Angriff
Cole vernahm eine sanfte helle Stimme. Sie rief nach ihm. Zuerst dachte er, es sei das Grimoire. Doch dies war es definitiv nicht. Er war so in seinen Zauber vertieft, dass er diese Glockenhelle Stimme kaum wahr nahm. Obwohl sie eigentlich so nah war. Selbst Kayden, Hailey, Summer und Malu sahen sich nun um. Sie hörten es auch.
Die Erde unter ihren Füßen bebte, so sehr, dass Summer's Herz zu stocken begann. Das zittern übernahm ihren Körper, als sie ein tiefes grollen vernahm.
Summer wusste genau, zu wem dieses Geräusch gehörte. Sie hatte bereits Bekanntschaft mit einem von seiner Sorte geschlossenen. Vor garnicht allzu langer Zeit, in dem Antiquariat. Jetzt war eines dieser Biester ihnen ungeheuer nah. Kayden spürte die Angst in Summer, er sah wie ihr die Konzentration entglitt. Denn Schlieren durchzogen plötzlich den Schutzzauber. Sein Kopf schnellte zu Hailey und Malu.
„Cole, der Zauber! Er, er ist nicht mehr konstant", schrie er und blickte zu den Wipfeln der Bäume. Denn dort hatte er eine Bewegung vernommen.
Auch Hailey blieb dies nicht verborgen. Ihr Kopf schnellte in die Höhe. Sie fühlte den Hass von Régare und den Hass der Bestie. Aber da war noch etwas. Etwas weitaus stärkeres.
Hoffnung.
Hoffnung und Glaube.
Erneut ertönte die glockenhelle Stimme.
Cole riss seine Augen auf.
„Ich weiß, Kayden! Ich kann ihn nicht länger halten! Wir müssen... kämpfen", presste Cole angestrengt hervor.
Dann entglitt ihm der Zauber. Schnell raffte sich die kleine Gruppe auf. Malu schlossen sie in ihrer Mitte ein. Rücken an Rücken standen sie dar und sahen sich aufmerksam um. Hailey hielt die Sehne ihres Bogens gespannt und atmete ganz ruhig. Ihr Blick umfasste alles was vor ihr und über ihnen geschah.
Kayden hielt sein mächtiges Schwert mit beiden Händen fest, doch etwas schien mit ihm zu geschehen. Sein Oberarm wurde von Minute zu Minute kälter. Dort wo sich das Tattoo befand, welches seine wahre Herkunft verbarg. Er spürte ein kribbeln, als würde sich der eisblaue Phönix bewegen. So wie es Krümel bei Hailey tat. Cole hatte ihm zuvor Leben eingehaucht, doch bewegt hatte sich sein Phönix bis dato nicht. Nur die Macht hatte Kayden gespürt. Doch nun war es anders.
Cole wusste, dass der Schutzzauber nur noch außerhalb der Arena fungierte. Hier drin, waren sie nicht länger verborgen. Als er erneut seinen Namen vernahm, zuckte Cole zusammen. Der Ruf war so grell, dass wer auch immer nach ihm rief, jeden Moment die Büsche durchbrechen musste.
Summer zitterte derweil am gesamten Leib. Sie wollte nicht erneut auf einen Höllenhund treffen. Oder auf diesen fiesen Elben. Wie konnte jemand so Mordlüstern sein?
„Es ist so weit, Régare ist da", flüsterte sie mit belegter Stimme.
Zugleich hörte ein jeder von ihnen das Zischen von Hailey's Pfeilen. Schnell, konstant und unaufhaltsam schoss sie einen Pfeil nach dem anderen. Der Elbe wich den Pfeilen gekonnt aus. Auch wenn ihn zwei Pfeile streiften, fuhr er mit seinem Angriff fort. Vor Kayden begannen die Bäume zu rascheln. Wie Streichhölzer brachen einige von ihnen und fielen lauthals zu Boden.
Auch Cole sah, wie die Sträucher und Büsche vor ihm in Bewegung geraten. Doch dies war kein Höllenhund. Murmelnd versuchte er zu verstehen, was da schnellen Schrittes auf ihn zu eilte. Es war nichts Böses, dies fühlte er. Dennoch war etwas sehr großes dabei. Mehrere Kreaturen. Dies offenbarte sein Zauber. Cole drückte seinen Rücken durch.
„Bist du dir sicher, dass uns Astaroth immer noch nicht sehen kann", gab Hailey angespannt zurück Und ließ den nächsten Pfeil durch die Luft sausen.
Einmal mehr war sie dankbar für den endlos Zauber von Summer und Cole. Ihre Pfeile würden nicht versiegen. Zumindest nicht, solange keiner der beiden verletzt würde.
Angespannt zitternd blickte Summer in den dichten Wald hinein. Auch dort brachen die Bäume wie dünne Äste ab. Es war nicht nur ein Höllenhund, es waren zwei. Die Gruppe rückte noch etwas enger zusammen. Sie waren umzingelt.
„Der Zauber nach außen ist konstant!", schrie Cole und formte seine Hände zu schalen, in dessen Mitte sich eine kugel aus Energie formte.
