Noch ein Zeichen
Hailey hielt den Tiegel fest in ihrer Hand. Es dauerte einen Moment bis sie feststellte, das der Tiegel in einem weiteren stand. Er war nur minder größer, so das es kaum auffiel. Aufgeregt zog sie den Salbentiegel aus dem leeren. Ihr Herz machte augenblicklich einen Sprung. Einen Brief fand sie vor, einen Brief von Fay. Sie wollte ihn so gerne auf der Stelle lesen, doch das ging nun nicht. Sie war schon etwas spät dran. Vorsichtig stellte sie den Salbentiegel wieder rein, rieb sich ihre Beine und Arme damit ein und zog hurtig ihren Anzug an. Der Duft der Salbe war wundervoll, auch wenn sie etwas heraus roch das sie nicht kannte. Sie öffnete ihre Tür und schritt hinaus in den Flur. In diesem Teil des Palastes war es unheimlich still. Dies war ihr aber auch lieber, es reichte die Gefühle der Armen Menschen zu spüren. Dann musste sie nicht auch noch ihre Schmerzensschreie hören. Sie nahm sich einen ihrer Zöpfe vor und schritt aufmerksam voran.
Ihr gefiel es überhaupt nicht, diesen Weg alleine zu gehen. Was wenn erneut einer dieser Dämon ihren Weg kreuzte. Sie glaubte Astaroth kein Wort. Hailey hatte zwar keine Ahnung aus welchem Grund er dies getan hatte, aber er wollte Vergeltung. Er wollte einen von ihnen Tod sehen. Ein Geräusch Lies sie innehalten. Ihr Herz schlug mehrere Takte schneller. Sie stand genau dort, wo sich vier Flure kreuzten. Im schwachen Schein der Fackeln konnte sie jedoch nichts erkennen. Mit einem mulmigen Gefühl setzte sie sich wieder in Bewegung. Innerlich betete sie die Waldgeister an. Es war nicht mehr weit bis zu Speisekammer. Sie vernahm erneut ein Geräusch, das einem röcheln glich. Hailey begann zu laufen und blieb erst stehen als sie die Tür errichte. Viel zu schnell öffnete sie die Tür, fast wäre sie gestürzt. Sie schlüpfte in den Raum hinein und schloss die Tür. Ihre Gruppe sah an ihrem Tisch, auch die kleine Malu war schon am Essen. Schnell ging sie zur Tafel und lud sich ihr Abendmahl auf den Teller. Malu begrüßte sie mit einen Kuss auf die Wange.
Hailey lächelte ihr zu. Das Essen schmeckte vorzüglich. Hailey vernahm einen Geruch den sie sehr gut kannte. Als sie ein zweites Mal an der Tafel stand, wusste sie was es war. Sie sah den Elben liebstes Getränk, Poulpaslikör.
Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Nur einen kleinen Schluck, grade für den Geschmack. Sie goss sich wirklich nur einen Fingerbreiten Schluck in ihren Becher und ging zurück zu ihrem Tisch. Als sie sich setzte, hörten alle zu essen auf. Kayden schnupperte in der Luft umher.
„Was ist das, was riecht hier so unglaublich gut?"
Hailey lächelte ihn an, sah dann auch zu den anderen.
„Das ist wahrscheinlich mein Poulpaslikör. Das beste was man bei den Elben trinken kann. Erst schmeckt er bitter, dann kommt aber die süße durch. Er ist sehr berauschend, nur für den Fall das ihr ihn probieren wollt. Ein Fingerbreit reicht völlig aus!"
Alle bis auf Malu stürmten ohne ein weitere Wort zur Tafel und gossen sich von dem elbischen Nationalgetränk ein. Hailey sah sich währenddessen grinsend Malu's Auge an. Es war nicht mehr ganz so geschwollen. Aber immer noch blutunterlaufen. Die drei setzten sich wieder zu ihnen. Als sie ihre Teller geleert hatten, hob Cole sein Becher, um mit ihnen anzustoßen. Die anderen hoben ebenfalls ihre Becher. Gemeinsam gossen sie den herrlich riechenden Likör in ihre Münder. Hailey verzog keine Miene. Sie liebte das bittere, denn dadurch wurde die süße danach noch intensiver. Es war schon seltsam das es hier überhaupt Poulpaslikör gab. Denn er wurde hier auf dem Markt nicht veräußert. Sie behielt die Flüssigkeit einen Moment im Mund ehe sie Schluckte. Dann kam die Wärme und die Leichtigkeit, gefolgt von der süßesten süße. Genüsslich schloss sie ihre Augen.
