11. Kapitel
Ben hielt wie von mir auch erwartet Wort und kam bereits nach zwanzig Minuten in schnellen, langen Schritten wieder auf mich zu. Er fiel mit seiner beachtlichen Körpergröße und seiner Aufmachung hier drinnen definitiv auf und war nicht zu übersehen. Ich hatte mich zwischenzeitlich wieder unter Kontrolle gebracht, hatte mich zwar wie ich ihm auch versprochen hatte nicht von der Stelle bewegt, aber dennoch weiter umgesehen. Trotz allem wollte ich aber definitiv wieder zurück ins Hotel, damit ich mich nicht noch weiter vor Benedict blamieren konnte, auch wenn ich gerne noch viel mehr über diesen Ort erfahren hätte. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
„Okay, wir können los", sagte Ben, sobald er bei mir angekommen war, legte mir ganz selbstverständlich seine Hand federleicht auf den unteren Rücken und bedeutete mir damit, zum Ausgang zu gehen.
Bis wir das alte Gebäude verlassen hatten, ließ er nicht von mir ab. Erst nachdem uns die eiskalte Luft wieder unbarmherzig in die Kleidung fuhr, nahm er wieder etwas Abstand zu mir und musterte mich eindringlich, ehe er erneut das Wort an mich richtete.
„Geht es dir gut?", fragte er und legte dabei leicht den Kopf schräg, so als ob er damit rechnete, dass ich ihm sowieso nicht die Wahrheit sagen würden. Ben wirkte mehr als skeptisch.
„Ja", erwiderte ich knapp und versteifte mich umgehend, denn ich war in der Tat nicht gewillt, diesen Vorfall weiter auszudehnen oder über den Ursprung des Problems zu reden.
Nachdem Ben mich nur weiterhin nachdenklich ansah, setzte ich mich einfach wieder in Bewegung, damit ich dieser unangenehmen, drückenden Stimmung in der Luft aus dem Weg gehen konnte. Ich erinnerte mich einigermaßen an den Weg, den wir auch schon hergekommen waren. Nicht nur unter meinen Schuhen knirschte der Schnee, der die Straßen auch hier immer noch ziemlich stark bedeckte. Ich hörte, wie sich die Schritte unweit hinter mir – Bens Schritte – immer weiter entfernten, bis ich sie gar nicht mehr hören konnte. Nun doch etwas verunsichert, blieb ich stehen und sah mich stirnrunzelnd nach dem Mann um. Ich konnte nur noch sehen, wie ein weißes etwas auf mich zuflog und mich nur knapp unterhalb des Halses traf.
„Oh, verdammt. Tut mir leid", gestand Benedict, der mitten in der Bewegung – bereits mit neuem Schnee in den Händen – erstarrte, aber trotzdem sein Lachen offensichtlich nur schwer unterdrücken konnte. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich in dem Moment zu mir umdrehst."
Ich sagte immer noch kein Wort, sondern starrte ihn nur verwirrt blinzelnd an. So heftig erschrocken hatte ich mich schon lange nicht mehr.
„Han? Hannah?", fragte Benedict besorgt, schluckte schwer und ließ schließlich den Schnee fallen, um ein paar Schritte näher zu kommen. „Sorry, ich dachte eine Schneeballschlacht würde deine Stimmung wieder etwas heben, aber ich habe zu kindisch gedacht oder? Es tut mir leid", entschuldigte sich Ben zum wiederholten Male und sah in diesem Augenblick so aus wie ein kleiner, verspielter Hund mit großen Glubschaugen, dem man gerade sein neues Spielzeug weggenommen hatte.
Er hatte also versuchen wollen, mich aufzuheitern? Dieser Mann. Es dauerte einen kurzen Moment, doch dann beschloss ich auf sein Spiel einzugehen, denn so absurd es mir auch zu erscheinen schien: Das würde definitiv die unangenehme Stille zwischen uns vertreiben und ich hatte eigentlich keine Lust den Tag mit Ben so ausklingen zu lassen. Mit aller Kraft verkniff ich mir ein breites Grinsen.
„So? Eine Schneeballschlacht also, hm?", fragte ich gespielt unbedarft. „Gut, kannst du haben!", rief ich laut, ging dann umgehend in die Hocken und schnappte mir so viel Schnee, wie ich nur in die Finger bekommen konnte.
