2.
Vor genau drei Wochen kam der neue auf unsere Schule. Ich wusste sogar schon relativ viel über ihn; zum Beispiel, dass er auch aus China kommt und wieso er hier ist. Warum ich das wusste?
Ich hatte in den Pausen nichts zutun, also nutze ich die Zeit um mehr über Kris zu erfahren. Es mag warscheinlich komisch rüber kommen, aber ich mag ihn, auch wenn ich fast noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte. Er macht mich auch nicht runter wie die anderen, doch das war nicht das einzige, was ich an ihm mochte. Sein Charakter. Zumindest das, was ich mitbekommen hatte. Er behandelte jeden gleich, zwar ziemlich stumpf und mit viel Sarkasmus, aber er bevorzugte niemanden.
Im Moment saß ich im Unterricht. Ich wusste nichtmal welches Fach wir hatten. Meine Gedanken waren wo ganz anders. Sie waren bei Kris. Schon die ganze Zeit.
"Huang, raus hier!", mein Lehrer vermute ich mal.
Erst jetzt realisierte ich, dass der Unterricht schon vorbei war und ich der letzte im Zimmer war. Ich begann mein Zeug zusammen zu packen, mir meinen Rucksack und meine Jacke zu schnappen und zu verschwinden. Das Schulhaus war wie ausgestorben. Wie lange saß ich bitte nach Unterrichtsschluss noch dort?
Als ich mich zu meinem Spind begab hörte ich plötzlich zügige Schritte, welche sich mir näherten. Meinen Spind schloss ich; in dem Moment, in dem ich meine Beine in Bewegung setzen wollte, rannte auf einmal ein großer Junge an mir vorbei. Ich sah ihm noch hinterher und bemerkte ziemlich spät, dass es Kris war.
Was machte Kris bitte jetzt noch in der Schule?
Sonst ist er doch auch mit diesem Jongin gegangen, warum heute nicht? Geht mich ja eigentlich auch garnichts an aber irgendwie mochte ich Jongin nicht.
Als ich mich auf den weg zur Bushaltestelle machte, stellte ich fest, dass ich meine Kopfhörer vergessen hatte. Warum?!
Können die nicht irgendwie angewachsen sein?
Zu Hause angekommen begrüßte mich der Geruch von Zigaretten und Alkohol. Wie kann man es hier drinnen nur aushalten? Ich machte überall in der Wohnung die Fenster auf, bis auf die Fenster im Wohnzimmer, da meine Mutter da drinnen sein würde und ich ihr jetzt ehrlich gesagt überhaupt nicht begegnen will. Also ging in in mein Zimmer, welches die Temperatur eines Kühlschranks angenommen hatte und legte mich mit meinem Handy ins Bett.
Der unangenehme Geruch war verflogen und ich konnte nun auch mein Fenster wieder schließen; jedoch nicht, ohne vorher noch einmal rauszusehen. Da es Winter war, waren relativ wenige Menschen auf der Straße und es war auch entsprechend ruhig. Angenehm ruhig.
Ich legte mich auf mein Bett und schaltete meinen Laptop ein. Was ich machen wollte wusste ich noch nicht; warscheinlich Musik hören.
In der Dunkelheit versuchte ich meinen Lichtschalter zu finden. Die Tatsache, dass ich einfach den Laptop hätte eingeschalten lassen können oder mein Handy als Taschenlampe benutzen können ließ ich völlig außer Betracht.
Gesucht-gefunden. Nachdem ich das Licht eingeschaltet hatte, begann ich Hausaufgaben zu machen.
Mathe Hausaufgaben. Der Traum eines jeden Schülers.
Als ich auch diese beendet hatte, begab ich mich in die Küche und sah in den Tiefkühlschrank, welcher aber leer war. Super.
Jetzt musste ich wohl oder übel meine Mutter nach Geld fragen um Pizza zu kaufen.
Also lief ich ins Wohnzimmer, bereit angemault zu werden, und wollte gerade beginnen zu reden, da sah ich sie schlafen.
Nehm' ich mir das Geld halt einfach, hat sie Pech gehabt. Ich nutze es doch eh für sinnvollere Dinge.
Mein Weg führte mich in die Küche und letztendlich auch zu der Tasche meiner Mutter.
Hat die denn kein kleineres Geld?
Davon könnte man zwanzig Pizzen kaufen. Egal, ich nehme es einfach und verschwinde.
Schuhe und Jacke an und endlich raus hier.
Im Supermarkt angekommen suchte ich mir schnell eine Pizza raus, ging zur Kasse und stellte mich an.
Ich legte die Pizza auf das Band und drehte mich leicht. Hinter mir stand eine mir bekannte Person.
Kris.
Er stand seitlich zu mir, unterhielt sich aber gerade mit einer Frau. Langsam drehte er sich um und ich suchte irgendetwas anderes, was ich anschauen könnte.
"Tao?", ein Tippen auf meiner Schulter riss mich aus den Gedanken.
"Tao du musst bezahlen."
Oh. War ich so in Gedanken versunken, dass ich nichtmal bemerkte, dass ich bezahlen musste?
Peinlich.
Nachdem ich bezahlt hatte bat mich Kris noch kurz zu warten, da er der Frau, welche sich als seine Mutter entpuppt hatte, noch helfen sollte die Lebensmittel in eine Tragetasche zu packen.
Als das beendet war wandte er sich mir zu.
"Also... uhm..."
Er kratzte sich am Hinterkopf.
"Tao, ich wollte dich fragen, ob ich deine Handynummer haben könnte. Natürlich nur, wenn du willst."
Was?!
Hat Kris mich das gerade wirklich gefragt oder Träume ich?
"Klar, gib mir einfach deine und ich schreibe dir."
Er nahm sein Handy aus seiner Jackentasche und zeigte mir seine Nummer. Ich sollte sie abschreiben. Okay.
Ich nahm nun auch mein Handy heraus und tippte die Nummer in mein Handy ein. Anschließend schickte ich ihm eine Nachricht.
Hey.
Eine Antwort bekam ich natürlich erstmal nicht, da wir uns direkt gegenüber standen.
Wir liefen nach draußen. Hier trennten sich unsere Wege, er musste zu seiner Mutter ins Auto und ich musste nach Hause laufen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro