15. Kapitel
Noch im Dämmerschlaf spürte ich, wie mich etwas im Nacken kitzelte und gleichzeitig sanft über die Oberarme strich. Eine heftige Gänsehaut überzog in Sekundenschnelle meinen gesamten Körper und obwohl sich meine Augenlider noch viel zu träge anfühlten, schlug ich meine Augen langsam blinzend auf. Mein Blick landete auf einem leicht geöffneten Fenster, welches nur dürftig durch weiße Vorhänge verdeckt war. Das wenige Sonnenlicht, welches durch dieses hineinfiel, blendete mich und ließ ein kräftiges Pochen und Ziehen in meinem Kopf all gegenwärtig werden. Verfluchte Kopfschmerzen. Ich hatte zwar keinen Kater, denn dafür wusste ich nur noch allzu gut, was ich gestern getan hatte, aber trotz allem fühlte ich mich doch ziemlich elend.
„Guten Morgen, Sonnenschein", brummte Dean noch mit etwas belegter Stimme an mein Ohr, als er bemerkt zu haben schien, dass ich nun ebenfalls wach war.
„Hey", erwiderte ich knapp und ignorierte das Süßholzraspeln, was er offensichtlich gerade betreiben wollte.
Das war nicht der Grund, wieso ich gestern mit ihm gegangen war. Ich hatte mich auf Dean eingelassen, weil ich diesen mir nur allzu bekannten Schmerz nicht mehr hatte fühlen wollen. Ich hatte gehofft, dass mir der Barkeeper mit den haselnussfarbenen Augen helfen könnte, auf andere Gedanken zu kommen. Für einen kurzen Augenblick hatte das auch funktioniert, aber schon jetzt brach die unbarmherzige Wahrheit über mich herein. Ich hatte angenommen, dass ich mit Dean nun genau das haben würde, was ich mit Ben gehabt hatte. Einen schlichten, unbedeutenden One-Night-Stand, aber es fühlte sich gänzlich anders an als das, was ich mit Benedict geteilt hatte. Es war wohl unverkennbar der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir eingestehen musste, dass ich Ben wohl nicht so leicht aus meinem Körper und Geist würde verbannen können, weil uns etwas ganz Besonderes miteinander verbunden hatte.
„Möchtest du Frühstück und einen Kaffee? Ich wollte mir auch gerade einen machen", fragte Dean beinahe liebevoll und küsste mich behutsam auf die Schläfe.
Ich verkrampfte mich immer mehr, als ich an die letzte Nacht zurückdachte und mir vor Augen führte, dass ich so etwas sonst niemals tun würde. Schamesröte stieg mir ins Gesicht und mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich für Ben längst vollends anders empfand, als ich es bei einem One-Night-Stand tun sollte. Zumal es sich bei mir und Ben viel mehr um einen Two-Night-Stand gehandelt hatte.
„Wie spät ist es?", fragte ich schläfrig, richtete mich etwas in Deans muskulösen Armen auf und rieb mir müde über die Stirn.
„Noch früh. Gerade mal sieben Uhr", erwiderte Dean und küsste mich schon wieder am Rücken, bis ich so ruckartig aufstand, dass er kurzerhand leicht nach vorne kippte und gerade so noch Halt fand, damit er nicht aus dem Bett fiel.
„Was?! Scheiße, ich komme zu spät zur Arbeit", fluchte ich und sah mich gleichzeitig hektisch in der mir fremden Wohnung um, um so schnell wie möglich meine Klamotten ausfindig zu machen.
„Gib mir mal dein Handy", sagte Dean, während ich gerade in meine Bluse schlüpfte und parallel versuchte, in meine Schuhe zu kommen.
„Wofür willst du denn mein Handy?", wollte ich irritiert wissen.
„Na, wegen deiner Nummer natürlich", erwiderte Dean lachend und zeigte dabei seine weißen, blitzenden Zähne.
