13. Kapitel
Ehe ich es mich versah, war Benedict überall und die von ihm mitgebrachten Blumen vergessen. Mit Sicherheit waren sie irgendwo auf dem Boden gelandet. Seine Küsse brannten wie Feuer auf meiner Haut und ich roch etwas Alkohol an seinem Atem. Ich stöhnte voller neu entflammter Leidenschaft in seine stürmischen Küsse hinein und bemerkte erst gar nicht, wie meine Finger sich selbstständig gemacht und parallel versuchten ihn auszuziehen. Gierig versuchte er an jede noch so kleine Hautpartie zu kommen, die er mühevoll freigelegt hatte und dabei alle Kleidungsstücke kreuz und quer in meinem Flur verteilt worden waren. Benedict packte mich an den Oberschenkel, hob mich daran hoch und legte sich diese um seine Hüften, ehe er mich schwungvoll mit dem Rücken an die Wand presste und mir aller Atem aus den Lungen entwich.
„Wo ist dein Schlafzimmer?", keuchte er zwischen Küssen, die er an meinem Ohr und Hals verteilte hervor.
„Zweite Tür links", hauchte ich und deutete nur grob in die entsprechende Richtung, aber Ben setzte sich umgehend in Bewegung.
Auf dem Weg dorthin fiel er ein paar Mal fast über noch herumstehende Umzugskartons, weil er seine Augen permanent geschlossen hielt und mich bis zur Besinnungslosigkeit küsste. Ich begann zu kichern und spürte, wie sich auch auf Bens Lippen ein Lächeln formte.
Ohne Umschweife legte er mich auf meinem Bett ab, beugte sich über mich und begann dann sich weiter meinen Körper hinabzuküssen. Ich erschauderte, während er dabei meine Brüste in seine großen Hände nahm und sinnlich knetete. Benedict war so voller Energie und Leidenschaft, dass es nur Sekunden dauerte, bis er mit seinen talentierten Lippen an seinem Ziel angekommen war. Ich nahm umgehend meine Hände aus seinem Haar und krallte mich in meinem Bettlaken fest. Ohne es richtig verhindern zu können, drang mir Benedicts Name in einem hitzigen Tonfall über die Lippen und ich merkte, wie ihn das nur noch mehr anspornte. In einem starken Moment versuchte ich, ihn wieder zu mir nach oben zu manövrieren, aber das ließ er nicht zu. Offenbar wollte er, dass es zunächst nur um mich ging – diesen Wunsch erfüllte ich ihm natürlich nur zu gerne.
Wir verschmolzen in einer Form der Ekstase, die ich so in meinem Lieben noch nie erlebt hatte und dennoch war es gänzlich anders, als am Tag zuvor. Sobald die erste Flut wieder abgeflaut war, ließ Ben es langsamer angehen. Er wurde ruhiger, geduldiger und nahm sich für alles deutlich mehr Zeit. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich die darauffolgende Atmosphäre fast schon als romantisch beschrieben – ich tat es lieber nicht.
Es dauerte etwas, bis wir beide wieder soweit zur Ruhe gekommen waren, dass unserer beider Atem nicht mehr stoßweise ging und der Schweiß auf unseren Körpern wieder etwas getrocknet war. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber es hätte mir auch nicht weniger gleichgültig sein können. Der Pizzabote war von uns beiden nicht gehört worden, was aber auch nicht schlimm war, denn meinen eigentlichen Hunger hatte ich schlichtweg vergessen. Ich spielte gerade mit dem Gedanken, doch gleich noch duschen zu gehen, doch als ich nochmals hinüber zu Benedict sah, bemerkte ich, dass er bereits eingeschlafen war.
Seine Züge waren völlig entspannt und sein Atem ging nun absolut gleichmäßig und ruhig, während sein Mund bereits leicht offenstand. Ich lächelte. Er sah so friedlich aus und doch war genau das Gegenteil der Fall. Ich hatte die Verzweiflung durch den Nebel der Lust gespürt und dennoch versuchte ich, mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen. Die Versuchung, ihm einfach durch das kurze, jetzt aber trotzdem zerzauste Haar zu fahren, überwältigte mich fast, aber ich hielt mich in der allerletzten Sekunde noch zurück. Schlussendlich schloss ich ebenfalls meine Augen und entschied mich dafür, es Ben einfach gleichzutun.
