Kapitel 4
Das Trainingsoval sah wie eine normale Rennbahn aus, war aber schmaler. Es war umgeben von niedrigen Zäune, entlang der Rennstrecke waren Pfähle gesetzt worden, um die Entfernung zu markieren, und an einer Seite der Bahn war eine Startbox positioniert. Ein Mann stand außen vor dem Geländer. Er hatte eine Stoppuhr in der Hand und beobachtete ein Pferd mit Reiter auf der Rennbahn.
"Das ist der Trainer, Mr. Maddock", sagte Aileens Vater, als sie stehen blieben um zuzuschauen. Pferd und Reiter rasten gerade an der Halbmeilen-Markierung vorbei, und Mr. Maddock blickte auf seine Stoppuhr. der Reiter zügelte sein Pferd, wendete und trabte zum Trainer zurück.
"Nicht schlecht!", rief Mr. Maddock . "Besser als gestern. Welchen Eindruck macht er?"
"Einen guten. Der kann ins Rennen gehen!", rief der Reiter zurück.
Aileen fasste zuerst das Pferd, einen Braunen, dann den Jungen im Sattel ins Auge. Seinem Aussehen nach war er noch keine zwanzig, also nicht viel älter als Caroline. Er war ziemlich groß und dünn und machte einen aufgeweckten Eindruck. Mehr ließ sich nicht über ihn sagen, solange er den Helm aufhatte; er schien jedenfalls ein sehr guter Reiter zu sein. Sie fragte sich, wer er wohl sein mochte. Er war noch nicht alt genug für einen regulären Trainingsreiter.
Er trieb sein Pferd aus dem Ring, stieg ab und führte das Pferd hinüber zum Trainer. Mr. Maddock ließ seine Hand am Bein des Pferdes entlanggleiten und nickte. "Keine Hitze. Wir sollten ihn morgen über fünf Achtelmeilen versuchen."
Er schaute auf, sah die Griffens und hob eine Hand zum Gruß.
"Der erste Tag, nicht?", rief er Mr. Griffen zu.
"Heute morgen erst angekommen", erwiderte Derek Griffen lächelnd. "Ich dachte, ich mache mit meiner Familie einen kleinen Rundgang durch das Gestüt. Sie kennen meine Frau Elaine noch nicht. Sie wird zusammen mit mir hier arbeiten."
"Freut mich, Sie kennen zu lernen", sagte Mrs. Griffen, während sie die Hand des Trainers schüttelte.
"Und das sind meine Kinder - Caroline, Aileen und Rory." Der Trainer nickte den Kindern zu und grinste.
"Ein guter Ritt", sagte Mr. Griffen zu dem Jungen, der das Pferd am Zügel hielt. "Und ein hübscher Nachwuchs", fügte er zum Trainer gewandt hinzu. "Auch von Townsend Pride?"
"Ja", antwortete Maddock. "Einer unserer vielversprechendsten Zweijährigen. Brad hat mit ihm gearbeitet. Sie kennen Brad, den Sohn von Mr. Townsend, oder?"
"Wir haben von ihm gehört, ihn aber noch nicht kennen gelernt. Wie geht es Ihnen, Brad? Ich bin Derek Griffen. Meine Frau und ich werden die Aufzuchtabteilung managen."
"Hi", erwiderte Brad kurz angebunden. Er nickte weder mit dem Kopf, noch hob er seine Hand, stattdessen drehte er den Griffens den Rücken zu und beendete das Gespräch mit dem Trainer. "Ich denke, wir können ihn morgen von der Schranke aus versuchen, was meinen Sie?"
"Vielleicht", entgegnete der Trainer. "Wir sollten ihn nicht hetzen. Bring ihn zurück in den Stall und sag einem Jungen, er soll ihn umherführen."
Brad stieg auf und ritt davon. "Der Knabe ist ziemlich überspannt", sagte Mr. Maddock, um sich für Brass Benehmen zu entschuldigen. "Und es ist sein Zweijähriger. Er hat sich selber darum gekümmert."
Aileen hielt Brad einfach für unverschämt. Ihre Eltern hätten einen Wutanfall bekommen, wenn sie sich so verhalten hätte. Wollte er ihnen unter die Nase reiben, dass sie nur Angestellte waren und er der Sohn des Eigentümers? Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Caroline wieder auflebete, ihr Haar ordnete und in sich hineinlächelte. Aileen hätte ihr einen Tritt geben können, weil sie sich so dämlich aufführte.
