Die alte Trauerweide
Asuley blickte immer wieder verstohlen zu der kleinen Fee herüber. Ihre Augen wurden immer größer. Je mehr sie von diesem Reich zu sehen bekam, umso mehr Glanz war in ihnen zu erkennen. Dieses kleine Wesen faszinierte ihn ungemein. Er hatte ihre Gabe gesehen und ihren Mut, als er ihre Hand berührte. Ein solch kleines Wesen, mit solch großem Herzen. Wenn das was Sie sagten, der Wahrheit entsprach, wäre Delian gerettet. Die Nessaja könnten den Fürsten stürzen. Sie alle wären frei. Er sah, dass sie die Wahrheit sprach. Doch glauben konnte er nicht. Erst wenn er die alten Schriften sah, würde er glauben können. Denn Jahrhunderte lang lebten sie nach einem anderen Glauben. Dennoch war er fasziniert von dieser Vorstellung. Denn woher sonst, sollte diese eigenartige Gruppe, bestehend aus seltsamen Wesen, welche er zuvor noch nie gesehen hatte, von Fay oder den beiden Nessaja wissen? Dieses Geheimnis hüteten die Elben seid ihrer Geburt. Denn sonst wären die beiden längst nicht mehr am Leben.
Sally glaubte kaum was sie hier sah. Dieser Wald, mit all seinen Bäumen, Blüten und Wesen schien älter zu sein als Delian selbst. Überall grünte es, wo sie auch hinsah. Seltsame kleine Käfer, flogen leuchtend an ihr vorbei. Ihr Licht war warm. Die kleine Fee war unglaublich froh, dies hier alles sehen zu dürfen. Nie im Traum hätte sie sich Delian so vorgestellt. Auch wenn man an manchen Stellen sah, dass der Verfall bereits begonnen hatte. Sally bemerkte, dass Asuley sie immer wieder ansah. Was er wohl denken mochte? Schenkte er ihr glauben? Sie hoffte darauf. Denn die Zeit lief ihnen davon. Erst wenn jedes einzelne Lebewesen an die Göttin glauben würde, wären die beiden Nessaja stark genug. Erst dann könnten sie ihre volle Kraft ausschöpfen. Ein Schauer lief über ihren winzigen Körper. Breitete sich aus. Es galt dieses abscheuliche Wesen zu stürzen. Dann und nur dann, könnten beide Welten in Frieden leben.
Judy war äußerst entzückt. Dieser Anführer, der Sie geleitete, war das schönste Wesen welches sie je erblickt hatte. Selbst die vielen Narben, welche seinen muskulösen Körper zierten, konnten seiner Schönheit nichts abtun. Die Züge seines Gesichtes war markant und doch weich. Seine tiefblauen Augen so geheimnisvoll wie die See. Ein unbekanntes Gefühl machte sich in ihr breit. Es wärmte Judy von innen heraus. Je weiter sie in diese Welt vordrangen, umso intensiver wurde der Geruch nach Wasser. Nach Freiheit. Viel zu lange schon war sie nicht mehr in ihrem Element gewesen. Sehnte sich danach. Ihr Körper verzehrte sich nach einem Tropfen kühlem, kalten Wasser. Doch Judy wusste auch, dass sie ihre Bedürfnisse zurück stellen musste. So lange, bis sie diese Fay gefunden hatten. Denn dort würden sie sich die Nessaja finden. Die letzten ihrer Art. Jene, die von der Existenz Delian's erfahren mussten. Denn auch diese beiden mussten glauben.
Shane war das alles nicht geheuer. Aus welchem Grund, brachte dieser Junge Krieger sie nicht umgehend zu Fay? Warum wollte er in irgendwelchen Schriften nachsehen? War dies eine Falle? Waren dies jene Wesen, welche Sally in ihrem Traum gesehen hatte? Scheußlich waren sie allemal nicht. Wobei jeder Scheußlichkeit anders empfand. Er vertraute auf Sally's Urteil. Immerhin war es die keine mutige Fee, welche von Delian auserkoren worden war. Sie war der Grund, weshalb sie überhaupt hier waren. Shane würde Sally sein Leben anvertrauen. Diese Umgebung gefiel ihm. So hatte es vor Jahrhunderten auch bei ihnen ausgesehen. Er erinnerte sich an die vielen alten Pergamente, welche sein alter Herr ihm einst zeigte. Wie schön ihre Welt gewesen war, bevor der Zerfall begonnen hatte. Shane hatte die Hoffnung im Herzen. Und an dieser Hoffnung würde niemand mehr rütteln können.
Ephyra spürte die Schönheit dieses Landes. Die sanften Gräser unter ihren Füßen, konnten nur so grünen. Der laue warme Wind, flüsterte ihr zu. Erzählte ihr von längst vergangenen Zeiten. Auf ihren Lippen wart ein Lächeln. Seid sie diese Welt betreten hatten. Auch hatte Ephyra hatte auch die Herzen dieser Kreaturen gesehen. Sie waren alt und rein, wie dieser Wald, welchen sie durchschritten. Sie wusste, dass diese Wesen keine Gefahr für sie waren. Doch sie hielt auch die beiden Nessaja im blick. Welche bereits in dieses seltsame Gebilde gebracht worden waren. Noch war nichts deutlich zu erkennen. Die Zukunft war offen. Selten hatte Ephyra solch eine Situation erlebt. Denn eigentlich waren ihre Versionen immer klar und deutlich zu sehen. Dies bedeutete, das die Zukunft beider Welten noch nicht geschrieben war.
