Das Erlangen
Als ihre Tränen versiegt waren, stieg Hailey vom Boden auf und schritt schwerfällig Richtung Waschraum.
Sie sah das dort eine Feuerstelle war, vermutlich zum erhitzen des Wassers.
Die Feuerstelle war in Stein gebettet und über ihr befand sich eine riesige Auffangwanne aus Gestein, von der ein Rohr über den Trog ragte. Es gab zwei Schieber aus dickem Holz die man nach oben ziehen konnte. Einen an dem aus der Wand kommenden Rohr und einer vor dem Rohr das über dem Trog ragte.
Hailey nahm die Feuersteine und entfachte das Feuer.
Sie zog am ersten Schieber, der sich an dem Rohr über der Feuerstelle befand und Wasser lief in die Auffangwanne. Sie war fasziniert von dieser Konstruktion. Dies kannte sie nicht, wie fortschrittlich hier in den inneren Kreisen doch alles war. Durch das Feuer wurde nicht nur das Wasser erhitzt, es wärmte den ganzen Raum auf. Ihre Stirn pulsierte noch immer, ein pochen das vermutlich nie wieder aufzuhören vermag. Während das Wasser sich erhitzte, ging sie zu dem blechernen Spiegel. Der an der gegenüberliegenden Wand hing. Vorsichtig zog sie ihre Kette aus. Vor Schock ließ Hailey ihre Kette zu Boden fallen. Ungläubig sah sie in den Spiegel. Mit ihrer Hand tastete sie vorsichtig den gleißend Hellen Ring auf ihrer Stirn ab. Das war unmöglich, was geschah nur mit ihr?
War sie krank? Schnell hob sie ihre Kette wieder auf und zog sie wieder an. Sie musste unbedingt mit Fay sprechen, leider hatte sie keine Ahnung wie sie das anstellen sollte. Denn sie durfte den Palast nicht verlassen. Ihre Hand glitt vorsichtig in die Auffangwanne, das Wasser hatte mittlerweile eine angenehme Temperatur. Sie zog den Schieber über dem Badetrog nach oben und das Wasser ergoss sich plätschern in ihn hinein. Dampf erfüllte augenblicklich den gesamten Raum. Auf dem kleinen hölzernen Tisch neben dem Trog, standen mehrere Tiegel, gefüllt mit duftenden Ölen. Einer davon roch wie die Trauerweide an einem lauen Sommertag, nach dem es geregnet hatte. Sie goss etwas von dem Öl ins Wasser. Hailey zog sich aus und stieg vorsichtig in den Trog. Die Hitze des Wassers schmeichelte ihren müden Knochen und ihren verspannten Muskeln. Sie wusch sich die Strapazen dieser Nacht von sich. Der silberne Schein der Monde drang durch das Oberlicht zu ihr herein und legte sich auf sie wie eine zweite haut. Sie traute ihren Augen nicht, als sie nach unten auf das Wasser sah. Wassertropfen formten sich auf der Oberfläche und stiegen langsam hinauf Richtung Decke. Die Luft um sie herum begann zu wirbeln. Sie nahm die Wassertropfen mit, ließ sie umher wirbeln.
Hailey saß einfach nur da und starrte das Schauspiel, das sich ihr bot, an. Die Luft war elektrisiert, so sehr sogar das sie das knistern hören konnte.
In ihrem Innern spürte Hailey, das dies von ihr auszugehen schien. Ein mächtige kribbeln bahnte sich seinen Weg durch ihren Körper und sie liebte dieses Gefühl. Ihre Haut war mit Unmengen feinen leuchtenden Linien übersät. So als bestünde ihr Lebenssaft nicht länger aus Blut, sondern aus purer Energie. Das pulsieren auf ihrer Stirn fühlte sich nicht länger schmerzhaft an, nein es war ein großartiges Gefühl. Das die Leere in ihrem inneren Vertrieb und sämtlichen Platz für sich beanspruchte. Es war so als ob die Energie dort oben auf der kleinen Erhebung ihrer Stirn, ihren Ursprung hatte. Hailey schloss ihre Augen, was sie sah faszinierte sie erneut.
