Teil 2
Ich wollte mich auf den Rücksitz setzten, besonnte mich aber noch im letzten Moment, ich würde alles versauen, also blieb ich neben dem Wagen stehen und zog den Verbandskasten unter dem Vordersitz raus, darin war nicht nur das Verbandszeug, sondern auch feuchte Tücher um das Blut abzuwischen. Ich hatte mich grade sauber gemacht, zumindest das was sauber zu machen ging, sprich Hände und Gesicht und mir einen provisorischen Verband angelegt, als mein Handy klingelte. Auf dem Display leuchtete der Name meines Vorgesetzen, Miron Domenei, auf. Ich seufzte und schaltete den Funk aus, denn die Gespräche mit Miron waren so gut wie immer Streitgespräche, da wir verschiedener Ansichten waren, eigentlich immer. Dann nahm ich ab, "Wird ja auch langsam zeit das du endlich drangehst!" begrüßte mich Miron. "Ich hab schon drei mal versucht dich zu erreichen." "Du weißt genau das ich im Einsatz bin und da das Handy entweder lautlos in der Tasche oder im Auto habe." Am anderen Ende der Leitung hörte man Papier rascheln. "Als ich hier im Büro angekommen bin war ich sehr enttäuscht, ich hatte gesagt das die Berichte bis heute fertig sein sollen, habe ich mich an dem Punkt vielleicht undeutlich ausgedrückt? Habe ich beim reden genuschelt? Ich denke nicht. Das heißt du schwingst noch heute deinen Arsch hier her und schreibst die Berichte, einschließlich den vom heutigen Einsatz." Ich lehnte die Stirn an den Rahmen der Tür und atmete tief durch um nicht schreiend zu antworten. "Willst du mich verarschen? Wir haben schon nach zehn, ich habe die letzte Nacht nicht geschlafen und echt keinen Nerv auf diesen ganzen Mist. Wolltest du nicht jemanden einstellen der den ganzen Papierkram für uns erledigt?" Ich konnte förmlich vor mir sehen wie er rot anlief als er antwortete. "Ich denke du vergisst das ich dein Boss bin und nicht eure Sekretärin. Also wenn ich morgen aus meinem warmen Wasserbett gekrochen komme und um zwölf Uhr im Büro bin, will ich das der ganze kram erledigt ist, ansonsten denke ich das Cole das Team auch alleine leiten kann. Ich lasse mir nicht von dir auf der Nase rumtanzen." Damit legte er auf. Ich warf das Handy neben mich auf den Sitz und stütze den Kopf in die Hände. Miron war die reinste Nervensäge, tat nichts anderes als sich den ganzen Tag bei irgendwelchen hohen Tieren einzuschleimen und mir das Leben zur Hölle zu machen. Ich hörte ein Geräusch und zog das Messer aus meinem Stiefel, als ich aufsah erkannte ich Cole der langsam ans Auto ran trat, das Licht aus dem Wagen inneren fiel auf seine glatten, schwarzen Haare und ließ seine grünen Augen noch Katzenhafter erscheinen als sowieso schon. Er hob leicht die Hände "Ich bin's Luz, tu mir den Gefallen und erstich mich nicht ja?" Ich schnaubte, "Was willst du Cole?" aber er schenkte mir ein warmes Lächeln, dass tat er immer und ich fragte mich wie er es nur mit mir aushalten konnte, ich könnte es hin und wieder beinahe selber nicht. "Wir sind mit dem Haus fertig, konnten dich aber über Funk nicht erreichen, ich wollte nur nachsehen ob der schwarze Mann dich nicht gestohlen hat. Und, nun ja eigentlich will ich wissen was mit dir los ist, seid Tagen bist du ständig in Gedanken versunken und raufst dir deine schönen blonden Locken. Ich mach mir sorgen." Grade als ich antworten wollte, klingelte erneut mein Handy, diesmal war es aber nicht Miron, sondern meine ältere Schwester Samanta, ich ging ran. "Was gibt's Sam? Ich bin noch in einem Einsatz." "Ich weiß Luzy, ich wollte dir was zu Essen vorbei bringen, damit du nicht immer dieses ungesunde Zeug bestellen musst, aber deine Wohnung ist total verwüstet. Die Möbel sind umgeschmissen, alles liegt auf dem Boden und ist kaputt." Ich richtete mich ruckartig auf und hoffte das es wieder einer von Sam's geschmacklosen Witzen war. "Das ist nicht dein ernst oder Sam? Bitte sag mir das das ein Scherz war!" Sam schnalzte mit der Zunge. "Luzy Hawkes! Denkst du etwa das ich über solch ernsten Angelegenheiten Scherze mache? Das ist natürlich kein Witz! Deine Wohnung sieht aus als wäre eine Bombe darin hochgegangen, deine Möbel sind aufgeschlitzt und dein Geschirr ist zertrümmert. Ich meine du bist zwar nicht grade die ordentlichste, aber es wurde definitiv bei dir eingebrochen. Ist es möglich das du bald herkommst? Wo bist du überhaupt grade?" Ich biss die Zähne zusammen, "Verdammt! Ich bin am ende der Stadt! Ich kann aber heute nicht kommen. Fass nichts an und geh einfach wieder nach Hause. Schließ ab und geh zu Tim und deinem Sohn, ja?" nach kurzem Zögern kam ihre Antwort. "Soll ich vorher die Polizei rufen?" als ich die Sorge in der Stimme meiner Schwester hörte, lehnte ich den Kopf wieder an das Auto. "Nein, ich klär das schon. Danke für den Anruf." Bevor Sam antworten konnte legte ich auf. "Was ist los? Hat Sam Probleme?" Cole legte mir eine Hand auf die Schulter und fast konnte ich seinen Blick auf meinem Hinterkopf spüren. "Nein, Sam hat keine Probleme, aber ich." Ich schloss die Augen und atmete ein paar mal tief durch, dann hörte ich die Schritte der anderen auf das Auto zukommen, ich drehte mich zu ihnen um und machte die Wagentüre zu. Cole stellte sich still neben mich. "Habt ihr noch was gefunden? Matt, wie weit wart ihr damit die Umgebung abzusuchen?" Brad antwortete zuerst. "Das Haus war sauber, du hattest den dreckigsten Raum erwischt." Na so ein glück aber auch, dachte ich. Matt nickte. "In näherer Umgebung war nichts und den anliegenden Wald würde ich mit Technischen Hilfsmitteln absuchen, zu Fuß macht es einfach keinen Sinn, er könne überall eine Leiche versteckt haben." Jetzt nickte ich. "Gut, Joe kannst du die Saubermänner anrufen und warten bis sie hier sind? Ich muss ins Büro und den Papierkram bis morgen Mittag erledigt haben, sonst schmeißt mich Miron aus dem Team. Und dann muss ich nach Hause, denn bei mir wurde eingebrochen." Einen Moment herrschte stille, doch Joe brach sie, "Hast du die Polizei schon angerufen?" er fuhr sich mit der Hand über den kahl geschorenen Kopf "Und wieso will Miron dich rauswerfen? Verdammt was läuft bei dir." Ich starrte still an ihnen vorbei, ein Zeichen für sie, dass ich nicht darüber sprechen wollte und normalerweise beließen sie es auch dabei, doch heute war einiges anders. Plötzlich drängte mich Matt zurück, dass ich an den Wagen stieß und stützte sich links und rechts von meinem Kopf, mit den Händen ab. Die Worte kamen leicht knurrend über seine Lippen. "Rück mit der Sprache raus Luzy, du bist geschlaucht, das schadet uns allen und wenn Miron dich raus wirft ist es genauso schlecht für uns. Komm schon spuck es aus Luz." Gold mischte sich in seine Augen und nahm immer mehr zu, er beugte sich näher an mich ran, dann legte sich Cole's Hand auf seine Schulter. "Es reicht Matt. Halt dich zurück, es ist ihre Entscheidung ob sie es uns mitteilt oder nicht." Ich schaute zwischen den zwei hin und her, auf jeden Fall wollte ich streit vermeiden, ich lehnte meine Stirn an Matt's. "Also gut." sagte ich "Miron und ich hatten uns ein wenig in den Haaren, wegen dem Papierkram, er sagt wenn ich es nicht bis Morgen um zwölf erledigt habe wirft er mich raus. Ich glaube er will mich loswerden, aber das Gefühl habe ich schon eine weile. Er sagt ich tanze ihm auf der Nase rum." Hinter Matt gab Brad ein raues lachen von sich. "Wer tanzt Miron schon nicht auf der Nase rum? Er ist ein blöder Bürohengst, spießig und arrogant. Er ist nur der Boss auf dem Papier. Mehr nicht." Matt lächelte. "Gut und jetzt die Sache mit deiner Wohnung. Was ist passiert?" Ich schluckte, "Ich weiß es nicht, Sam war dort und rief mich an, sagte mir das jemand eingebrochen und alles verwüstet ist. Ich werde Morgen danach sehen. Früher werde ich ja nicht dazu kommen und jetzt wäre ich dir sehr verbunden wenn du mir nicht so auf die Pelle rücken würdest." dann stieß sich Matt ab und ging einen Schritt zurück, scharrte ein wenig mit dem Fuß, dann sah er auf. "Fahr nach Hause Luz und ruf die Polizei, lass sie die Sache erledigen. Ich fahr ins Büro und mache den Papierkram." Ich hatte nicht bemerkt das die anderen in der Zwischenzeit gegangen waren, Joe saß auf der Terrasse des Hauses und telefonierte. Nur noch Matt, Cole und ich standen am Auto. "Aber dafür gehst du mit mir Essen ja?" fragte Matt, "Schön in ein ordentliches Restaurant, fein angezogen und alles." Ich verdrehte die Augen. "Nun gut. Du rettest mir den Arsch und ich geh mit dir aus. Klingt fair." Ich drehte mich zum Auto, jetzt war es mir egal ob ich den Sitz beschmutzte, man konnte es ja reinigen lassen und machte die Fahrertür auf, Cole ging um das Auto rum und stieg an der Beifahrer Seite ein, er war merkwürdig still.
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