Prolog
Schon immer habe ich davon geträumt. Schon immer habe ich davon geträumt irgendwann einmal eine professionelle Ballettakademie zu besuchen.
An meinem 5. Geburtstag haben mir meine Eltern Ballettschläppchen geschenkt. Kleine, braune Schläppchen für die Füße. Damals hatte ich noch nicht die leiseste Ahnung für was ich die benutzen sollte. Und wie wichtig sie einmal für mich sein werden.
»Was ist denn das?«, fragte ich und verzog das Gesicht. »Das sind deine ersten eigenen Ballettschuhe, Emma«, erklärte mir daraufhin meine Mutter. Sofort als ich das Wort Ballett wahrgenommen hatte, fing ich an wie ein Honigkuchenpferd, zu strahlen. Getanzt habe ich schon seit ich laufen konnte. Naja, tanzen kann man das wohl nicht nennen. Eher wild herumhüpfen und sich im Kreis drehen bis einem schwindelig wurde. Aber natürlich alles mit Musik im Hintergrund.
Ob Taktgefühl vererbbar ist, weiß ich nicht. Meine Mutter und mein Vater haben im Gegensatz zu mir nämlich gar keins. So 0,0. Deswegen waren sie so überrascht, als meine Ballettlehrerin Frau Eilers nach meiner zweiten Tanzstunde zu ihnen meinte, dass ich mich so gut im Takt bewegen könne. Worauf ich natürlich super stolz war.
Der Ballettunterricht hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Meine Lehrerin war mir von der ersten Minute an sympathisch und zum Glück hat meine beste Freundin mit mir zusammen angefangen, sodass ich nicht so alleine war, da ich die anderen Mädchen ja alle noch nicht kannte.
Nach jeder Stunde habe ich meiner Mutter vorgeführt, was ich Neues gelernt hatte. Am Anfang waren es natürlich noch Kleinigkeiten, z.B. wie man ein Plié ausführt. Und da ich dachte, dass meine Mutter diese Fachbegriffe nicht versteht, habe ich immer versucht sie ihr mit Hilfe von Vergleichen zu erklären. »Bei einem Plié beugt man die Knie. Sowie bei einem Knicks, den man vor der Königin machen muss.« Diese Geschichte erzählt mir meine Mutter heute noch immer. Obwohl das mittlerweile schon 13 Jahre her ist. Manchmal frage ich mich wirklich wie man Sätze 1:1 über so viele Jahre hinweg merken kann. Also ich wüsste nicht mehr, was meine Eltern zu mir gesagt haben, als ich noch klein war.
Über die Jahre hinweg hat sich meine Ballettgruppe ziemlich verändert. Viele der Mädchen haben die Tanzschule verlassen, weil sie keine Lust mehr hatten. Der Großteil davon, kann man eigentlich sogar schon sagen. Anfangs waren wir 20 kleine, aufgeregte Mädchen, die hofften einmal Primaballerina zu werden. Heute sind es noch fünf. Darunter meine beste Freundin Hannah und ich.
Vier mal pro Woche müssen wir zum Training in die Ballettschule. Immerhin verfolgen wir alle denselben Traum: Die Akademie für Ballett in Wien. Mit richtigem Namen: Ballettschule Wiener Staatsoper.
Frau Eilers sagt immer »wenn du hart trainierst, niemals aufgibst und deine Ziele stets im Blick hast, dann kannst du es auch schaffen.« Und das tun Hannah und ich. Seit Jahren tanzen wir uns die Füße wund und verzichten auf das Leben, das ein normaler Jugendlicher in unserem Alter, führt. Zumindest fast. Einen Freund habe ich trotzdem. Und den würde ich auch für nicht auf der Welt missen wollen. Daniel ist der liebste Junge, den ich kenne und unterstützt mich wo er nur kann. Natürlich ist es manchmal schwer, weil ich so wenig Zeit habe und wir haben uns auch schon deswegen gestritten. Aber nichts und niemand kann uns auseinander bringen. Zumindest hoffe ich das.
Daniel ist schon seit einem Jahr fertig mit der Schule, weiß aber immer noch nicht, was er studieren will. Deswegen hat er beschlossen erst einmal auf mich zu warten und ein Jahr in einem Sport-Geschäft zu arbeiten. Glücklicherweise ist es ganz in der Nähe meiner Tanzschule und ich kann ihn in meinen Pausen immer mal wieder besuchen. Das verbessert die Situation unserer Beziehung ein klitzekleines Stück, da ich ihn jeden Tag wenigstens sehen kann, auch wenn wir nicht viel Zeit zu zweit haben. Und bis jetzt funktioniert unsere Beziehung auch ziemlich gut. Ich bin froh, dass Daniel so rücksichtsvoll ist und versteht, dass ich so viel Zeit mit dem Tanzen verbringe. Das macht das ganze um so einiges leichter.
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