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11. Kapitel ⏐ Lina

Lina schlitterte fünf Minuten vor der Schließzeit durch die Tür des Pflegeheims und atmete erst einmal erleichtert aus. Um 18:30 Uhr verriegelten sie hier die Eingänge, damit keine Besucher mehr hereinkamen. Wer davor im Gebäude war, durfte noch eine Weile bleiben und wurde erst eine halbe Stunde später vom Pflegepersonal hinausbegleitet. Lina war ihnen dankbar für diese Möglichkeit, denn sonst hätte sie ihre Mutter unter der Woche gar nicht besuchen können.

„Hallo Lina, du hast es gerade noch geschafft."

Als Lina die bekannte Stimme hörte, sah sie überrascht nach links und entdeckte Peter Mönch, der meistens am Abend für den Empfang und die Sicherheit zuständig war. Er stand bereits mit den Schlüsseln neben der Tür, um hinter ihr abzusperren.

Mit mahnend erhobenem Zeigefinger erwiderte Lina: „Hey, ich hatte noch fünf Minuten Zeit und du bist zu früh dran, Peter!" Ihre aufgesetzt strenge Miene konnte sie jedoch nicht lange beibehalten. Stattdessen reichte sie dem älteren Herrn lächelnd eine Tüte Lakritz, die sie extra für ihn mitgebracht hatte. Lina konnte zwar nicht verstehen, warum er dieses Zeug so gerne aß, aber Geschmäcker waren eben verschieden. Sie selbst würde die Lakritz-Schnecken nicht mal anrühren, wenn ihr Leben davon abhinge. Igitt! Lina schüttelte sich bei dem Gedanken an das eine Mal, als sie davon gekostet hatte. Nie wieder!

„Deine Mutter hatte heute einen guten Tag. Sie ist noch wach und wartet auf dich", berichtete Peter, als er sich bereits die erste Lakritz-Schnecke in den Mund steckte.

Gute Tage gab es in letzter Zeit selten. Deshalb war Lina froh über diese Nachricht. „Danke, dann gehe ich gleich mal hoch."

Während Lina auf dem Weg in die zweite Etage war, bereitete sie sich mental auf die Begegnung mit ihrer Mutter vor. Peter hatte zwar gesagt, dass sie heute sogar auf Lina wartete, aber das war keine Garantie. Ihr Zustand konnte von einer Sekunde auf die andere umschlagen. Manchmal vergaß sie mitten im Satz, wer Lina war. Dann wurde sie völlig hysterisch, weil eine fremde Frau an ihrem Bett saß. Und wenn Lina nicht aufpasste, wurde sie auch noch gekratzt oder geschlagen. Als ob es nicht schon schmerzhaft genug wäre, dass ihre eigene Mutter sie nicht mehr erkannte.

Maren Herrmann litt an präseniler Alzheimer-Demenz. Die Krankheit war kurz nach ihrem 46. Geburtstag diagnostiziert worden, als sich die Beeinträchtigungen einfach nicht mehr leugnen ließen. Vorher hatte Linas Mutter die Gedächtnisstörungen immer als Vergesslichkeit abgetan und die mangelnde Belastbarkeit dem Arbeitsstress zugeschrieben. Doch dann hatte ihr Orientierungssinn nachgelassen und sie war nachts im Schlafanzug durch die Straßen geirrt. Maren hatte alltägliche Gegenstände und selbst ihre eigene Tochter zeitweise nicht mehr erkannt. Sie war antriebslos und depressiv gewesen, hatte unter Stimmungsschwankungen gelitten und dadurch ihren Job verloren. Diverse Ärzte, die vorher eine Unmenge an Untersuchungen gemacht und trotzdem nichts gefunden hatten, waren sich plötzlich einig: Alzheimer. Das hatte alles verändert.

Zu dem Zeitpunkt hatte Lina kurz vor ihrem Studienabschluss gestanden. Sie war fest entschlossen gewesen, ihre Mutter selbst zu pflegen – zu Hause, in einer gewohnten Umgebung. Aber nach zwei Jahren war sie an ihre Grenzen gestoßen und hatte nach einem geeigneten Pflegeheim suchen müssen. Und dieses hier war das beste gewesen.

