12. Kapitel
Ich hatte mich noch nie so fremd und einsam in meiner eigenen Wohnung gefühlt, wie in dem Moment, in dem ich endlich, nach vielen Tagen der Abwesenheit, die Haustür hinter mir schloss und unsägliche Stille mich umfing. Planlos stand ich im Flur und rührte mich keinen Zentimeter, bis ich mich schlussendlich losriss und daran machte, die Heizung ordentlich hochzudrehen. Es war eisig kalt hier drin.
Ich hatte nichts mehr im Kühlschrank, was nach all der Zeit noch essbar gewesen wäre, also bestellte ich mir ohne lange zu überlegen eine Pizza. Den Rest des Abends kuschelte ich mich bewaffnet mit meinem Laptop ins Bett und schaute irgendeine Serie, bei der ich aber schon nach wenigen Minuten nicht mehr aufpasste. Ich konnte einfach nicht aufhören an Ben zu denken. Es war zwar schön, wieder hier in meinem eigenen Bett zu liegen und nicht mehr auf einer Schlafcouch nächtigen zu müssen, aber ich vermisste Benedicts Gesellschaft. Denn daran, nicht mehr alleine zu sein, gewöhnte man sich schnell, aber daran wieder alleine zu sein, leider umso schwerer. Wo sollte das alles nur hinführen?
Ich musste wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war mein Laptop immer noch aufgeklappt und spielte munter weiter meine Serie. Ein Wunder, dass ich dabei so fest geschlafen hatte, auch wenn die Lautstärke stark reduziert gewesen war. Glücklicherweise war es jedoch noch früh am Morgen und ich hatte noch etwas Zeit. Ich war wirklich froh darüber, dass ich Sophia bereits vor unserem Ausflug in die Bronx am Vortag darum gebeten hatte, mir noch einen weiteren freien Tag zu ermöglichen. So fertig war ich lange nicht gewesen und daran hatte auch der restliche Tag gestern nichts geändert, obwohl ein Abend vor dem Laptop für mich äußerst selten und normalerweise entspannend war.
Auch an diesem neuen Morgen waren die U-Bahnen immer noch etwas verspätet und übermäßig voll, was natürlich sofort die Erinnerungen an die Fahrt mit Benedict hervorrief, die ich umgehend versuchte zu verscheuchen.
Benedict wartete bereits am Eingang unseres Hotels auf mich und unterhielt sich gerade mit Frank. Worüber sie wohl sprachen? So, als ob Ben meine Anwesenheit gespürt hatte, als ich gerade die Straßenseite wechselte, drehte er sich prompt zu mir um. Ich bildete mir ein, einen Anflug von Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen, ehe ein erkennendes Lächeln auf seine Lippen wanderte – trotz des Anlasses unseres Treffens. Mir stockte fast der Atem, als ich seine Aufmachung von vorne sah. In seinem schwarzen Anzug, der mitternachtsblauen Krawatte und dem blütenweißen Hemd inklusive Einstecktuch, sah er einfach verboten gut aus. Bei ihm sah all das so einfach und locker aus, wie er schlicht mit den Händen in den Hosentaschen vergraben vor mir stand. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, weiter zu laufen.
„Hannah, da bist du ja", begrüßte mich Ben erleichtert und nahm mich ohne jegliche Vorwarnung in den Arm, was mich doch ziemlich überrumpelte. „Du warst gestern einfach weg. Was war denn los?", wollte er sofort von mir wissen und klang dabei sogar etwas besorgt.
Eilig sah ich weg, sobald er mich wieder losgelassen hatte. Ben hatte mich demnach also wirklich nicht gehört. Wem machte ich hier eigentlich etwas vor? Natürlich hatte er das nicht.
„Ich... Es tut mir leid, es gab einen Notfall", antwortete ich mehr als dümmlich und gab mir innerlich postwendend eine Ohrfeige für meine Kreativität.
Bens Blick nach zu urteilen kaufte er mir das selbstverständlich nicht ab, allerdings sagte er nichts, wofür ich ihm sehr verbunden war. So etwas wollte ich auch in der Anwesenheit von Frank definitiv nicht weiter ausführen, denn mich konnte er nicht täuschen. Ich wusste genau, dass dieser Mann, obwohl er schon alt war, immer noch hören konnte wie ein Luchs und so sehr ich ihn auch mochte: Dieses Gespräch ging ihn überhaupt nichts an.
