvermittelt anfing zu sprechen, nachdem er seit Beginn des Films mehr oder weniger geschwiegen hatte.

„Jeff fehlt mir", begann er leise und fixierte dabei weiterhin den Fernseher.

Ich beobachtete, wie Benedict sich weiter aufsetzte und ein paar Mal hintereinander schwer schluckte. Es wirkte so, als ob er alles daransetzte, seine aufkeimenden Emotionen unter Verschluss zu halten. Ich kannte diese Situationen zu meinem großen Bedauern nur zu gut. Bisher schlug er sich gut, allerdings war all das nur eine Frage der Zeit.

„Ich bin mir sicher, dass Jeff dich immer noch mag, egal was zwischen euch vorgefallen ist", kommentierte ich Benedicts beharrliches Schweigen, welches mich selbst betrübte, nachdem er zunächst nicht weitersprach. Ich erinnerte mich genaustens an jedes einzelne Wort von letzter Nacht – und er offensichtlich ja auch. „Ich... ähm... weiß, dass all das hier gerade mehr als ungewöhnlich ist, aber wenn du jemanden zum Reden brauchst... Ich höre zu, falls du das möchtest", bot ich ihm unverwandt an und obwohl ich mich immer wieder selbst fragte, was eigentlich gerade in mich gefahren war, trieb mich der Gedanke an, dass ich hier etwas Gutes tat. Wieso sonst sollte Benedict wieder damit anfangen, wenn er nicht darüber reden wollte?

„Ich weiß nicht, ob ich das sollte", gestand Benedict traurig und klang dabei absolut niedergeschlagen, doch ehe ich etwas darauf erwidern konnte, sprach er einfach weiter. „Ich möchte niemandem zur Last fallen. Ich weiß nicht... Vielleicht ist das auch einer der Gründe, wieso ich gerade hier bin."

„Es wirkt befreiend, wenn man über Dinge spricht", sagte ich ruhig und einfühlsam, während ich ihn beobachtete und irgendwie versuchte aus seinem Gesichtsausdruck schlau zu werden. Ein gequältes Lächeln lag wieder einmal auf seinen geschwungenen Lippen.

„Ich habe natürlich auch engen Freunden von mir davon erzählt, aber sie... verstehen nicht...", erzählte er mir stockend, lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück und starrte verloren an die unspektakuläre, weiße Decke.

„Dann erzähl es mir, Benedict. Ich höre dir zu", versicherte ich ihm nachdrücklich, lehnte mich nun meinerseits etwas nach vorne und sah den vor mir sitzenden, mit sich hadernden Mann weiterhin unentwegt an. Ich wollte ihn nicht dazu drängen mir etwas scheinbar so Intimes aus seinem Leben zu erzählen, aber gleichzeitig wusste ich, dass es einen schier auffraß, wenn man solch schwerwiegende Dinge auf ewig für sich behielt. Ich schätzte Benedict auf jeden Fall als einen Mann ein, der mutiger war als ich. Mutiger und stärker.

Hoffentlich vermittelte ich ihm die Sicherheit, die er brauchte, um mir von dem zu berichten, was ihn derartig bedrückte. Es musste die Art gewesen sein, mit der ich ihm versicherte, dass es okay war und dass ich es zuließ, dass er mehrere lange Minuten schwieg, ehe er tatsächlich anfing zu sprechen.

„Ich kenne... kannte Jeff seit meiner Kindheit. Wir bestritten fast unsere gesamte Schulzeit gemeinsam", begann er langsam und schleppend, brach nochmals ab und seufzte, sprach dann aber nach einer kurzen Pause weiter. „Er war... wie ich auch Schauspieler und hatte auch wie ich vor einiger Zeit seinen großen Durchbruch. Vielleicht hast du ihn sogar mal in einem Film gesehen", erklärte er mir und lächelte erneut kurz, ehe dieses schlagartig wieder verschwand.

