Sally
Schnell folg sie von Fels zu Fels, immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden.
Ihr kleines Herz pochte stark, sowie es das immer tat, wenn sie zur Wache eingeteilt war.
Es war bereits am Dämmern, was bedeutete das sie sehr vorsichtig sein musste.
Denn durch ihren Schimmer saß sie auf dem Serviertablett. Eine leckere Mahlzeit, aber nicht mit ihr. Sally war flink und wusste genau welche Wege die Ahriman benutzten. Es war still geworden in diesem Teil des Landes. Sally schluckte schwer als sie sah, das erneut ein Stück fehlte. Der Rest lag brach und unfruchtbar vor ihr. Früher war dies der schönste Ort In Délian. Es war einst ihre Heimat. Die Heimat der Feen. Alles erblühte in den schönsten Farben und essen gab es im Überfluss. Doch seit jener Nacht bröckelte ihre Welt auseinander. Von ihrem Volk waren nur noch wenige am Leben. Sie versteckten sich und somit Starb das Land völlig ab.
Sally hingegen schloss sich einer kleinen Gruppe an. Ihre Kräfte reichten grade so, um das bisschen Obst und Gemüse das sie benötigten, solange am Leben zu halten das sie es ernten konnten. Judy sorgte für Fisch aus dem letzten großen See. Judy war ein Shellycoat, früher hatte sie sich an den vorbeikommenden Wanderer genährt. Heute jedoch war sie auf Hilfe angewiesen. Shellycoats sind Wassergeister, wunderschöne Wesen. Mit ihrer Schönheit betören sie ihre Opfer um sie ins Wasser zuziehen und sie zu verspeisen. Der See war früher riesig. Er nahm den größten Teil Délian's ein. Nun war er nur noch halb so groß. Auch trug er längst nicht mehr so viel Fische. Weshalb die Gruppe nur einmal alle sieben Tage Fisch aß. Sally vernahm ein glucksendes Geräusch und hielt inne. Aufmerksam sah sie sich um. So nah waren die Ahriman noch nie. Das war überhaupt nicht gut. Ahriman waren schreckliche Wesen, sie schürten Hass unter den Völkern und brachten Chaos und Zerstörung in ihre Welt. Früher lebten sie tief unter der Erde, in einem Geflecht aus Höhlen und Gängen. Doch als das erste Stück brach und in den Abgrund stürzte, legte es einen dieser Gänge frei und die Ahriman betraten zum ersten Mal die Oberfläche. Ahriman töteten nicht nur zum überleben, nein sie töteten weil es ihnen Freude bereitete. Diese Kreaturen sahen fürchterlich aus. Ihre Körper bestanden aus einer schleimigen, zähflüssigen Materie, die für viele Arten giftig war. Auch konnten sie eine große Menge des Schleimes auf ihre Opfer Schleudern, indem sie begannen wild umher zu zappeln. Der Schleim verklebte in Sekundenschnelle und härtete aus, aber nur wenn die Ahriman das so wollten. Es war so als gehorche der schleim ihnen. Mit ihren schwarzen Augen konnten sie in der Dunkelheit perfekt sehen, bei Tage jedoch mussten sie sich auf ihr Gehör verlassen. Außerdem liebten es die Ahriman das ihre Opfer noch lebten, wenn sie Sie begannen zu verspeisen. Das Jammern und schreien ließ sie in einen regelrechten Rausch fallen. Nur wenn ihr Gegner stark war, bekam er das Gift ihres Schleimes zu spüren. Die Ahriman konnten nicht sprechen, zumindest nicht in einer Sprache die man kannte. Sie gaben nur glucksende, knackende, kehlige laute von sich. Sally sah zu ihren Füßen und entdeckte das Moos, das soeben gewachsen war als sie den Boden berührte. Schnell nahm sie es auf und hüllte sich darin ein, um ihr schimmern zu verbergen. Es war nur ein Ahriman, der ihren Weg kreuzte und torkelnd auf eine Höhle zuging. Erst als er in der Höhle verschwand, warf Sally das Moss ab und erhob sich wieder in die Lüfte. Bölly wäre jetzt wieder ausgerastet. Bölly gehörte zum Volk der Gnome und Gnome waren sehr zappelig. Sie mochte ihn, aber manchmal raubte er ihr den letzten Nerv. Bölly hatte nur Blödsinn im Kopf. Außerdem waren Gnome sehr laut und ihre ständige Unsichtbarkeit's Sache, erschreckte Sally jedesmal zu Tode. Bölly's kleiner Bruder Robby machte das jedes Mal, nur um sie zu ärgern. Sie flog den restlichen Weg ab, dies verlief ohne weitere Sichtungen. Weiterhin aufmerksam trat Sally den Rückflug an. Shane saß bestimmt schon auf glühenden Kohlen. Er war der Anführer