10.
Diesmal riss mich nicht mein Wecker aus dem Schlaf, sondern das Geschreie einer Frau. Der Frau fügte sich nach kurzem auf eine Männerstimme, welche warscheinlich meinem Vater gehörte.
Oh Gott.
Ich sah auf die Uhr und sah, dass ich vor zehn Minuten aufstehen sollte. Jetzt musste ich wohl oder übel aus meinem Zimmer.
Ich verließ mein Bett und ging ins Bad.
Selbst beim Duschen hörte ich sie.
Als ich dann die Wohnung verließ, musste ich erst einmal tief durchatmen und schloss meine Augen kurz.
Hat mein Vater irgendwelche Fetische auf hohe und nervige Stimmen? Anscheinend.
Eh ich mir den Kopf über sowas zerbrach, lief ich los.
Jinjins Versuch mich zu erschrecken scheiterte. Diesmal war ich darauf vorbereitet. Hehe.
Der Unterricht war ziemlich uninteressant und Lay ziemlich nervig. Was ist sein Problem? Muss er mir so auf die Pelle rücken? Hat der nichts besseres zutun? Okay, ein wenig berechtigt war es schon, wenn man keine bessere Beschäftigung hatte.
Nach der Schule ging ich, nicht wie sonst nach Hause, sondern mit Jinjin zum Café. Er spendierte mir einen Kakao, den ich erst nicht annehmen wollte, da ich es nicht mochte, wenn mir jemand einfach so etwas 'schenkte'.
Als ich nach Hause ging, fiel mir wieder ein, dass mein Vater ja anscheinend ein neues Spielzeug hatte. Ich vermute, wenn die jetzt verschwinden würde, hätte er morgen sowieso eine neue.
-der Tag vor der Klassenfahrt-
Ich packte meinen Koffer, planlos, was ich hineinlegen sollte und hörte Musik.
Nach ein paar Stunden war ich dann fertig und kontrollierte nochmal, ob ich alles hatte.
Danach ging ich in mein Bett, obwohl es noch ziemlich früh war. Naja, wenn man die Nacht durch macht ist das ja keine allzu große Überraschung.
Kurz darauf schlief ich auch ein.
Als ich aufwachte, sprang ich förmlich aus meinem Bett. Ich hörte, dass mein Vater mit jemandem rummachte, zumindest hörte es sich so an, was an sich ja nichts neues ist aber dieser jemand war männlich.
Ich dachte mein Vater nimmt nur quietschende Weiber durch?
Naja, sollte mich ja eigentlich garnicht interessieren. Mein Weg führte mich ins Bad.
Kurz bevor ich das Badezimmer verlassen wollte hörte ich meinen Vater etwas rufen. Mir egal, ich gehe jetzt hier raus.
Doch als ich raus ging, war ich ein wenig geschockt.
Mein Vater stritt sich mit der Person, welche er anscheinend durchgenommen hatte. Die Person aber heulte fast und meinte immer wieder, dass sie das niemals gewollt hätte, wenn sie nüchtern gewesen wäre und als ich um die Ecke lief um in die Küche zu gehen sah ich die Person. Da ich meinen Augen nicht traute blieb ich stehen. Mein Vater hatte jemanden aus meiner Klasse durchgenommen. Minki, oder Ren. Keine Ahnung, alle nannten ihn Ren. Was fällt ihm ein? Weiß er denn nicht, dass er sich strafbar gemacht hat?
Ren tut mir so dermaßen leid.
"Ich war nur in diesem Club um mit ein paar Freunden Spaß zu haben! Aber sie, waren ja der Meinung, dass ich noch etwas trinken sollte! Wissen sie, dass sie sich strafbar gemacht haben? Huh? Wissen sie das?!"
Trotz, dass Ren da stand, lief ich weiter, es wäre ihm bestimmt peinlich, wenn jemand davon wüsste.
Ich blieb aber nicht ganz unbeobachtet.
"Tao?!"
Ich blieb perplex stehen.
Jetzt sahen wir uns einfach nur an.
"Ihr kennt euch?", nein, weißt du. Manchmal frage ich mich echt wie dumm mein Vater ist.
"Nein, Ren hat meinen Namen soeben erraten."
Erst sah mein Vater mich verwirrt an, doch dann verstand er.
Ren kam auf mich zu.
"Kannst du mir erklären was du hier machst?", Ren war ziemlich verwirrt.
"Hier wohnen, nach was sieht es denn sonst aus? Und der Herr, der naja, dich gegen deinen Willen durchgenommen hat ist mein Vater.", ich fühlte mich, als musste ich ihm etwas beichten.