Mechanisch griff ich in meine Handtasche, die ich gerade erst wieder gefunden hatte und zog mein Smartphone heraus. Ich war kein bisschen darüber verwundert, dass es nichts Neues von Benedict gab. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Dean auf dem Gerät herumtippte, sobald ich es entsperrt und ihm gereicht hatte. Währenddessen versuchte ich mühevoll meine widerspenstigen Haare irgendwie zumindest etwas in Form zu bekommen.
„So, bitte sehr", sagte Dean und gab mir das Handy zurück. „Möchtest du noch einen Kaffee für unterwegs?", bot er erneut an, stand auf und klaubte sich ebenfalls sein enganliegendes Shirt vom Boden, welches sich so perfekt an seine Bauchmuskeln schmiegte.
„Danke, aber ich habe wirklich keine Zeit mehr", gab ich kopfschüttelnd zurück und linste schon wieder auf die Uhr an meinem Handgelenk.
„Okay, schon gut. Wir hören voneinander, ja?", meinte Dean lächelnd und verstaute dabei seine Hände in den Hosentaschen seiner grauen Jeans.
In meinen Gedanken tauchte schlagartig ein Bild von Ben auf, wie er genauso noch vor wenigen Stunden vor mir gestanden hatte, doch ich schob es schnell wieder beiseite.
„Okay", murmelte ich einfach und nickte bestätigend, auch wenn ich selbst nicht wirklich wusste, ob ich ihn hier gerade anlog oder nicht.
„Danke für die tolle Nacht, Hannah", erklärte Dean überschwänglich, beugte sich nochmals etwas zu mir nach vorne und küsste mich ganz unschuldig auf die Wange.
Autsch. Auch dieser Satz kam mir so schmerzlich bekannt vor.
Wieder nickte ich mechanisch, zwang mich dazu ihn ein letztes Mal anzulächeln, drehte mich um und begab mich schleunigst auf die Flucht aus dieser fremden und kalten Wohnung mitten im Nirgendwo.
*
War ich überhaupt jemals zu spät zur Arbeit gekommen, seit ich hier arbeitete? Ich konnte mich zumindest in der aktuellen Hektik nicht mehr daran erinnern. Wie eine Wilde hetzte ich, sobald ich aus dem Zug gestiegen war, durch die U-Bahn Tunnel – und das alles auf meinen Pumps. Ich wäre liebend gerne nochmal zu mir nach Hause gefahren, um mich umzuziehen, aber dafür war schlichtweg keine Zeit mehr gewesen. Ich fühlte mich in den Klamotten von gestern ziemlich unwohl, doch es musste eben gehen. Völlig außer Atem und nun doch mit etwas schmerzenden Füßen, kam ich bei Frank an, der wie immer mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor dem Haupteingang stand und umgehend in meine Richtung blickte. Die Art, mit der er mich ansah, änderte sich schlagartig.
„Guten Morgen, Frank", hechelte ich und kam kurz zum Stehen, damit ich erstmal wieder zu Atem kommen konnte, damit es wenigstens nur bei unserem Portier blieb, vor dem ich mich blamierte – zumindest auf diese Art und Weise.
„Ich wünsche ebenfalls einen guten Morgen, Miss Adair", sagte Frank, aber ich hörte heraus, wie sein Verstand arbeitete. „Sie sind heute nicht pünktlich", bemerkte er etwas zeitversetzt und klang klar besorgt.
„Danke für diesen wundervollen Hinweis, Frank", zischte ich sofort, besann mich aber in der Sekunde eins Besseren und schüttelte verneinend mit dem Kopf. „Bitte entschuldige, Frank. Heute ist einfach nicht mein Tag."
„Viel mehr nicht ganz Ihre Woche, seit Mr. Cumberbatch abgereist ist, befürchte ich", meinte Frank, woraufhin ich ihn nur für einen Moment fassungslos anstarren konnte, ehe ich wieder richtige Worte formen konnte.
„Hattest du bisher deine Zunge verschluckt oder was ist heute los?", fragte ich stöhnend, war ihm aber nicht böse, lediglich erstaunt und auch etwas genervt, dass er sich ausgerechnet heute für sein Coming-Out rausgesucht hatte.