Eine Art Faden aus diese Energie, leuchtete stark und gleichmäßig. Dieser Faden genoss ihre Aufmerksamkeit, sie sah das auch dieser pulsierte. Das Kribbeln wurde immer stärker.
Vorsichtig öffnete sie wieder ihre Augen. Ihr Herz schlug schneller, als sie den Schwindel bemerkte. Das leuchten der feinen Linien wurde immer stärker. Dann brach es aus ihr heraus. Gleißend Helle pure Energie. Hailey sah noch das sie sich einen Weg durch die vielen Schlitze, das Oberlicht und den Löcher im Gemäuer suchte und die Nacht kurzzeitig zum Tage wurde.
Ehe sie schlaff in den Trog sank. Die Dunkelheit übermannte sie und trug sie weit fort, von dort wo sie war.
***
Kayden lag auf seiner Pritsche und genoss die Stille, die sich endlich über diesen schrecklichen Ort legte. Seine Gedanken waren verstrickt. Immer wieder schallen seine eigenen Worte durch den Kopf. Jene Worte die er Astaroth entgegen schmetterte. Er war stolz, solch einen Mut aufzubringen. Auch wenn er wusste das es seinen Tod hätte bedeuten können.
Er sah durch das offene Fenster hinaus in die Nacht. Hinauf zu den beiden Monden. Sie standen schon sehr tief. Kayden mochte die Sterne. Ob es dort auch leben gab? Ob es diesen Bewohnern auch so schlecht ging wie Ihnen? Knistern drang an sein Ohr, was ihn aufschrecken ließ. Aufmerksam sah er sich um. Winzig kleine Steine erhoben sich von dem Boden vor ihm in die Höhe. Kayden rieb seine Augen, doch die Steine schwebten noch immer in der Luft. Er sah angestrengt nach draußen und auch dort schwebten allerhand Gegenstände. Er konnte jede Menge kleine Lichtblitze sehen. Oder bildete er sich das nur ein? Sein Tattoo begann zu jucken und das prickeln in seinem Körper verbreitete sich rasend schnell. Kayden schloss seine Augen und atmete tief durch. Vor seinem inneren Auge sah er eine Art Faden aus vielen glitzernden Eiskristallen. Er pulsierte langsam, aber zunehmend vor sich hin. Als er seine Augen öffnete, sah er einen riesigen Gesteinsbrocken vor seinem Fenster. Grade als er nach ihm greifen wollte, um sich zu vergewissern das er echt ist, spürte er eine enorme Druckwelle. Gleißend helles Licht fegte in Sekundenbruchteilen über Delian hinweg, ehe es wieder erlosch. Ein Grollen störte die Stille der Nacht und der Boden unter ihm begann zu Beben, als alle Steine zu Boden sausten. Fasziniert sah Kayden wie der große Gesteinsbrocken aufschlug und in tausende Stücke zersplitterte. Sein Herz schlug schnell und das wohlige brennen in seinen Venen wuchs immer mehr heran. Er sah auf seine Hände herab, seine Haut glich einem einzigen Eiskristall. Auf seiner Nasenspitze landete eine winzige Flocke. Kayden sah verdutzt nach oben, doch dort war nur die geschlossene Decke zu sehen.
Dennoch sah er viele winzige Kristalle die langsam zu Boden glitten. Mit jedem seiner Atemzüge tanzten mehr und mehr Kristalle in seinem Gemach. Er konnte seinen Atem sehen, so kalt schien es plötzlich zu sein. Doch Kayden fror nicht. Angst mischte sich in seine Gefühle ein. Und je schneller er Atmete um so mehrere Kristalle verbreiteten sich rasend schnell in seinem Gemach und über dieses hinaus. Ungläubig fasste er die Mauer an, die binnen Sekunden mit Eis überzogen war. Er sah hinaus in die Nacht, wie sich das Eis seinen Weg an der Mauer hinab suchte und sich auch den Boden zueigen machte. Kayden's Herz schlug immer schneller. Er sah hinab auf seine Hände. Doch das was er dort sah, waren nicht mehr die seinen. Es waren funkelnde durchsichtige Hände. Die Angst in ihm wuchs immer mehr an. Ohne es zu bemerken ging er erst einen, dann noch einen Schritt zurück. Als er den Schwindel bemerkte, war es schon zu spät. Kayden versuchte mit letzter Kraft zu seiner Pritsche zu kommen. Doch ehe er sie erreichte, ging er zu Boden. Die Welt über ihm begann sich immer schneller zu drehen. Er schloss die Augen und glitt davon.