Lina klopfte kurz an die Tür von Zimmer 204 und trat dann leise ein. Es konnte schließlich sein, dass ihre Mutter inzwischen eingeschlafen war. Doch sie hatte Glück: Maren Herrmann saß aufrecht im Bett und verfolgte eine Quiz-Sendung im Fernsehen. Früher war das eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen gewesen, aber heute frustrierte es Linas Mutter nur noch, dass sie die Antworten nicht mehr wusste.

„Ich bin so dumm, so dumm", murmelte sie gerade, als Lina die Tür hinter sich schloss.

„Hallo, Mama", sagte Lina sanft. „Du bist nur ein bisschen aus der Übung, keine Sorge. Nur weil du ein paar Quiz-Fragen nicht beantworten kannst, bist du doch nicht dumm."

Ihre Mutter schaute überrascht auf. In der nächsten Sekunde glätteten sich die tiefen Sorgenfalten auf ihrer Stirn und sie lächelte über das ganze Gesicht. „Hallo, mein Linchen! Wie schön, dass du mich besuchen kommst."

Der vertraute Kosename zauberte auch Lina ein Lächeln ins Gesicht. Sie ging schnell zum Bett und schloss ihre Mutter in die Arme.

Lina genoss diesen unglaublich kostbaren Moment, denn Maren hatte sie zum ersten Mal seit Wochen wiedererkannt. Von dem Schleier, der ihren Blick in letzter Zeit so oft trübte, war an diesem Abend nichts zu sehen. Gott sei Dank!

Maren strich ihrer Tochter die Haare aus der Stirn und hielt ihren Blick für einen Moment gefangen. „Ich habe dich lieb, mein Schatz. Vergiss das nicht." Dann lächelte sie wehmütig.

Es war einer dieser Tage, an denen Maren bei so klarem Verstand war, dass sie ihre Situation voll und ganz erfasste. Das machte sie jedes Mal unendlich traurig. Denn Linas Mutter wusste, dass sie alles, was sie liebte, vergessen würde.

Deshalb beeilte sich Lina, ihr zu versichern: „Ich liebe dich auch, Mama. So sehr!" Ihre Stimme war nur ein Flüstern und brach beim letzten Wort.

Lina musste schwer schlucken, um ihre Tränen zurückzuhalten. Diese Tage lösten in ihr immer ein Gefühlschaos aus. Sie empfand Trauer, Schmerz und Wut, doch meistens überwog die Freude. Denn die schönen Momente, die ihnen dadurch geschenkt wurden, konnte ihnen nichts und niemand nehmen. Nicht einmal diese Krankheit.

„Du darfst ruhig weinen, Liebling", sagte ihre Mutter leise, während sie liebevoll Linas Wange streichelte. „Es ist okay. Wir wissen doch beide, dass diese Krankheit einfach furchtbar ist. Versprich mir, dass du deinen Schmerz nicht in dich hineinfrisst." Sie sah ihre Tochter erwartungsvoll an und fuhr erst fort, nachdem Lina genickt hatte. „Ich möchte, dass du glücklich bist und nicht deine gesamte Freizeit hier in diesem Pflegeheim verbringst. Das tut dir nicht gut."

Lina seufzte. „Mama, ich bin hier, weil ich meine Zeit mit dir verbringen möchte. Es geht mir gut. Wirklich."

Maren setzte gerade an, um etwas zu erwidern, als ihr Blick sich trübte. Verwirrt sah sie zu ihrer Tochter, dann rief sie voller Angst: „Wer sind Sie und was wollen Sie hier?" Panisch stieß sie Lina vom Bett und schrie immer wieder: „Einbrecher! Mörder! Hilfe!"

Lina war vor Schreck wie gelähmt. Egal, wie oft sie diese plötzlichen Stimmungswechsel schon erlebt hatte, sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen. Die Sekunden, bevor die Panik übernahm, waren am schlimmsten. Es zerriss Lina jedes Mal das Herz, wenn all die Emotionen, die ihre Mutter ausmachten, einer völlig ausdruckslosen Miene wichen. Diese Krankheit nahm ihr so viel mehr als nur die Erinnerungen.

Doch im Moment hatte Lina ganz andere Probleme, denn ihre Mutter wurde immer panischer und lauter. Also rappelte sie sich so schnell sie konnte vom Boden auf und spürte erst jetzt einen scharfen Schmerz im rechten Knie. Anscheinend würde Lina wieder einmal ein Souvenir vom Bettrahmen mit nach Hause nehmen ...

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