„Ich stelle lediglich fest, dass Sie sich seit der Abreise von Mr. Cumberbatch anders verhalten als sonst", erklärte sich Frank. „Außerdem habe ich Sie noch nie so fröhlich gesehen wie zu der Zeit, als besagter Schauspieler noch Gast bei uns war."
Ich lächelte traurig und sah eilig zu Boden, damit Frank nicht sehen konnte, wie recht er doch damit hatte. Des Weiteren wollte ich nicht, dass er in mein Verhalten irgendetwas hineininterpretierte. Das alles war mir immer noch unangenehm.
„Mr. Cumberbatch ist ein wirklich angenehmer Gast gewesen", antwortete ich ausweichend und machte dann Anstalten endlich nach drinnen zu kommen.
„Ich glaube, dass das in Ihrer Sprache so viel bedeutet wie, dass Sie ihn ziemlich gerne haben", erwiderte Frank postwendend und ich blieb noch einmal kurz stehen, ging dann aber doch wortlos weiter, obwohl ich mir sicher war, dass er genau wusste, dass ich ihn gehört hatte. Abstreiten konnte ich es bedauerlicherweise jedenfalls nicht.
„Hannah, da bist du ja!", stellte Liam erstaunt und erleichtert fest, sobald er den Blick von seinen Unterlagen hob und mich entdeckte. „Wir haben uns schon Sorge gemacht. Du bist nicht an dein Handy gegangen."
„Es geht mir gut, keine Sorge", witzelte ich und verdrehte übertrieben meine Augen, auch wenn mir gerade alles andere als zu Scherzen zu Mute war.
„Du trägst immer noch das gleiche wie gestern", bemerkte Sophia trocken, die nun neben Liam auftauchte und mich skeptisch musterte.
„Und das ist seit Neuestem ein Verbrechen?", konterte ich leicht gereizt, denn obwohl Sophia daraufhin nichts mehr erwiderte, sah ich ihr an, dass sie genau wusste, in welche Richtung der Grund dafür ging.
Genervt biss ich mir auf die Unterlippe, verkniff mir aber jeden weiteren Kommentar, doch so leicht wollte sie mich wohl nicht davonkommen lassen. Manchmal wünschte ich, sie wäre mehr wie Liam, der einfach wie zur Salzsäule erstarrt neben mir stand und immer wieder abwechselnd zu mir oder Sophia blickte.
„Irgendetwas an dir ist anders und ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit diesem mir unbekannten, protzigen Männerparfüm zu tun hat", schob meine Kollegin knallhart nach und verengte dabei ihre Augen zu Schlitzen, so als ob sie damit herausfinden konnte, um wen es sich dabei handelte. Dass es nicht Benedict sein konnte, war ihr wohl glasklar. Wieso sollte er auch schon wieder hier sein? Oder gleich gar nicht abgereist sein?
„Wir sind hier zum Arbeiten oder etwa nicht?", schoss ich giftig zurück und sah beiden für einen kurzen Moment fest in die Augen. Liams Blick wanderte umgehend wo anders hin. „Worauf wartet ihr also?"
„Ich... äh... mache mich dann mal auf den Weg nach Hause", kommentierte Liam meine Ansage kleinlaut und deute mit seinem Daumen blind hinter sich.
„Ja, du kannst gehen. Bis morgen, Liam", antwortete ich ihm und seufzte dann erschöpft, sobald er sich verabschiedet hatte und verschwunden war. Er verdiente meinen Zorn nicht. Sophia ebenso wenig.
„Willst du eine Aspirin?", tastete sich Sophia nach kurzer Stille wieder vorsichtig vorwärts. „Versteh mich nicht falsch, aber du siehst aus, als ob du eine gebrauchen könntest."
„Du bist ein Engel", murmelte ich, nachdem ich mir mit beiden Händen über meine angespannten Züge gefahren war.
