24. Kapitel ⏐ Julian
Nachdem beide ihren Kakao ausgetrunken hatten, machte sich langsam Unruhe in Julian breit. Ob sie wohl über Nacht hierbleiben wird? Oder ist es dafür noch zu früh?
Er sah Lina forschend an. Sie hatte sich beruhigt und wirkte jetzt sehr erschöpft und ausgelaugt. Julian beschloss, nicht um den heißen Brei herumzureden.
„Möchtest du hierbleiben? Oder soll ich dich nach Hause fahren?"
Lina suchte seinen Blick. „Ich ... Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne bleiben."
Als sie daraufhin verlegen wegschauen wollte, ließ Julian das nicht zu. Er griff nach Linas Kinn und drehte ihren Kopf wieder in seine Richtung. „Ich hätte nicht gefragt, wenn es mir etwas ausmachen würde, Lina. Im Gegenteil. Ich wäre sogar sehr froh, wenn du bleibst."
Scheu erwiderte sie sein Lächeln und nickte dann. Meine Lina. Wirklich süß, wie schüchtern sie auf einmal ist.
„Ich hole dir schnell ein T-Shirt von mir und lege Handtuch und Zahnbürste für dich ins Bad", sagte Julian und stand voller Tatendrang auf.
Während sich Lina bettfertig machte, ging er schon einmal ins Schlafzimmer und schaute sich aufmerksam um. Julian wollte einen guten Eindruck hinterlassen, wenn Lina das erste Mal bei ihm übernachtete. Aber zum Glück war er von Natur aus ein ordentlicher Mensch. Es lagen keine Sachen herum und auch das Bett war gemacht. Julian nickte zufrieden. Dann fiel ihm Linas Unsicherheit ein und er drehte sich zur Tür, um diese weit zu öffnen. Lina sollte sich gleich willkommen fühlen.
Kurze Zeit später stand sie dann aber doch ein wenig zögerlich im Türrahmen und rührte sich nicht. Julian lächelte. „Du darfst gerne reinkommen, Lina. Ich beiße nicht." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Lina schluckte schwer und erwiderte seinen Blick aus ihren großen, wunderschönen Kulleraugen. Ihre Wangen färbten sich tiefrot und Julian lächelte nur noch mehr. Sie ist einfach zuckersüß!
Diese schüchterne Seite an Lina war völlig neu für ihn. Früher hatte er sie immer energisch und selbstbewusst erlebt. Sie war zielstrebig gewesen, unerschrocken. Julian hätte es nicht für möglich gehalten, dass hinter ihrer coolen Fassade so viel Unsicherheit lauerte. Aber das ist ja nur menschlich und macht sie sogar noch sympathischer.
Julian streckte die Hand aus und Lina folgte seiner Geste. Mit einem sehr befriedigenden Geräusch fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Dann wurde es still. Keiner bewegte sich. Und Julian wurde schlagartig klar, dass sie allein waren. Allein und doch zu zweit. In seinem Schlafzimmer.
Julian war plötzlich selbst ganz nervös. Das hier ist etwas Besonderes. Lina ist besonders. So wie mit ihr hatte er sich noch nie gefühlt. Ich darf das nicht verbocken!
Lina kam langsam auf ihn zu. Gedankenversunken betrachtete sie das Bett und setzte sich nach kurzem Zögern neben ihn.
Dann fragte sie vorsichtig: „Julian?"
„Ja?"
„Das mit uns ... ich meine ... Sind wir jetzt fest zusammen?" Sie wirkte unsicher und Julian bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Ich hätte dieses Thema schon längst ansprechen müssen!
Um Linas Ängste zu zerstreuen, schaute er ihr fest in die Augen und sagte voller Überzeugung: „Ja, wir sind zusammen. Aber nur, wenn du das auch möchtest." Julian lehnte sich zu Lina herüber und strich behutsam eine verirrte Strähne aus ihrem Gesicht. Wie von selbst wanderte seine Hand in ihr seidiges Haar. Es glänzte wie Gold im sanften Licht der Nachttischlampe. „Ich will das hier wirklich. Das mit uns."
Lina erwiderte seinen offenen Blick und nickte. „Ich will es auch. Ich will dich, Julian."
Auf seinem Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. Er zog Lina stürmisch an sich und küsste sie mit einer Intensität, die ihn selbst überraschte. Julian legte all seine Gefühle in diesen Kuss und hoffte einfach, dass sie ihn verstand. Und wenn er danach ging, wie leidenschaftlich Lina reagierte ... Gott, ich liebe sie!
***
Erst Stunden später löste er sich schwer atmend von seiner Freundin. Auch sie war aus der Puste, ihre Brust hob und senkte sich in einem schnellen Takt. Linas Wangen waren gerötet und einige goldblonde Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn. Julian sah sie bewundernd an. Wirklich atemberaubend schön!
„Das ... das ... das war einfach ...", ihr fehlten die Worte. Julian grinste stolz.
„Oh ja. Es war einfach unglaublich, fantastisch und spektakulär!"
Linas Mundwinkel zuckten und sie richtete sich ein wenig auf. „Hey, das war aber nicht nur dein Verdienst!", gab sie mit mahnend erhobenem Zeigefinger und strenger Miene zurück.
Julians Grinsen wurde noch breiter. „Stimmt. Wir passen einfach perfekt zusammen."
„Ja", sagte sie liebevoll, während sich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Und das nicht nur im Bett."
„Aber im Bett ganz besonders", zog Julian sie zwinkernd auf. Als er dafür einen leichten Schlag von Lina kassierte, musste er sich das Lachen verkneifen. „Komm schon, das war eine Steilvorlage!"
„Ja, ja." Schmunzelnd ließ sie ihren Blick ein Stück nach unten gleiten und meinte mit hochgezogener Augenbraue: „Apropos Steilvorlage ..."
Julian lachte herzhaft auf und schüttelte den Kopf. „Du bist ja unersättlich!" Mit einem Grinsen hob er kapitulierend die Hände und fuhr flehend fort: „Hab Erbarmen mit einem armen, müden Mann. Meine Freundin hat mich so gefordert, dass ich jetzt dringend eine Pause brauche."
Das brachte auch Lina zum Lachen, aber sie wurde schnell wieder ernst. „Es stimmt doch, oder? Wir sind viel mehr als das." Lina machte eine Geste, die sie beide und das Bett mit einschloss.
Julian verstand sofort. Sein Grinsen verschwand und er suchte Linas Blick. Die leisen Zweifel, die an ihr nagten, hatten das Leuchten aus ihren Augen vertrieben.
„Lina", sagte Julian eindringlich und streichelte zärtlich über ihre Wange. Er wollte mit seinen Worten die gleiche Sicherheit vermitteln, die er empfand. „Ich will alles, okay? Das Gesamtpaket. Ich habe dich nicht gefragt, ob du hier bleibst, weil ich auf eine schnelle Nummer aus war." Er hob die Hand, weil Lina ihn wie so oft unterbrechen wollte. „Ich hatte nicht mit Sex gerechnet, aber er war großartig! Und natürlich wollte ich es! Das meine ich gar nicht. Ich ... Also. Mir war nur wichtig, dass du in meiner Nähe bist. Das hier war nicht geplant." Auch er machte eine weit ausholende Geste. „Ich wollte für dich da sein und Zeit mit dir verbringen. Der Rest ist einfach passiert. Und es war sehr, sehr schön."
Lina erwiderte sein liebevolles Lächeln und zog Julian fest an sich. „Das finde ich auch." Dann küsste sie ihn so gefühlvoll, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich zu Hause fühlte.
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