„Leider haben wir es nie geschafft bei einem Großprojekt beide zusammen vor der Kamera zu stehen. Wir waren in verschiedenen Filmgenres unterwegs und reisten beide permanent quer über den Globus. Wir standen uns schon immer sehr nahe und wussten alles vom jeweils anderen, aber wir verloren uns schnell aus den Augen. Manchmal sahen wir uns Monate nicht und auch das Telefonieren war oftmals nicht einfach, weil wir meistens in zwei absolut inkompatiblen Zeitzonen steckten", berichtete Benedict weiter, sah einmal scheu zu mir, woraufhin ich ihm ermutigend zunickte und versuchte ihn trotz der traurigen Stimmung vorsichtig anzulächeln. Der plötzliche Drang danach, ihm ein größtmögliches Gefühl an Sicherheit zu geben, schwoll immer mehr und mehr in meiner Brust an.

„Du musst wissen, dass es alles andere als einfach ist, wenn man plötzlich von einem Tag auf den anderen irgendwie... auf der ganzen Welt berühmt ist. Mich hat es fast erschlagen, nachdem Sherlock wie eine Bombe eingeschlagen ist. Man muss schnell lernen damit umzugehen oder man geht unter. Niemand kann dich darauf vorbereiten wie das ist, selbst wenn man den Wunsch danach, ein anerkannter Schauspieler zu werden, Jahre lang verspürt hat. Man denkt, dass man genau weiß, was auf einen zukommt, doch die Realität sieht ganz anders aus. Ich liebe meinen Job und würde ihn auch niemals aufgeben wollen, aber ich glaube niemand außerhalb dieser Branche kann sich auch nur im Entferntesten vorstellen, wie extrem erbarmungslos man ins kalte Wasser geschmissen wird", führte Benedict weiter und weiter aus und ich spürte, dass er langsam aber sicher in einen Redefluss verfiel, der nicht mehr zu stoppen war – den ich auch nicht mehr stoppen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass er tatsächlich begann, sich seinen Kummer von der Seele zu reden.

„Ich hatte damals – es kommt mir schon wie eine halbe Ewigkeit vor – meine Eltern, die mich geerdet haben und meine damalige Freundin. Mein Vater und meine Mutter waren früher selbst Schauspieler und kannten das ganze Prozedere, obwohl sie wohl niemals so bekannt waren wie ich es heute schon bin. Sie erdeten mich, genau wie meine Partnerin und meine Freunde auch. Einige davon wurden ebenfalls Schauspieler, andere schlugen gänzlich andere Wege ein. Ich vergaß nie, woher ich kam und dass ich auf mich achtgeben musste, so schön die Schauspielerei auch war. Dennoch gab es Höhen und Tiefen – daran hat sich bis heute nichts geändert. Jeff hingegen... ihn zog die plötzliche Aufmerksamkeit in ein tiefes Loch. Er begann sich allen möglichen Substanzen zu widmen. Alkohol war dabei nicht das Harmloseste. Ich war für ihn da, nahm mir die Zeit ihm zu zeigen, dass es auch anders geht. Ich überredete ihn zu einem Entzug, damit er von Alkohol, Drogen und Aufputschmitteln wieder loskam. Alleine hätte er das wohl nie geschafft. Ich war an dem Tag, an dem er aus der Entzugsklinik entlassen wurde, wohl noch glücklicher darüber, als er selbst", erklärte er weiter und rieb sich wieder einmal hektisch und gleichzeitig emotional erschöpft über seine verhärteten Züge.