Robby und Bölly fanden es hier sehr schön. Die beiden Gnome waren äußerst entzückt von diesem Wald. Bölly versuchte vergebens, einen dieser leuchtenden Punkte zu fangen. Doch immer wenn er nach ihnen griff, waren sie plötzlich verschwunden. Robby versuchte derweil, einige der vielen Gräser, welche hier wuchsen. Ihre Geschmäcker waren so unterschiedlich. Von süß über herb bis bitter. Doch allesamt in ihrer Weise sehr schmackhaft. Nichts im Vergleich zu den ausgedörrten Gräsern in ihrer Welt. Hin und wieder erschrak sich Bölly und wurde für Sekundenbruchteile unsichtbar. Was Robby äußerst lustig fand.
Asuley spürte bereits die Kraft, welche von der alten Trauerweide ausging. Es war ein unglaublich starkes Gefühl. Es war die Kraft, welche durch seinen Körper floss. Dieser uralte Baum, war magisch. Und als er ihn sah, wurde er erneut daran erinnert. Sally traute ihren Augen nicht. Höher als alle anderen Bäume hier erstreckte sich die Weide hoch in die Lüfte. Ihr Blätterkleid war nicht einfach nur grün. Es leuchtete in grün, violett und Blautönen. Die Blüten dieses Baumes, schienen nicht fest verwachsen zu sein. Es sah aus als würden sie schweben. Die nach unten immer dünner werdenden Äste, leuchteten pulsierend. Es sah aus wie ein Vorhand aus purem Licht. Selbst seine Wurzeln glimmten. Es sah aus, als würde hier das Leben entspringen. Sally verstand nun, warum Asuley darauf bestand, die Schriften zu lesen. Denn augenscheinlich war dieser Baum für diese Wesen ihr Gott. Der Umfang des Baumes war so weitläufig, dass sie allesamt in sein Inneres schreiten konnten. Ohne das es beengend war. Sally erblickte die feinen Adern, welche leuchtend in winzigen Abständen den gesamten Baum durchflossen. Es war sein Lebenssaft. Doch als sie genauer hinsah, erblickte sie, dass dies nicht einfach Adern waren. Sondern seltsame Zeichen. Waren dies die alten Schriften, von denen Asuley sprach. Es musste so sein, dies war sich Sally sicher.
„Dies sind die alten Schriften. Im Baum des Lebens festgehalten. Ist er nicht wunderschön?", hauchte Asuley und fuhr sanft über die glimmenden Zeichen.
Eigentlich war es ihm nicht gestattet ins Innere vorzudringen. Doch dies war eine neue Situation. Er musste es erfahren. Ob das, was dieses kleine Wesen von sich gab, stimmte.
„Unglaublich. So etwas habe ich noch nie erblickt.", fiepte die kleine Fee. Dessen Augen nun noch mehr zu glänzen schienen.
„Gibt mir einen Moment, ich werde ihn um seine Weisheit bitten.", gab Asuley ehrfürchtig von sich und schloss seine Augen. Denn er wusste, nur mit dem Herzen sieht man gut.
Judy blickte ihn fasziniert an. Wie sanft seine Berührungen waren. Wie der Baum darunter zu glimmen begann. Es sah aus, als würde er ihn liebkosen. Plötzlich lag eine Spannung in der Luft. Sämtliche kleinen Härchen stellten sich senkrecht auf. Ein wohliger Schauer überlief sie. Und sie sah, das es allen so erging.
„Du sprachst die Wahrheit kleines Wesen. Nicht der Baum ist Unser Gott. Es ist die Göttin über den Welten. Delian."
Asuley war erstaunt. Nie hätte er gedacht, dass dies die Wirklichkeit war. Das Sie all die Jahre dem falschen Gott huldigten. Seinem Volk dies nahe zubringen, war kein wirkliches Problem. Denn hier war alles festgehalten. Er musste es ihnen nur zeigen. Mit der Kraft dieses Baumes und seiner Gedanken. Doch die mussten sich eilen, denn viel Zeit hatten sie nicht mehr. Es galt auch die anderen Bewohner zu überzeugen. Zumindest das Volk der Menschen und das, der Magier. Die Dämonen würden sich niemals bekehren lassen. Zumindest nicht jene, die dem Fürsten folgten. Als er sein Wissen preisgab, erzitterte der Boden unter ihren Füßen. Wie eine Welle breitete es sich aus. Bis in den entlegensten Ecken Delian's. Bis der letzte seiner Art, von der Göttin erfuhr.
„Nun kleine Fee, werden wir euch zu Fay geleiten. Sie weiß bereits von eurer Ankunft. Wir sollten uns eilen.", wandte Asuley sich der Gruppe zu.
Ein lauter pfiff Drang aus seinem Mund. Der Boden erzitterte erneut. Als diese wunderschönen Wesen herbei gelaufen kamen.
Diese enorme Artenvielfalt lies die kleine seltsame Gruppe Erstaunen. Sally hoffte, das ihr Weg nicht weit war. Denn zu spät durften sie nicht eintreffen. Dann wäre alles verloren.
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