*
Den Rest des Morgens hielt ich mich so weit es eben ging unter Kontrolle. Es veränderte sich nicht viel im Vergleich zum Vortag. Ich schaltete auf Autopilot und machte somit wie immer gewissenhaft meine Arbeit, aber meine Gedanken waren natürlich gänzlich wo anders. Heute teilten sie sich aber auf zwischen Ben und Dean. Dean hatte mir schon eine Stunde nachdem ich auf der Arbeit angekommen war eine Nachricht geschickt, die ich allerdings noch nicht beantwortet hatte. Ich konnte nicht. Und Ben? Von ihm gab es nach wie vor kein Lebenszeichen. Mittlerweile begann ich sogar schon anzufangen, völlig irrational zu denken, denn immer öfter ertappte ich mich dabei, wie ich darüber grübelte, ob er die Nachrichten vielleicht einfach doch nicht erhalten hatte oder möglicherweise sein Handy zu Bruch gegangen war. Langsam aber sicher wurde das Ganze unerträglich und das obwohl ich mir geschworen hatte, mir darüber nicht mehr weiter den Kopf zu zerbrechen und Benedict und alles was damit zu tun hatte einfach zu vergessen. Ja... einfach.
„Sophia, ich gehe mal nach oben und schaue, wie weit Doreen mit der Premier Suite ist", sagte ich, stand auf und steuerte bereits auf den Fahrstuhl zu, ohne auf eine Reaktion meiner Kollegin zu warten. Ich wusste genau, was sie dachte.
Die Suite war bereits wieder gebucht wurden, obwohl sie normalerweise nicht so häufig belegt war. Dieses Mal war es wie sonst auch üblich irgendein Politiker, über den ich noch etwas recherchieren musste, um in kein Fettnäpfchen zu treten. Politik war definitiv nicht mein Steckenpferd.
Ich hatte mich meiner Meinung nach gut auf diesen Moment vorbereitet und dennoch war all das wie weggewischt, als ich den ersten Schritt in das Hotelzimmer setzte. Alle Erinnerungen überfluteten meine Gedanken auf einmal. Benedict, wie er genau an dieser Stelle hier vor mir gestanden hatte. Wie er mir die Tür geöffnet und mich herzerweichend angelächelt hatte. Mir wurde heiß und kalt zugleich, als ich an die intensiveren, leidenschaftlicheren Momente zurückdachte und es kam mir vor, als ob eine Ewigkeit seitdem vergangen wäre. Ein schneller Blick nach links brachte mich doch tatsächlich dazu, kurz traurig aufzulachen. Die Vase, die bei einem unserer leidenschaftlicheren Momente in der Tat zu Bruch gegangen war, war durch eine exakt identische einfach ersetzt worden. Das musste Doreens Werk gewesen sein. Plötzlich wurde mir etwas schwindelig und ich stützte mich schnell etwas an der Wand ab, damit sich mein Kreislauf direkt wieder etwas sammeln konnte. Seufzend schloss ich für einen Moment meine Augen.
„Hannah, ist alles okay bei dir?", erklang Doreens Stimme, die mich wohl hatte eintreten hören.
„Ja, es geht schon...", sagte ich, auch wenn ich mich gerade gänzlich anders fühlte. Mir wurde verdammt flau im Magen und kleine Sterne tanzten vor meinem inneren Auge.
„Komm, setz dich erstmal für einen Moment", schlug Doreen besorgt vor, wobei ihre Stimme jetzt viel weiter weg klang und das obwohl sie unmittelbar neben mir stand, mich jetzt am Arm nahm und mich stützend zum Sofa geleitete. Jenes Sofa, auf dem ich mehrere Nächte geschlafen hatte. „Ich hole dir ein Glas Wasser", hörte ich Doreen noch sagen, doch ich registrierte gar nicht richtig, dass sie überhaupt aufgestanden war, als sie sich erneut zu mir setzte und ein Glas in meinem Blickfeld erschien. Mit zitternden Händen griff ich danach und nahm einen großen Schluck, ehe ich mich mit dem Rücken in die Polsterlehne einsinken ließ.
„Danke", murmelte ich nach einer Weile, sah Doreen dabei aber nicht an.
„Geht es dir schon wieder ein bisschen besser? Oder soll ich lieber..."