Als ich das nächste Mal aufwachte, spürte ich, wie mein Bett leicht wackelte. Zunächst blinzelte ich ein paar Mal verwirrt, starrte in das Halbdunkel an meiner Decke und rieb mir müde über die Augen, ehe all die Erinnerungen zurückkehrten. Ein schneller Seitenblick verriet mir, dass Benedict immer noch neben mir lag, doch etwas stimmte nicht. Er lag mit dem Rücken zu mir, doch er bewegte sich stark und ruckartig, wobei er immer wieder unverständliche Dinge murmelte. Oh nein, er hatte wieder einen Albtraum.
Wie auch schon beim letzten Mal überlegte ich nicht lange, legte mich wieder zu ihm und schmiegte mich mit meiner Brust an seinen nackten Rücken, ehe ich begann ihm vorsichtig über den Bauch zu streicheln und ihn sanft in den Nacken zu küssen, um ihn langsam aus seinem Traum zu holen.
Es dauerte nicht lange, bis ich spürte, wie er sich unter meinen einfühlsamen Berührungen verkrampfte. Dieser Umstand hielt jedoch nur wenige Augenblicke an, bis er schließlich schwer ausatmete, seine Hände von meinem Laken löste und Anstalten machte, sich aufzusetzen. Ich gab ihm umgehend den von ihm gewünschten Abstand und zog mich auf meine Seite des Bettes zurück.
Benedict schwang seine langen Beine über die Bettkante und sank dann etwas in sich zusammen. Es sah aus meiner Position so aus, als ob er sein Gesicht in seinen Händen vergraben würde.
„Ich sollte gehen", raunte er etwas gedämpft durch seine aktuelle Körperhaltung.
„Jetzt? Aber es ist mitten in der Nacht", erwiderte ich überrascht und nach einem schnellen Blick auf meinen Wecker auf dem Nachttisch.
„Es ist besser so", erklärte Ben verschlossen und war bereits aufgestanden, um seine Kleidung vom Boden zu suchen und überzustreifen.
„Du kannst mit mir darüber reden, wenn du möchtest", bot ich ihm an und hatte die Hoffnung, ihn so doch noch umstimmen zu können. Ich zog mir die Decke noch etwas fester um den nackten Oberkörper.
„Wir sehen uns morgen früh, Hannah", sagte er und überging mich und mein Angebot einfach. Einen Moment zögerte er noch, doch dann verschwand er einfach aus meinem Blickfeld, ohne sich noch ein einziges Mal mir zuzuwenden.
In den ersten Sekunden hörte ich nur das Rauschen meines eigenen Blutes in den Ohren und war wie erstarrt. Als ich endlich begriffen hatte, dass Ben tatsächlich drauf und dran war, einfach zu verschwinden, sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf, schnappte mir mein Oberteil von gestern und sprintete zu meiner Wohnungstür. Schwungvoll riss ich diese auf, hechtete zum Geländer, starrte gebannt nach unten und lauschte. Es war absolut totenstill und ich konnte nichts und niemanden sehen. Ben war bereits verschwunden.
*
Wieso war Ben überhaupt aufgetaucht? Woher hatte er überhaupt gewusst, wo ich wohnte? Und wieso war er bloß so überstürzt wieder aufgebrochen, nachdem es den Anschein gemacht hatte, dass er die Nacht mit mir verbringen würde? Er hatte sich mir schließlich schon einmal nach so einem Albtraum geöffnet und da hatten wir uns noch viel weniger innig gekannt als jetzt. Wieso war er plötzlich so verschlossen gewesen?
Diese und abertausende weitere Fragen geisterten mir für den Rest der Nacht durch den Kopf, bis ich es schließlich nicht mehr aushielt und mich dazu entschloss, einfach früher zur Arbeit zu gehen. Bei dem Gedanken daran, ihn deshalb bald wieder zu sehen, schnürte sich mein Hals merklich zu und ich bekam nur noch schwer Luft. Ich würde so gerne wissen, was ihn ihm letzte Nacht vorgegangen war, dass er so... kalt reagiert hatte. Mir war bewusst, dass wir nach wie vor nicht darüber gesprochen hatten, was das mit uns überhaupt bedeutete, aber dennoch. Ich dachte besser gar nicht erst darüber nach, ob Ben so etwas öfter tat.