Noch ehe Benedict richtig verstand, was ich gerade gesagt hatte, hatte ich auch schon meinen ersten Schneeball auf ihn abgefeuert, der ihn an der linken Schulter traf und in tausend Teilen an ihm abperlte. Ich begann fast schon hysterisch zu lachen, ging sofort wieder in die Hocke, um noch mehr Schnee zu fassen zu bekommen und sah mich gleichzeitig bereits nach einer guten Deckung um. Es war mir klar, dass wir uns hier gerade wie Kleinkinder verhielten, aber so etwas Verrücktes hatte ich lange nicht getan und es reizte mich. Ich hatte das Gefühl, dass Benedict genau der Richtige für solche Spielchen war und dabei hatte ich aus welchen Gründen auch immer nicht die Sorge, dass es peinlich werden könnte.
Auch auf Benedicts Gesicht wich die Sorge um mich jetzt schlagartig einem fast schon diabolischen Ausdruck, als er sich ebenfalls nach unten beugte und weiteren Schnee aufhob und zu einem großen Ball formte. In den nächsten Minuten flogen wie verrückt Schneebälle durch die Gegend, die mich leider immer öfter trafen, als ihn, doch es machte trotzdem einen riesigen Spaß und mir tat schon vor lauter Lachen der Bauch weh. Ben war einfach schneller und ließ mir kaum genug Zeit, um neuen Schnee zu sammeln und zu einem Ball zu formen. Einige Passanten, die bei uns vorbeikamen, gingen sofort in Deckung und beäugten uns kritisch, doch das war mir und auch Benedict in dieser Sekunde vollkommen egal.
Es dauerte nicht lange und Ben hatte mich auf meiner Flucht – denn ich hatte mir die klare Niederlage gegen ihn schnell eingestanden – eingekesselt und passte mich so ruckartig hinter einem Baum ab, dass ich mit voller Wucht gegen seine Brust knallte. Benedict begann leicht zu taumeln und schlang seine Arme um mich, fand aber Halt an dem dicken Baumstamm des Ahornbaumes, lehnte sich mit dem Rücken daran und drehte mich schließlich zu sich herum. Wir lachten beide, obwohl wir komplett außer Atem waren und sahen uns dabei tief in die Augen.
Wir waren uns so nahe, dass ich seinen stark beschleunigten Herzschlag selbst durch seine leicht geöffnete Winterjacke noch spüren konnte und er hielt mich immer noch fest in seinen starken Armen. Erst nach einigen kräftigen Herzschlägen begriff ich, in welch eigentlich verfänglichen Situation wir uns hier befanden, doch wieder verriet mein Herz meinen Verstand, indem es diesem eintrichterte, dass daran überhaupt nichts Verwerfliches war. Ehe ich einen anderen Gedanken formen konnte, verstummten wir beide und ich sah eine plötzliche Entschlossenheit in Bens Augen, der sich unserer unglaublichen Nähe ebenfalls mehr als bewusst zu sein schien und in der nächsten Sekunde war auch schon alles wie weggewischt. Benedicts Lippen legten sich so schnell und so fordernd auf die meinen, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde vergaß zu atmen. Ein erleichtertes Seufzen drang über seine sündhaften Lippen und er zog mich noch enger an sich, was ich sehr begrüßte. Ich zögerte nicht, erwiderte umgehend seinen verlangenden Kuss und öffnete ungeduldig meine Lippen, damit Ben den Kuss noch weiter vertiefen konnte. Eine Hitze, wie ich sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte, breitete sich in schwindelerregender Geschwindigkeit in mir aus und ich presste mich noch fester an den Mann vor mir. Meine Hände wanderten unter seine Jacke und krallten sich an seinem Hemd fest. Ich hörte ein erregtes Stöhnen, wusste aber beim besten Willen nicht, ob das gerade von mir, von ihm oder von uns beiden gekommen war. Mein Kopf war mittlerweile vollständig ausgeschaltet. Ich zog meine Arme zurück, ließ sie kurz über Benedicts Brust und schließlich zielstrebig weiter nach unten wandern, bis Benedict abrupt unsere Lippen voneinander löste.
„Warte", sagte er keuchend. „Warte", wiederholte er und schien sichtlich kurz zu brauchen, um sich zu sammeln. Dieses Mal fuhr er sich wohl aus gänzlich anderen Gründen durch seine von mir ziemlich zerzausten Haare. Ich verharrte in der Bewegung. „Nicht hier, Han. Lass uns... Lass uns zurück zum Hotel fahren, okay?"