"Gott ist das peinlich. Er hat mich aber nicht durchgenommen, es war kurz davor."
"Dann ist ja gut, also nicht gut, aber, dass es nicht so weit gekommen ist."
"Könntest du mich noch nach Hause bringen? Ich wohne um die Ecke."
"Klar, ich ziehe mir nur schnell Schuhe an."
Meinem Vater würdigte ich keinen Blickes.
Als ich mit Ren, welcher immernoch fast am weinen war, die Treppen hinunter lief, fragte ich ihn, wie es überhaupt dazu gekommen ist.
Ich hasste meine Neugier mal wieder so sehr.
Gerade als ich dachte, dass er eh nicht mehr antwortete, fing er dann doch noch an zu reden.
"Also, ich war gestern Abend nochmal mit Freunden in einem Club; ich weiß, wir dürften da eigentlich garnicht rein aber wir haben es doch irgendwie geschafft. Naja, nach einer Weile war ich ein wenig angetrunken und dann kam auch doch dein Vater. Ich habe keine Ahnung wieso ich überhaupt mit ihm geredet hatte aber auf jeden Fall hat er mich mehr oder weniger abgefüllt. Den Rest kannst du dir warscheinlich denken.", als er das erzählte, liefen ihm Tränen über die Wange.
Mir tat Ren so unglaublich leid.
"Was machst du eigentlich jetzt wegen der Klassenfahrt?", irgendwie könnte ich mir nicht vorstellen, dass er darauf jetzt noch Lust hatte.
"Ich muss mit, wenn meine Eltern erfahren, was passiert ist, bin ich sowas von tot."
"Was willst du ihnen dann erzählen?"
"Naja, könntest du mit rein kommen? Da würde ich nicht ganz so viel Ärger bekommen, dass ich nicht da war. Könnten wir sagen, dass ich bei dir übernachtet habe?"
"Klar, aber ich vermute, wenn ich gehe bekommst du den Ärger trotzdem."
"Könntest du eventuell auf mich warten und dann mit mir gehen? Du hast deinen Koffer doch bestimmt schon gepackt?"
"Okay, den hole ich dann nur aus der Wohnung, wenn wir auf den Weg zur Schule sind."
"Schule? Huh?"
"Unser Treffpunkt ist der Schulhof."
Ren war irgendwie niedlich, verpeilt wie er war.
"Okay. Danke.", bei dem 'Danke' hielt er kurz an und umarmte mich.
Als wir uns lösten, drehte er sich um und ging auf ein Gebäude zu. Hier wohnte warscheinlich.
Vor einer Wohnung angekommen kramte er in seiner Jackentasche herum, dann zog er einen Schlüssel daraus und schloss auf.
"Choi Minki! Wo warst du die-", eine Frau, warscheinlich seine Mutter, verstummte, als sie mich sah. Sie war überrascht.
"Wer ist das?", sie musterte mich skeptisch.
"Ich bin Tao, ein Freund von R-Minki. Er hat bei mir übernachtet.", ich verbeugte mich kurz und lächelte sie dann scheinheilig an.
Ren sah mich nur dankend an.
"Wieso wusste ich davon nichts?"
"Ich habe vergessen es dir zu sagen."
"Wie siehst du überhaupt aus?"
Ich sah mir Ren einmal an. Seine Haare standen in alle Richtungen.
Naja, wenn ich die Frage seiner Mutter genau beantworten müsste, wäre meine Antwort warscheinlich 'ziemlich durchgenommen', aber ich ließ es.
"Tut mir leid, dass ich gerade aufgestanden bin."
"Sonst noch was?"
Seine Mutter war echt nervig.
'Sonst noch was?'
'Ja, eine Pizza bitte.'
Ren nahm einfach meine Hand und zog mich mit in ein Zimmer. Warscheinlich sein Zimmer.
"Tut mir leid, wegen meiner Mutter."
"Du musst dich doch nicht für deine Mutter entschuldigen."
"Ich gehe mal duschen, tut mir leid, wenn es dir zu langweilig wird."
Ich sah auf mein Handy um die Uhrzeit zu checken.
Ich hätte es schon viel später geschätzt. Wir hatten noch eine Stunde.
Als Ren im Bad verschwand nahm ich mein Handy erneut in die Hand.
Kris hatte geschrieben.
Die Jugendherberge ist eine Viertelstunde von mir entfernt. Vielleicht können wir uns treffen?
Das hätte ich sowieso vor gehabt.
Na dann.
Bis nachher?
Bis nachher.
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