An diesem Morgen war ich zugegebenermaßen nicht gerade froh drüber, dass Sophia mit mir zusammen Schicht hatte. Ich kannte sie mittlerweile lange genug, um zu wissen, dass sie mich löchern würde, worauf ich überhaupt keine Lust hatte. Mit Sicherheit wäre es gut gewesen, mit jemandem darüber zu sprechen, aber ich war einfach nicht in der Lage dazu. Nicht, bevor ich nicht selbst mit Benedict über all das gesprochen hatte.
„Hallo Hannah", begrüßte mich Sophia fröhlich. „Wie war dein kurzer Urlaub?"
„Ganz gut", erwiderte ich schlicht. „Ich hatte ja ewig keinen mehr."
„Ich weiß und dann auch noch, wenn ein bestimmter Brite so mit dir angebandelt hat", meinte Sophia und machte dabei eine offensichtlich zweideutige Bewegung mit ihren Augenbrauen. Ich schüttelte umgehend den Kopf und versteifte mich etwas.
„Bitte lass es, Sophia", flehte ich beinahe, während sich meine rechte Hand so fest um die Maus an meinem Computer krallte, dass sie schon etwas taub wurde. Glücklicherweise schien das meiner Kollegin nicht aufzufallen, denn sie redete unentwegt weiter.
„Okay, schon gut. Alles zu seiner Zeit", meinte sie kichernd, hörte aber nicht auf zu reden, obwohl Schweigen im Moment wirklich Gold wäre.
Sie hatte offenbar das Gefühl, mich über alles was in den letzten beiden Tagen passiert war in Kenntnis zu setzen – bis ins kleinste Detail. Es war unschwer zu erkennen, dass sie nicht wirklich mit der Tatsache klarkam, dass ich mir tatsächlich Mal Urlaub genommen hatte. So ganz hatte sie ja auch nicht unrecht, das war absolut untypisch für mich. An meinen letzten Urlaub konnte ich mich nicht einmal mehr richtig erinnern, so lange war dieser schon her. Das musste sogar gewesen sein, als ich noch nicht lange in dieser Stadt oder überhaupt diesem Land gelebt hatte. Ich wusste auch nicht mehr absolut sicher, ob Sophia damals überhaupt schon hier gearbeitet hatte. Wenn ja, dann waren wir auf jeden Fall noch nicht so eng gewesen, denn an ihren Nachholbedarf an Smalltalk könnte ich mich mit absoluter Sicherheit erinnern.
„Hast du mitbekommen, dass Jackson und Doreen endlich zusammen sind?", platzte es gerade aus ihr heraus, als ich mich beschäftigt tuend durch die letzten Buchungen unseres Hotels klickte, aber eigentlich überhaupt nichts in mich aufnehmen konnte.
„Wirklich? Das freut mich für die beiden", antwortete ich matt, obwohl mich das doch etwas hellhörig werden ließ.
Die beiden hatten so lange um sich selbst herumgetanzt, dass es die ganze Zeit über wie eine Art Running-Gag unter allen Angestellten gewesen war, vor allem Jackson damit aufzuziehen. Dass es wirklich jemanden gab, der ihn so zähmen konnte, war wirklich interessant. Wenn das aber jemand schaffen konnte, dann Doreen. Sie war verdammt zäh, aber auch unfassbar liebenswert. Ich mochte sie wirklich gerne. Anscheinend war momentan jeder in der Lage, sich einen passenden Partner zu suchen – bis auf mich.
„Hannah, du siehst so bedrückt aus", durchbrach Sophia meine Spirale des Selbstmitleids. Erst dann bemerkte ich, dass sie auf einmal doch aufgehört hatte zu sprechen.
Eilig räusperte ich mich und versuchte, das einfach abzutun. Es wurmte mich, dass es für sie so leicht war mich zu durchschauen.
„Ich sagte doch, ich will nicht..."
„Oh mein Gott! Es liegt daran, dass Mr. Cumberbatch heute abreist, nicht wahr?", fiel mir meine Kollegin hemmungslos ins Wort. Diese wenigen Worte reichten aus, um mir das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Fassungslos starrte ich sie an,
„Was?", presste ich dümmlich hervor, woraufhin sich Sophia betroffen kurz die Hand vor den Mund schlug.
„Er hat dir das nicht erzählt? Wart ihr gestern nicht noch zusammen unterwegs?"
„Sophia!", zischte ich und überraschte mich selbst gehörig damit, wie wütend ich gerade war.