Am liebsten hätte ich protestiert und gesagt, dass ich nicht bis zum Hotel warten wollte, bis ich das hier fortsetzen konnte, doch obwohl sich mein Kopf nur träge wieder etwas zurückmeldete, wusste ich natürlich, dass er recht hatte. Zähneknirschend trat ich wieder einen Schritt von ihm zurück und blickte frech zu ihm nach oben.
„Na dann los, zurück zur U-Bahn", meinte ich entschieden, schnappte mir seine Hand und zog ihn vorwärts.
*
Woher zum Teufel war nur der Mut gekommen, mich dermaßen an Benedict ranzuschmeißen? Was auf aller Welt war nur in mich gefahren? Ich war absolut übergeschnappt. Sonst verhielt ich mich nie so, aber ich konnte einfach nicht leugnen, dass in diesem Augenblick eine so enorme Anziehungskraft zwischen mir und Ben geherrscht hatte, dass es zwecklos gewesen wäre, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Erst jetzt, auf unserem schweigsamen Weg nach Hause, bei dem ich aber permanent seine wachsamen Augen auf mir spürte, wurde mir so richtig bewusst, was gerade zwischen uns passiert war. Wir waren mehr oder weniger übereinander hergefallen und nun auf dem Weg zurück zum Hotel, um dort weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten. Was war bloß los mit mir?
Mir war bewusst, dass ich das eigentlich nicht tun sollte, aber diese Tatsache schreckte mich überhaupt nicht davor ab, mich weiter in Gedanken zu verfangen, in denen Benedict und ich uns nackt in den Laken seines riesigen Kingsize-Bettes wälzten und miteinander verschmolzen. Es war von Anfang an eine gewisse Verbindung zwischen uns vorhanden gewesen, die wir uns beide wohl einfach nur nicht hatten eingestehen wollen. Ich gab mich dieser Vorstellung einfach hin, zur Hölle mit den Konsequenzen. Ich wollte mich endlich wieder wie eine Frau fühlen. Mit Benedict. Er hatte es geschafft, dass ich mich wieder richtig wohl in meiner Haut fühlte.
Verstohlen blickte ich nun meinerseits zu Benedict und lächelte sachte, als ich feststellte, dass seine Augen immer noch auf mir lagen. Wir saßen zwar gegenüber voneinander und hatten somit einen gewissen Abstand zwischen uns, aber dennoch konnte ich seine leicht geröteten Wangen und den veränderten Ausdruck in seinen strahlenden Augen wahrnehmen. Ben wirkte ernst und in sich gekehrt, aber nicht unbedingt auf eine schlechte Art und Weise. Dennoch war klar, dass diese Schneeballschlacht etwas Gravierendes zwischen uns verändert hatte und niemand von uns genau wusste, was der andere nun in einem etwas ruhigeren Moment darüber dachte. Gleichwohl traute sich auch keiner von uns, dieses heikle Thema anzusprechen.
Auch als wir die richtige U-Bahn Haltestelle erreicht hatten und schließlich wieder an die trübe Oberfläche traten, hatten wir nach wie vor kein Wort miteinander gewechselt. Ich folgte Benedict leicht versetzt zurück zum Hotel, während meine Gedanken rasten. Was würde nun gleich passieren, wenn wir in seiner Suite angekommen waren? Würde er mir erzählen, dass das ein Fehler gewesen war? Dass er zu impulsiv gehandelt hatte? Oder gar schlimmer, dass er eine Freundin hatte? Oh Gott.
„Hannah? Ich dachte du hast heute frei?", ertönte sofort Sophias Stimme, nachdem wir in die Lobby getreten waren und zum Aufzug gehen wollten. Manchmal hasste ich ihre unterschwelligen Anspielungen. Jetzt gerade war so ein Augenblick.
Ich spürte, wie sich auch Benedict für den Bruchteil einer Sekunde leicht versteifte, dann aber nicht länger zögerte und weiter zum Aufzug ging, bei dem sich bereits Adam in Position begab. Ich überlegte kurz, was ich tun sollte, entschied mich dann aber dafür, Sophia kurz zu halten.
„Ich bin nur kurz meine Sachen holen, dann bin ich auch schon wieder weg", antwortete ich und lächelte sie knapp überzogen an, ehe ich Ben in den Aufzug folgte und nicht mehr hören konnte, was Sophia daraufhin erwiderte.