„Du siehst gut aus, auch wenn es bestimmt schönere Farben an dir gibt", meinte Ben, als er wieder etwas von mir zurücktrat und mich von oben bis unten musterte. „Trotzdem muss ich dich das fragen... Frierst du denn nicht in dieser Aufmachung?"
Ich hatte mich wegen des Anlasses für mein schwarzes, knielanges Kleid und gleichfarbige Pumps entschieden. Das Kleid hatte ich vor etwas mehr als einem Jahr bereits schon einmal auf einer Beerdigung getragen, als ein Angestellter, den ich aber kaum gekannt hatte, bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Ich trug zwar ein leichtes Jäckchen darüber, aber dennoch war mir natürlich ziemlich kalt und das jetzt schon. Ich hatte mich allerdings dennoch bewusst dafür entschieden, weil mein Kleiderschrank nichts anderes meines Ermessens nach Passendes hergegeben hatte und ich mich gleichzeitig dem Anlass entsprechend hatte kleiden wollen.
„Es geht schon", entgegnete ich flunkernd und ignorierte schlichtweg sein Kompliment, auch wenn ich wusste, dass Ben die Gänsehaut auf meinen unbedeckten Unterarmen mit Sicherheit längst gesehen hatte.
„Danke nochmal, dass du überhaupt mitkommst", bekräftigte Ben erneut, sobald Frank ein Taxi herbeigerufen und ich mit dem Briten im Innern saß.
„Kein Problem", erwiderte ich schlicht und beobachtete, wie die Straßen an uns vorbeizogen, sobald der Taxifahrer Gas gab.
Ich hatte meine Hände in meinem Schoß zusammengefaltet und kaute doch etwas unbehaglich auf der Innenseite meiner Wange herum – mir der Präsenz des Mannes neben mir mehr als bewusst. Ich ignorierte ihn, so gut ich nur konnte, bis er einfach seine große Hand über die meinen legte und sachte darüberstrich. Sofort schnellte mein Blick in seine Richtung. Benedict sah jedoch nicht zu mir, sondern wie ich bis eben auch noch nach draußen. Ich hätte ihn gerne nochmal auf den gestrigen Tag angesprochen, doch ich traute es mich nicht. Vielleicht, weil ich nicht hören wollte, was er dazu zu sagen hatte.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis wir an der St. Patricks Cathedral ankamen, die sehr nah am Hotel und somit immer noch in Manhattan lag. Bei einem anderen Anlass und besseren Temperaturen, hätten wir diese Strecke durchaus auch einfach laufen können. Meine Hand fühlte sich an wie ein Eisklotz, sobald Ben sie wieder losließ, ausstieg und mir umgehend auffordernd die Hand entgegenhielt, damit ich besser aussteigen konnte. Sobald ich wieder an die frische Luft getreten war, ging es mir sofort wieder besser. Ben behielt seine Hände wieder bei sich, als wir auf den pompösen Eingang der Kirche zusteuerten, die von hohen, komplett verglasten Hochhäusern eingerahmt war.
Einige Leute warteten bereits davor und ich fragte mich, wie viele Menschen an der offiziellen Beerdigung von Benedicts Freund teilnehmen würden, denn obwohl ich ihn nicht gekannt hatte, schien er eine sehr beliebte und liebenswerte Person gewesen zu sein, wenn man sich für diese große Örtlichkeit entschieden hatte. Plötzlich etwas scheu, schaute ich mich etwas um und begutachtete die Gesichter der Menschen, die ein Meer aus grau und schwarz bildeten. Niemand kam mir auf den ersten Blick bekannt vor, als ich Benedict weiter auf den Eingang zusteuern sah. Er hatte jedoch insofern recht behalten, dass ich keinen einzigen Pressevertreter sehen konnte.
„Ben", sagte jemand ruhig, aber mit fester Stimme hinter uns, als Ben und ich gerade die Stufen nach oben gehen wollten, nachdem er wohl auch entweder niemand hier kannte oder nicht in bester Laune war, um sich zu unterhalten.
Selbst aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich der Mann neben mir umgehend verkrampfte, jedoch dann zu der rauen Stimme umdrehte. Ich tat es ihm gleich und blickte dann in das Gesicht eines Mannes, der vom Alter her durchaus Benedicts Vater hätte sein können.
„Hallo Hank", entgegnete Benedict leise, rührte sich aber nicht, als sich beide fest ansahen und meine Augen groß wurden. Das war also Jeffs Vater.
