3.
Auf dem Weg nach Hause fing es an zu schneien. Ich hatte natürlich keine Mütze oder Kapuze; wer ahnt denn, dass es jetzt noch anfängt zu schneien?
Den letzten drei Monate hatte es doch auch fast garnicht geschneit.
Ich nahm ein Vibrieren in meiner Hosentasche war.
Huh? Wer kann das denn sein? Theoretisch ja nur Kris aber was sollte er von mir wollen?
Als ich mein Handy in die Hand nahm und nach sah, wer mir schrieb musste ich lächeln. Es war tatsächlich Kris.
Na du <:
Seine Art zu schreiben war schon irgendwie niedlich, wenn ich ehrlich bin.
Von ihm hätte ich eher ein stumpfes 'Hi' oder 'Hallo' erwartet, da man es so nur von seiner Art kannte.
Nach ewigem Nachdenken, wie ich antworten könnte, rieb ich erstmal mein Display mit meinem Ärmel trocken und antwortete dann.
Hey (:
Auf eine Antwort musste ich nicht lange warten.
Zu fragen was du machst wäre jetzt warscheinlich sinnlos, da du warscheinlich eh noch dabei bis nach Hause zu laufen.
Wo er Recht hat, hat er Recht.
Was machst du so?
Auf meinem Bett liegen und mit dir schreiben.
Warte, was?
Wie lange bin ich schon auf dem Heimweg?
Mein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich im Schneckentempo fortbewegte. Ich bin schon eine halbe Stunde unterwegs, eigentlich brauche ich für den Weg eine Viertelstunde. Super.
Halb erfroren kam ich dann auch irgendwann an und schob direkt die Pizza in den Backofen. Danach begab ich mich erstmal in mein Zimmer und zog mich um.
Nachdem das getan war, ging ich wieder in die Küche um meine Pizza aus dem Backofen zu holen.
Halt warte.
Hatte ich die Pizza nicht in den Backofen getan?
Ich lief also in die Stube, da ich mir dachte, dass meine Mutter sich die Pizza einfach genommen hatte und sie verspeiste.
Volltreffer. Sie saß mit einer Weinflasche auf dem Sofa und aß meine Pizza. Toll. Was esse ich jetzt?
Gerade als ich mich umdrehen wollte, um zu gehen, hielt mich eine Stimme davon ab.
"Zitao! Wo ist mei-mein Geld?", lallte sie lautstark in den Raum.
"Ein Teil vor dir, ein Teil woanders."
Manchmal wünschte ich mir, diese Frau würde nicht leben.
"Und was... was erlaubst du dir einfach mein Geld zu klauen?"
Pff. Wenn wir nichts zu essen haben.
"Was erlaubst du dir meine Pizza zu essen?"
Ich nahm sie schon lange nicht mehr ernst. Sie war doch eh nur noch betrunken, da kann ich mir solche Aussagen und Fragen leisten. Spätestens morgen weiß sie eh nicht mehr davon.
"Verpiss dich! Dich braucht niemand!"
"Pff. Dich doch auch nicht.", murmelte ich noch vor mich hin, ehe ich den muffigen Raum verließ.
Da drinnen ist es doch kaum auszuhalten.
Ich legte mich einfach auf mein Bett um einzuschlafen. Essen könnte ich ja jetzt eh nix mehr und Lust hier blöd rumzuliegen hatte ich noch weniger.
Am nächsten Morgen riss mich nicht mein Wecker aus dem Schlaf, sondern meine Mutter.
"Zitao! Du hast verschlafen!"
Shit.
Aber warum weckt sie mich dann überhaupt? Warum hat sie ihren Arsch überhaupt hoch bekommen?
"Steh auf und räum auf!"
Noch nicht einmal richtig wach bin ich und schon schreit die mich an.
Inzwischen ist sie aus meinem Zimmer verschwunden und ich hatte mich fertig gemacht.
Irgendwie war ich doch schon neugierig, warum sie mich sogar weckte. Sonst bekam sie ihren Arsch doch auch nur hoch um auf Toilette zu gehen oder zum Beispiel meine Pizza zu essen.
Ich begab mich also in das Wohnzimmer um sie zu fragen, was das sollte.
"Warum weckst du mich noch, wenn ich eh schon verschlafen habe und warum soll ich so plötzlich aufräumen?"
"Du sollst nicht nur aufräumen, du sollst die ganze Wohnung bis fünfzehn Uhr auch putzen.", sie klang relativ nüchtern im Gegensatz zu sonst.
"Und wieso so plötzlich?"
"Irgendjemand hat dem Jugendamt gemeldet, dass hier Zustände herrschen, bei denen du nicht leben könntest und heute Nachmittag um drei kommen Leute, die das ganze kontrollieren sollen. Also beweg deinen Hintern und bring die Wohnung auf Vordermann, sonst kommst du zu deinem Vater oder ins Heim."
Wow. Jetzt verstand ich.
Zu meinem Vater wollte ich nicht. Er lebte zwar auch in Seoul aber Lust zu ihm zu ziehen hatte ich nicht wirklich. Wieso?
Ganz einfach. Seine ach so tolle Freundin, wegen welcher er sich von meiner Mutter getrennt hatte, kannte mich. Sie war mal Lehrerin an meiner Schule aber inzwischen ist sie das nicht mehr. Sie konnte mich nicht leiden und ich sie nicht. Das ganze beruhte zwar auf Gegenseitigkeit aber Kontakt mit dem Teufel höchstpersönlich wollte ich jetzt nun auch nicht unbedingt haben.
Ins Heim wollte ich auch nicht so unbedingt.
Also begann ich aufzuräumen, während meine Mutter sich irgendeinen Rotz in ihrer Glotze reinzog. Warscheinlich wieder irgendetwas über irgendwelche stinkreichen Leute und ihr tolles Leben.
Beim Aufräumen fand ich so einiges, bei dem mir gewisse fragen wie 'Wozu braucht meine Mutter das?' aufkamen. Ich meine, wozu braucht diese Frau, nein, dieses Wrack, Proteinshakes? Die bewegt sich doch eh nur zum Klo und zurück. Wenn überhaupt.
Ich war mit allem fertig, bis auf das Wohnzimmer. Inzwischen war es schon halb zwei und langsam bekam ich Panik. Was, wenn ich zu meinem Vater muss?
Als ich das Wohnzimmer betrat, öffnete ich erstmal das Fenster. Ich fing an die leeren Weinflaschen einzusammeln und in einen Beutel zu verstauen, dann kehrte ich, da ich nicht sofort Staubsaugen konnte, weil überall noch grüne Glassplitter herumlagen, welche Teilweise sehr groß waren. Als ich dann anfing staubzusaugen nahm ich war, dass meine Mutter irgendwas schrie. Also schaltete ich den Staubsauger aus und fragte nach, was los sei.
"Kannst du auch leiser machen und nicht die ganze Zeit vor dem Fernseher herum-", sie wurde unterbrochen von der Klingel.
"Geh zur Tür.", ich stand nur da, bis es erneut klingelte.
Als ich die Tür öffnete stand eine kleine Frau vor mir, welche ich nett gespielt, begrüßte, da ich gerade garkeine Lust auf garnichts hatte. Diese Frau stellte sich als eine Frau vom Jugendamt vor, da ich ihr dies nicht glaubte, wollte sie irgendwelche Papiere aus ihrer Tasche holen. Darauf hatte ich jetzt überhaupt keine Lust, weshalb ich sie sofort rein ließ.
Die Frau betrachtete den Flur genau. Ihr fielen sofort die Beutel mit den Glasflaschen auf, welche ich im Flur abgestellt hatte.
Fuck.
Warum musste ich so vergesslich sein?
Hoffentlich geht sie nicht ins Wohnzimmer.
Sie lief durch die komplette Wohnung und untersuchte alles genaustens. Vor der Wohnzimmertür hielt sie kurz an, drückte dann aber die Klinke herunter und öffnete die Tür.
"Zitao?! Wo warst du so lange? Du müsstest schon längst fertig sein mit aufräumen!"
Innerlich schlug ich mir gerade die Hand vor den Kopf.
Als sie bemerkte, dass nicht ich als erstes den Raum betrat, stand sie sofort auf, strich sich ihre Klamotten glatt und wollte der Frau vom Jugendamt die Hand reichen, welche die Hand aber dankend ablehnte.
Ich sollte aus dem Raum gehen, während die beiden sich unterhielten.
Somit begab ich mich in mein Zimmer und nahm, für heute, das erste mal mein Handy in die Hand.
Drei Nachrichten.
Wieso warst du heute nicht in der Schule?
Ist was passiert?
Tao? :(
Ich hätte nie erwartet, dass Kris sich um mich sorgt, ich meine, wir kennen uns kaum. Ich antwortete ihm sofort.
Nein, alles gut, ich habe nur verschlafen.
Mehr erzählte ich nicht. Geht ihn ja eigentlich auch nichts an.
Aber trotzdem fand ich es niedlich, dass er sich um mich sorgte.
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