Kayden machte es genauso wie Hailey. Als er den Likör im Mund hatte, kam das bittere augenblicklich. Es schmeckte nicht schlimm, es prickelte aber auf seiner Zunge. In dem Augenblick als er ihn schluckte, wurde es ihm warm. Dann kam von untenher die süße. So etwas süßes hatte er noch nie gegessen oder getrunken. Es schmeckte fantastisch. Seine Arme und Beine wurden unglaublich leicht und sein kopf war leicht benebelt. Cole grinste vor sich hin während Summer große Mühe hatte die Flüssigkeit überhaupt zu schlucken, ohne sich dabei zu übergeben. Kayden begann lächelnd zu nicken.
„Wow, dieser Likör schmeckt außerordentlich gut. Ich merke bereits jetzt seine enorme Wirkung. Ein vollen Becher und man ist sternhagelvoll."
Auch Hailey grinste in die Gruppe und brauchte zwei Anläufe um zu sprechen.
„Ja faszinierend nicht wahr? Wenn man richtig betrunken sein will, reicht ein Becher völlig aus. Mehr wie Fingerbreit habe ich noch nie getrunken. Ich bin ja jetzt schon ordentlich beschwipst."
An ihrem Tisch herrschte eine ausgelassene Stimmung. Régare stierte missbilligend zu ihnen rüber, aber auch er konnte dem Duft nicht widerstehen. Wie in Trance hing er auf seinem Stuhl nach dem er seinen Becher geleert hatte. Jetzt wollten es die beiden Jungdämonen auch wissen. Die Stimmung in der Speisekammer war unglaublich. Régare unterhielt sich plötzlich mit Baal und Nasu, sie lachten und umarmten sich. Auch Summer kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Dieser Likör war Teufelszeug. Aber ihnen allen ging es gut, in diesem Moment fielen ihnen die Strapazen und die schrecklichen Gedanken von ihren Schultern ab. Régare nahm die Karaffe und versteckte sie, aus Angst das sie nie mehr welchen bekommen werden. Wenn ihre Trainer sahen, was hier los war. Nasu applaudierte ihm zu. Während er jedem im Raum genau erklärte, wo er ihn versteckt hatte.
Hailey fand diese Wesensänderung Faszinierend, was dieser Likör alles verrichten konnte. Als die Tür aufging und die zwei Trainer fassungslos ihre Gruppen ansahen brach das Gelächter aus. Zolag sah angesäuert zu Zagan.
„Ich habe dir ja gesagt, das dies keine gute Idee ist. Dieser Likör ist Gift. Sieh dir an wie sie sich alle benehmen!"
Zagan musste lachen und schlug Zolag Freundschaftlich auf den Rücken.
„Ich sehe nichts was daran falsch wäre. Sieh doch nur, sie sind ausgelassen und glücklich. Lass sie doch, in drei Wochen ist ihr Leben vorbei. Was würdest du tun, wenn du an ihrer Stelle wärst? Ich behandele sie jedenfalls nicht wie Gefangene. Das hat niemand der Auserwählten verdient. Ich gebe zu deine Gruppe hat ein wenig zu tief ins Glas geschaut. Bis auf die kleine."
Zagan ließ Zolag stehen und ging zu seiner Gruppe, die ihm lächelnd zuwinkten.
Bevor Malu zu ihrem Trainer ging, gab Zagan ihr den Tiegel. Dankend sah sie ihn an und ließ den Tiegel in ihrer Hose verschwinden.
Diese Geste berührte Hailey sehr. Sie mochte Zagan immer mehr und ihr Vertrauen in ihn wuchs. Dank ihm hatte sie einen Brief von Fay. Sie war sich sicher das sie ihm vertrauen konnten. Er stemmte seine Hände in die Hüften uns sah sie alle an.
„Hat euch der Poulpaslikör geschmeckt? So wie ihr aussieht, werte ich das als ein ja. Heute werden wir nicht mehr Trainieren. Ich zeige euch den Außenbereich und das Antiquariat. Es gibt auch einen Schwimmteich, der nur für die Auserwählten bereit steht. Noch irgendwelche Fragen?"
Hailey hob die Hand und überlegte einen Moment. Bevor sie zu sprechen begann.
„Erst einmal möchte ich mich bei dir bedanken. Nicht nur für das flüssige Gold, sondern das du auch für Malu eine Salbe besorgt hast. Das bedeutet mir persönlich sehr viel. Es macht dich zu einem von uns. Wir wissen das sehr zu schätzen, alles was du bereits für uns getan hast. Danke Zagan!"
Zagan war gerührt, noch nie hatte sich jemand ihm gegenüber so geöffnet. Immerhin war er ein Dämon. Noch dazu einer der dem Fürsten diente. Er fühlte sich zum ersten Mal dazugehörig. Das war ein gutes Gefühl, so wollte er sich immer fühlen. Er war mehr denn je gewollt, ihnen zu helfen. Er brauchte Anhänger, welche die ihm zur Seite standen.