Ich war sofort mindestens genauso angespannt wie Ben selbst und hielt die Luft an. Nach dem, was Benedict mir erzählt hatte, war das letzte Gespräch zwischen den beiden nicht gerade positiv verlaufen und ich hoffte innständig, dass Hank ihm keine Vorwürfe machen würde. Nicht heute. Generell einfach nicht. Das hatte er nicht verdient und das sollte Jeffs Vater auch wissen. So etwas war nie die alleinige Schuld eines Einzelnen.
Für einige quälend lange Sekunden befürchtete ich, dass Hank Benedict tatsächlich weitere Vorwürfe machen würde oder diese überhaupt das erste Mal richtig verbalisieren würde, doch dann riss sich der ergraute Mann endlich aus dieser Starre, machte einen großen Schritt nach vorne und zog Ben ohne jegliche Umschweife an seine Brust. Benedict erwiderte die Umarmung sofort und ich sah die Last, die in diesem Moment sofort von seinen Schultern abzufallen schien.
„Es tut mir leid, Ben", sagte Hank mit brüchiger Stimme. Offenbar kämpfte er um Fassung.
Es brach mir das Herz, auch wenn ich Hank nicht kannte, aber ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie es sich für einen Vater anfühlen musste, auf die Beerdigung seines eigenes Kindes gehen zu müssen. Es sei denn natürlich, es wäre mein Vater. Dem wäre das mit Sicherheit völlig gleichgültig.
„Du weißt, dass du keine Schuld an dem trägst, was passiert ist. Und wenn, dann bin ich genauso schuldig, wie du. Schließlich war er mein Sohn und ich kannte ihn wohl am besten", meinte Hank, nachdem er sich langsam wieder aus der Umarmung gelöst und mit schon jetzt etwas feuchten Augen Benedicts Blick suchte, welcher leicht nickte. Vielleicht half ihm die von Hank erteilte Absolution dabei zu verstehen, dass dieser ganze angestaute Selbsthass absolut keine Lösung war und das Ganze eher noch schlimmer machte.
„Er fehlt mir, Hank", murmelte Benedict sanft, nachdem sich die beiden Männer einen kurzen Moment einfach nur stumm angesehen hatten.
„Ich weiß, Ben. Mir auch. Mir doch auch", erwiderte Hank und legte Ben dann nochmals kurz die Hand auf die Schulter, ehe er sich räusperte und zum ersten Mal an mich wendete. „Guten Morgen, ich bin Hank, Jeffs Vater", stellte er sich mir nochmals höflich vor und streckte mir seine Hand entgegen.
„Ich bin Hannah, eine... Freundin von Ben. Mein herzliches Beileid", erwiderte ich, während ich seine dargebotene Hand ergriff und kurz drückte. „Ich kannte Ihren Sohn zwar nicht, aber von dem, was ich von ihm gehört habe, war er ein bemerkenswerter Mann", sagte ich und lächelte Hank schwach an, welcher abwesend nickte.
„Ja, das war er", pflichtete er mir bei und räusperte sich erneut. „Danke, dass Sie Ben heute begleiten. Es ist ein schwerer Tag für uns."
„Aber natürlich."
„Kommt, lasst uns nach drinnen gehen. Es wird so langsam sehr eisig hier draußen und ich möchte noch einige andere Gäste begrüßen, bevor die Zeremonie beginnt", erklärte Jeffs Vater müde, woraufhin wir ihm ohne ein weiteres Wort in das Innere der prunkvollen Kirche folgten.
*
Ich saß neben Benedict und seinem Vater in der ersten Reihe. Die Kirche war fast vollständig gefüllt und die Zeremonie mit den vielen Reden war so anrührend, dass ich, obwohl ich Jeff leider nicht persönlich gekannt hatte, schnell selbst feuchte Augen bekam. Als Ben seine Rede hielt, war es endgültig um mich geschehen. Er erzählte Anekdoten über ihre gemeinsame Kindheit, ihre Studienzeit und von den ersten Anfängen im Thema Frauen, was einige Anwesenden sogar kurz zum Lachen brachte, inklusive ihm selbst, auch wenn er den Tränen sehr nahe war. Es musste ihn wohl alle Kraft kosten, damit er diese emotionale Schwelle nicht übertrat. Vielleicht wollte er auch einfach nicht, dass Hank ihn so sah, obwohl sie einen meiner Meinung nach durchaus vergleichbaren Schmerz verspürten.