Aileen beobachtete Brad, während er davonritt. Ihre Eltern unterhielten sich derweil noch kurz mit dem Trainer. Aus der Art und Weise wie Brad im Sattel saß, konnte man erkennen, dass er selbst sehr genau wusste, ein guter Reiter zu sein. Sie hätte ihm am liebsten zugerufen: "Wir waren auch Eigentümer eines Gestüts, du hochnäsiges Arschloch!" Nachdem sie sich verabschiedet hatten und sich auf den Heimweg machten, sagte Aileen: "Ich glaub' nicht, dass ich ihn mag."
Ihre Mutter entspannte sich. "Ich habe viele berühmte Kinder in meinem Leben kennen gelernt _ aber du solltest keine übereilten Schlüsse ziehen. Vielleicht war er in Gedanken noch ganz mit seinem Ritt beschäftigt."
"Sein Pferd hat bessere Manieren."
"Aileen", warnte sie ihr Vater, "ich glaube wir sind alle erschöpft und ziemlich nervös. Deine Mutter und ich gehen noch mal zu Bill, um mit ihm zu reden und die Stuten zu besichtigen. Ihr Kinder könnt entweder mitkommen und zum Haus zurückgehen. Mir ist aufgefallen, dass es da eine schöne Schaukel hinter dem Haus gibt, Rory."
"Ich will mit meinen Autos spielen, aber ich kann den Karton nicht finden, in dem sie sind."
"Schau in der Garage nach", empfahl ihm Mrs. Griffen, "aber ich möchte nicht, dass su den Garten verlässt."
"Ich möchte fertig auspacken", sagte Caroline, " und nicht auf ihn aufpassen."
"Wenn Rory Probleme macht, bring ihn runter zum Stall."
Caroline begleitete Rory zum Haus zurück und Aileen folgte ihren Eltern in die Aufzuchtabteilung. Die Stallungen riefen unangenehme Erinnerungen in ihr wach, aber sie wollte auch nicht ins Haus zurück. Es machte ihr nichts aus, dass ihre Kleider noch nicht ausgepackt waren.
Während ihre Eltern sich mit Bill Parks unterhielten, wanderte sie teilnahmslos umher. Eines der Stallmädchen kam herüber und begrüßte sie. Sie hatte lockiges rotes Haar und Sommersprossen und sie musste etwa zwanzig Jahre alt sein, schätzte Alleen (Bild oben😉).
"Hallo, ich bin April", sagte sie.
"Ich heiße Aileen."
April lächelte sie freundlich an. "Es ist schwer, wenn man sie in einem neuen Haus erst einleben muss, aber es wird dir hier bestimmt gefallen."
"Ich weiß noch nicht so recht", erwiderte Aileen. "Wir hatten unser eigenes Gestüt und mussten es vor ein paar Wochen verkaufen. Ich muss mich erst daran gewöhnen hier zu sein."
"Was ist geschehen?", fragte April.
Angeregt durch Aprils freundliches Interesse, platze Aileen mit ihrer Geschichte förmlich heraus. Sie war überrascht, wie viel besser sie sich fühlte, nachdem sie über alles geredet hatte.
"Das ist wirklich schlimm", bemerkte April. "Ihr Kinder müsst euch fürchterlich fühlen. Mir jedenfalls würde es so gehen."
"Ja",m stimmte ihr Aileen zu. "Und jetzt müssen meine Eltern für jemand anderen arbeiten und wir Kinder vermissen unser Zuhause sehr."
"Wenn erst mal ein bisschen Zeit vergangen ist, wirst du dich wieder besser fühlen", sagte April. "Das hier ist ein angenehmer Ort zum Arbeiten. Hier gibt es fantastische Pferde. Komm, ich führ' dich ein bisschen herum!"
April stellte sie ihrem Kollegen Jesse vor. Jesse war muskulös und blond und er erzählte Aileen, er wolle eines Tages Manager des Gestüts werden. Dann zeigte April ihr den Vorratsraum und den Raum, in dem das Zaumzeug lag, und fragte sie, ob sie mitkommen wolle, wenn sie die Stuten und die Fohlen für die Nacht hereinhole. Viele der Stuten hatten von den Pferdepflegern Spitznamen erhalten und diese Namen merkte sich Aileen. Lively, Sparky und Sad Eyes sowie Three Foot, eine Zuchtstute, die vor Jahren bei einem Unfall verletzt worden war und jetzt nur noch mit einem leichten Hinken gehen konnte.