„Nein, ist schon gut. Mir geht es gut", beeilte ich mich zu sagen und schenkte ihr jetzt mein bestes Fake-Lächeln.
„Ich denke du solltest nach Hause gehen", bemerkte Doreen und sah mich streng von der Seite her an, nachdem ihre Besorgnis größtenteils verschwunden war. „Du sahst schon auf unserer Feier nicht so gut aus und jetzt bist du auch schon wieder ganz blass", bemerkte sie und legte parallel ihre Hand auf meine Stirn, wohl um festzustellen, ob ich Fieber hatte.
„Ich kann nicht, meine Schicht geht noch...", protestierte ich kopfschüttelnd und wollte aufspringen, doch Doreen zerrte mich am Handgelenk wieder zu sich auf das Sofa.
„Du gehst jetzt nach Hause, hörst du?", beharrte sie auf ihren Worten und sah mich durchdringend an, ehe sie seufzte und mir dann beruhigend über den Rücken strich. „Ich glaube wir alle wissen, wieso es dir in den letzten Tagen so schlecht geht."
Ich verkrampfte mich umgehend, sobald Doreen das gesagt hatte, kommentierte aber das von ihr Gesagte nicht – ebenso wie bei Frank am Morgen.
*
Letztendlich hatte ich eingesehen, dass Doreen recht hatte. Es ging mir heute nicht gut und auch diese vermaledeiten Kopfschmerzen wollten nicht so recht verschwinden. Ich wusste nicht, woher diese hundertachtzig Grad Wendung herkam, doch mir stand absolut nicht der Sinn nach Arbeit und das obwohl mein Leben sonst zu gut einhundert Prozent daraus bestand und es mich in keinster Weise störte. Zum ersten Mal seit Jahren war mir nicht danach zu arbeiten und ein Gedanke setzte sich in meinem Kopf fest, der mich dazu brachte, mich sofort nachdem ich nach unten gekommen war, bei Sophia abzumelden. Es gab kein Wort der Widerrede oder der Verwunderung. Ich wusste, dass es falsch war jetzt zu gehen, vor allem nachdem bald wieder ein sehr wichtiger Gast anreiste, aber gleichzeitig war ich mir sicher, dass Sophia und die anderen das schon regeln würden.
Ehe ich es mich versah, saß ich wieder in der U-Bahn, die zum Glück nicht mehr so voll war, wie an den ersten Tagen nach dem Schneechaos. Mittlerweile fing das weiße Nass sogar wieder an zu schmelzen und es war nicht mehr allzu viel davon übrig. Mir und meinem angeschlagenen Kreislauf kam das mehr als gelegen. Während der ganzen langen Fahrt hing ich meinen verworrenen und sich schier überschlagenden Gedanken nach. Ich wusste nicht, ob es eine weise Entscheidung gewesen war, wieder in die Bronx zu fahren, aber dennoch würde ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen.
Ohne die sich türmenden Schneemassen, sah diese Gegend nur noch unheimlicher aus und ich vermisste Benedict noch schmerzlicher an meiner Seite, als ohnehin schon. Natürlich kam ich auch an der Stelle vorbei, an der sich zwischen mir und Ben die Schneeballschlacht zugetragen und alles verändert hatte. Es kam mir so vor, als ob all das vor einer langen Zeit stattgefunden hatte, dabei war das gerade einmal ein paar Tage her. Ich sah alles bis ins kleinste Detail bildlich vor mir, doch als ich bemerkte, dass ich stehengeblieben war, riss ich mich hastig wieder von diesem Anblick los und ging weiter – ein trauriges, wissendes Lächeln im Gesicht.
Ich hatte den Weg zum Haupteingang von Next Generation ohne noch einmal nachsehen zu müssen gefunden, obwohl ich, als ich das erste Mal hier gewesen war, nicht richtig auf den Weg geachtet hatte. Normalerweise war ich was Orientierung betraf nicht sonderlich gut, aber ich hatte es geschafft. Eine Weile musterte ich nachdenklich das Schild mit der entsprechenden Aufschrift, holte ein letztes Mal tief Luft und trat dann aber ein.