Adam schien sich bei dieser ganzen Sache nichts zu denken, zumindest sah er nicht skeptisch aus, als ich einen Blick auf ihn riskierte. Vielleicht fiel auch nur mir und Ben diese unerträgliche Stille und unsichtbare Barriere zwischen uns auf, die sich basierend auf unserer beider Unsicherheit gebildet hatte.
Wenig später war Adam auch schon wieder verschwunden und Ben zückte seine Zimmerkarte, um uns in die großzügige Suite zu bugsieren. Wie immer ließ er mich vorgehen. Völlig verloren stand ich nun in seinem überdimensionalen, temporären Wohnzimmer, in dem ich mich schon angefangen hatte heimisch zu fühlen, als ich hörte, wie die Hotelzimmertür leise ins Schloss fiel. Wenig später vernahm ich Benedicts schwere Schritte hinter mir und wie er nur kurz vor mir erneut zum Stehen kam. Um meine Hände zu beschäftigen, während ich nachdachte, entledigte ich mich meiner Jacke und zog dabei auch gleich meine Schuhe aus. Ich kämpfte gegen die Scheu an, mich einfach weiterhin mit dem Rücken ihm gegenüber zu stellen und drehte mich um, damit ich ihm erneut in diese wundervollen Augen sehen konnte. Ben hatte den Mund bereits geöffnet, um etwas zu sagen. Ich hielt die Luft an.
„Hannah, ich denke wir...", begann er und ich merkte, wie sich mein Hals immer mehr zuschnürte. Hastig schüttelte ich den Kopf und unterbrach ihn damit.
„Hast du eine Freundin?", fragte ich frei heraus und musterte ihn aufmerksam. Zunächst wirkte er irritiert, begann dann aber jedoch tatsächlich zu kichern – wow. Was sollte das denn jetzt? Machte er sich etwa lustig über mich?
„Sorry, Han. So war das nicht gemeint", sagte er dann jedoch schnell, als er meine entgleisten Gesichtszüge bemerkte.
Verdammt, ich mochte es wirklich sehr, wenn er mich so nannte. Niemand hatte diesen Spitzname zuvor für mich verwendet. Es war die Art, mit der er ihn aussprach, die mich einfach dahinschmelzen ließ und ich überhaupt nichts dagegen tun konnte.
„Nein, habe ich nicht. Das ist schon eine ganze Weile her. Ich lache nur, weil es mindestens schon genauso lange her ist, dass mal jemand nicht über jedes vermeintliche Detail meines Lebens im Bilde ist", stellte er schnell richtig, zögerte erneut kurz, hob dann aber doch seine Hand und strich mir damit eine verirrte Strähne zurück hinters Ohr.
„Und du? Hast du jemanden, der zu Hause auf dich wartet?", drehte Ben meine Frage einfach um und musterte mich dabei so intensiv aus seinen blau-grünen Augen, dass meine Knie weich wurden. Ich brachte nicht mehr zustande, als einfach nur meinen Kopf zu schütteln, woraufhin Benedict langsam nickte.
Offenbar traute sich niemand so richtig, den nächsten Schritt zu tun oder überhaupt irgendetwas zu tun. Ganz offensichtlich wollte Benedict jetzt aber auch nicht mehr das zur Sprache bringen, wozu er angesetzt und ich ihn unterbrochen hatte. Keine seltsame Rede im Sinne von: Hannah, wir sollten das nicht tun. Nein, zum Glück nicht. Ich sah, wie Ben zögerte, auch wenn der Schalk in seinem Gesicht längst wieder einem wesentlich ernsteren, leidenschaftlicheren Ausdruck gewichen war. Er stand mir immer noch so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, doch er rührte sich keinen Zentimeter, auch wenn mir nicht entging, wie liebend gerne er wohl genau das tun würde. Mutig hielt ich seinem Blick stand und suchte in seinen feurigen Augen nach einer Antwort auf meine stumme Frage, auf die ich nicht lange warten musste.
Ruckartig beugte ich mich nach vorne, führte unsere Lippen impulsiv zusammen und vergrub meine Hände in Benedicts kurzem Haar. Ein doch etwas überraschtes Keuchen entrang sich seiner Kehle, doch dieser Zustand hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde an, ehe er wie bereits vor wenigen Minuten seine Arme um mich legte und mit seiner Zunge meine Lippen öffnete. Ich hörte, wie etwas hinter mir zu Bruch ging, als Benedict mich immer noch in seinen Armen festhielt und küsste, aber gleichzeitig rückwärts dirigierte. Vermutlich handelte es sich dabei um die teure Vase mit Goldrand, die ein Vermögen wert war, aber das kümmerte mich jetzt nicht im Geringsten.