***
Fay saß auf Hailey's Platz ihrer Trauerweide.
Ihre Tränen liefen noch immer ihre Wangen hinab. Ob sie je wieder zu weinen aufhören würde? Sie blickte hinauf zu Horizont, die beiden Monde standen bereits sehr tief.
Ihr Blick glitt in jene Richtung, in der Astaroth's Palast stand. Sie spürte Hailey's Verzweigung, klar und deutlich. Doch dort war noch was anderes das sie spürte. Etwas das sich seinen Weg an die Oberfläche bahnte. Hailey's Kräfte. Sie sah das Gesteinsbrocken und tote Baumstämme wie von Geisterhand zu schweben begannen. Genau in diesem Moment überlief gleißend helles Licht Delian. Überall um Fay herum knisterte es und winzig kleine Blitze waren zu sehen. Ehe es wieder dunkel wurde. Die Steine und die Baumstämme sausten zu Boden, der unter diesem Aufschlag zu Beben begann. Fay hoffte das niemand den Ursprung für dieses Phänomen fand.
Doch was jetzt geschah ließ Fay Wort wörtlich das Blut in den Adern gefrieren.
Sie sah in der Ferne wie die Kälte sich über den Boden fraß. Auf ihrem Arm landete eine Flocke. Fay konnte ihren Atem sehen so kalt wurde es plötzlich. Das muss der Junge sein, keine Frage. Das Eis breitete sich rasend schnell über Delian aus, ehe es so plötzlich wie es gekommen war, wieder verschwand. Sie starrte noch lange hinauf zu den Sternen und betete zu ihren Geistern. Die betete für die beiden Kinder, jene die Delian retten konnten. Wenn sie die Chance dazu bekamen.
***
Cole erschrak fürchterlich, als es plötzlich hell wurde. Im Bruchteil einer Sekunde stand er kampfbereit in seinem Gemach. Auf seinen Kopf prasselten mehrere kleine Steine nieder. Dann bebte die Erde. Was war hier nur los? Lag es an diesem Ort, oder war das an der Oberfläche immer der Fall? Nein sowas war zuvor noch nie geschehen, wenn er nachts draußen war. Mit zitternden Knien setzte er sich wieder auf seine Pritsche und rieb sich sein Gesicht. Steine die Fliegen, gleißend helles Licht und die Erde die erneut bebte. War das Ein Zeichen das es mit Delian, ihrer Welt nun zu Ende ging? Er sah hinaus in die Dunkelheit und was er dort sah raubte ihm den Atem. Eis kroch durch sein Fenster hinein. Ungläubig schritt Cole näher heran und blickte hinab zum Boden. Kleine Flocken tanzten vor seinen Augen und das Eis breitete sich über Delian hinweg. Cole's Zähne begannen zu klappern, er fror. Er blickte hinauf zu dem Fenster über seinem. Dort schien der Ursprung dieses Phänomen zu sein. Und er wusste genau wessen Gemach sich dort befand. So schnell wie das Eis gekommen war, so schnell war es plötzlich auch wieder weg. Er versuchte eine Erklärung dafür zu finden. Doch es gab einfach keine. Er musste mit Kayden sprechen, dringend. Und er hoffte für ihn das es sonst niemand mitbekommen hat.
Es dauerte eine Ewigkeit bis Cole endlich einschlief. Und es war kein besonders erholsamer Schlaf.
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