Die letzte Stute, die April ihr zeigte, war Townsend Holly. "Holly war zu ihrer Zeit immer die Favoritin", sagte April, "aber das ist lange her. Sie ist jetzt fast zwanzig und ihr Alter fängt an, sich bemerkbar zu machen. Aber sie ist eine gute Zuchtstute, für die Züchter ist sie fast eine heilige Kuh. Ihre Fohlen werden meistens erfolgreiche Rennpferde. Sie ist gerade trächtig von Townsend Pride. Dieses Fohlen wird vielleicht ihr letztes sein."
Holly war ein großer Fuchs und Aileen fühlte plötzlich Tränen in den Augen. Holly sah wie Stardust aus! Hollys Rücken war altersbedingt schon leicht geschwungen, wie Aileen bemerkte, und ihr Fell hatte nicht mehr den seidigen Glanz wie das anderer Stuten, doch Aileen fühlte sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen.
Als Aileen vor Hollys Stalltür trat, reckte die Stute ihren Kopf über das Gatter, stupste Aalens Schulter sanft mit dem Maul an und blies ihren Atem gegen Aileens Wange. Aileen hatte sich geschworen, sich nie mehr einem anderen Pferd so stark zuzuwenden, denn sie wollte nicht noch einmal so tief enttäuscht und verletzt werden, doch sie konnte nicht umhin, ihre Hand auszustrecken und über das weiche Maul der Stute zu streichen. Sie kraulte Mollys Ohren, dann gab sie ihr ein Stückchen Möhre, das April ihr gereicht hatte.
"Du möchtest Freundschaft schließen, nicht wahr, mein Mädchen?", fragte Aileen. Die Stute bewegte ihren Kopf auf und ab, als wollte sie "Ja" sagen. "Du musst wissen, ich hatte früher ein Pferd, das fast genauso aussah wie du."
Holly wieherte und stieß Aileen leicht an, um sie zu veranlassen, nach einer weiteren Möhre zu suchen.
"Sie ist wirklich niedlich", sagte Aileen zu April.
"Ja, sie ist ein Schatz. Sie und Three Foot sind meine Lieblinge."
Sie wandten sich ab von Hollys Stall, um wieder zur Scheune zurückzugehen. Aileen warf noch einen flüchtigen Blick über ihre Schulter zu der alten Stute, die ihren Kopf auf die Stalltür gelegt hatte und Aileen beobachtete. Ja, sie sah Stardust wirklich sehr ähnlich, dachte Aileen, und sie war ebenso lieb und freundlich. Als April und sie das Stallbüro betraten, sah Aileen einen alten Mann, der sich mit ihrem Vater und Jesse unterhielt. Er trug eine sackartige Kleidung und einen zerfetzten Filzhut. Aileen hatte ihn an diesem Tag schon in der Näherer Reitställe gesehen. Er war einer jener wenigen Beschäftigten, die nicht zurückgelächelt hatte, als ihr Vater ihnen zur Begrüßung zugewunken hatte. "Wer ist das?", fragte sie April.
"Oh, das ist Charlie Burke. Er war Cheftrainer. Mr. Townsend hat ihn in Rente geschickt, nachdem er Maddock eingestellt hatte. Er hat Charlie erlaubt, hier zu wohnen, weil der nicht wusste wohin er gehen sollte. Charlie treibt sich hier überall herum und schaut, was los ist."
"Er macht keinen sehr Vertrauen erweckenden Eindruck", sagte Aileen.
April zuckte mit den Achsen. "Das ist Charlies Art. Es passt ihm nicht, dass er in Rente ist."
Während Aileen den alten Mann beobachtete, sagte dieser etwas zu Jesse, zog sich seinen zerknautschten Hut in die Stirn und verließ den Raum.
.................
Es tut mir sooooooo leid😔😩😞😨, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe. Ich hatte nur leider einfach keine Zeit. Ich hoffe ihr verzeiht mir. Als kleines Entschuldigung sozusagen, hab ich ein extralanges Kapitel geschrieben. Ich hoffe es gefällt euch. Wie immer bitte Kritik in die Kommis.
Hegdl😍
Euer girlonline113
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro