Mondwasser
Sameena gab genau 1 Tropfen Mondwasser in den Trank, der zischte und sich blassgrün färbte. Ein Duft nach Sommerregen und Harz breitete sich im Zimmer aus. Der Dampf kräuselte ihre gelösten Haarsträhnen und klebten sie an ihrer Stirn fest.
Sie wischte sie mit den Handrücken zur Seite und hob ihren Zauberstab. Sogleich kam ein kleines Gläschen aus ihrem Regal geflogen. Sie schraubte es auf und ließ einen geringelten Schweineschwanz in den Trank gleiten. Nach zwei Umrührungen gegen den Uhrzeigersinn und drei in einer Spirale von innen nach außen war der Trank fertig. Von einem blassgrün hatte er sich in eine blassrosa Flüssigkeit verwandelt, die Sameena nun in ein kleines schwarzes Fläschchen füllte, auf das sie in der gleichen unordentlichen Schrift wie Sanjit eine kleine 6 mit ihrem Zauberstab ätzte.
Sie löschte das Feuer und öffnete das Fenster, um Luft in den stickigen Raum zu lassen.
Sie musste sich wirklich eine neue Wohnug suchen, am besten mit einem Kellerabteil, jetzt, wo Sanjit wohl endgültig ausgestiegen war.
Wie zuvor der Trank in ihrem Kessel brodelte es noch immer in ihr, wenn sie an ihren kleinen Bruder dachte.
Er steckte genauso mit drin in der ganzen Sache wie sie alle, aber nein, er war ja mal wieder was Besseres und die gleichen Regeln galten nicht für den goldenen Jungen.
Schön, dann würde sie sich eben selbst darum kümmern. Marie war perfekt um ihr den Trank unterzujubeln. Schließlich hatte sie nicht nur den Kelch verzaubert, sondern war auch Tonys Frau, die ihn betrog.
Sameena verzog angewidert die Mundwinkel. Tony hatte etwas Besseres verdient. Einen Moment lang stand ihr sein jüngeres Ich vor Augen. Damals als gefeierter Jäger bei den Gryffindors hatte sie ihn immer heimlich angehimmelt, aber außer ein paar Worten auf Fayes Parties hatte er nie mit ihr gesprochen. Und jetzt hatte ihn jemand töten wollen.
Sameena konnte sich noch immer nicht Recht erklären, was am Silvesterabend tatsächlich vor sich gegangen war. Alles, was sie gewollt hatte, war eine Party, so wie früher. Sie hatte ihr Glück kaum fassen können, als Faye tatsächlich zugesagt hatte, nachdem sie ihre vorherigen Briefe seit sie Hogwarts verlassen hatten, allesamt nicht beantwortet hatte. Aber sie war gekommen und Sameena war so aufgeregt und voller Vorfreude gewesen. Sicher wäre dies nur der Beginn vom Wiederaufleben ihrer Freundschaft gewesen. Faye würde sie zu weiteren Partys mit prominenten Persönlichkeiten einladen, sie vielleicht sogar mit auf Reisen nehmen. Aber nun war ihr Traum geplatzt. Es war einfach nicht fair. Immer musste bei ihr etwas schiefgehen. Aber nun würde sie die Sache richten.
Sie verbarg das schwarze Fläschchen in ihrem Umhang. Dann öffnete sie eine kleine hölzerne Truhe und zog ein Fläschchen mit einer goldschimmernden Flüssigkeit darin hervor. Sie würde nichts mehr dem Zufall überlassen und ein bisschen Glück konnte ja wohl nicht schaden.
Doch bevor sie den Trank trinken konnte, klopfte es heftig an der Tür. Sie schreckte hoch und hätte beinahe die kostbare Flüssigkeit über ihren Boden verteilt. Verärgert schloss sie das Fläschchen wieder weg und verstaute die Truhe unter ihrem Bett.
Mit erhobenem Zauberstab näherte sie sich der Tür. Waren Sie jetzt zu ihr gekommen? Seit sie gestern gesehen hatte, was der Mann mit der Narbe mit Tony gemacht hatte, rechnete sie jeden Moment damit. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass die Tür krachend aufschwang.
„Hallo, Sameena, bist du da? Wir sinds." ertönte die Stimme Maries.
Sameena entließ ihren angestauten Atem und runzelte die Stirn. Was wollte Marie hier?
Sie öffnete die Tür und blickte in die Gesichter von Marie und Tony.
Unwillkürlich schlossen sich ihre Finger um das Fläschchen in ihrem Umhang, als könnten die beiden sofort durch sie hindurchsehen.
"Was gibt's?" fragte sie betont lässig und musterten die beiden. Tony hatte wieder ein aufgeregtes Glitzern in seinen Augen, was sie schon lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte. Marie hingegen hatte ihren üblichen unzufriedenen Gesichtsausdruck. Sameena hatte noch nie verstanden, was Tony an ihr gefunden hatte.
"Wir müssen reden." Marie trat unaufgefordert ein und rümpfte die Nase. Noch immer lag der schwache Geruch nach Harz in der Luft.
Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer um und musterte die vielen Trankzutaten im Regal. Angewidert hob sie ein Glas mit Maden darin empor.
Tony folgte ihr wie ein Lamm und schließlich setzten sich die beiden unaufgefordert an ihren Tisch, wo Marie ein halb aufgegessenes Sandwich zur Seite schob.
Sameena starrte sie an und das Brodeln in ihrem Inneren wurde stärker. Nicht nur Sanjit hielt sich für etwas Besseres, nein sogar Marie, die selbst in einer kleinen Wohnung hauste und bei Madam Pudifoots arbeitete, sah auf sie herab. Dabei war sie, Sameena, hier die einzige, die sich selbst etwas aufgebaut hatte. Marie klopfte nur immer große Sprüche von ihrer Designer-/Architektenkarriere. Doch niemand wollte ihre scheußlich bunten Möbel haben. Und Tony. Der war ein gescheiterter Quidditchspieler mit Schulden bis über beide Ohren, der immer dicker wurde. Sie selbst hingegen hatte ein gut laufendes Geschäft und die Kunden standen Schlange.
Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch und sah sie fragend an.
"Was wollt ihr? "
Marie tauschte einen Blick mit Tony, der nickte.
"Wir haben einen Plan" sagte Marie.
Tony hatte noch nie groß, was zu sagen gehabt in ihrer Beziehung, dachte Sameena gehässig.
"Wir wollen Millicent Bulstrode das fehlende Zaubertrankfläschen unterjubeln. Dann kann die Patrouille nicht mehr anders als sie festzunehmen und wir sind endlich diese lästige Ermittlerin los."
Konnten Sie etwa Gedanken lesen? Sameena ließ sich nichts anmerken.
"Millie wandert ins Gefängnis, Tony ist seine Schulden los und du kannst deinen...Geschäften..."Sie betonte es mit abwertendem Zweifel in der Stimme "unbehelligt nachgehen. Wir brauchen dich nur, um den Trank zu brauen und uns dabei zu helfen bei Millicent einzubrechen."
Sameenas erster Gedanke war, dass sie komplett verrückt geworden waren. Man brach nicht einfach so bei Millicent Bulstrode ein. Ihr Haus war wohl besser geschützt als ganz Hogwarts.
Gleichzeitig taten sich ganz neue Möglichkeiten auf, sollte Millie erst einmal weg sein. Sameena verspürte ein aufgeregtes Kribbeln. Sie könnte sich ihre Strukturen zu eigen machen, ihr Geschäft ausweiten und dann würde sie es allen zeigen, wenn sie sie zur nächsten Silvesterparty in ihre Villa einlud.
Vorausgesetzt sie konnte die Patrouille davon überzeugen, dass sie nie IVZ verkauft hatte. Aber das Krankenhaus hatte nie einen Beweis gehabt und sie könnte Tony sicherlich überreden seine Aussage zurück zu ziehen.
"Ich bin dabei."
Sameena zog das schwarze Fläschchen aus ihrem Umhang.
"Tatsächlich habe ich mir bereits etwas Ähnliches gedacht. Wie lautet euer Plan?"
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Was haltet ihr von dem Plan? Glaubt ihr er wird von Erfolg gekrönt sein?
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