Summer tat es ihm gleich, doch immer wieder entglitt ihr die Energie. Es war die Angst in ihr, die ihre Konzentration ins Schwanken brachte.
Sally sah durch die Sträucher eine Gestalt. Einen Jungen, in dessen Händen sich ein Ball aus gleißend hellem Licht befand. Ihr kleines Herz machte einen Satz. Das waren sie. Die Gruppe, die sie suchten. Das war Cole. Eindeutig.
Nur noch wenige Meter trennten die beiden Gruppen.
Shane blickte immer wieder angespannt über seine Schulter zurück. Er spürte das riesige boshafte Monster, welches längst ihre Verfolgung aufgenommen hatte. Sally musste ja wie eine verrückte brüllen. Sein Blick glitt zu dem schmalen Zufluss, wo Judy's Flosse immer wieder die Oberfläche durchbrach. Von Bölly und Robby war immer noch nichts zu sehen. Die beiden Gnome, blieben verborgen. So musste Shane nur auf die beiden vor sich und Ephyra auf seinem Rücken achten. Doch könnte er dieses mächtige Wesen besiegen? Seine Hoffnung schwand.
„Da vorne, Shane! Da sind sie. Die Gruppe! Die Nessaja", schrillte Sally über den Lärm in dieser friedvollen Umgebung hinweg.
Shane kniff seine Augen zusammen und blickte durch die dicht bewachsenen Büsche und Sträucher hindurch. Tatsächlich, dort standen vier seltsam aussehende Kreaturen. Rücken an Rücken mit gezogenen Waffen. Einmal mehr war er von der kleinen Fee überrascht. Sie hatte recht.
Régare sprang von der Krone des Baumes und landete wenige Meter vor Hailey. Sein Grinsen war so boshaft, das ihr das Blut in den Adern gefror. Hailey wusste, dass er nicht aufgeben würde. Er wollte kämpfen, bis in den Tod. Hailey ließ ihren Bogen fallen und zog ihre Schwerter. Niemals würde sie zulassen, dass Malu etwas geschehen würde. Nicht heute und nicht an einem anderen Tag.
„Jetzt wirst du dafür büßen, dass du dich mir in den Weg gestellt hast", zischte Régare gefährlich und ging in Lauerstellung.
Krümel regte sich auf Hailey's Bauch. Der Diamantförmige Kopf kroch aufwärts zwischen ihren Brüsten empor und schlängelte sich über ihre Schulter zu ihrem Arm. Hailey wusste, er war bereit. Denn sie spürte seine Unruhe deutlich. Grinsend nickte sie in sich hinein. Die macht welche in ihr wohnte, fühlte sich gut an.
„Du willst also sterben Régare. Dann komm nur her. Du bist nicht würdig, dich einen Elben zu nennen", flüsterte sie leise und genau in dem Moment wo Régare losstürmte, durchbrach der erste Höllenhund die letzten Bäume. Welche die Gruppe vor ihnen verbarg.
Summer's Kopf schnellte in Richtung Kayden, welcher sein Schwert geradeaus auf den Höllenhund hielt. Eine eisige Kälte breitete sich aus. Der Boden unter Kayden begann zu frieren. Kleine Wölkchen verließen seinen Mund und fielen als Eiskristalle zu Boden. Kayden setzte seine Kraft ein.
„Lass den Phönix frei", schrie Cole, ohne seinen Blick von den Sträuchern zu wenden.
Denn er wusste nicht was genau dort auf ihn zukam. Er fühlte wohlgesinntes, aber auch eine Präsenz des Bösen.
Hailey wich derweil gekonnt den Angriffen des Elben aus. Drängte ihn zurück und hielt ihn so von Malu fern. Denn sie wusste, er wollte ihren Tod. Wie ein Wirbelwind bewegte sich sich um ihn herum. Es war ein leichtes für sie, denn sie wusste, wie die Elben kämpften. Asuley hatte es ihr selbst beigebracht.
Auch vor Summer kamen jetzt drei riesige Köpfe zum Vorschein. Sabbernd, keifend und mit gefletschten Zähnen. Ihre Angst war enorm. Doch ihr Überlebenswillen war stärker. Wie aus dem nichts formte sich die Kugel aus reiner Energie und sie schleuderte sie einem der Köpfe entgegen. Ein wütendes Geheule ertönte, als der Ball die Schnauze des Höllenhundes traf.
Kayden ließ der Kraft freien Lauf und spürte wie der Phönix sich zu lösen begann. Winzige weiße Flocken tanzten vor seinen Augen und manifestierten sich langsam zu diesem mächtigen Vogel. Ein greller Schrei übertönte die Höllenhunde und mit einem kräftigen Flügelschlag, schleuderte der Phönix Eiszapfen in Richtung des Höllenhundes.
Cole sah für einen Moment über seine Schultern. Grinsend nickte er zuversichtlich. Er wusste, dass egal was sich ihnen in den Weg stellen würde, keine Chance hatte. Sie hatten die Nessaja und sie hatten ihre mächtigen Verbündeten. Heute war der Tag, an dem Astaroth fallen würde.
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