ihrer kleinen Gruppe. Shane gehörte zum Volk der Trickster und hatte sie vor einem Ahriman gerettet. Denn Trickster konnten ihre Gestalt wandeln, sie schufen Trugbilder um ihre Gegner in die Irre zu führen. Leider war es sehr schwer, ihre Absichten einzuschätzen. Das typische Verhalten der Trickster leitete sich von ihrem zwiespältigen Charakter ab. Auf der einen Seite brachen sie die Regeln, um Gutes zu tun, auf der anderen Seite jedoch auch, um Konflikte zu provozieren. Shane war auf der Suche nach einem Orakel, denn diese wissen genau was zu tun ist. So zumindest hat Shane ihr das verkauft. Sally schloss sich ihm an, denn auch sie wollte wissen was mit Délian geschieht. Außerdem konnte Shane sehr nützlich sein. Sie zog mit ihm los, auf der Suche nach einem Orakel. Unwissend ob es überhaupt noch welche gab und ohne jeden Hinweis auf ihren Aufenthaltsort. Auf ihrem Weg fanden sie Bölly und seinen Bruder Robby, die sich ihnen anschlossen. Judy folgte den beiden bereits, seit Shane Sally rettete. Judy gestand vor kurzem, das sie damals großen Hunger hatte und die beiden verspeisen wollte. Doch als sie mitbekam, das die Gruppe nach antworten und Lösungen suchte, wagte sie einen Annäherungsversuch. Seit dem ist aus der merkwürdigen Truppe eine kleine Familie geworden.
Sally flog einen anderen Weg zurück, nur für den Fall gesehen zu werden. Sie mussten vorsichtig sein, wegen Judy waren sie zur Zeit noch ans Wasser gebunden. Ab dem siebzehnten Lebensjahr konnten Shellycoat's das Wasser verlassen, dann konnten sie zwischen ihrer Wassergestalt und der Landgänger Gestalt wechseln. Dies war in zwei Tagen soweit, wenn die silbernen Monde sich hell leuchtend gegenüber standen.
Sally genoss die Stille des Alleinseins, angestrengt versuchte sie in der Ferne Tiere aus zumachen. Sie konnte sogar eine Eule hören, doch dies war heute Nacht das einzige Tier. Sie hoffte das sich Délian irgendwann wieder erholte, oder das sie eine Möglichkeit finden um auf die andere Seite zu gelangen. Als sie den Schein des Feuers sah, wurde sie wütend. Bölly hat mal wieder übertrieben. Sie flog so schnell sie konnte, hinein in die Höhle. Das Feuer ragte hoch, fast bis zu Decke. Als Judy sie sah, tauchte sie ab. Sally landete piepsig fluchend vor Bölly.
„Sag, seit ihr von allen guten Geistern verlassen!? Der Schein des Feuers ist schon aus der Ferne zu sehen! Hängt doch wenigstens den Durchgang ab, wir haben decken genug. Die Ahriman sind uns sehr nah."
Sally sah das Shane schlief, er begann sich zu regen. Bölly und Robby sahen sie beschämt an. Die beiden nahmen eine Decke und hängten den Durchgang ab. Shane erwachte und erschrak fürchterlich, das Feuer war ein Inferno.
„Wer hat dieses Feuer gemacht!? Judy würdest du es bitte etwas abschwächen?
Sally du bist zurück, wie sieht es aus?"
Sally funkelte die beiden Gnome noch einen Moment tadelnd an, wandte sich dann aber an Shane.
„Alles verlief sehr ruhig. Jedoch fehlt wieder ein großes Stück Land. Ein Ahriman ist ganz in unserer Nähe. Also ich hoffe das es nur einer ist. Er ging in eine Höhle. Wir müssen vorsichtig sein Shane, ich bin der Meinung das wir hier verweilen, bis Judy das Wasser verlassen kann. Denn sonst sind wir in der Nacht völlig Schutzlos. Du weißt das dies die letzte Höhle mit einem See darin ist. Wir sollten uns nicht trennen."
Shane überlegte kurz und grummelte sich in seinen Nichtvorhanden Bart.
„Du hast ja recht Sally. Zwei Tage länger werden uns schon nicht das Leben kosten. Ich werde die nächste Wache übernehmen. Leg dich schlafen, ich brauche dich in Bestform."
Sally ließ sich das nicht zweimal sagen, Wache war sehr anstrengend. Zumal wenn wann so klein war, wie sie. Eine Weile sah sie noch zu Shane, sie wurde aus ihm nicht schlau. Er war so launisch und stur. Doch manchmal, so wie heute, war er verständnisvoll und nett. Es lag wohl an seinem Naturell. Sally drehte dem Feuer den Rücken zu und schlief erschöpft ein.
In dieser Nacht träume Sally zum ersten mal von Wesen, die sie noch nie gesehen hatte.
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