„Das war vor etwas mehr als zwei Jahren. Er fasste wieder Fuß, nahm neue Rollen an und ich ebenfalls. Es wurde immer schwieriger in Kontakt zu bleiben. Ich hatte so viel zu tun, hetzte von einem Projekt zum nächsten, von einer Pressekonferenz in Land A zum Flieger und zur nächsten Pressekonferenz in Land B. Immer häufiger vergaß ich, dass ich mich bei Jeff melden sollte oder ihn zurückrufen müsste. Jeff war... kein Mensch, der sich über so etwas großartig aufregen würde. Um genau zu sein verlor er darüber nie ein Wort. Wenn wir uns dann doch selten Mal sahen, wirkte er auf mich absolut normal. Gestresst, so wie ich es eben nun auch mal war, aber normal. Meistens trank er nicht einmal ein Bier, wenn wir uns in einem Pub verabredeten. Ich wusste, dass er nach ungefähr einem Jahr wieder angefangen hatte, Alkohol zu trinken, aber nur sehr selten und wenn dann nicht mehr als ein Bier. Er war also absolut normal... dachte ich zumindest, bis...", redete und redete Benedict, stockte dann aber wieder, weil ihm wie letzte Nacht auch schon, die Stimme versagte. Obwohl ich ihn praktisch ja nicht kannte, sah ich ihm an, wie ihn seine krampfhaft zurückgehaltenen Emotionen nun förmlich überrollten und er sich mit stählerner Willenskraft dazu zwang, sich zusammenzureißen. Ich hielt die Luft an.

„Vor zwei Wochen bekam ich einen Anruf seines Vaters. Ich war gerade in L.A. Er berichtete mir, dass sein Sohn an... einer Überdosis Heroin in der Nacht zuvor... verstorben sei. Hank fragte mich, ob ich denn nichts an Jeff bemerkt hätte. Irgendetwas, dass er wieder angefangen hatte, zu den Spritzen zu greifen und ich konnte nur... wahrheitsgemäß antworten, dass mir natürlich nichts aufgefallen war und wir uns in den vergangenen zwei Jahren fast vollständig aus den Augen verloren hatten. Sein Vater sagte daraufhin nichts, aber sein Schweigen war für mich genug. Er muss das gleiche in diesem Moment gedacht haben, wie ich auch. Ich habe Jeff im Stich gelassen. Ich habe nicht gemerkt, dass er wieder abhängig ist, weil ich unsere Freundschaft vernachlässigt habe. Ich habe... ihn hintergangen, vergessen, wie schwer dieses Leben für ihn ist, welches er trotz allem aber nie aufgeben wollte."

Eine stille Träne verirrte sich aus einem seiner geröteten, ohnehin schon feuchten Augen auf seine Wange, woraufhin er umgehend den Kopf zur Seite drehte, damit ich ihm nicht länger in das Gesicht sehen konnte. Er war sichtlich peinlich berührt, konnte aber wohl keine Sekunde länger an sich halten.

„Es ist... meine Schuld, dass er... sich damit schlussendlich umgebracht hat", flüsterte er beinahe nur noch. „Ich war nicht für ihn da. Jeff ist wegen mir gestorben. Ich hätte für ihn da sein müssen. Jeff... ist...", versuchte Benedict es weiter, doch seine Stimme brach mehr und mehr, bis er schließlich gänzlich abbrach und eine schwerwiegende Stille zwischen uns trat.

Benedict weigerte sich nach wie vor mich anzusehen, doch anhand der unterdrückten Geräusche und den leichten Bewegungen seiner Schultern erkannte ich, dass er um Fassung rang und weinte. Dieser Anblick brach mir das Herz. Ich hatte noch nie zuvor einen Mann weinen sehen und ich war unheimlich froh, dass Benedict es zuließ. Ich dachte nicht großartig darüber nach, sondern stand einfach auf, ging zu ihm, beugte mich hinab und nahm ihn kurzerhand in den Arm. Ich spürte, wie sich Benedict kurz verkrampfte und ein paar Mal hektisch ein- und ausatmete, doch sich dann schnell an die plötzliche Nähe gewöhnte und wieder ein wenig entspannte.

„Es ist in Ordnung, Benedict. Lass es raus", murmelte ich, während ich ihm ganz automatisch beruhigend über den Rücken strich und ihn damit ermutigte, sich vor mir nicht zu verstellen und auch seine vermeintlich schwache Seite zuzulassen.

*

Hier sind wir wieder :) Es kommt also mal etwas Licht ins Dunkel, auch wenn ja noch genug offen ist, was Klärung bedarf ;)
Was denkt ihr passiert als Nächstes?
Lasst mir doch bitte ein kurzes Feedback & ein Vote hier!

Liebe Grüße 
Fabienne

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