Als wir in die schwarzen Limousinen stiegen, die den Leichenwagen begleiteten, in dem der Sarg von Jeff zum Friedhof transportiert wurde, war ich es, die nach Bens Hand griff, um ihm zumindest etwas Halt zu geben. Auch nachdem wir ausgestiegen waren, griff ich erneut danach, woraufhin er unsere Hände umgehend fest miteinander verschmelzen ließ. Ben schien dankbar für diese Geste zu sein.
Ich ließ nicht mehr von ab. Auch dann nicht, als er an der Reihe war, symbolisch etwas Erde über Jeffs in die Erde hinabgesenkten Sarg zu verteilen. Mittlerweile waren einige Beerdigungsgäste schon wieder am Gehen, nachdem sie Hank, der etwas neben uns stand, nochmals ihr aufrichtiges Beileid ausgesprochen hatten. Benedict umklammerte immer stärker meine Hand, während wir eng nebeneinander standen und beide auf den Sarg blickten, der von den Friedhofsmitarbeitern bereits weiter mit Erde bedeckt wurde.
„Leb wohl, mein Freund", hauchte Ben mit brüchiger Stimme und es klang stark danach, dass er nicht mehr lange würde an sich halten können.
Um ihm zu zeigen, dass es absolut okay war, in so einer Situation loszulassen, nahm ich ihn kurzerhand einfach in den Arm und legte meinen Kopf seitlich an seine Brust. Sein Herz hämmerte stark in seiner Brust, doch ich hörte, wie er umgehend die angehaltene Luft ausstieß, sobald ich in Berührung mit ihm kam und sein gesamter Körper leicht begann zu beben, als er sich an meinem Rücken festklammerte. Ich war mir nicht sicher, ob er angefangen hatte zu weinen, doch ich wusste, dass er diese Nähe dringend brauchte, also gab ich ihm genau das.
*
Der Weg zurück zur Limousine war still und leise von Statten gegangen. Wir hatten uns kurz von Hank verabschiedet, der ebenso mitgenommen wie Benedict wirkte. Beide schienen eine stille Übereinkunft darüber getroffen zu haben, dass sie sich bald schon wiedersehen würden, wenn der Schmerz zumindest schon etwas abgeklungen war. Jeder ging seinen eigenen Weg und auch wenn ich mich fragte, ob Benedict gerade wirklich in der Stimmung war, um Gesellschaft zu haben, folgte ich ihm, als er nicht wie alle anderen zurück zu den wartenden Limousinen ging, sondern begann, das Gelände des Friedhofs entlangzugehen. Es war immer noch eisig kalt und links und rechts von dem einfachen Kiesweg thronten immer noch kleinere Schneeberge. Ich lief wieder etwas hinter Ben und rieb mir fröstelnd über die Oberarme, während Benedict diese Kälte mal wieder nicht im Geringsten zu interessieren schien.
„Ich kann dein Zähneklappern bis hierher hören", sagte der Mann vor mir da plötzlich und zog sich noch während er das sagte sein schwarzes Sakko aus und trat hinter mich, um mir dieses federleicht über die Schultern zu legen.
„Und dir ist immer noch nicht kalt wie ich sehe", erwiderte ich, da es für mich das Leichteste war, um nicht in Verlegenheit zu geraten.
Ben zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und verstaute seine Hände wieder in den Hosentaschen. Ich wusste, dass es nicht der richtige Moment war, um darüber nachzudenken, aber nachdem Ben nach der Verabschiedung von Hank seinen Krawattenknoten etwas gelöst hatte und obenrum nur noch sein Hemd trug, zeichneten sich darunter für mich nun noch deutlich besser zu sehen seine Muskeln ab.
Kaum dass Benedict sich wieder umgedreht und zum Weitergehen bekannt hatte, zog ich mir das himmlisch herb nach ihm duftende Sakko noch enger um meinen ausgekühlten Körper und folgte ihm zielstrebig. Ich wusste nicht, ob er über das was sich in den letzten Stunden ereignet hatte reden wollte, also schwieg ich auch weiterhin.
Wir waren bestimmt schon eine volle Stunde unterwegs, hatten immer noch nicht miteinander gesprochen und ich spürte meine Zehen bereits nicht mehr, als Ben schließlich etwas an den Rand der Straße trat und den Arm ausstreckte. Es dauerte nicht lange, bis eines der gelben Taxis ihn sah und umgehend ranfuhr. Nachdem Benedict kurz das Wort an den Fahrer gerichtet und diesem ein paar Scheine entgegengestreckt hatte, kam er wieder zurück zu mir.
