Kapitel 20
Riiiing. Mein Handy klingelt in meiner Jackentasche, doch bis ich es heraus gekramt habe, hat der Anrufer schon wieder aufgelegt. Ich sehe in meiner Telefonliste nach wer es war, um ihn zurückzurufen.
Es war Daniel.
Es klingelt gerade das zweite Mal, als er auch schon abhebt. »Du hast grade angerufen? Was gibt's?«, frage ich ihn, während ich auf dem Weg zur Tanzschule an einer Fußgängerampel, die gerade auf rot umschaltet, anhalte.
»Ich wollte dich nur fragen, wann du heute Abend zu mir kommst. Bzw. wollte ich dir anbieten, dich abzuholen, damit deine Eltern nicht wieder fahren müssen.«
»Das ist lieb, danke. Aber ich hab das mit meiner Mutter jetzt schon ausgemacht. Sie bringt mich direkt nach dem Tanzen zu dir. Also so um 5.«
»Achso, ja okay. Ich freu mich schon.«
»Ich freu mich auch!«, schreie ich schon fast ins Telefon, weil die vorbeifahrenden Autos so laut sind.
»Konntest du eigentlich schon mit Hannah sprechen?«, fragt Daniel.
»Nein, leider nicht, aber das habe ich für vor der Tanzstunde geplant. Deswegen bin ich extra noch ein bisschen früher losgegangen.«
Ding. »Warte mal kurz, ich hab grade eine SMS bekommen...«, sage ich und löse mein Handy vom Ohr, um die empfangene Nachricht zu lesen. Sie ist von Frau Eilers.
»Lasst uns heute Abend alle zusammen etwas trinken gehen. Wir müssen feiern, dass Emma das Vortanzen erfolgreich gemeistert hat!« Ich schaue auf die Empfängerzeile und bemerke, dass die Nachricht an alle Mädels aus meiner Tanzgruppe ging. Oh nein. Ausgerechnet heute Abend? Heute bin ich doch schon mit Daniel verabredet. Und ich kann nicht schon wieder absagen, wegen dem Tanzen. Zwar ist es diesmal etwas anderes, wofür ich nichts kann, aber trotzdem.
Jedoch kann ich Frau Eilers für heute Abend auch nicht so einfach absagen, da sie das ja extra wegen mir geplant hat. Und natürlich weiß ich das auch zu schätzen. Sie wäre wirklich enttäuscht.
Ich hebe mir das Handy wieder ans Ohr. »Daniel? Ich hab eine schlechte Nachricht«, gebe ich kleinlaut zu. »Was?«, brummt Daniel ins Telefon und ich merke, dass er bereits weiß worum es geht.
»Frau Eilers hat uns heute Abend eingeladen, etwas trinken zu gehen...sie will darauf anstoßen, dass ich das Vortanzen geschafft habe...«, erkläre ich ihm, verunsichert wie er reagieren wird.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, sagt Daniel etwas lauter.
»Es tut mir leid, aber da kann ich nichts für. Das war nicht meine Idee«, versuche ich mich herauszureden, obwohl ich weiß, dass ihm das egal sein wird. Er war die letzten zwei Jahre so unglaublich verständnisvoll und hat nie gemeckert, wenn ich keine Zeit für ihn hatte oder das Tanzen vorgegangen ist, aber seit ein paar Wochen ist das irgendwie anders. In der letzten Zeit haben wir uns mehr über das eine leidige Thema gestritten, als in den restlichen zwei Jahren insgesamt.
»Du kannst mich doch nicht schon wieder wegen dem blöden Ballett versetzen!«, schreit er beleidigt ins Handy. »Ich bin es so satt, dass ich immer die zweite Geige spiele.«
»Daniel, ich–«, doch er unterbricht mich.
»Nichts, ‚Daniel'. Ich habe die Nase voll. Ich habe darüber hinweggesehen, dass du die Wochen vorm Vortanzen keinen einzigen Tag Zeit für mich gefunden hast. Aber du hast mir versprochen, dass sich das danach ändert. Und jetzt ist schon über eine Woche später und du machst genauso weiter wie davor!«
Ich sehe mich um, ob jemand unseren Streit mitbekommt, doch ich stehe ganz alleine an der Ampel.
»Es tut mir leid. Wirklich!«
Die Fußgängerampel schaltet auf grün und ich beginne die Straße zu überqueren.
»Es geht immer nur um dich. Das war schon immer so. Du hast noch nie jemand anderem abgesagt. Immer bin ich derjenige, der den Kürzeren zieht!«
Ich höre quietschende Reifen und wende meinen Blick in Windeseile auf die Seite. Ein Auto rast auf mich zu und versucht gerade noch abzubremsen. Vor Schock bleibe ich einfach mit weit aufgerissenen Augen stehen.
Meine Hand verliert an Kraft und öffnet sich, sodass mein Handy auf den Boden knallt.
In dieser Millisekunde setzt mein Herz aus, ich höre nur ein lautes, aber dumpfes Geräusch und spüre dann den kalten Asphalt unter mir und merke, wie meine Kleindung langsam vom Schnee durchnässt wird. Oder von Blut?
»Hallo? Emma? Was ist los?«, dröhnt es aus meinem Handylautsprecher, doch ich kann mich nicht bewegen und ich kann nicht sprechen. Ich liege da. Einfach so. Ich liege auf dem Bauch, die Hände seitlich neben mir und ich kann nicht dagegen machen.
Ich starre nur gerade aus, bis alles verschwimmt und mein Bild schwarz wird. Die Schreie um mich herum, die ich am Anfang noch ganz laut und deutlich gehört habe, verstummen und ich liege einfach nur noch da.
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Ich glaub, dieses Mal gibt es nicht viel zu sagen... bleibt gespannt wie's weitergeht💕
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