Wenn das überhaupt noch möglich war, presste ich mich mit vollem Körpereinsatz noch näher an Benedict, während wir uns so stürmisch küssten, dass ein paar Mal unsere Zähne aneinander gerieten. Augenblicke später spürte ich wie erwartet die Bettkante in meinen Kniekehlen. Ben löste sich entschieden von meinen Lippen und schubste mich schwungvoll und breit lächelnd rücklings darauf, während er sich daran machte, sein Hemd aufzuknöpfen und parallel seine Schuhe auszuziehen. Trotz seines Lächelns sah ich den Hunger in seinen Augen und wie sehr er sich anstrengend musste, seine Knöpfe mit ruhigen Fingern zu öffnen.
Ich hatte mich bereits wieder etwas aufgerichtet und stützte mich auf meinen Ellenbogen ab, um das Spektakel vor mir besser in mich aufnehmen zu können. Benedict war so fokussiert auf seine Knöpfe, dass es ihm zunächst gar nicht auffiel, dass ich schließlich wieder vor an die Bettkante rutschte, um mich derweil an seinem Gürtel zu schaffen zu machen. Gerade als er seinen letzten Hemdknopf geöffnet hatte und das unnötige Teil auf dem Boden gelandet war, war ich auch an meinem Ziel angekommen. Ich sah Ben selbstbewusst in die Augen, sobald sein Gürtel geöffnet war und ich kurz darauf meine Hand quälend langsam in seine Boxershorts gleiten ließ. Benedict zog scharf die Luft ein, kaum dass ich mit ihm in Berührung gekommen war, holte tief Luft und schloss dann für einen Moment die Augen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er sie wieder öffnete, mich an den Schultern packte und mit seinem gesamten Gewicht wieder zurück auf die Matratze beförderte.
Ben verwickelte uns beide erneut in einen feurigen Kuss, der sich immer mehr und mehr intensivierte, wobei er geschickt versuchte auch mich weiter auszuziehen. Ungeduldig hob ich trotz des Gewichtes auf mir mein Becken an, sobald seine warmen Hände in Kontakt mit meinen nun entblößten Oberschenkeln kamen. Seine Finger wanderten unfassbar langsam Zentimeter für Zentimeter immer weiter höher, wobei er sich gleichzeitig von meinem Hals hinab zu meinen Brüsten küsste. Als er dabei meine harten Knospen erreichte und seine Hände sich dabei gleichzeitig selbstständig machten, war es endgültig um mich geschehen und ich warf all die wenige noch vorhandene Selbstdisziplin über Bord. Es war einfach viel zu lange her, dass mich ein Mann auf diese Art und Weise hatte fühlen lassen.
In einer schnellen Bewegung richtete ich mich auf, beförderte Ben auf den Rücken und thronte nun über ihm. Ich strich meine Haare über meine linke Schulter und beobachtete dabei genüsslich Benedicts überraschten Gesichtsausdruck, ehe ich mich erneut zu ihm hinabbeugte, rhythmisch auf ihm bewegte und ungestüm küsste. Bens Stöhnen war wie Musik in meinen Ohren, als ich ihn weiter verwöhnte und auch ihn immer mehr an den Punkt brachte, an dem uns die hemmungslose Leidenschaft für den anderen diese unsichtbare Barriere überschreiten lassen ließ.
*
Mittlerweile wurde es draußen langsam wieder dunkel, doch ich lag immer noch hier neben Benedict in seinem großen Kingsize-Bett und starrte an die Decke. So tiefenentspannt war ich lange nicht mehr gewesen und für einen Moment gönnte ich mir den Luxus und schwelgte noch etwas in diesem unbeschreiblichen Gefühl. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Ben mittlerweile nicht schon eingeschlafen war, nachdem ich seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört hatte. Auch sein beschleunigter Atem war jetzt nicht mehr zu vernehmen. Es lag immer noch etwas Abstand zwischen uns, weswegen ich auch nicht spüren konnte, ob er sich bewegte oder nicht.
„Han?", durchbrach da seine tiefe Stimme die Stille in der Suite und beantwortete wie von Geisterhand meine unausgesprochene Frage. Er war also die gesamte Zeit über ebenfalls wach gewesen.
„Ben?", konterte ich und drehte schlussendlich meinen Blick in seine Richtung, nur um festzustellen, dass auch er mich ansah.
