Schon mit sieben Jahren war ich so kreativ, dass mein Opa eine Geschichte über einen Elch namens Ali und seine Freunde aufschreiben musste. Das Buch, das daraus entstand, liegt immer noch in meinem Regal – und ich frage mich: War das der erste Erfolg?

Mit acht Jahren zog ich nach Shanghai,  alles war neu und fremd, die Sprache wie ein Mauer aus Lauten, die ich nicht verstand. Doch ich gewöhnte mich daran, an das große Getümmel der Menschen, an das Rauschen der Straßen, an die Lichter, die niemals erlöschen wollten. Ich fing an, das Leben dort zu schätzen – die Hektik, die Farben, die vielen Gesichter. Eine Freundin aus dieser Zeit schreibt mir noch heute – sie wollte letztens zum Beispiel meine Bücher, damit sie diese lesen kann. Und da spürte ich es zum ersten Mal: Ich bin nach wie vor für jemanden wichtig, selbst wenn man sich lange nicht mehr gesehen hat.

Mit 17 zog ich nach Porto. Und da war wieder dieses Gefühl,  das ich schon kannte:  Fremd, unsicher, verloren.  Doch auch hier fand ich Menschen, die mir halfen,  die mich in ihr Leben aufnahmen, die mir zeigten,  dass es nicht schlimm war, ich selbst zu sein. Ich danke dir C., dass du mir das damals bewiesen hast. Ich werde niemals diesen Abend vergessen, als wir in unserer Freundesgruppe draußen in einem Café in Krakau saßen und die Zeit unseres Leben hatten.

Am Meer, an meinem Lieblingsort, schrieb ich meinen ersten Roman – und auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte, war es ebenso ein Moment, der mich fragte: Wann sehe ich endlich meine Erfolg?

Ich habe mein Abitur geschafft. Trotz Corona, trotz all dem Chaos.  Und der Moment, als ich auf der Bühne stand, in einem blauen Kleid, mein Zeugnis in der Hand,  war unvergesslich.  Aber auch hier, war da dieses Gefühl,  dass ich eigentlich keine wirklichen Erfolge in meinem Leben habe.

Also entschied ich mich für eine Ausbildung mit Theorie in Madrid. Und obwohl es mich nicht zu meinem Traumberuf geführt hat, habe ich es nicht bereut und habe sie hinter mich gebracht.

Mit 22 war ich endlich mutig und entschied mich für ein Studium, das mein Vater nie so für mich gesehen hat. Und doch erfüllt es mich jeden Tag durch die Straßen zu gehen, weil ich sie nur allzu gut kenne, da ich hier aufgewachsen bin und mich hier zuhause fühle. Ich habe ich drei tolle Freundinnen, die mich bei jeglichen Herausforderungen unterstützen.

Letztes Jahr veröffentlichte ich eine Kurzgeschichte und einen Roman –  ein Traum, den ich mir nie hätte vorstellen können.  Doch als es Wirklichkeit wurde,  war da nicht das Gefühl des Erfolgs,  das ich so oft erwartet hatte.

Vielleicht war ich zu beschäftigt, immer weiter zu schauen,  den nächsten Schritt zu planen,  anstatt den Moment zu leben. Und vielleicht liegt genau da der Schlüssel: Ich habe meine Erfolge nie wirklich gespürt.

Stattdessen habe ich mich zu sehr auf meine Misserfolge konzentriert und nicht gesehen, was ich erfolgreich schon alles gemeistert habe. Darum schreibe ich hier alle Momente auf, die ich nun als Erfolge sehen möchte. Vielleicht gelingt mir das in zwei Monaten mit 23 etwas besser.

Ich will nämlich von nun an meine Erfolge fühlen.