„Schon gut, sorry", plapperte sie eilig. „Er kam wohl heute Nacht noch zu Emma und Liam und meinte, dass er heute gerne auschecken würde. Irgendetwas mit seinem Manager, meinte Emma. Ich dachte du wüsstest davon."
„Nein, ich...", begann ich plötzlich heiser, als natürlich prompt das typische Klingeln des Aufzugs erscholl und ich mich kurzerhand selbst unterbrach.
Ich schickte tausende Stoßgebete gen Himmel, dass das nicht Ben war, der nach Jackson nun folgen würde und dessen Koffer Joseph bereits zum Ausgang rollte. Es konnte doch einfach nicht... Doch, es war Benedict. Er war lässig mit einem grauen Pullover und seiner grünen Winterjacke gekleidet. Eine einfache, verwaschene Jeans und weiße Sneaker rundeten das ganze ab. Es war offensichtlich, dass er sich für den doch etwas längeren Rückflug mehr leger gekleidet hatte. Er sprach ein paar Sätze mit Jackson, schien dann aber mein Starren bemerkt zu haben.
Seine mir mittlerweile mehr als mir lieb war bekannten Augen fixierten die meinen. Mein Hals wurde schlagartig trocken, als sein Lächeln gegenüber Jackson einem deutlich ernsteren Ausdruck auf seinem Gesicht wich. Es dauerte mehrere weitere Augenblicke, bis er sich schließlich in Bewegung setzte und auf uns zu kam. Mit jedem Schritt den er tat, schlug mein Herz unbarmherzig schneller in meiner Brust und es wurde immer schwieriger für mich, noch richtig atmen zu können. Als er unmittelbar vor unserem Tresen zum Stehen kam, war er so nah, dass ich das Aftershave riechen konnte, was mir so vertraut in der Nase lag. Mein Hals begann immer mehr zu schmerzen, während ich versuchte, all die hochkochenden Emotionen, die aus dem Nichts hervortraten, unter Verschluss zu halten und nicht durchbrechen zu lassen.
„Miss Adair", hauchte Benedict und machte das Chaos in mir damit nur noch komplett.
Für ihn war all das also absolut klar getrennt. Das war wir gehabt hatten, war privat gewesen und jetzt war er wieder geschäftlich. Doch etwas in seinem Tonfall verriet mir, dass das auch für ihn nicht so spielerisch leicht war, wie er vorzugeben versuchte. Schauspieler hin oder her.
„Mr. Cumberbatch", gab ich fest zurück und richtete mich dabei krampfhaft kerzengerade auf. Diese Situation war die perfekte Inkarnation von unangenehm. „Sie wollen gerne auschecken?", fragte ich, auch wenn ich mir dummerweise selbst anhörte, dass die Enttäuschung und der Ärger darüber, dass er mir diese wichtige Information verschwiegen hatte, deutlich anzuhören war.
„Ja, so ist es. Mein Flieger geht schon bald", meinte Ben, ohne mit der Wimper zu zucken. Was zum Teufel hatte all das zu bedeuten?
Wieso hast du dich nicht von mir verabschiedet? Habe ich etwas falsch gemacht? Wieso behandelst du mich so? Hat dir all das wirklich so wenig bedeutet, dass du nicht einmal ein Wort darüber verlieren willst?
All das wollte ich ihn gerne fragen, doch stattdessen fragte ich nur: „Möchten Sie, dass ich den noch offenen Betrag von der bereits bei uns hinterlegten Kreditkarte abbuche oder soll ich ein anderes Zahlungsmittel verwenden?"
„Nein, bitte verwenden sie diese hier", antwortete Benedict und reichte mir eine goldene Karte, die ich, ohne ihn auch nur einmal kurz anzusehen, entgegennahm und mit so viel Kraft in die dafür vorgesehene Maschine haute, dass Sophia sich schon etwas verholen neben mir räusperte, aber das war mir sowas von egal. „Hier haben Sie die finale Rechnung, Sir", meinte ich weiter, sobald der Drucker diese ausgespuckt und er sie nur noch unterschreiben musste. Mit voller Absicht benutzte ich diese Art in anzusprechen, schließlich wusste ich, wie sehr er es hasste so genannt zu werden.