„Danke, ihr seid alle etwas besonderes.
Und jetzt kommt ich zeige euch den Rest des Palastes."
Immer noch bester Laune, folgte die Gruppe ihrem Trainer hinaus aus der Speisekammer. Hailey fiel wieder der abgemagerte Mann ein, sie hielt inne.
„Zagan, dürfte ich dich etwas fragen? Die Menschen, die hier arbeiten, bekommen sie genügend zu essen? Der Mann der heute Mittag die Tafel abräumte, sah so hungrig aus. Wäre es möglich ihnen den Rest des Essen zu geben? Es ist so viel und wegwerfen braucht man es dann auch nicht mehr."
„Ich werde versuchen dies durch zubekommen. Aber ich kann es dir nicht versprechen. Euch eine Karaffe Likör zu schmuggeln, ist eine Sache. Das bekommt niemand mit außer Zolag und mir. Aber den Bediensteten essen zu zuschustern, das würde Astaroth merken. Ich muss ihn um Erlaubnis bitten. Wenn seine Laune dies heute zulässt, werde ich es ihm als wichtig verkaufen."
Hailey war mit dieser Antwort zufrieden. Sie wusste das Zagan dies wirklich tun wird. Er stieg mit ihnen etliche Treppen hinab. So weit unten vernahm Cole erneut das flüstert. Irgendwie war es unheimlich, aber er wollte unbedingt wissen wo es herkam. Er würde dies schon noch herausfinden. Zagan öffnete eine große schwerfällige Tür. Die Helligkeit der Sonne blendete sie für einen Moment. Dann sahen sie den riesigen Innenhof. Die vier waren etwas verwundert. Denn der Innenhof war grün, Bäume wuchsen und spendeten Schatten. In seiner Mitte war ein schöner Schwimmteich angelegt. Niemand wusste das es hinter den Mauern des Palastes, so aussah.
Das würde ihnen auch niemand glauben.
Kayden sah sich alles genau an, er war noch immer euphorisch. Mit seiner Hand fühlte er das Wasser des Teiches. Es war zum schwimmen genau richtig. Dort würde er morgen schwimmen gehen. Summer pflügte einen Apfel vom Baum und biss genüsslich hinein. Er schmeckte irrsinnig gut. Solche Äpfel hatte sie schon länger nicht mehr gegessen.
„Dort wird euch niemand stören, das ist euer Bereich. Elben haben ihn angelegt. Das ist vermutlich der einzig schöne Platz hier in den inneren Kreisen. Komm ich zeige euch jetzt das Antiquariat. Vielleicht findet ihr dort etwas, das ihr benötigt."
Hailey stimmte nickend Zagan's Aussage zu. Ihr Mund stand offen. Alles sah so wunderschön aus. Widerwillig folgten sie ihrem Trainer zurück in den Palast. Sie blieben auf der selben Ebene. Sogar im selben Flur. Cole konnte das wispern hören, laut und deutlich. Sie kamen dem wispern immer näher.
Zagan bemerkte Cole's Gesichtsausdruck.
Dieses Mal waren wirklich außergewöhnliche Individuen unter den Auserwählten. Er musste ihm irgendwie einen Hinweis geben, welche ihn auf die alten Schriften der Magier brachten. Vielleicht gab es dort mächtige Sprüche die ihnen halfen. Zagan öffnete die Tür zum Antiquariat und ein Raunen ging durch die Gruppe. Keiner von ihnen konnte seinen Augen trauen. Der Raum stand voller Regale und diese Regale waren voller Bücher und Schriftrollen. Einige davon sahen so alt aus, sie drohten zu Staub zu verfallen, wenn man sie nur ansah. Cole war überwältigt, er fühlte sie wie im Paradies. Das flüstert war hier drin enorm, irgendwas rief nach ihm und nur nach ihm. Cole begann auf der Stelle sich zu drehen und versuchte auszumachen, woher genau das wispern kam. Zagan tritt an seine Seite und sprach so leise das nur er es hören konnte.
„Cole, die uralten Schriften der Magier sind im hintersten Abteil des Antiquariat. Ich denke dort werdet ihr ein paar antworten finden. Dort befinden sich auch wenige Schriften der Nessaja, ich habe so das Gefühl, diese benötigt ihr auch."
Cole sah Zagan nicht an, doch er sog jedes Wort das er sprach in sich auf. Mit seinem Mund formte er ein lautloses Danke. Zagan zog sich zurück und ließ seine Gruppe alleine.
Er fühlte sich gut, sehr gut sogar. Keiner bemerkte das sie längst beobachtet worden sind. Ein Beben ging durch den Palast, es kam von unten. Tief unter der Erde.
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