„Hannah, dieses Taxi fährt dich hin, wo auch immer du möchtest. Es spielt keine Rolle, ich habe ihn bereits großzügig bezahlt", begann er.
„Das wäre nicht nötig gewesen, Ben", erwiderte ich wahrheitsgemäß, doch er schüttelte nur seinen Kopf, ehe sich ein ganz schwaches Lächeln auf seine Lippen schlich, welches ich insbesondere heute schon schmerzlich vermisst hatte.
„Okay, also gut", gab ich mich schnell geschlagen. „Und du? Fährst du noch nicht zurück zum Hotel?"
„Nein, noch nicht", sagte er. „Bitte versteh mich nicht falsch, aber ich möchte noch etwas alleine sein."
„Alles in Ordnung, Benedict", antwortete ich wahrheitsgemäß und lächelte. „Wenn du aber noch weiterhin hier draußen unterwegs bist, gebe ich dir lieber Mal dein Sakko zurück", sagte ich weiter, entledigte mich des Kleidungsstücks und reichte es ihm. Als Ben es wieder an sich nahm, berührten sich unsere Finger für den Bruchteil einer Sekunde und ein angenehmes Kribbeln ging durch meinen Körper. „Okay, also dann... sehen wir uns morgen wieder im Hotel", fuhr ich fort und hoffte darauf, dass das nun nicht seltsam werden würde, doch als Ben mir eine der hinteren Türen öffnete und mich wie immer höflich einsteigen ließ, wurde sein Lächeln schon wieder stärker.
„Bis morgen, Han."
*
Im Fernsehen lief mal wieder nur Schrott, aber ich hatte an diesem Abend auch keine Lust auf meine Serie, bei der ich ohnehin schon längst nicht mehr wusste, was in den letzten paar Episoden überhaupt passiert war. Ich war auf direktem Weg nach Hause gefahren und hatte mich dann vollkommen erledigt auf mein Sofa geschmissen und seitdem kaum bewegt. Ich hatte viel über den emotionalen Tag nachgedacht und natürlich auch darüber, wie Ben sich mir heute gegenüber verhalten hatte. Nach den Ereignissen vom Vortag, war alles einfach nur noch ein riesiges Durcheinander, aber gleichzeitig versuchte ich, mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, denn schließlich war das heute ein sehr schwieriger Tag für Benedict gewesen.
Ich war überrascht, als es plötzlich an der Tür klingelte, denn eigentlich rechnete ich erst in circa zwanzig Minuten mit dem Pizzaboten. Ja, auch heute gab es wieder Pizza, da ich mich nicht zu etwas anderem hatte aufraffen können.
„Oberster Stock", sprach ich in die Gegensprechanlage und betätigte dann ohne eine Antwort abzuwarten den Türöffner. Ich öffnete bereits die Tür und verschwand dann nochmal kurz im Wohnzimmer, um mein letztes Bargeld zusammenzukratzen. „Ich komme gleich", rief ich noch beim Raussuchen, als ich bereits schwere Schritte nach oben kommen hören konnte.
„Hi, ich hoffe Sie können wechseln, denn ich habe nur...", begann ich gerade, bis ich um die Ecke bog und erstarrte, als in meiner Tür nicht der wie von mir erwartete Pizzabote, sondern Benedict stand.
Sprachlos starrte ich erst ihn, in seiner unveränderten Aufmachung, und dann das was er in seinen Händen bei sich hatte an. Einen schon etwas verwelkten Blumenstrauß, der lieblos in eine leicht dreckige Plastikfolie eingewickelt war.
„Ich weiß, das hat wenig Stil, aber ich habe auf dem Weg hierher nur noch eine Tankstelle gesehen und... Naja, was soll ich sagen? Ich habe es versucht", gestand Ben frei heraus und sah dabei richtig unbeholfen aus, wie er dort in meinem Türrahmen stand und mich mit diesem Blick ansah, der mich auf der Stelle schmelzen ließ.
„Ben, was tust du denn hier?", hauchte ich, sobald ich mich wieder dazu in der Lage sah und beobachtete, wie Benedict daraufhin ohne weitere Worte in meinen Wohnungsflur trat und leise, ohne den Blick von mir abzuwenden, die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
*
Was wird Ben wohl bei Hannah wollen? ;)
Ich hoffe wirklich, dass ihr starke Nerven habt^^
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