„Ich danke Ihnen", antwortete Benedict undefinierbar, nahm sich einen der Stifte, die an der Rezeption lagen und setzte sein Autogramm an die dafür vorgesehene Stelle.
Fassungslos beobachtete ich ihn dabei und fragte mich, ob er das nun tatsächlich durchziehen würde. Sobald er aufsah und mir das unterschriebene Formular zurückgeben wollte, sah ich eilig wieder nach unten. Das Letzte was ich wollte war, dass er mir den Schmerz über sein Verhalten auch noch so leicht aus den Augen ablesen konnte. Fieberhaft überlegte ich, was ich nun tun sollte. Wenn ich ihn jetzt einfach durch diese Tür gehen lassen würde, wäre all das, was zwischen uns passiert war, Geschichte. Es war vermutlich absolut töricht, aber ich war absolut unfähig zu denken. Eilig schnappte ich mir einen unauffälligen Klebezettel und einen Stift. Mit zitternden Händen notierte ich meine Nummer und schrieb daneben: Melde dich, wenn du gelandet bist. Bestimmt keine Glanzleistung, aber etwas Besseres fiel mir gerade nicht ein, außerdem musste ich zusehen, dass Sophia mein Tun nicht bemerkte.
Als Nächstes klebte ich die Haftnotiz auf die Ausführung der Rechnung, die er erhalten würde, faltete sie sorgfältig und schob sie in einen Umschlag. Schließlich reichte ich ihm diesen und sah dabei zum ersten Mal, seit er zu mir an den Tresen getreten war, wieder unmittelbar in diese unfassbaren Augen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und kämpfte massiv dagegen an, die Fassung zu verlieren und mich völlig vor ihm zu blamieren. Dieses Gefühl, sich derart vor jemandem zu verschließen, war mir noch viel zu bekannt.
„Vielen Dank, dass Sie sich für das Ritz-Carlton entschieden haben. Wir hoffen, dass Sie sich trotz der Umstände wohlgefühlt haben und würden uns freuen, Sie bald wieder als Gast hier begrüßen zu dürfen", spulte ich meine für so einen Fall üblichen Floskeln ab.
„Ich danke Ihnen", antwortete Ben, nahm den Umschlag und verstaute ihn in der Innentasche seiner Jacke.
Leider hatten sich unsere Finger bei dieser Übergabe nicht auch nur einen Hauch berührt. Ich würde gerade alles dafür geben, um mich angemessen von ihm zu verabschieden oder wenigstens dafür, noch einmal kurz mit ihm zu sprechen. Richtig zu sprechen.
Wieso tat er das bloß? Ob ich ihn jemals wiedersehen oder ob er mir überhaupt zurückschreiben würde?
„Auf Wiedersehen, Miss Adair", sagte er und nickte mir leicht zu, allerdings ohne zu lächeln. Wenn ich ihn doch nur besser lesen könnte, doch das war gerade absolut unmöglich.
„Auf Wiedersehen, Mr. Cumberbatch", erwiderte ich und tat es ihm gleich, ehe er sich umdrehte und einfach ging.
Benedict zögerte keine Sekunde. Kein weiteres Wort, kein Zeichen, nichts. Er drehte sich nicht einmal mehr um, bevor er in das gelbe Taxi stieg, welches bereits vor dem Hauptausgang auf ihn wartete und Frank schlussendlich die Tür hinter Ben schloss. Das Taxi setzte sich in Bewegung und verschwand nur wenige Sekunde später aus meinem Blickfeld.
Ich konnte es einfach nicht fassen. War das gerade wirklich genau so passiert? Benedict war einfach gefahren. Einfach so, ohne auch nur ein einziges Wort. Völlig entgeistert starrte ich immer noch auf die leere Stelle, an der gerade noch sein Taxi gestanden hatte.
„Hannah, du weinst ja! Was ist denn los?", sprach mich Sophia plötzlich aufgeregt an.
Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich den Kampf verloren hatte und die ersten Tränen sich klammheimlich über meine Wangen schlichen. Es war lange her, dass ich das letzte Mal geweint hatte. Irritiert hob ich mir die Hände an die Wangen und rieb die Tränen damit fort.
„Ich habe mit ihm geschlafen, Sophia", platzte es aus mir heraus, weil ich es einfach keine Sekunde länger für mich behalten konnte.
*
Bitte seid nicht auf mich oder Ben sauer! :D
Die Dramaqueen schlägt jetzt wieder zu^^
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