Umgehend lag der mir schon vertraute Geruch in der Nase und der Geräuschpegel wurde zu einem gänzlich anderen. Jedes noch so kleine Detail erinnerte mich schmerzlich an Benedict. Der Drang danach, ihm eine weitere Nachricht zu schreiben oder ihn gar anzurufen überwältigte mich fast, doch ich zwang mich mit aller Kraft dazu, nicht nachzugeben. Es würde nichts an der Tatsache ändern, dass er anders empfand, als ich es tat und ich wollte nicht zu dieser Art von Frau werden, die anfing zu klammern. Vor allem nach – zumindest aus seiner Sicht – bedeutungslosem Sex. Der Gedanke daran tat immer noch so weh, wie schon lange nichts anderes mehr. Wenigstens hatte ich ihm aber eine Sache wohl zu verdanken: Ich war endlich wieder aus meinem Schneckenhaus gekrochen.
„Hannah? Was machst du denn hier?"
Zunächst hatte ich gar nicht registriert, dass ich schon eine ganze Weile wie eine Statue unmittelbar neben dem Eingang in die große Halle stand und mit leerem Blick in die Gegend starrte. Unverwandt sah ich Anna an, brachte aber noch kein Wort heraus. Ich vertraute mir nicht genug dafür.
„Das ist wirklich eine schöne Überraschung! Ist Benedict auch da?", fragte sie weiter, nachdem ich nicht reagiert hatte und sah breit lächelnd hinter mich, dann jedoch gleich wieder zu mir, nachdem sie hinter mir niemanden ausfindig machen konnte.
„Nein, er ist nicht hier. Er ist schon wieder in London", presste ich mühevoll hervor, nachdem ich mich so gut es ging gesammelt hatte und wieder einen tiefen Atemzug nahm, da ich merkte, wie mein Kopf erneut anfing zu schwirren. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, tatsächlich hierher zu kommen. „Ich weiß selbst nicht genau, wieso ich eigentlich hier bin... Ich denke ich... sollte besser wieder gehen."
„Ist alles in Ordnung, Hannah?", fragte Anna einfühlsam, nachdem es für einen kurzen Moment wieder still zwischen uns geworden war und sie wohl nicht vorhatte auf das von mir Ausgesprochene einzugehen.
Ich konnte nicht anders: Ich lachte traurig auf.
„Nein, ist es nicht. Ist das denn so offensichtlich?"
„Es steht dir über das ganze Gesicht geschrieben, befürchte ich", bestätigte Anna nur das, was ich unterschwellig schon befürchtet hatte. „Es geht um Ben, nicht wahr?"
Ich nickte knapp.
„Ich verstehe. Komm, am besten wir gehen erst einmal in mein Büro, ich mache uns einen schönen heißen Tee und dann sehen wir weiter, in Ordnung?", legte Anna mehr oder weniger fest und schob mich noch beim Sprechen sanft in die Richtung ihres Büros.
*
Auch in diesem Kapitel leider kein Ben, aber nachdem sich die Geschichte langsam auch schon wieder dem Ende nähert, wird sich das bald ändern ;)
An dieser Stelle noch eine persönliche Angelegenheit. Wie manche von euch wissen, arbeite ich vor allem momentan mit aller Kraft daraufhin, eins meiner Manuskripte, an dem mein Herz besonders hängt, bei einem Verlag unterzubringen. Die Chancen scheinen gut zu stehen und mir wurde empfohlen, mich mehr im Bereich Social-Media zu betätigen, nachdem das mehr oder weniger gefordert wird. Aus diesen Gründen habe ich mir sowohl einen Twitter (https://twitter.com/FabienneHerion), als auch einen Facebook (https://www.facebook.com/Fabienne-Herion-287599518747889/) Auftritt angelegt. Leider kann man bei Wattpad nicht direkt verlinken...
Es würde mir wahnsinnig viel bedeuten, wenn ihr mich auch darin unterstützen würdet, indem ihr die Seiten liked bzw. ihnen folgt und vielleicht auch Freunden davon erzählt. Ich danke euch von Herzen!
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