Die Bettdecke ging ihm nur bis knapp unter seinen Bauchnabel, was mich zugegebenermaßen verdammt ablenkte und ich es gerade so noch schaffte, ihm nur ins Gesicht zu sehen. Es war schwer, nicht die ganze Zeit daran zu denken, was wir in den letzten Stunden getan und was das nun zwischen uns geändert hatte. War es das, worüber Ben sprechen wollte?
„Ich möchte dich noch um etwas bitten", begann er dann leise erneut zu sprechen, wendete sich dann wieder von mir ab und starrte so wie ich eben ebenfalls an die nackte Decke. Mir wurde ungewöhnlich schwer ums Herz. „Ich weiß, es ist viel verlangt und niemand geht gerne auf solche Veranstaltungen, aber würdest du mich morgen früh auf Jeffs Beerdigung begleiten? Es geht um zehn Uhr los."
Perplex blinzelte ich ein paar Mal hintereinander, als ich final realisiert hatte, was Ben mich gerade gefragt hatte. Es ging also nicht um das, was sich zwischen uns verändert hatte, sondern um seinen toten besten Freund. Es dauerte kurz, bis ich bereit war, mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, denn eigentlich hatte ich doch mit etwas anderem gerechnet, nachdem er so angefangen hatte.
„Ich begleite dich, wenn du möchtest", gab ich ruhig zurück und obwohl ich das aufrichtig meinte, versuchte ich dennoch nicht durchsickern zu lassen, dass ich innerlich zerstreut war.
„Das würde mir viel bedeuten, Han. Presse ist verboten, also musst du dir deshalb auch keine Gedanken machen."
Das war um ehrlich zu sein das Letzte, woran ich in diesem Zusammenhang gedacht hatte. Ich war aber auch definitiv nicht bei der Sache. Ich war nicht im Hier und Jetzt, sondern viel mehr in der nahen Vergangenheit. Meine Hoffnung darauf, dass wir doch noch über das Geschehene sprechen würden, war in dem Moment dahin, als Benedict Anstalten machte aufzustehen und ohne ein weiteres Wort im angrenzenden Badezimmer verschwand. Auch wenn er die Tür nur anlehnte, versetzte mir das einen tiefen Stich und machte für mich klar, dass Benedict vorerst nicht weiter mit mir sprechen wollte. Okay, fairerweise musste ich mir eingestehen, dass damit zu rechnen war. Jetzt, wo die Leidenschaft zumindest vorerst verflogen war, betrachtete ich diese ganze Sache vielleicht auch einfach zu verbissen. Vermutlich machte es Benedict richtig und ich sollte seinem Beispiel folgen.
Schwungvoll stand ich auf und klaubte meine Kleidung vom Boden, um sie mir bevor Ben zurückkam überzuziehen. Ich suchte meine sieben Sachen in der Suite zusammen und sah mich noch einmal prüfend um, nachdem Benedict immer noch im Badezimmer war. Ich hörte zwar vom Wohnzimmer aus kein Wasser laufen, aber vielleicht war er ja doch duschen gegangen. Ich entschied mich dafür, ihm seine Privatsphäre zu lassen und nicht nochmal in sein Schlafzimmer zu gehen.
„Ben, ich fahre jetzt nach Hause", rief ich und klopfte zusätzlich sachte an die von mir angelehnte Tür zum Schlafzimmer, doch auch nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren, kam keine Antwort zurück. „Ich werde morgen rechtzeitig wieder hier sein, okay?"
Ich wartete, doch Benedict antwortete nicht. Mit Sicherheit war er tatsächlich duschen gegangen. Ob ich doch nochmal zu ihm gehen und sicherstellen sollte, dass er mitbekam, dass ich ging? Nein, besser nicht. Es war wohl besser, wenn ich jetzt einfach ging.
Sobald ich die Tür zur Suite leise hinter mir geschlossen hatte und den Flur entlang zum Aufzug ging, versuchte ich nicht weiter über Benedict und mich nachzudenken, sondern entschied mich dafür, einfach glücklich darüber zu sein. Ich wusste nicht, was es war oder ob es je wieder geschehen würde, doch ich würde es in positiver Erinnerung halten.
*
Ich traue mich grade gar nicht so richtig, dieses Kapitel hier hochzuladen. Ich hoffe ich vergraule jetzt niemand haha
Lasst mich doch bitte wissen, was ihr von dieser Wendung haltet!
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